Sich von Krokodilstränen beeindrucken lassen?

Krokodilstränen nennt man die Tränen, die herausgequetscht werden, damit das Gegenüber beeindruckt ist und Mitleid bekommt. Damit fangen oft schon die kleinsten Kinder an, weil sie einmal gemerkt haben, dass man mit Tränen viel mehr erreichen kann als wenn man nur ein Schnütchen zieht. Bei manchen Menschen zieht sich das sogar bis ins Erwachsenenalter. Ich kenne eine erwachsene Frau, die selber sagt, dass sie mit herausgequetschten Tränen alles bei ihrem Mann erreichen kann.

Was aber die Kinder betrifft, so finde ich es schon enorm, dass ein gerade 1 - 1 1/2 jähriges Kind sowas begreift, dass man mit Tränen mehr erreicht als ohne. Zumindest lassen sich die Leute, die ich kenne immer gerne davon beeindrucken. Ich muss schon sagen, dass ich bei meinen Kindern oft nicht wusste, ob es Krokodilstränen sind oder "echte" Tränen. Ich bin bestimmt mehr als einmal auf die Krokodilstränen hereingefallen.

Lasst ihr euch gerne oder oft von Krokodilstränen beeindrucken? Wie geht ihr mit Kindern oder Erwachsenen um, die sich mit Krokodilstränen Aufmerksamkeit erhaschen wollen oder die damit was erreichen wollen? Denkt ihr, dass ein kleines Kind das schon völlig bewusst macht? Ab wann hat ein kleines Kind gelernt, dass man mehr erreicht, wenn man Tränen herausquetscht?

Ich finde es in Ordnung, wenn Menschen weinen, wenn es ihnen wirklich sehr schlecht geht oder sie gerade emotional berührt sind. Allerdings lässt mich so etwas in der Regel ziemlich kalt. Und in einigen Fällen geht mir so etwas sogar richtig auf die Nerven. Ich denke zwar auch nicht, dass man eine tränenreiche Show immer so perfekt von einer echten Notsituation abgrenzen kann, aber es gibt einfach genug Situationen, in denen ich mich von Tränen auf keinen Fall beeindrucken lasse. Das kann daran liegen, dass ich den Grund, aus dem jemand weint, nicht nachvollziehbar finde oder dass ich den Eindruck habe, dass der andere nur ein großes Drama veranstaltet, um sich in den Mittelpunkt zu stellen. 

Mit Mitleid ist ohnehin niemandem geholfen, so dass man sich das auch direkt sparen kann. Dazu kommt noch, dass viele Menschen einfach sehr weinerlich sind und bei jeder Kleinigkeit anfangen zu heulen. Meistens habe ich Mitleid mit Tieren, denen es wirklich oft sehr schlecht geht, während ich das Geheule wegen irgendwelcher Luxusprobleme nur nervtötend finde. Wenn jemand also wegen diverser Lappalien weint, dann distanziere ich mich lieber in dem Moment von der Person, weil ich keine Lust auf diesen Gefühlsausbruch habe. Wenn sich derjenige dann einigermaßen beruhigt hat, helfe ich ihm gerne, indem ich mit ihm gemeinsam versuche, eine Lösung zu finden. Ich habe mir auch abgewöhnt, Leute zu bedauern. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und die meisten Probleme sind lösbar. Da ist es nicht notwendig, ein riesiges Theater zu machen, um Mitleid zu erhalten, das einen letztendlich doch nicht weiter bringt. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, denen es wirklich schlecht geht und die man wirklich bedauern könnte, in der Regel nicht jammern. 

Wenn ich eine Partnerin hätte, die auf die weinerliche Tour versucht, bei mir irgendetwas zu erreichen, würde ich an ihrem Verstand zweifeln. So jemanden könnte ich nicht ernst nehmen. Ein solches Verhalten ist einfach kindisch. Bei Kindern mag man darüber hinwegsehen, wobei ich mit Kindern eigentlich keine Erfahrungen habe und daher nicht beurteilen kann, bis zu welchem Alter so etwas normal ist. Ein erwachsener Mensch sollte aber auf solche Spielchen verzichten können. Und als Partner wäre jemand, der so etwas zur Beziehunggestaltung braucht, nicht denkbar. Würde ein Partner so reagieren, um zum Beispiel seine Wünsche konsequent durchzudrücken, würde ich in den entsprechenden Situationen einfach gehen oder auf Durchzug schalten. Das ist im Normalfall auch nicht ideal, aber ich hätte einfach keine Lust auf so ein Zickentheater. Erreichen würde der Partner damit gar nichts, höchstens meinen Rückzug.

Das Problem ist, dass manche Menschen wirklich sehr gut schauspielern und man Krokodilstränen nicht von echten Unterscheiden kann. Natürlich wenn jemand anfängt künstlich zu weinen, lässt mich das schon kalt. Meistens macht mich das wütend, jedoch wenn jemand wirklich weint, bekomme ich Mitleid. Zwar hilft Mitleid nicht, aber ich bin sehr empathisch und fühle mich auch in die weinende Person ein.

Grundsätzlich nehme ich alle weinenden Menschen ernst. Was für mich kein Grund zur Sorge ist und was mich kalt lässt, kann für manche Menschen ein Weltuntergang sein. Manchmal verlieren Menschen wegen Kleinigkeiten die Hoffnung und sind wirklich aufgeschmissen.

Wenn mein Partner mit Tränen alles erreichen möchte, was er möchte und er keine Kompromisse eingehen würde, wäre ich wirklich sehr wütend. Als Erwachsener ist dieses Verhalten wirklich unverständlich und für nichts eine Lösung. Leider kann man sich nicht überall mit (ich entschuldige mich, falls es etwas hart klingt) Rumgeheule durchsetzen. Beispielsweise würde man von dem Chef oder von den Lehrern für blöd gehalten werden. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass einige Menschen das zuerst in der Partnerschaft anfangen und dann auch im Freundeskreis ausbreiten.

Um ehrlich zu sein macht mir der Gedanke an erwachsene Personen, die nur Krokodilstränen zu weinen ziemlich Angst. Ich habe nie vorher darüber nachgedacht, dass mich eine weinende Person reinlegen könnte und so trotzig handelt wie ein kleines Kind.

Kinder sind ja nicht dumm und die merken ganz schnell, dass die Mutter gut darauf reagiert, wenn man weint. Ich muss sagen, dass einem das aber an und für sich meistens auch einfach ans Herz geht und man tief im inneren schon darauf automatisch reagiert. Allerdings kann man bei einigen Kindern eben sehen, dass es geschauspielert und nicht echt ist. Bei einigen Müttern zieht das aber dennoch. Das ist für die Erziehung meiner Meinung nach eher kontraproduktiv, aber immerhin haben die Eltern erstmal den Ärger damit.

Ja, mir tut das auch Leid, wenn ein Kind gestolpert ist und dann große, dicke Tränen weint. Aber wenn man sich das manchmal so ansieht und sieht, dass das Kind vorher noch schön geguckt hat, ob es die Mama ja gesehen hat und erst dann anfängt mit weinen, wenn die Mama schaut, dann stimmt was nicht und man kann davon ausgehen, dass es sich nicht wirklich weh getan hat. Und so ist es meistens ja auch. Aber das Mitleid der Mama und der Trost tut eben besser, als wenn die Mama sagt, dass es ja gar nicht so schlimm ist.

Das diese Masche dann aber tatsächlich erwachsene Menschen anwenden halte ich für stark übertrieben und sowas kann ich auch gar nicht leiden. Wenn man wirklich traurig ist, dann kann man auch weinen, aber einfach nur zu weinen um was zu erreichen finde ich absolut nicht in Ordnung.

Wenn Menschen weinen, finde ich das vollkommen okay. Trotzdem erreichen sie damit bei mir nichts, außer dass ich ihnen freundlich erkläre, warum ich meine Meinung vertrete (oder nein sage, ect.). Meine Meinung steht also fest, egal wie jemand versucht, mich um zustimmen.

Was viel mehr wirkt, ist, wenn man versucht, mich zu überreden oder sich irgendeine List einfallen lässt, durch die ich dann zustimme (ja sage).

Ich frage mich gerade, wie du überhaupt zwischen "echten" und "falschen" Tränen unterscheiden kannst. Wie sieht der Unterschied denn genau aus? Oder ist das nur deine subjektive Bewertung der Situation, also, dass du eben unterstellst, dass das Gegenüber gar keine "echten" Tränen vergießt? Selbst von professionellen Schauspielern hört man doch immer wieder, dass sie es trotz Ausbildung gar nicht so einfach finden auf Kommando zu weinen.

Da ich selber also nicht über deine Kenntnisse verfüge traue ich mir auch nicht zu zu beurteilen, ob jemand wirklich weint oder nur ein guter Schauspieler ist. Aber eigentlich ist das auch egal, weil ich es nun eh nie besonders beeindruckend finde, wenn jemand rumheult. Wenn die Situation entsprechend ist, dann bekommt man von mir auch die entsprechende Aufmerksamkeit, aber nicht deshalb, weil man jetzt ein paar Tränen vergossen hat. Ich bin auch niemand, der sich von einem heulenden Kind beeindrucken lässt. Wenn ich sehe, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist, ignoriere ich das Geheule eher bewusst.

[ten points]

Krokodilstränen nennt man die Tränen, die herausgequetscht werden, damit das Gegenüber beeindruckt ist und Mitleid bekommt.

Das würde aber bedeuten, dass man mit Absicht weint und ich bekomme das ehrlich gesagt nicht hin. Schafft Ihr das? Krokodilstränen kenne ich eher daher, dass man sich ärgert und aus Wut weint, aber da ist es dann ja nicht absichtlich herbeigeführt, sondern durch die Gefühle bedingt. Manchmal fühlt man sich in einem Moment so gestresst und überfordert, dass einfach Tränen kommen und das kann zumindest ich nicht immer unterdrücken. Ich gebe mir aber Mühe, dass es andere nicht sehen, indem ich dann erst einmal kurz verschwinde.

Aber Tränen sind doch immer ein Zeichen großer Anspannung, sei es nun Trauer oder Wut. Und wegen dieser Symbolfunktion würde ich das schon ernst nehmen, wenn jemand weint. Ich gehe dann davon aus, dass derjenige sehr mitgenommen ist und da ich selber aus dem Nichts heraus auch nicht weinen kann, werden das wohl andere ebenso nicht einfach grundlos zustande bringen. Alles andere als sich um einen weinenden Menschen zumindest ein bisschen zu kümmern fände ich ziemlich kalt und herzlos.