Apps für Babys - spinnen die Amerikaner jetzt?

Im Moment schreibe ich App-Beschreibungen für Androidapps aus aller Welt. Oft sind ja nur maschinenübersetzte Beschreibungen dabei, die völlig unverständlich und abstrus sind. Ein Kindermemory-Spiel wurde zum Beispiel als Kinderspeicher bezeichnet. Es war auch sonst keine Beschreibung dabei und ich habe lange gebraucht, bis der Aha-Effekt kam. Viele Apps kommen aus Amerika und viele der amerikanischen Apps sind für Toddler (Kinder zwischen ein und drei Jahren) gemacht. Die Kinder sollen mit diesen bunten Apps Lesen lernen, Rechnen lernen, im einfachsten Fall Tiergeräusche und Farben zu unterscheiden lernen.

Wie, bitte schön, soll ein dreijähriges Kind rechnen lernen? Das Gehirn ist in diesem Alter mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Ich glaube, dass viele Amerikaner im Bereich der Frühförderung des Guten zu viel tun wollen. Könnt ihr euch vorstellen, dass ein zweijähriges Kind mit Hilfe einer solchen App, auf der zu bunten Tieren ein Wort erscheint, lesen lernen kann? Würdet ihr euren Kindern auch mit Apps das Lesen lehren? Ich persönlich finde das völlig abartig.

Lesen und rechnen lernen in diesem Alter ist natürlich absoluter Schwachsinn. Um Tierstimmen erkennen zu lernen, mag das ganze ja noch angehen. Das ist im Prinzip ja nichts anderes, als diese Spielzeuge, die auf Knopfdruck das entsprechenden Geräusch machen, oder auch ein Bilderbuch mit Soundleiste. Natürlich muss man das dann mit dem Kind zusammen machen, wie eben auch beim Anschauen eines Bilderbuches, und kann es mit dem Gerät nicht einfach sich selbst überlassen.

Ich bin der Ansicht, dass man Kinder nicht so früh an die Technik wie Apps gewöhnen sollte. Ich denke da immer an das Video von einem Baby, das mit dem Blättern eines Buches vollkommen überfordert war, weil es zu sehr diese Wisch-Bewegung bei Smartphone und Tablet gewöhnt war, wenn man dort eben Bilder weiterwischt. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass Kinder sich mehr mit analogen Sachen beschäftigen sollten. Die digitale Welt kommt dann früh genug, aber bei Kleinkindern muss das nicht sein.

Ich finde es auch irgendwie komisch, wenn mein sein Kind in dem Alter nur noch vor dem Tablet parkt und es dann mit irgendwelchen Apps spielen soll. Beim Zähne putzen haben wir schon mal eine ganz witzige App benutzt, aber das war in einer Phase, in der mein Sohn am liebsten nicht mehr geputzt hätte. Da war das ein Versuch wert, aber nach kurzem Interesse ist das nun nichts mehr und er hat verstanden, dass das wichtig ist. Ich finde man sollte die Kinder erst später an irgendwelche Apps gewöhnen und ihnen diese Welt zeigen.

Es gibt ja teilweise schon Kinder, die mit einem Jahr das Smartphone ohne Probleme bedienen können, das finde ich wirklich erschreckend und auch gefährlich. Immerhin sagt das auch aus, dass man das Kind eigentlich nicht wirklich beschäftigt, sondern es nur zwischenparkt.