Die deutschen Krematorien sind überfordert durch Fettleibige

vom 18.08.2012, 18:59 Uhr

Bei Feuerbestattungen kommt es immer wieder zu Problemen. Deutsche Fettleibige überfordern die Anlagen und ruinieren sie. In Hameln schob ein Mitarbeiter den Holzsarg in den Verbrennungsofen. Es war die dritte Verbrennung an diesem Morgen im Januar dieses Jahres. Der Leichnam wog über 200 Kilo. Überbleiben sollten nur zwei Kilo Asche.

Eine Viertelstunde später schlugen Flammen aus dem Schornstein, der zehn Meter hoch war. Teile des Edelstahlschlots schmolzen. Der Mitarbeiter rief die Feuerwehr, weil er den Brand nicht unter Kontrolle bekam. Die Feuerwehr kühlte den qualmenden Schlot und beobachtete durch eine Wärmebildkamera, wie sich in dem Gebäude die Hitze ausbreitete. Bei 600 Grad glühte das Kaminrohr. Es dauerte vier Stunden, bis der Leichnam zu Asche verbrannt war.

Die Hälfte aller Verstorbenen wird eingeäschert. Den Feuerbestattern machen die Übergewichtigen zu schaffen. Die Fettleibigen haben einen Anteil von 15 Prozent. Särge gibt es in Übergrößen und die Türen wurden angepasst. Das Problem ist, dass die adipösen Leichen einen hohen Fettgehalt haben, der sehr heiß brennt und die Anlage überlastet. So war es auch in Hameln. Diese schweren Leichen sind dafür verantwortlich, dass Abgas-Schadstoffspitzen erreicht werden. Der erlaubte Mittelwert beim Kohlenmonoxyd wird oft überschritten, wenn der Leichnam sich entzündet und der Sarg einfällt. Dann muss die Feuerwehr wie in Kempten/Allgäu mit Löschpulver die Glut löschen.

2008 musste die Feuerwehr sogar mit Atemschutzmasken vorgehen in Hamburg-Öjendorf, weil der Qualm nicht über den Schlot entweichen konnte und giftige Kohlenmonoxyd-Werte entstanden. Das Maximalgewicht der Leichname soll nun festgelegt werden, die in den entsprechenden Öfen verbrannt werden können. Für schwerere Tote könnte dann eine Odyssee beginnen.

Mehrere Krematorien lehnten in Frankreich ab, eine Frau von 140 Kilo einzuäschern. Daraufhin klagte die Tochter in der Zeitung über die Diskriminierung ihrer Mutter. Findet ihr es auch makaber, dass für eine adipöse Leiche erst einmal ein passendes Krematorium gesucht werden muss? Sollte man Lebzeiten ein passendes Krematorium suchen oder die überfälligen Kilos unbedingt abnehmen? Was meint ihr dazu?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich empfinde es weder als makaber, noch als diskriminierend, wenn sich ein Krematorium weigert eine fettleibige Person einzuäschern. Es ist ja nicht so, dass die Betreiber sich dagegen entscheiden, weil sie persönlich etwas gegen übergewichtige Menschen haben, deswegen ist es für mich keine Diskriminierung im eigentlichen Sinne.

Der Grund, aus dem man eine solche Person als Betreiber eines Krematoriums ablehnt, liegt darin, die eigene Sicherheit, die Sicherheit seiner Mitarbeiter und nicht zu Letzt die Funktionalität seiner Anlage zu gewährleisten. Ich denke, dass jeder schon einmal einen Fettbrand gesehen hat und weiß, was für Ausmaße dieser annehmen kann, ganz besonders, wenn man in die Flamme Wasser gibt. Der Körper eines Menschen besteht nun einmal zum größten Teil aus Wasser und auch bei einer Leiche ist dies eine Zeit lang noch so. Hinzu kommt der hohe Körperfettanteil und die Mischung wird brisant. Das ist ganz einfach so und das ist ja auch eine Sache, zu der niemand, der Übergewicht hat, etwas kann. Ich meine, man wird ja nicht extra viel Fett ansetzen, nur um die Krematorien dieser Welt zu ärgern.

Ich finde es auch ganz gut, dass man gewisse Richtlinien aufstellen möchte, was das Körpergewicht betrifft. Aus Sicherheitsgründen ist es einfach viel besser, dies zu tun, damit man nicht noch mehr brennende Krematorien erlebt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Man sollte die Technologien an die Menschen anpassen und nicht die Menschen an die Technologien. Abzunehmen, um nach dem Tod verbrannt werden zu können, finde ich makaber.

Natürlich müssen die heutigen Krematorien die Sicherheitsstandards beachten und müssen fettleibige Leichen abweisen. Den Grenzwert müsste man doch genau bestimmen können, was für so Anlagen zulässig ist oder nicht. Diskriminierung ist das nicht. Es ist ja auch keine Diskriminierung, wenn ein 300 Kilogramm schwerer Mensch nicht in einen Aufzug darf, der nur eine Last von 250 kg verträgt.

Man sollte aber Anlagen entwickeln, in denen auch Übergewichtige ihren Wunsch nach einer Feuerbestattung erfüllt bekommen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die drei genannten Beispiele sind ja recht extrem und passieren nun nicht jede Woche in deutschen Krematorien. Deswegen muss man nun gleich von dauernden Störfällen ausgehen, zu mal eben der Anteil der wirklich übergewichtigen Leichen bei nur 15 Prozent liegt. Man sollte sich zwar Gedanken machen, wie man die Krematorien baulich verändern kann, wenn der Anteil steigend ist. Aber das sollte eben mit Verstand gemacht werden und nicht als überstürzte Aktion.

Was wirklich extrem übergewichtige Tote anbelangt, so sehe ich die Ablehnung der Einäscherung als legitim an. Denn es geht nicht nur um die Schutz der Anlage und der Mitarbeiter, sondern auch um das Umfeld. Und da es ja Alternativen zu Feuerbestattung gibt, kann man es auch nicht als Diskriminierung auslegen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ist ja interessant. Da habe ich noch nie von gehört und hätte auch nicht gedacht, dass das tatsächlich ein Problem ist. Sachen gibt es.

Im Land der Dicken, den USA, sollte man doch genügend technische Erfahrung mit der Verbrennung haben, da muss man das eben nur abschauen. Soweit ich weiß, läuft es da mit der Verbrennung etwas anders. Bei uns kommt man mit Holzsarg in einen vorgeheizten Ofen. Der Sarg fängt Feuer, wodurch die Verbrennung schön in Gang kommt. Die Holzasche wird dann abgeblasen und dann fängt man an, mit Gas die Temperatur zu erhöhen. In den USA kommst du aus dem Metallsarg in einen Pappkarton und das Gas kommt sofort. Allerdings gibt es in den USA weit mehr private Krematorien und die werden längst auf die übergewichtige Kundschaft eingestellt sein.

Aber wenn das nun mal praktisch tatsächlich ein Problem ist, dann muss man wohl Zwischenlösungen finden. Nur, alle denkbaren Zwischenlösungen sind irgendwie makaber: Zerteilen der Leiche vor der Verbrennung, Tierkörperbeseitigungsanlage, Hochofen. Aber wie kriege ich jetzt die Bilder wieder aus dem Kopf?

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Selbst wenn man ein Maximalgewicht für die Verbrennung festlegt, so hat man doch noch andere Möglichkeiten, Tote zu beerdigen, dann muss es mitunter eben dich das klassische Grab sein. Klar ist das blöd, wenn der Verstorbene sich eine Feuerbestattung gewünscht hat, aber es ist allemal besser, als dass dann die Feuerwehr anrücken und alles wieder in Ordnung bringen muss, oder? An sich finde ich das nicht diskriminierend oder so, es ist nun mal einfach eine Tatsache, dass das Verbrennen von Übergewichtigen zu Unfällen und Schwierigkeiten führt, es ist daher meines Betrachtens nach eine Selbstverständlichkeit, dass man dem entgegen wirkt.

Ich denke, dass man diesbezüglich vielleicht informiert sein sollte, wenn man sich eine Feuerbestattung wünscht oder etwa nicht? Wenn ich so beerdigt werden möchte, dann würde ich schon schauen, ob es dafür auch Kriterien gibt und wenn dies der Fall ist, dann muss man schauen, ob man eine Alternative findet oder sich versucht anzupassen (abnehmen also). Und wäre das jetzt bei einem meinem Verwandten der Fall, der dies nicht getan hat, dann würde ich ihn auch anders beerdigen, selbst wenn die Feuerbestattung gewünscht war, aber ich würde nicht eingehen, wieso man so ein Risiko für die Lebenden eingehen sollte, nur um den Wunsch eines Toten zu erfüllen.

Eine Alternative wäre natürlich, die Umgestaltung einiger Krematorien, natürlich auch derer, die neu gebaut werden. Man müsste das dann eben so gestalten, dass auch Übergewichtige dort verbrannt werden können, ohne das eine große Gefahr entsteht. Aber an sich halte ich diese Aufwand für überflüssig, denn Übergewicht ist nun mal Übergewicht und nicht unbedingt normal, wenn man sich eine Feuerbestattung wünscht, dann sollte man versuchen auf normale Maße zu kommen oder man gibt sich eben mit einer Alternative zufrieden. Das klingt hart, aber es ist das Beste, wenn die Feuerbestattung übergewichtiger so riskant ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Als Diskriminierung ist es wohl nicht zu bezeichnen, wenn ein Krematorium eine Verbrennung einer adipösen Leiche verweigert. Solange die Anlagen nicht dafür ausgerichtet sind, ist es einfach nicht möglich, verbrannt zu werden und somit sollte ein Plan B für die "Wunschbestattung" benannt werden, wenn man bereits zu Lebzeiten sehr dick gewesen ist. Immerhin ist ja die Feuerbestattung nun nicht die einzige Möglichkeit, jemanden zu bestatten, oder? Und da kann von einer Diskriminierung nicht wirklich die Rede sein.

Ich denke ebenfalls, dass man sich vorher darüber informieren sollte, welche Art der Bestattung denn für einen in Frage käme. Es ist ja nun nicht so, dass man überraschend stirbt, da wir alle irgendwann einmal sterben werden und müssen. Das möchte keiner vor Augen haben, und es wird auch eher verdrängt, als sich wirklich damit beschäftigt. Da kann man dann auch wirklich auf die Idee kommen, wenn es eben nur eine Feuerbestattung geben wird, vorher abzunehmen. Gut, man sollte natürlich auch in erster Linie aus anderen Gründen abnehmen, aber wenn eben nur diese Bestattungsart in Frage käme, kann eine Abnahme durchaus als motivierend wirken, so skurril und makaber es auch klingen mag.

Ob sich nun ein Krematorium unbedingt dem Übergewicht anpassen muss, weiß ich nicht, so etwas kostet vermutlich auch sehr viel Geld und die Kosten müssen bezahlt werden. Wie soll so etwas denn finanziert werden? Soll ein übergewichtiger Mensch dafür zu Lebzeiten aufkommen, beziehungsweise dann die Verbliebenen? Wie sieht es aus, wenn die Verwandtschaft entschieden hat, eine Feuerbestattung vornehmen zu lassen, ohne, dass sich der Verstorbene selbst mal dazu geäußert hat?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Naja, abnehmen sollte man so oder so, wenn man stark übergewichtig ist. Dabei würde ich aber noch nicht an das Problem bei einer späteren Einäscherung denken, sondern an die Gesundheit der Person zu Lebzeiten. Ich denke nicht, dass sich jemand, der Übergewicht hat, wirklich Gedanken macht, dass er nach seinem Tod vielleicht nicht eingeäschert werden kann. Da stehen wohl andere Probleme im Vordergrund. Die Idee, dass dicke Leute abnehmen sollten, um den Verbrennungsofen später nicht zu überlasten, ist ganz nett, aber nicht realitätsnah.

Da sich zunehmend Leute einäschern lassen, werden sicher auch in den nächsten Jahrzehnten neue Krematorien fällig. Alte Anlagen erfüllen zum Teil auch nicht mehr die Umweltauflagen und müssen umgebaut oder stillgelegt werden. Wenn man dann neue Anlagen baut oder alte Krematorien umbaut, kann man auf dieses Problem sicher direkt Rücksicht nehmen und die Anlagen so auslegen, dass man problemlos auch ziemlich dicke Menschen dort verbrennen kann. Bis dahin wird es aber sicher noch genug Krematorien geben, in denen die Einäscherung sehr adipöser Menschen nicht durchgeführt werden kann.

Ich empfinde es nicht als diskriminierend, wenn ein Krematorium die Verbrennung einer sehr dicken Leiche ablehnt. Dabei geht es schließlich auch um die Sicherheit. Wenn ein dicker Mensch ein Karussell nicht benutzen kann, weil seine und die Sicherheit anderer nicht gewährleistet werden kann, ist das auch keine Diskriminierung. Hier handelt es sich zwar um einen Toten und viele Leute sind beim Thema Tod ziemlich zartbesaitet. Da wird dann schnell mal eine Diskriminierung oder Pietätlosigkeit unterstellt, auch wenn es um die Sicherheit lebender Menschen und den Schutz der Anlage vor Schäden geht. Dabei sind das Dinge, die auch beachtet werden müssen. Natürlich soll ein Verstorbener nach Möglichkeit seinem Wunsch entsprechend eingeäschert werden können - aber nicht um jeden Preis. Wenn ein ernsthaftes Problem besteht und die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Ofen mit dem Körper nicht fertig wird, dann muss ein anderes Krematorium gesucht werden, das darauf eingestellt ist.

Ich weiß nicht, wieviele Krematorien in Deutschland auf die Einäscherung sehr dicker Personen vorbereitet sind. Wenn ein Leichnam von 200 Kilogramm am Wohnort nicht verbrannt werden kann, wird man aber doch sicher irgendwo auch ein anderes Krematorium finden können. Mittlerweile werden Leichen ohnehin schon durch die halbe Republik gefahren, weil die Verbrennung in manchen Orten deutlich günstiger ist. Wenn das in Kauf genommen wird, kann man auch bei einem Problem mit einem dicken Leichnam ein anderes Krematorium suchen. Zur Not muss man die Person im Sinne der Sicherheit erdbestatten. Ich finde es nicht übertrieben, wenn Krematorien sich weigern, eine solche Leiche zu verbrennen, wenn sie die Sicherheit des Verbrennungsprozesses nicht gewährleisten können.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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