Geburtsvorbereitungskurs und behindertes Kind

vom 13.08.2012, 00:27 Uhr

Meine Arbeitskollegin ist vor kurzem zum ersten Mal Mutter geworden. Ihr Kind ist leider schwerbehindert auf die Welt gekommen, aber die Eltern lieben das Kind abgöttisch. Mittlerweile pendelt sich auch so langsam der Alltag wieder ein.

Meine Kollegin hat mich nun aber um Rat gefragt. Sie hat einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Mit den Frauen dort hat sie sich sehr gut verstanden. Die Kinder kamen alle im Abstand weniger Tage auf die Welt. Die Frauen hatten vor der Geburt schon fest geplant, man trifft sich nach der Geburt der Kinder auf alle Fälle wieder.

Das Kind meiner Kollegin ist das einzige Kind aus der Gruppe, welches eben nicht gesund auf die Welt kam. Klar hat meine Kollegin auch manches Mal Gedanken, warum das gerade ihrem Kind passieren musste. Klar betrachtet sie andere Mütter mit gesunden Kindern schon ab und an ein wenig neidisch. Trotzdem liebt sie ihr Kind.

Nun steht eben das erste Treffen als Mütter mit den Kindern an. Meine Kollegin ist aber ein wenig verunsichert, ob sie dort wirklich hingehen soll. Wie werden die anderen Mütter reagieren? Wie wird sie selbst es empfinden, dass ihr Kind irgendwann halt nicht mithalten kann? Bisher sind die Unterschiede noch nicht wirklich offensichtlich.

Ich kann die Bedenken meiner Kollegin schon verstehen, weiß aber nicht wirklich was ich ihr raten soll, da ich selbst nie in der Situation war. Habt ihr die Situation eventuell schon mal erlebt? Egal ob als betroffener Elternteil oder eben als Gruppenmitglied? Wie wurde mit der Situation umgegangen? Wie habt ihr euch dabei gefühlt?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich glaube fest daran, dass solche Treffen wichtig sind. Und zwar für Mutter und Kind. Du schreibst nicht genau, inwiefern das Kind beeinträchtigt ist, wohl aber, dass die Unterschiede aktuell noch nicht so sehr auffallen würden.

Wir haben sowohl eine schwere geistige Behinderung als auch eine leichte körperliche Behinderung im Bekanntenkreis. Und ganz ehrlich? Das fällt inzwischen kaum noch jemandem auf. Natürlich würde gerade bei der körperlichen Behinderung anfangs mal oft hingeschaut, aber inzwischen ist es eben Alltag (und das war es schnell). Für die Mütter war das wohl ein Spießrutenlauf, denn natürlich wünscht man sich ein gesundes und "normales" Kind, natürlich ist man trotz aller Liebe zum Kind mitunter neidisch auf den vermeintlich leichteren Alltag der anderen und natürlich wird es viele Situationen geben, an denen man verzweifeln wird. All das ist normal, aber es ist einfach wichtig sich dem Alltag zu stellen.

Sie hat sich doch auch während des Kurses scheinbar gut mit den anderen Müttern verstanden, warum sollte dies nun nicht mehr der Fall sein? Sicher wird es eventuell schwer für deine Freundin auf einmal mit dem "perfekten" Mutterglück der anderen Mamas konfrontiert zu sein, aber mal ehrlich, auch die werden ihre Alltagsprobleme haben und auch sie kennen Zweifel. Keiner weiß, in welche Richtung sich deren Kinder entwickeln werden, keiner weiß, in welche Richtung sich das Kind deiner Freundin entwickeln wird.

Das Wichtigste ist doch, dass die beiden ihr Kind lieben. Und zwar so wie es ist. Und ich bin mir sicher, wenn sie erstmal dort ist freut sie sich über den Kontakt zu den anderen Müttern. Und über das bisschen Normalität.

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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