Kann Faulheit wirklich zur Gewohnheit werden?

vom 21.08.2012, 22:38 Uhr

Mir ist aufgefallen das Faulheit zur Gewohnheit vieler Deutscher wurde. Menschen mit vielen Enttäuschungen lassen sich einfach gehen und werden faul, das schlimmste daran ist, sie gewöhnen sich daran. Zum Beispiel Arbeitssuchende, wenn sie nach einer längeren Zeit nicht fündig werden lernen sie mit dem wenig Geld um zu gehen und gewöhnen sich daran nichts zu tun. Kaum jemanden interessiert es was mit diesen Leuten ist. Diese Leute sollten mehr ermutigt werden und es soll für sie mehr Chancen geben.

Noch ein großes Beispiel sind die Jugendlichen heutzutage, sie haben immer weniger Regeln und Disziplin. Sie werden kaum noch ermutigt etwas zu tun. Es gibt auch viele Familien welche es sich gar nicht leisten können ihre Kinder zu beschäftigen. Meiner Meinung nach sollten es mehr Möglichkeiten für Kinder geben sie zu beschäftigen, damit ihnen die Faulheit gar nicht zur Gewohnheit wird. Was denkt ihr darüber? Und wie sieht es bei euch im Ort aus mit der Beschäftigung Jugendlicher ? Wie erklärt ihr Faulheit und in welchem Zusammenhang?

» Adrianaflensburg » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,29 »



Grade viele Jugendliche tun heute oft einfach nichts, da hast du schon recht. Dies wird dann als "chillen" abgetan und ist seit einigen Jahren wohl schon zum Alltag vieler Jugendlicher geworden, die nach der Zeit in der Schule oder nach der Arbeit/Ausbildung einfach ihre Ruhe suchen und entspannen möchten. Wie viel Entspannung jeder braucht ist sicherlich von Person zu Person unterschiedlich, aber auch ich denke oft, dass es der eine oder andere mit dem "nichts tun" ein bisschen übertreibt und er seine Zeit die er dort lebt, einfach vergeudet.

Ich kann auch aus eigener Erfahrung sprechen und dein Beispiel mit den "arbeitssuchenden" bestätigen. Ich habe recht lange gebraucht, einen Ausbildungsplatz zu finden und ohne zu übertreiben habe ich bestimmt fünfzig Absagen bekommen und mit der Zeit lässt die Motivation einfach nach und man hat in der Zeit, wo man arbeitssuchend ist, natürlich nicht viel zu tun, bezieht dann wohl möglich noch Arbeitslosengeld und wird fürs nichts tun "belohnt", auch wenn das Geld natürlich weniger ist, als wenn man arbeiten gehen würde. Hier würden sich dann wahrscheinlich früher oder später viele damit abfinden und die Suche einfach aufgeben und somit wird die Faulheit, wie du sie beschreibst bei vielen zum Alltag. Die Betonung liegt hierbei auf "bei vielen" und sicherlich nicht bei allen, wie immer wird es auch Menschen geben die alles andere als faul sind, trotz langer Suche nach Arbeit, etc.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn man in seinem Leben viele Enttäuschungen erlebt hat, dann ist das daraus resultierende keine Faulheit, sondern Resignation. Man gibt sich keine Mühe mehr und hat auch keinen Ehrgeiz und keinen Elan um im Leben weiter zu kommen, zu kämpfen und sich voran zu bringen. Es gab eben zu viele Enttäuschungen und diese haben einem die Zuversicht und Hoffnung geraubt. Das ist dann am Ende auch keine Faulheit, sondern eine Art sich gehen zu lassen, die man auch mit Depressionen verbinden kann.

Wenn es jetzt um Arbeitssuchende geht, dann würde ich an sich vielleicht schon sagen, dass es hier einzelne Exemplare gibt, die sich einfach tatsächlich daran gewöhnen, dass sie nicht mehr arbeiten müssen. Sicherlich sucht man in den ersten Wochen und Monaten noch nach Arbeit, aber ich sage mal so, jemand der vorher nicht unbedingt Ingenieur oder Arzt war, sondern auch einen Job mit wenig Verdienst hatte, den wird es vielleicht gar nicht stören, dass er jetzt so wenig Geld hat und der kommt auch so damit aus. Sucht man sich Arbeit, wäre das Verhältnis von Arbeit zu Geld schlechter, als in der Situation eines Arbeitslosen.

An sich aber kann man auch hier häufig einfach von einer Resignation sprechen, denn je nachdem welchen Beruf man gewählt hat, gibt es hier auch große Konkurrenz und nicht immer hat man gute Chancen, hier etwas zu bekommen. Nach vielen Bewerbungen, in denen man auch keinen Fehler erkennen kann, wenn man aber dennoch keine Stelle bekommt, nimmt einem das eben durchaus auch mal den Mut und Ehrgeiz, dass ist nachvollziehbar, wenn man mich fragt.

Den Aspekt mit den Jugendlichen finde ich jetzt aber ehrlich gesagt irgendwie merkwürdig. Wieso schreibst du denn, Jugendliche wären faul? Woran machst du dass denn bitte fest? Wieso sind Jugendliche deiner Meinung nach faul? Ich meine, inzwischen gibt es so viele Schüler auf den Gymnasien, wie nie zuvor, auf dem Gymnasium kann man sich nicht hängen lassen. Teilweise geht der Unterricht hier bis in den Nachmittag hinein und deswegen kann man sich dann auch keine anderen großen Freizeitaktivitäten mehr erlauben.

Und an sich könnte ich auch nicht behaupten, dass die Jugendlichen nur zu Hause herum sitzen würden, ich selbst sehe bei fast allen meinen Freunden ein Hobby wie Orchester, sei es auch nur Musikschule, irgendwelche Sportarten im Verein, Reiten und so weiter. Wenige haben kein Hobby. Natürlich gibt es auch welche, die gerne vom Computer und vor der Konsole sitzen, bis es sich zu einer Art Sucht entwickelt. Jugendliche sind keine Kinder mehr und ich bin nicht der Ansicht, dass man ihnen Beschäftigung bieten muss, sie sollten sich selbst Beschäftigung suchen und wenn du mich fragst, dann mangelt es daran auch nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich glaube, dass man Deine Beispiele nicht alle in einen Topf werfen und den Deckel mit „Faulheit“ beschriften kann, denn es ist meiner Meinung nach ein Unterschied, ob man sich gehen lässt, was häufig eine Folge von Hoffnungslosigkeit und Depression ist, oder ob man nichts mit sich anzufangen weiß, häufig vor dem Fernseher sitzt und vielleicht irgendwann auch davor liegt und dann als faul angesehen wird, ohne das möglicherweise wirklich zu sein. Faul ist in meinen Augen einfach jemand, der sich wirklich für gar nichts begeistern lässt und es vorzieht, sich nicht zu bewegen. Jemand, der einfach keine Gelegenheiten hat, sich zu bewegen oder aktiv am Leben teilzunehmen, ist meiner Meinung nach nicht zwingend faul, sondern steckt häufig einfach in einer Dauerschleife, die für die Betroffenen nicht selten auch tatsächlich äußerst unangenehm ist.

Die kleine Nichte meines Partners ist hier ein ganz gutes Beispiel. Sie ist elf Jahre alt und wirklich ein helles Köpfchen, sehr gut in der Schule, ohne viel tun zu müssen, außerdem an sehr vielem interessiert. Immer wieder, wenn ich mich mit ihr beschäftige, gehe ich davon aus, dass sie etwa fünfzehn oder sechzehn ist, weil sie mir kein bisschen vorkommt wie eine Elfjährige. Lediglich manchmal, in wirklich seltenen Situationen, reagiert sie kindisch und ich nehme dann erstaunt wahr, dass sie ja erst elf Jahre alt ist und ihr Verhalten jetzt eben auch einer Elfjährigen näher kommt. Die Kleine ist nun eines der Kinder, die sich fast nie mit anderen Kindern treffen. Sie nimmt an einer Koch-AG der Schule teil, aber die meiste Zeit über hängt sie bei ihrer Oma herum und sitzt dort vor dem Fernseher. Wenn sie nicht fernsieht, ist sie auch hin und wieder im Internet unterwegs oder sie verbringt eben Zeit mit uns. Man könnte meinen, sie sei stinkend faul und ließe sich am liebsten vom Fernseher berieseln, aber am vergangenen Sonntag habe ich dann doch die Erfahrung gemacht, die ich schon vermutet hatte: Sie hat einfach nicht sonderlich viele Möglichkeiten, weil sie ganz offenbar mit den Kindern in ihrem Alter nicht viel anfangen muss und sich insofern allein beschäftigt, aber das tut sie eben hauptsächlich über das Fernsehen.

Am vergangenen Sonntag haben wir sie nach dem Mittagessen eingepackt und sind mit ihr in eine etwas entferntere Stadt in unsere Lieblingseisdiele gefahren, wo wir ihr einen großen Eisbecher spendiert haben. Anschließend sind wir noch durch die Stadt spaziert und danach waren wir im Kino. Wir haben über sechs Stunden mit ihr verbracht, in denen sie wirklich gut drauf war und ganz offensichtlich dankbar angenommen hat, dass man Zeit mit ihr verbringt. Sie wurde auch kein einziges Mal knatschig, weil sie lieber vor dem Fernseher gesessen hätte und wir mussten sie kein einziges Mal dazu animieren, uns zu begleiten, sondern sie war sofort dabei. An diesem Tag ist mir wieder mal aufgefallen, wie empfänglich sie doch für alle möglichen Reize ist, wie gut sie sich unterhalten kann, wie aufmerksam sie durch eine Stadt geht und wie sehr sie sich für alle möglichen Sachverhalte und Hintergründe interessiert. Wenn ich mir überlege, dass ihr zu Hause eigentlich nur der Fernseher als Alternative bleibt, dann tut mir das regelrecht leid. Viel mehr Möglichkeiten der Beschäftigung hat die Kleine aber tatsächlich nicht, und nun kann ich mit Gewissheit sagen, dass man sie wirklich nicht als faul bezeichnen kann, sondern eher als ruhend, weil ihr nichts anderes übrig bleibt.

Ich denke übrigens, dass es vielen Jugendlichen so geht wie der kleinen Nichte meines Partners und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Grundproblem der heutigen Zeit ist, dass viele Menschen einfach nur faul sind. Wirklich faule Menschen kenne ich eigentlich nicht, und auch mein Partner, der häufig von sich selbst sagt, leider faul zu sein, ist nicht wirklich faul. Man muss die Gegebenheiten genauer betrachten und sich auch mal fragen, weshalb jemand immer mitten am Tag müde wird, weshalb er eine oder zwei Stunden auf dem Sofa vor dem Fernseher liegt und dabei einschläft. Häufig kommt man dahinter, dass diese Tatsachen andere Gründe haben als einfach nur Faulheit oder Lethargie. Und wenn man einen Ansatz hat, der als ausschlaggebend in Frage kommt, kann man auch versuchen, etwas daran zu verändern.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Sicherlich kann Faulheit zur Gewohnheit werden, so wie fast alles zur Gewohnheit werden kann. Wenn man etwas nur lange und oft genug betreibt, dann gewöhnt man sich eben daran. So wie es zur Gewohnheit werden kann, dass man jeden Tag seine Zigaretten raucht oder so wie es zur Gewohnheit werden kann, dass man jeden Tag zur gleichen Zeit zur Arbeit geht, kann Faulheit genauso gut zur Gewohnheit werden. Wenn man jeden Tag faul ist, dann ist es doch völlig klar, dass man nach einiger Zeit auch die Motivation verliert, noch etwas zu tun. Man kennt es dann nicht anders und der Zustand ist auch so normal für einen geworden, dass man nichts mehr daran ändern möchte. Und gerade dann, wenn man sich wirklich wohl damit fühlt, faul zu sein und wenn man nichts im Leben vermisst, dann gibt es auch keinen Grund für einen, etwas zu ändern. Gegen die Faulheit anzukämpfen, würde nur Anstrengung bedeuten und kein Mensch möchte sich doch anstrengen, wenn das nicht unbedingt nötig ist.

Ich merke es auch immer wieder an mir selbst, dass Faulheit zur Gewohnheit werden kann. So ist es bei mir in den Ferien immer so, dass ich mir auch Zeit für mich nehmen möchte. Auch wenn ich in den Ferien natürlich immer einiges für die Uni tun muss, ist es dennoch so, dass ich auch die eine oder andere Woche einfach nur Zeit für mich haben möchte. Wenn man etwa zehn Wochen Ferien hat, sollte das natürlich auch möglich sein und ich denke, dass man das auch machen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Denn auch wenn man sich vier Wochen lang komplett ausruht, bleibt trotzdem noch mehr als genug Zeit, um etwas für die Uni zu tun. Allerdings merke ich dann immer, dass ich dann auch absolut keine Motivation habe, zu lernen oder meine Hausarbeiten zu schreiben, wenn ich so lange faul war und in den Tag hinein gelebt habe. Ich habe mich dann so daran gewöhnt, faul zu sein und meine Freiheit zu genießen, dass ich es dann auch gar nicht mehr schaffe, mich an den Schreibtisch zu setzen. Von daher kommt es natürlich immer wieder vor, dass ich meine Hausarbeiten für die Uni auf den letzten Drücker schreibe, auch wenn ich mir natürlich immer vornehme, sie schon viel früher zu schreiben.

Besonders schlimm ist es wohl, wenn man arbeitslos ist. Wenn man in den ersten Wochen oder Monaten keine Arbeit findet, dann verliert man auch irgendwann die Motivation. Man kann ja auch nicht täglich zwanzig Bewerbungen schreiben und es ist dann einfach manchmal so, dass man kaum noch etwas zu tun hat, weshalb man wohl automatisch auch faul wird. Leider fehlt einem dann oftmals die Motivation, noch weiter Bewerbungen zu schreiben. Das ist natürlich besonders schlimm und auch schade. Von daher sollte man eigentlich schauen, dass man sich auch immer wieder selbst Aufgaben erteilt, die man erledigen möchte, so dass man auch gar nicht mehrere Tage am Stück völlig faul ist. Dadurch geht schließlich die Motivation völlig verloren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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