Korruptes Verhalten für Ärzte straffrei

Wenn Pharmafirmen Ärzte bestechen, soll das straffrei bleiben. Vielleicht habt ihr auch schon erlebt, dass Pharmareferenten beim Arzt vorsprachen, während ihr im Wartezimmer warten musstet. In der Regel haben sie ein Köfferchen oder eine dicke Aktentasche mit, aus der sie einige Mittelchen auspacken, kleine Medizinpackungen in verschieden Größen und Formen. Bei meiner Ärztin folgt dann ein kurzes Gespräch am Ende der Theke. Sie erhält die Packungen und einige schriftliche Bögen dazu. Manche Ärzte verhandeln mit den Pharmareferenten auch hinter verschlossenen Türen, wenn sie mehr Zeit haben.

Die Kassenärzte erhalten von den Pharmafirmen Geldgeschenke, wenn sie dafür die von ihnen hergestellten Arzneien dem Patienten verordnen. Selbst die Richter halten dieses für ein korruptes Verhalten, stellen es aber nicht unter Strafe. Sie begründen das Urteil damit, dass die niedergelassenen Ärzte Freiberufler sind, nicht wie Krankenhausärzte, und sie somit nicht belangt werden können wegen Bestechlichkeit. So können und sollen die Ärzte eben auch die Arztmuster, die die Pharmareferenten dem Arzt übergaben, dem Patienten weitergeben, damit ihr Budget nicht damit belastet wird.

Was bedeutet dieses Urteil für den Patienten? Vertrauen und nochmals Vertrauen auf einen nicht korrupten Arzt, der die am besten wirkenden Medikamente und die mit den wenigsten Nebenwirkungen, die ihm helfen können, auch verschreibt und nicht die, die ihm Nebeneinkünfte bringen? Habt ihr da noch Vertrauen in euren Arzt?

Ärzte können doch auch auf andere Weise beeinflusst werden und nicht nur durch Pharmavertreter, die sie aufsuchen und für bestimmte Produkte Werbung machen.

Ärzte müssen ja auch jährliche Fortbildungen machen, wobei es für jede Fortbildung eine bestimmte Anzahl von Punkten gibt. Ich meine, dass man als Arzt mindestens 50 Punkte vorweisen müsste, aber sicher bin ich da nicht. Für eine Fortbildung bekommt man auch je nach Dauer und Thema, seine Punkte und damit kein Arzt da vergessen wird, müssen die sich registrieren, Adressen und den eigenen Strichcode angeben.

Bei diesen Ärztefortbildungen laufen genug Pharmavertreter herum, die eben Werbung machen für ihre Firmen und ihre Produkte. Vor Ort klären sie auch Ärzte auf und versuchen sie einzuwickeln. Manche Pharmaunternehmen sponsern dann sogar das Mittagessen oder andere Details, um die Ärzte so indirekt zu beeinflussen.

Ich persönlich habe noch nie einen Pharmavertreter in einer Arztpraxis gesehen, um dort den Arzt einzuwickeln und ich war schon wirklich oft beim Arzt und habe auch die unterschiedlichsten Fachärzte aufsuchen müssen wegen diverser gesundheitlicher Probleme.

Natürlich können Ärzte auch anders beeinflusst werden. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Ich habe nur eine gute Möglichkeit genannt von vielen. Vielleicht bist du zu einer Zeit beim Arzt, wenn die Pharmareferenten noch nicht unterwegs sind. Ich habe das jedenfalls schon mehrmals beobachtet. Aber noch nie habe ich es bei einem Facharzt gesehen, nur immer bei meiner Hausärztin.