Tolerante Beziehung - Der Anfang vom Ende?

vom 12.08.2012, 12:38 Uhr

Tolerant sein ist bestimmt eine gute Tugend. Aber wenn man auf einmal in einer Beziehung wirklich so tolerant ist, dass man duldet, dass jeder Partner seine eigene Wege geht und auch mal einen anderen /eine andere für eine Nacht hat, ist das dann der Anfang vom Ende? Kann so was wirklich gut gehen? Die Schwester meiner Freundin führt eine langjährige Beziehung und nun meinen beide, dass sie eine tolerante Beziehung führen wollen. Sie gehen auch zusammen in Swinger Clubs und gehen mehr oder weniger aber getrennte Wege. Aber dennoch können sie nicht aufeinander verzichten und wollen es auch nicht.

So was hätte man von den beiden nicht gedacht. Sie führten bisher ein sogenanntes "Spießer-Leben". Eigenheim, Hund, Garten und wollten eigentlich auch immer Kinder haben. Der Kinderwunsch ist nun dahin und sie führen eine tolerante Beziehung. Was denkt ihr über so einen Sinneswandel? Ist das der Anfang vom Ende oder eher der Anfang eines neuen Lebensabschnittes? Wie wäre so etwas für euch?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Generell bin ich der Meinung, dass man Liebe und Sex durchaus trennen kann und das es eben Paare gibt, die eine solche Beziehung mit Erfolg führen. Man kann ja auch als Paar in einen Swinger Club gehen und gemeinsam seinen Spaß mit noch einer Person haben. Die Leute leben sich dann einfach aus. Offene Beziehungen können funktionieren, aber ich denke gerade mit einem Kind ist das nicht unbedingt umsetzbar.

Meiner Meinung nach hat sich das Paar auseinandergelebt und man hält hier an einer Beziehung fest, die es schon lange nicht mehr gibt. Wenn der Kinderwunsch auf Eis gelegt ist, heißt es für mich, dass man es einfach zukünftig nicht mehr gemeinsam erleben will und die gemeinsame Zukunft nicht mehr geplant ist. Man kann sexuell andere Partner haben und das nur auf das Sexuelle beziehen, aber wenn man dann auch noch völlig getrennte Leben führt, ist es einfach keine Beziehung mehr. So etwas macht für mich keinen Sinn und man sollte einfach einen Schlussstrich ziehen. Es funktioniert nur, wenn man Sexuelles von Gefühlen trennen kann und ich bin mir nicht sicher, ob das hier der Fall ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Was du beschreibst hat ja recht wenig mit "Toleranz" zu tun. Es ist nichts, was "tolerante Beziehung" genannt wird. Viel mehr umschreibst du das, was gemeinhin als "offene Beziehung" firmiert. Das bedeutet eine bewusste Abmachung, dass innerhalb der Partnerschaft auch sexuelle Abenteuer mit anderen nicht ausgeschlossen werden und eben nicht das Ende der eigenen Beziehung bedeuten. Das Ganze hat dann aber auch nichts damit zu tun, ob ein Kinderwunsch bestehen bleibt oder nicht. Auch Paare die eine offene Beziehung leben, können Kinder bekommen wollen. Hier sehe ich keine Gründe, die dagegen sprechen. Auch bin ich mir nicht sicher, ob man sich durch eine solche Vereinbarung automatisch zu den "Nicht-Spießern" gesellt. Ehrlich gesagt finde ich das auch diese Lebenseinstellung und diese Form der Beziehung Potential zum "Spießertum" hat.

Gut gehen kann das übrigens schon. Aber nur dann, wenn beide Partner "auf ihre Kosten" kommen. Wenn es sich im Laufe der Beziehung herausstellt, dass z.B. er nur eine weitere Gespielin hat, wohingegen sie im Grunde jedes Wochenende bei einem anderen Typen im Bett liegt, ist ein Ende der Vereinbarung oder der Beziehung eigentlich abzusehen. Ebenso schwierig dürfte es werden, wenn eine der "Nebengeschichten" sich zum Dauerläufer entwickelt und z.B. ein Partner über Monate sich immer mit der selben vergnügt während die Freundin immer neue Männer heraussucht. Dann kann es trotz allen gegenteiligen Beteuerungen auch zur Eifersucht kommen (er wäre seiner Gespielin treuer als seiner Freundin).

Wie man es sich hier selbst einrichtet, bleibt einem selbst und dem Partner überlassen. Viele aber, so schätze ich, überschätzen sich hier sehr. Man hängt zu sehr am klassischen Besitzstanddenken und - wie geschrieben - sobald man auch nur das Gefühl vermittelt bekommt, nicht den gleichen Anteil am Vergnügen konsumieren zu können, wird das Modell in Frage gestellt.

Wie sieht du so was denn selbst? Immerhin stellst du die Frage, lässt aber alle im Unklaren, ob du deinem Freund auch körperlich treu sein willst oder musste. Spräche für dich was dagegen einfach mit anderen den Geschlechtsverkehr zu vollziehen und wenn ja, warum? Immerhin könntest du ja trotz allem mit deinem aktuellen Freund zusammen bleiben und würdest ihn je letztlich immer bevorzugen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe zu Beginn der Beziehung mit meinem jetzigen Freund eine tolerante, offene Beziehung gehabt. Wir haben uns zwar geliebt, aber von meiner Seite aus war es nun mal einfach so, dass ich noch nichts absolut festes haben wollte, weil ich zu der Zeit auch noch sehr jung war und mein Freund ist über 10 Jahre älter als ich. Ich bin zudem auch bisexuell und dann wollte ich eben auch ein bisschen Freiraum haben und nicht sofort in eine enge Beziehung fallen. Auf jeden Fall ging das auch eine Weile gut, aber irgendwann wollte mein Freund das nicht und als die Beziehung inniger wurde, haben wir das dann auch gelassen. Für uns kommen zwar häufiger noch Dreier in Frage, aber es ist eben nicht mehr so, dass jeder mit jedem könnte, ohne dass es den Partner stören würde und das ist auch ganz in Ordnung so.

Ich finde, dass es da einfach unterschiedliche Typen von Menschen gibt und es gibt einfach welche, die kommen damit sehr gut klar, wenn man eine tolerante Beziehung führt und andere wiederum nicht. Es gibt etwa Menschen, die haben bestimmte sexuelle Wünsche und Phantasien, die nicht für jedermann attraktiv erscheinen und wenn dann die Frau sowas nicht mitmachen möchte, dann ist es durchaus von Vorteil, wenn der Mann seine Gelüste dann woanders ausleben kann. Das hat dann einfach auch den Vorteil, dass der Mann in der Beziehung quasi nicht leidet, denn wenn man in einer Beziehung unerfüllte sexuelle Wünsche hat, dann wird man eben sehr schnell zum Fremdgehen verführt und dann ist es eben angenehmer, wenn man in einer Beziehung von vornherein etwas offener ist, denn dann kommt es erst gar nicht dazu, dass es im Bett langweilig wird und dann eben die Gefühle eines Partners verletzt werden.

Für jeden ist eine derartige offene Beziehung auch nicht gedacht, denn das erfordert eine gewisse Eigenschaft und man muss zudem auch einfach ein bisschen loslassen können. Ich habe es sowohl bei Männern als auch bei Frauen schon häufiger erlebt, dass sie sehr besitzergreifend sind, bei Männern kann das mitunter attraktiv wirken, bei Frauen wirkt es meistens einfach nur paranoid. Auf jeden Fall aber ist dann eine derartige tolerante Beziehung natürlich absolut unmöglich, weil der Partner dann sofort krankhaft eifersüchtig werden würde. Es gibt eben einfach Menschen, die wollen und die können in einer Beziehung nicht teilen und dann würde es das Aus der Beziehung bedeuten, wenn man es mit einer toleranten Beziehung versuchen würde, ganz einfach. An sich ist das ein bisschen verklemmt, aber es gibt einfach Menschen die haben diese Einstellung und das kann man dann auch nicht ändern.

Auch sonst aber fällt es den meisten Menschen ja auch eher schwer zu verstehen, dass Fremdgehen in dem Sinne an sich nicht schlimm ist, weil es sich nicht um emotionalen Betrug handelt. Für einige reicht der körperliche Betrug, was ich nicht für richtig halte. Ich meine, es ist letztendlich eben nur Triebbefriedigung und dem Partner kann das Essen in einem Restaurant auch schmecken und nicht nur das, was die Partnerin kocht, ebenso kann er seine sexuellen Triebe auch einfach mit einer anderen Frau ausleben, ohne dass er diese liebt und seine Partnerin deswegen weniger. Aber es fällt vielen eben schwer, das zu verstehen und ich denke, dass das an sich auch eine gewisse Reife und natürlich vertrauen erfordert, deswegen ist das bei jungen Paaren eher schwerer umzusetzen, aber auch mit dem Alter wird das nicht einfacher. Einige können es einfach und für andere geht es eben nicht und wäre mehr oder weniger das Ende der Beziehung.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn sie es wollen, sie sich damit wohlfühlen, ist es doch ok. Ob es der Anfang vom Ende ist, kann man doch nicht vorausahnen. Sie sind wahrscheinlich schon eine ganze Weile zusammen. Dadurch hat sich, glaube ich, eine ziemliche Stabilität zwischen ihnen aufgebaut. Jetzt geht es darum den Sexbereich zu erweitern. Neue Erfahrungen, Eindrücke auf körperlicher Ebene zu sammeln. Es beruht auf Beidseitigkeit. Sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Es ist eine mehr oder weniger doch "gemeinsame" Sache, da gemeinsame Erfahrung, womöglich Ausbruch aus dem "Spießer-Dasein"?

Ich denke schon, dass Sex und Liebe voneinander zu trennen sind, sofern man kein besitzergreifender Mensch ist. Das wichtige ist jedoch, dass eine solche Sache von beiden ausgehen muss. In diesem Fall wären heimliche Touren Fremdgehen, das heißt Sex mit anderen ohne Wissen des "Partners", weil er es nicht will. Dann aber beruht das ganze, was sich zwischen diesen beiden Menschen besteht, auf Differenzen und dann ist es der Anfang vom Ende.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das kann man nicht verallgemeinern denk ich. Außerdem ist, wie schon erwähnt, tolerant die falsche Bezeichnung. So eine Beziehung nennt man dann "offen". Man hat sich gemeinsam dazu entschlossen, eine offene Beziehung zu führen, mit anderen Menschen zu schlafen und seinen Spaß zu haben, aber trotzdem muss man nicht auf den anderen verzichten.

Ich habe neulich eine Reportage über ein Ehepaar gesehen, von dem ich nie gedacht hätte, dass sie so sind, wie sie sind. Sie gehen regelmäßig in Swinger Clubs, vergnügen sich dort mit anderen und gucken fremden Menschen beim Geschlechtsverkehr zu. Das ist einfach geschmackssache, und wenn man meint, dass es das beste ist, dann soll man das tun.

Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, wenn man eine offene Beziehung führt, da für mich das Vertrauen da hin ist und ich mich in keinster Weise mehr begehrt fühle, oder einzigartig, da mein Freund (und ich ja in dem Fall dann auch) mit anderen Frauen schläft. Ich würde mich immer fragen, ob ihm das mit anderen Frauen besser gefällt, ob er sich entliebt, ob man sich auseinanderlebt.

Ich tolleriere, es wenn man sein Leben so führt und sich ein Paar dazu entschließt, aber ich könnte es mir persönlich nicht vorstellen.

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne ein Paar, das seit fast einem Jahrzehnt in einer offenen Beziehung lebt. Die beiden gehen auch hin und wieder mal mit anderen in die Kiste und verbringen dann einige Zeit mit ihren aktuellen Sexpartnern oder haben zusammen einen gemeinsamen anderen Sexpartner, aber trotzdem kehren sie immer wieder zueinander zurück.

Für mich wäre dieses Beziehungsmodell auch absolut nichts, weil ich dazu zu besitzergreifend und eifersüchtig bin. Wenn ich einer offenen Beziehung zustimmen würde, dann wäre das das sichere Zeichen, dass ich einfach einen anderen Kerl will und meinen Partner nur hinhalte, weil ich mich nicht trennen kann. Aber für andere mag das sehr gut funktionieren und da ist das sicherlich kein Anfang vom Ende und kann genauso halten oder auch zerbrechen, wie eine normale Beziehung auch.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ein tolerantes und offenes Beziehungskonzept funktioniert wohl nur für sehr wenige Menschen. In meinem Umkreis kenne ich Niemanden. Es gibt bestimmt in einer Beziehung immer mal einen Partner, der so eine Fantasie hat und vielleicht auch einen Dreier vorschlägt. Jedoch verzichten die meisten Paare, die sich genauer mit so etwas auseinandersetzen darauf. Ich persönlich kenne kein Paar wo nicht Eifersucht auch mal hervor kommt und wie sollte so ein Konzept funktionieren, wenn beide Partner doch auch mal zur Eifersucht neigen. Man würde doch immer nur die Bilder vor Augen haben wie der Partner sich einer anderen Person widmet, oder sich eben vorstellen wie dies aussehen würde.

Für mich persönlich wäre eine tolerantere Beziehung tatsächlich das Ende. Für so etwas bin ich zu eifersüchtig und andersherum wäre ich damit auch nicht glücklich, wenn ich mit anderen Partnern schlafen könnte. Für mich sind Liebe und Sex eben nicht trennbar. Wenn ich liebe, dann möchte ich auch nur diesen Partner und sonst eben keinen. Ich möchte nur von ihm berührt werden und auch nur mit ihm intim werden. Also ist eine offene Beziehung für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

Ein weiterer Aspekt, der für mich dagegen spricht ist, dass Kondome auch mal reißen und das es manchmal ganz schnell schief gehen kann, dass gewisse Flüssigkeiten übertragen werden. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, aber was wäre denn wenn man nun aus Versehen von Jemand anderem schwanger wird, oder der Partner ungewollt die Andere schwängert. Oder sei es auch nur, dass Kondom geht kaputt und hier werden Krankheiten übertragen. Schon der Gedanke, dass man mit anderen Partnern solche Risiken eingeht ekelt mich wirklich an. Wer so etwas für möglich und machbar hält, der kann es ja tun. Jedem wie es ihm beliebt, aber ich bin doch sehr froh, dass mein Partner genauso wenig eine offene Beziehung für möglich wie ich. Es muss eben passen.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke mal, jeder versteht etwas anderes unter dem Begriff „Toleranz“ beziehungsweise jeder denkt anders darüber, inwieweit man in einer Beziehung tolerant sein sollte. Es gibt Frauen, die lassen ihren Mann nicht aus dem Haus, ohne vorher auf seinem Handy kontrolliert zu haben, dass er sich nicht mit einer anderen Frau verabredet haben, andere wiederum verstehen unter Toleranz eben so etwas wie deine Freundin. Das würde ich aber gar nicht mehr als „tolerante Beziehung“ bezeichnen, sondern schon fast als eine „offene Beziehung“, also eine Beziehung, bei der man zwar ein Paar ist, aber der jeweils andere Sex mit anderen haben kann, ohne dass man ihm das später vorwirft. Für mich wäre das definitiv nichts.

An sich ist Toleranz aber schon wichtig in einer Partnerschaft. Es ist wichtig, dass man dem Partner die Freiheit gibt, seine Hobbys auszuleben und nicht vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche wie eine Klette an ihm hängt. Zu Toleranz in einer Partnerschaft gehört für mich auch, dass sich der Partner ruhig mit anderen alleine treffen kann, auch des anderen Geschlechts, aber eben alles auf freundschaftlicher Ebene. Wenn er anfangen würde mit anderen zu schlafen oder sie auch nur zu küssen, dann ist das für mich nichts mehr, bei dem ich tolerant sein muss, denn das ist für mich dann einfach Betrug.

Ich würde also nicht allgemein sagen, dass eine tolerante Beziehung das Anfang vom Ende ist, nur eben, wenn es dann so weit geht, dass es schon fast eine offene Beziehung ist. Man sollte dem Partner einfach sagen, was einem wichtig ist und in welcher Beziehung man nicht tolerant sein kann. Bei mir ist das zum Beispiel eben Geschlechtsverkehr mit anderen Frauen oder auch so Dinge wie Lügen. Alles sollte man sicher nicht tolerieren.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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