Facebook hindert am Loslassen

vom 06.08.2012, 14:26 Uhr

Ich denke zwar, dass solche Gegebenheiten wie ein Facebook-Account es einem deutlich schwerer machen, nicht immer mal wieder – oder anfangs sogar ziemlich häufig – nachzusehen, was der andere so macht, aber da man nicht gezwungen wird, sich diese Frage zu beantworten, handelt es sich bei der Grundproblematik wohl doch einen Wesenszug und Facebook ist lediglich ein Instrument, das es ermöglicht, dieser eigenen Schwäche nachzugeben. Natürlich ist es aber nicht nur Facebook, sondern es gibt auch noch andere ähnlich gelagerte Seiten und die hier bereits erwähnten gemeinsamen sozialen Kontakte außerhalb des Internets, die es einem ermöglichen, nachzufragen. Allerdings werden die gemeinsamen Offline-Kontakte vermutlich irgendwann die Nase voll davon haben, ständig Auskunft zu erteilen und das wiederum einstellen. Dieses „Problem“ hat man wohl bei den angesprochen Internetseiten wiederum weniger.

Übrigens glaube ich außerdem, dass hauptsächlich diejenigen betroffen sind und entsprechend spionieren, von denen sich getrennt wurde und weniger die anderen, die selbst eine Trennung vollzogen haben. Dass es jemandem, der eine Trennung mitgeteilt bekommt, nicht so einfach damit abschließen kann, finde ich allerdings völlig normal und ich denke sogar, dass solche sozialen Netzwerke wie Facebook eher dabei helfen können, eine Trennung zu verarbeiten. Jedenfalls habe ich es so auch schon selbst erlebt. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei doch um nichts anderes als einen gemeinsamen Ort, an dem sich beide ehemaligen Beziehungsteilnehmer über den Weg laufen, und ob ich meinem Ex-Partner mit seiner neuen Partnerin nun auf der Straße über den Weg laufe oder bei Facebook sehe, dass er in einer neuen Beziehung ist, ist im Endeffekt wohl kaum zu unterscheiden. Der einzige wirkliche Unterschied liegt hier doch darin, dass derjenige, der spioniert, sich gezielt dieser Konfrontation aussetzt. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass dies für so manchen hilfreich sein kann, um schneller mit allem abzuschließen. Ob es sich hierbei um ein vielleicht sogar krankhaftes Verhalten handelt, ergibt sich vermutlich aus der genauen Ausformung dieses Spionierverhaltens. Wer das Besuchen des Profils seines Ex-Partners zum Tagesinhalt hat, wird vermutlich ein Problem haben oder bekommen.

Bei mir selbst verhält es sich nun so, dass mein Ex-Partner und ich nicht nur bei Facebook noch Freunde sind, sondern uns auch hin und wieder treffen, um etwas zu unternehmen. Ich war diejenige, die die Beziehung beendet hat und ich bin nun nicht ständig auf seinem Profil unterwegs. Seine Aktualisierungen bekomme ich ohnehin auf meiner Startseite mit und manchmal kommentiere ich sie, je nachdem, ob ich das jeweils möchte oder eben nicht. Allerdings habe ich selbst bei Facebook Vorkehrungen getroffen, weil ich damals, nach unserer Trennung, wusste, dass meine neue Beziehung ihn verletzen würde. Ich habe daher festgelegt, dass er meine Meldungen nicht sehen kann, weil ich es sinnvoller fand, ihn nicht ständig damit zu konfrontieren, wie gut es mir ohne ihn geht, denn diese Botschaft finde ich einfach überflüssig und auch irgendwie moralisch verwerflich. Ob er mein Profil nun häufig besucht, weiß ich nicht, aber ich weiß wohl, dass meine Aktualisierungen nicht auf seiner Startseite erscheinen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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