Ernährungsumstellung - sind wir zu verwöhnt?
Auch heute bin ich im Forum mal wieder auf einen neuen Thread über eine andere Ernährungsform gestoßen, den Frutarier: Frutarier - komplizierte Ernährungsform?. Ich höre das erste mal von den Frutariern, allerdings ist beispielsweise der Vegetarier ja durchaus verbreitet und inzwischen jedem ein Begriff. Weiterhin gibt es derweil auch immer mehr Veganer, wobei ich bisher nur einen kennengelernt habe, dafür aber an die zwanzig Vegetarier in meinem Umfeld habe.
Neben diesen drei alternativen Ernährungsformen habe ich auch noch von dem ''Freeganger'' gehört, hierbei geht es darum so zu leben, dass man die Nahrungsmittel nicht erwerben muss. Auch soll es wohl den Rohköstler geben, dass sind Menschen die alle Nahrung nur roh verzehren, mit der Begründung beim Kochen oder Braten würden wichtige Inhaltsstoffe und Vitamine verloren gehen. Unter der Makrobiotik versteht man eine Ernährung die zu mindestens aus 60% Getreide bestehen muss.
Daneben fallen mir noch andere alternative Ernährungsformen auf, die nicht so bekannt sind, beispielsweise gibt es Sekten, die nur das Essen, was vom Guru gesegnet wurde. Das trifft dann in Paketen bei ihnen ein, sie bestellen das Essen also und kaufen nicht vor Ort ein. Die Frage ist nur, wieso gibt es all diese alternativen Ernährungsformen und wieso werden sie auch in unserem Raum immer populärer?
Kann der Grund dafür mitunter einfach der sein, dass wir zu verwöhnt sind und quasi Spaß daran haben, uns Extremkost anzupassen, weil das auch eine Herausforderung ist? Sicherlich spielen Lebensmittelskandale und gebenenfalls eine Gewichtszunahme durch Fertigessen aus dem Supermarkt eine Rolle, aber ich denke, dass dies nicht der einzige Grund ist, denn der gesunde Menschenverstand müsste doch aufschreien, wenn es beispielsweise heißt, Frutarier würden keine Früchte vom Baum essen, weil dabei die Pflanze verletzt würde. Welche Motivationsgründe seht ihr in einer derartig alternativen Ernährungsform?
Sicherlich kann es durchaus vorkommen, dass man zu verwöhnt ist. Dies kann sich auch auf die Ernährung auswirken. Allerdings sollte man sich auch gesund ernähren und nicht nur von Fast Food. Vor allem Kinder werden zu verwöhnt und neigen daher zu starken Übergewicht.
Wir leben nun einmal in einer Überflussgesellschaft und manchmal habe ich das Gefühl, dass man sich nur deswegen solche Ernährungsformen ausdenkt, weil man zu viel Freizeit hat und es genug Essen in unserem Land gibt. Seien wir ehrlich, wenn wir regelrechten Mangel hätten und es sogar zu Hungersnöten käme, dann würde ein Veganer zu Milchprodukten auch nicht Nein sagen, wenn man alternativ sterben müsste.
Als verwöhnt würde ich das nicht unbedingt bezeichnen. Es ist schon so, dass wir in Deutschland ziemlich großes Glück haben und uns in der Regel mehr oder weniger frei aussuchen können, was wir essen wollen. Da geht es Menschen in anderen Ländern ja ganz anders. Trotzdem würde ich es nicht als verwöhnt bezeichnen, nur weil man nicht alles essen will. Es ist doch gut, wenn man sich Gedanken darüber macht, was man isst, woher es kommt und was man mit seiner Ernährung unterstützen oder erreichen will oder nicht.
Ich finde es besser, wenn man verschiedene Lebensmittel und Speisen hinterfragt. Gerade weil wir den Luxus haben, uns aussuchen zu dürfen, was wir so essen, ist es doch toll, wenn viele Leute nicht das billigste Fleisch aus Massentierhaltung essen wollen, sondern sich vielleicht sogar ganz dagegen entscheiden, Fleisch zu essen.
Nur weil man auf alles zugreifen kann, muss es ja nicht bedeuten, dass man deshalb dann auch alles isst. Und wenn einem bestimmte Sachen nicht schmecken oder man bestimmte Sachen nicht unterstützen mag, ist das doch in Ordnung. Man schadet doch auch niemandem damit, wenn man kein Fleisch essen mag, so dass jeder für sich entscheiden kann, was er nun isst oder nicht.
Ich kann das wenig nachvollziehen, warum sich Menschen so extrem ernähren. Wenn man weniger Fleisch essen möchte, dann ist das vielleicht noch etwas, das irgendwo verständlich ist. Aber bei veganer Ernährung hört es für mich dann irgendwo auf. Ich hab beispielsweise einen Bekannten, der isst vegan. Wenn wir manchmal zu McDonalds fahren und er holt sich Pommes, ich einen Burger, dann sitzt er nahezu sabbernd neben mir und schnüffelt an der Burgersoße, will die aber nicht essen, weil da Käse dran hängt und irgendwann überkommt es ihn doch und er tunkt die Pommes in die Burgersoße.
Oder wenn ich mir abends Chicken Nuggets mache (kann man ja auch selbst machen) und er fragt manchmal im Chat, was ich abends esse, da schwärmt er auch, wie toll er die immer fand oder wie gerne er beispielsweise frische Milch getrunken hat. Wenn es einem offenbar so schwer fällt, auf Dinge zu verzichten und man sich das fast gewaltsam verkneifen muss und sichtbar leidet, wozu dann das Theater? Und solche Erfahrungen habe ich nicht nur mit ihm gemacht.
Man muss mit der Form der Ernährung, die man sich aussucht, auch zufrieden sein und sich nicht Dinge selbst verbieten, die man eigentlich wöllte und sich damit beschneiden. Warum muss das überhaupt so krass durchgezogen werden? Warum muss man zu 100% Veganer sein? Man könnte doch auch sagen, ok ich will weniger (nicht gar kein) Fleisch und tierische Produkte essen und wenn dann Bio (statt Discounter). Warum alles so extrem machen? Weil man dann kein "richtiger Veganer/Vegetarier" mehr ist und einem das Veganer-Weltgericht die Ehrenwürde aberkennt?
Das ist eigentlich in meinen Augen das Schlimme, dass immer alles so schwarz-weiß gedacht wird: entweder Veganer oder Nicht-Veganer, aber dazwischen gibt es nicht. Wer vegan lebt aber auch mal Ausnahmen machen will, der wird nicht mehr ernst genommen. Dabei kann doch eigentlich jeder machen, was er will. Unsere Gesellschaft ist nur nicht reif dafür, dass sich nicht jeder in eine Kategorie einordnen lässt.
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