Was ist wichtiger: gut verdienen oder zufrieden leben?

vom 06.08.2012, 19:21 Uhr

Ich bin derzeit noch Student, aber irgendwann kommt die Zeit, wo ich mich nach einem Arbeitsplatz umschauen muss. Natürlich reden wir unter uns Studenten schon häufig darüber, was und wo wir später gerne mal arbeiten möchten. Dabei hat jeder eine andere Vorstellung. Doch die meisten wollen einfach nur viel und gut verdienen. Auch in einem Seminar, wo es um Karriereplanung in Wirtschaft (Industrie) und Wissenschaft (Universität) ging, wollten die meisten Teilnehmer in die Industrie, am besten zu einem Weltkonzern wie BMW. Als Grund wird meistens der gute Verdienst und die Aufstiegschancen genannt.

Im Rahmen dieses Seminars haben wir jedoch auch unsere Professoren interviewt, die auch früher mal jahrelang in der Industrie tätig gewesen sind, wie zum Beispiel bei Bosch oder Infineon. Als wir sie bezüglich ihrer Entscheidung gefragt haben, warum sie lieber an die Uni gekommen sind, haben die Professoren meistens mit der Begründung der Zufriedenheit geantwortet. An der Uni hat man einfach mehr Freiheiten, ohne dass man als Professor von einem Hungerlohn leben muss.

Meine Frage in die Runde ist, was für die Berufswahl nun die wichtigere Rolle spielt: ein zufriedenes Leben oder der große Verdienst? Ich will gerne eure Meinungen dazu wissen, eventuell auch eigene Erfahrungen oder gutgemeinte Ratschläge.

» skulldragonXT » Beiträge: 42 » Talkpoints: 33,91 »



Die Frage macht überhaupt keinen Sinn, das ist wie die Frage: Was ist wichtiger, gut zu essen oder gut zu schlafen. Das eine schließt das andere nicht aus, es besteht noch nicht einmal eine Abhängigkeit . Viele Gutverdiener sind doch zufrieden und viel Geringverdiener sind unzufrieden. Natürlich gibt es auch unzufriedene Gutverdiener und zufriedene Geringverdiener. Das eine hängt vom anderen nicht unbedingt ab.

Du wolltest wahrscheinlich eine andere Frage stellen: Was wählst du, wenn du vor der Wahl stündest: (Gut verdienen und unzufrieden sein) ODER (Schlecht verdienen und zufrieden sein). Ich denke, dass hier wohl jeder die Zufriedenheit wählt. Oder wolltest du den Grad der Zufriedenheit noch in der Frage berücksichtigen. Dann solltest du die Frage aber auch wieder anders stellen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, dass es das schnelle Geld einfach nicht gibt und daher viel Geld auch immer mit viel Arbeit verbunden ist. Man hat in deinem Fall in den Betrieben mehr Stress und muss Erfolge erbringen, was man in der Universität nicht ganz so schlimm hat.

Mein Schwiegervater zum Beispiel schuftet von früh bis spät und teilweise sogar nachts auf dem Bau. Dort hat er harte Arbeit und verdient dafür gerade mal 3000 € im Monat. Ich sage gerade mal, weil ich weiß, wie er sich dafür abrackert. Er hat also nicht gerade wenig Geld zur Verfügung, allerdings ist er auch so fertig, dass er nicht wirklich zufrieden damit sein kann.

Ich würde die Zufriedenheit dem Geld immer vorziehen. Ich denke ein Beruf muss einem auch Spaß machen und da zählt für mich nur bedingt, wie viel ich dann am Monatsende auf dem Konto habe. Wenn ich natürlich darauf angewiesen bin etwas zu arbeiten, um Geld in die Kasse zu bekommen, dann nehme ich auch Jobs an, die keinen Spaß machen. Aber das ist dann keine Dauerlösung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn ich die Wahl hätte und mir würde einmal ein Posten in der Industrie und einmal ein Posten als Professor an der Universität angeboten würde ich mich persönlich ganz klar für den Posten in der Forschung entscheiden. Allerdings würde ich wohl ähnlich machen wie deine Professoren, wenn es wie hier offensichtlich um einen technischen Studiengang geht. Ich würde erst eine Zeit lang in der Industrie arbeiten um die Praxis kennen zu lernen, dann erst eine Karriere an der Hochschule einschlagen. Als Geistewissenschaftler kann man eher im Elfenbeinturm der Wissenschaft bleiben und theoretisch forschen, in den Naturwissenschaften stelle ich mir das eher schwierig vor.

Ich persönlich wäre damit zufriedener, da ich eher die Wissenschaft spannender finde und mich da eher wieder finden würde. Vor allem kann man sich als Wissenschaftler eher einteilen, wann man wo arbeitet, in der Industrie ist man dann doch eher an mehr Zwänge gebunden. Mir würde auch das Durchführen der Lehre an der Hochschule Spaß machen, das sollte man ja auch berücksichtigen, wenn man eine Karriere an der Hochschule anstrebt. Jemand, der es überhaupt nicht leiden kann, vor Mensch zu sprechen, wird auch mit so einem Posten nicht glücklich werden, ganz unabhängig vom Geld, das gezahlt wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe mir die selbe Frage gestellt wie Anlupa. Zufriedenheit und ein hohes Einkommen schließen sich nicht gegenseitig aus. Wenn ich die freie Wahl hätte, würde ich mir natürlich beides gleichzeitig wünschen. Wem würde es nicht so gehen? Interessanter wird es natürlich, wenn man die Wahl hat, zufrieden, aber von einem geringen Einkommen zu leben, oder gut zu verdienen und dabei unglücklich zu sein. Das sind aber wirkliche Extreme, die wohl eher auf wenige Menschen zutreffen. Es gibt sicher auch einige Menschen, die wohlhabend und gleichzeitig sehr zufrieden sind, während es genug unzufriedene Geringverdiener gibt. Viele haben sich mit ihrem Job auch weitgehend arrangiert, sind mit ihrem Gehalt einigermaßen zufrieden und fühlen sich im Großen und Ganzen wohl, obwohl es natürlich immer noch besser sein könnte. 

Ich möchte auf jeden Fall in einem Job arbeiten, der mir auch Spaß bereitet. Aber davon allein kann man seine laufenden Ausgaben noch nicht decken. Daher sollte der Job auch schon etwas einbringen. Ein zu geringes Einkommen würde wiederum auch Unzufriedenheit hervorrufen, weil es sicher keinen Spaß macht, jeden Euro dreimal umdrehen zu müssen. Da bringt es dann auch nichts, wenn die Tätigkeit noch so viel Spaß macht. Es sollte also beides stimmen. Das Einkommen sollte zumindest so hoch sein, dass man davon gut leben kann und der Job sollte mich weitgehend zufrieden stellen. Zum Glück werde ich mein Studium recht vielseitig einsetzen können, so dass ich hoffe, in einem Bereich arbeiten zu können, der mir Zufriedenheit und ein ausreichendes Einkommen verschafft. 

Ich würde nicht auf Zufriedenheit verzichten wollen, nur um einen Job mit einem sehr hohen Einkommen zu bekommen. Ich möchte nicht jeden Tag widerwillig zur Arbeit gehen. Im Zweifelsfall würde ich lieber etwas weniger verdienen, wenn die Tätigkeit mir dafür sehr viel Spaß bereitet. Auf der anderen Seite würde ich auch nicht für einen unterdurchschnittlichen Lohn arbeiten wollen. Ich würde schauen, dass ich in beiden Bereichen nicht zu große Opfer bringen müsste. Grundsätzlich würde ich in beiden Bereichen Kompromisse in Kauf nehmen, im Bereich des Einkommens aber eher als bei der Zufriedenheit. 

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde auch, dass man diese Frage sehr schwer beantworten kann, da es doch eigentlich von einander abhängt. Es gibt zwar viele Menschen die sagen, dass Geld nicht glücklich macht, aber wenn man es richtig anstellt und es nicht übertreibt, dann kann man auch mit viel Geld glücklich sein und zum Beispiel ein schönes Familienleben führen.

Wenn man einen Job macht, denn man gerne macht und dabei noch viel Geld verdient, dann ist es eigentlich kein Problem, dass man glücklich ist. Wenn man dann noch eine gute Familie zu Hause hat, dann hat man doch eigentlich ein perfektes Leben. ;) Aber dafür braucht man halt wirklich einen Job den man gerne ausübt und der auch noch viel Geld einbringt.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein guter Verdienst wäre zwar erstrebenswert, aber es gibt auch wichtigere Dinge, die man berücksichtigen muss. Zum einen muss einem die Arbeit Spaß machen und zum anderen wäre mir ein sicherer Job auch wichtig, bei dem ich Arbeit und Familie auch gut unter einen Hut bringen könnte. Denn die Familie wäre mir einfach am Wichtigsten und da würde ich auch im Beruf zurücktreten.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In deinem Thread hört sich das ein bisschen danach an, als müsse man sich entscheiden, dabei bedeutet ein guter Verdienst ja jetzt nicht unbedingt, dass man nicht zufrieden leben kann oder? Teilweise stimmt es ja schon, dass man dann eben in der Industrie weniger Freiheiten hat, man kann sich beispielsweise oftmals seine Tätigkeitsfelder nicht wirklich aussuchen, in der Chemie scheint das häufig in größeren Unternehmen so zu sein, dass man eben einfach einen Auftrag bekommt, das und das ist zu tun und dann wird das eben erledigt und der Chemiker hat eine gewisse Zeit, diese Arbeit zu erledigen. Es stellt sich meiner Meinung nach hier nur die Frage, ob das gleichzeitig bedeutet, dass einem dieses Aufgabenfeld dann auch liegt und gefällt. Mitunter findet man den Auftrag dann eben auch absolut uninteressant oder so und dann muss man die Aufgabe natürlich trotzdem erfüllen, was soll man auch anderes machen?

So kann das für viele Menschen eben ein langwieriger Beruf sein, in dem man nur eingeschränkten Freiraum hat und sich nicht aussuchen darf, was man machen kann. Andererseits gibt es aber sicherlich auch Menschen, die das vielleicht gar nicht mal so schlecht finden, es als eine Herausforderung sehen und auch keine Probleme damit haben, dass sie keinen großen Freiraum haben. Viele haben trotz Studium in dem Sinne an Forschung und vor allen Dingen am Lehren weniger Spaß, diese Leute kommen dann mitunter in der Industrie durchaus auf ihre Kosten. Im Endeffekt hat man zumindest in beruflicher Hinsicht letztendlich dann doch ein zufriedenes Leben und ist finanziell abgesichert. So kann man meiner Ansicht nach nicht sagen, es gälte sich zwischen dem einen oder anderen zu entscheiden, mitunter kommt es doch auch durchaus vor, dass man beide Aspekte sehr gut miteinander vereinen kann.

Ich selbst finde, dass Zufriedenheit nun auch nicht zwingend mit dem Verdienst zusammenhängen muss, denn immerhin ist Geld im Leben auch nicht alles. Arm sein möchte keiner, aber ein durchschnittlicher Lohn tut es an sich ja auch und damit kommt man auch über die Runden. Nur meinen ja viele, mit mehr Geld zufriedener zu sein und mitunter ist das ja auch ein Grund dafür, dass viele studieren gehen, sie wollen später mehr verdienen, als den Durchschnittslohn. Generell würde ich mal meinen, dass man bei einer gut gewählten Studienrichtung dann auch nicht großartig etwas falsch machen kann, wenn man schon mal in dem Bereich ist der einem zusagt, wird es nicht viele Jobs geben, wo man sagen würde, dass einem das überhaupt nicht zusagt. Klar wird es Leute geben, die sagen, dass sie eher in die Wissenschaft oder eben in die Industrie wollen würden, aber ob das jetzt die ganze Zufriedenheit ausmacht?

Ich denke, dass es mir sehr schwer fallen würde, mich zu entscheiden. Angenommen ich habe einen Job zur Auswahl, bei dem ich sehr viel verdiene, aber wo ich eben nicht die Arbeitsbedingungen habe, die ich gerne hätte und dann wäre da noch ein Job, wo ich absolut mit zufrieden und glücklich wäre, allerdings wäre der Verdienst mittelmäßig. Ich würde dann sogar eher zu dem Job tendieren, der mir weniger Spaß macht, wenn ich ehrlich bin. An sich denke ich, dass man mitunter wohl auch an dem zweiten Job den Spaß nach einer Weile verlieren könnte und ich bin auch der Meinung, dass man arbeitet um zu leben und nicht lebt, um zu arbeiten. In sofern müsste es auch ausreichen, wenn ich den Beruf mache, wo ich gut verdiene, aber keinen großen Spaß daran habe, sofern das ganze nicht gleich so ausschaut, dass ich mich dabei irgendwie quälen müsste oder so. Letztendlich hat man mit mehr Geld dann auch die Möglichkeit seine Freizeit schöner zu gestalten, was das ganze dann wieder auskompensieren würde.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass beides irgendwie zusammen gehört. Ohne ein gutes Einkommen werden die meisten Leute eher weniger zufrieden sein, denn damit muss man ja leben können. Und wenn der Job einem nicht gefällt, wird man auch nicht zufriedener, nur weil das Gehalt stimmt. Also irgendwie kann man sich nicht nur für eines entscheiden, wenn man mit seiner Entscheidung zufrieden sein will und das dauerhaft.

Ich finde, wenn man sich für einen Job entscheidet, sollte man beides berücksichtigen, aber immer etwas mehr die Tatsache, ob einem der Job auch gefällt den man macht. Man kann nicht nur auf das Geld schauen, das wird früher oder später dermaßen ins Auge gehen, weil man immer unzufriedener wird. Natürlich macht man heute den gelernten Job nicht mehr 40 Jahre lang so wie früher, aber dennoch macht man ihn lange genug, so dass man schon Gefallen daran finden sollte. Ein guter Verdienst beruhigt nur die Nerven, weil man weiß, dass man genügend Geld zur Verfügung hat. Aber wirklich zufrieden macht er nicht und man kann sich mit viel Geld auch nicht alles kaufen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Sicherlich gibt es einige Menschen in äußerst gut bezahlten Berufen, die hervorragend bezahlt werden und überaus zufrieden sind – in ihrem Job, nicht nur in ihrem Leben und ganz allgemein. Ich meine, ein paar solcher Fälle auch zu kennen, allerdings gehöre ich selbst nun nicht zu denjenigen, die hervorragend verdienen, aber ich bin dafür in meinem Job immerhin zufrieden und muss sagen, dass ich durch diesen Wechsel zu meinem jetzigen Arbeitgeber, der schon aufgrund einer deutlich verringerten Arbeitszeit mit großen Einbußen in Sachen Gehalt verbunden war, überhaupt erst erfahren habe, wie ausschlaggebend es für mich ist, einem Job nachzugehen, den ich gerne mache, vor allem aber in einem Umfeld, in dem ich mich wohlfühle, arbeiten zu können. Das wenige Geld nehme ich dafür gern in Kauf, denn ich habe verschiedene andere Möglichkeiten, hieran etwas zu tun, die nicht zwingend mit Unzufriedenheit zu tun haben müssen. Das Arbeiten bei meinem Chef würde ich allerdings nicht aufgeben wollen, denn ich war bisher noch nie in meinem Berufsleben so zufrieden wie jetzt in seinem Unternehmen.

Dazu gehört für mich übrigens auch, dass ich nicht mit Überstunden rechnen muss, nicht gehetzt werde, obwohl es manchmal ruhig stressig sein kann, dass ich menschlich etwas zähle und merken kann, dass meine Arbeitskraft geschätzt wird. Ich will akzeptiert und respektiert werden, und genau das habe ich in meinen vorherigen Berufstätigkeiten ganz selten mal mitbekommen. Nun weiß ich jeden Tag, wann ich nach Hause gehen kann, ich kann meine Freizeit planen, weil ich keine Überstunden machen muss und ich habe etwas ganz Konkretes in Sachen Job, auf das ich mich verlassen kann, weil es eben kalkulierbar ist. Das bedeutet für mich wirklich unglaublich viel, und selbst mit dem fast Dreifachen an Gehalt kann ich nichts anfangen und daraus kann ich vor allem keine Zufriedenheit ziehen, wenn ich im Gegenzug nie wissen kann, wann ich denn endlich nach Hause gehen darf, weil ich täglich mit Überstunden rechnen muss, die stillschweigend vorausgesetzt werden.

Diese Entscheidung ist für mich also kein bisschen schwierig und ich würde jederzeit die Zufriedenheit wählen, wenngleich ich ebenfalls der Meinung bin, dass ich beide von Dir angefragten Gegebenheiten nicht zwingend ausschließen müssen. Glücklich schätzen kann sich wohl also, wer wirklich beides genießen kann: den Job, der ihm gefällt, der ihn fordert und auch bestätigt und gleichzeitig die gute Bezahlung auf der anderen Seite, die ihm auch einen guten Lebensstandard ermöglicht, sodass er seine kostbare Freizeit so ausgestalten kann, wie er das für richtig hält und sich wünscht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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