Berufswunsch: etwas mit Kindern...
Die Tochter einer Bekannten sucht im Moment nach Möglichkeiten was ihren weiteren bzw. späteren Berufswunsch anbelangt, und da wollte ich mich auch an euch wenden bezüglich Ideen.
Sie ist 16 und macht nun nach erfolgreichem Hauptschulabschluss ihr letztes Jahr Schule. Die Noten sind sehr gut, aber eben "nur" Pflichtschule. Sie möchte unbedingt etwas mit Kindern machen und ist sich weder schlüssig was sie beispielsweise als Kindergärtnerin an beruflichen Aussichten erwartet, noch was sie ansonsten noch anstreben könnte. Hat vielleicht jemand Tipps und Erfahrungen?
Kindergärtnerin beziehungsweise inzwischen Erzieherin kann man ja nur mit einem Abschluss der mittleren Reife oder höher werden, aber ein Schritt in die richtige Richtung wäre, wenn die Tochter Deiner Bekannten eine Ausbildung als Sozialassistentin macht, darauf könnte sich dann die Ausbildung zur Erzieherin aufbauen. Ich weiß aber nicht, inwieweit sie dann die mittlere Reife nachholen muss oder kann. Jedoch kann bei der Ausbildung der Abschluss der Fachhochschulreife erworben werden.
Auch vorstellbar ist eine Ausbildung als Arzthelferin bei einem Kinderarzt oder eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester, aber ich befürchte, auch hier wird ein Abschluss der mittleren Reife jeweils benötigt. Ist es denn partout nicht möglich, dass das Mädchen noch diese nachholt, einfach, um bessere Chancen für eine Ausbildung in dem Bereich zu haben. Wurde hier nicht eine Berufsberatung in Anspruch genommen? So etwas wird doch in den Schulen nach wie vor angeboten, oder etwa nicht?
Viel mehr mit Kindern kann man eigentlich auch nicht wirklich arbeiten, glaube ich jedenfalls. Als Tagesmutter ist das Mädchen noch zu jung und es bräuchte da auch mal Erfahrung in der Betreuung mit Kindern. Ist es möglich, dass das Mädchen vielleicht einfach mal ein Praktikum in dem Bereich macht und dazu auf kleine Kinder als Babysitter aufpasst? Sie könnte dafür vorher noch einen Kurs für Babysitter machen, was ihr sicherlich auch zugute käme.
Was mich persönlich interessieren würde, ist, warum das Mädchen mit Kindern arbeiten möchte und was sie sich davon verspricht. Welche Motivation steckt dahinter? Dann könnte man da vielleicht auch aufbauen.
So wie ich das verstanden habe, hat das Mädchen ihren Hauptschulabschluss und geht jetzt noch ein Jahr zur Schule um danach die Mittlere Reife zu haben. Wenn sie gerade in ihrem letzten Jahr ist und noch immer kein konkreten Vorstellungen hat, würde ich ihr zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr raten. Da könnte sie zB ein Jahr lang in einem Kindergarten arbeiten und schauen ob ihr die Arbeit überhaupt so sehr liegt wie sie denn denkt. So ein Jahr ist natürlich auch ein Pluspunkt bei Bewerbungen. Meine Schwester ist auch Erzieherin, brauchte aber damals dafür Fachabitur. Inwiefern das immer noch so ist weiß ich allerdings nicht, es reichte damals aber wenn man das zusätzlich zu den 3 Jahren Berufsausbildung anhängte. Also ging man 4 statt 3 Jahre zum Berufskolleg, hatte danach aber Fachabi + Ausbildung in der Tasche.
Möchte sie mit Kindern arbeiten und dabei noch einigermaßen gutes Geld verdienen, sollte sie eine Mittlere Reife nachholen. Das geht schon nach einem Jahr und man hat dann viel bessere Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz, mit Hauptschule kann man es doch überall vergessen und wird meistens in der Leiharbeit landen, weil die meisten eben einen besseren Abschluss fordern.
Wenn sie die Mittlere Reife erworben hat, kann sie Erzieherin werden. Mit einem halben Jahr länger, hat sie dann sogar ein Fachabitur und könnte auch studieren. In Thüringen dauert die Erzieherausbildung 5 Jahre. 2 Jahre Kinderpflegerausbildung oder Sozialassistentenausbildung und dann 3 Jahre Erzieherausbildung. Natürlich kann man mit einem gewissen Sinn für die Sache auch Krankenschwester werden, allerdings braucht man hier auch Mittlere Reife und einen guten Abschluss. Man muss eben auch einen gewissen Grad an Bildung aufweisen, um auf unsere Kinder losgelassen zu werden. Ich rate ihr es daher an, das eine Jahr mehr zu machen und dann besser ins Leben zu starten. Ich denke es ist durchaus schaffbar, wenn ihr Noten wirklich gut sind.
Ich wollte auch unbedingt etwas mit Kindern später machen. Und da ich mich sehr für Humanbiologie interessiere, dachte ich ich werde Kinderärztin. Nur ist da hier sau schwer. Bei diesen NC's heutzutage. Jetzt studiere ich Chemie.
Hat nichts mit Kindern zu tun.
Ich bin gerade wieder aus Frankreich zurück, nachdem ich dort 4 Wochen lang die Ausbildung zum Betreuer gemacht habe, quasi die französische Version unserer Juleica (Jugendleitercard), die benötigt wird, um Kinder in Ferienlagern zu betreuen. Die Ausbildung bestand aus einer Woche Theorie und die restlichen drei Wochen absolvierte ich ein Praktikum, bei dem ich mit Kindern zwischen 3 und 12 zu tun hatte, hauptsächlich aber in der Gruppe der 6-jährigen eingeteilt war.
Vielleicht wäre ein solches Praktikum auch eine Variante für die Tochter deiner Bekannten? Ich weiß nicht, ob es etwas ähnliches in Deutschland gibt, denn eigentlich sind 4 Wochen eine gute Zeit: Nicht zu kurz - man bekommt einen Eindruck davon, ob man diese Arbeit langfristig ausüben könnte oder nicht. Andererseits sind 4 Wochen auch nicht zu lang, denn sollte es einem doch überhaupt nicht gefallen, sind 4 Wochen aushaltbar.
Hier wurden ja schon einige gute Ansätze gebracht, werde sie nochmal kurz zusammenfassen und ergänzen:
- Mit einem Hauptschulabschluss, ist eine Ausbildung zum Erzieher direkt nicht möglich
- Falls die Möglichkeit besteht die mittlere Reife zu erlangen, sollte nach Möglichkeit eine Qualifizierung angestrebt werden, da mit einer FOR-Q (Fachoberschulreife mit Qualifikation) das Fach- bzw. Vollabitur gemacht werden. Mit diesem ist eine Erzieherausbildung auf direktem Wege möglich
- Höhere Abschlüsse können nachgeholt werden, durch andere Ausbildung(en) (z.B.: Kinderpfleger, Sozialhelfer)
Die Sache mit einem Vorpraktikum bzw. einer JuLeiCa, ist eine gute Idee, erstens lernt man die ersten Grundlagen kennen, zweitens hat man damit bei einer Bewerbung bereits Interesse auf diesem Gebiet bewiesen. Was ich nun noch raten würde, da sie ja erst 16 ist, sich auch in anderen Bereichen mal umzuschauen und gegebenenfalls einige Praktika zu absolvieren bevor sie sich für eine Ausbildung entscheidet.
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