Gibt es wirklich eine Sekt-Steuer?

vom 03.08.2012, 12:24 Uhr

Ich habe neulich gehört, dass die Sekt-Steuer, die einst Kaiser Wilhelm der II eingeführt hat, niemals außer Kraft getreten ist und dass man immer noch Sekt-Steuer zahlt, wenn man Sekt kauft. Ist das eigentlich richtig oder ist das eine Fehlinformation? Warum wurde diese Steuer niemals außer Kraft getreten?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die Steuer gibt es wirklich, allerdings heißt sie genau gesagt Schaumwein-Steuer und nicht Sekt-Steuer. Sie wurde tatsächlich schon 1902 zur Finanzierung der Kriegsschiffe des Kaisers eingeführt, allerdings meines Wissens nach vom Reichstag und nicht vom Kaiser höchstpersönlich. In den dreißiger Jahren hatte man die Steuer dann eine Weile ausgesetzt und in den Jahren des zweiten Weltkrieges wohl wieder eingeführt. Seit dem hat diese Steuer Bestand.

Es gibt übrigens noch weitere, noch weit ältere Steuern, die bis heute existieren, beispielsweise die Branntweinsteuer. Diese wurde auch im Mittelalter auf alkoholische Getränke eingeführt und gilt auch bis heute fort. Diese wird auf alle anderen alkoholischen Getränke erhoben, die entweder Branntwein sind oder Branntwein enthalten. Der Unterschied zur Schaumweinsteuer liegt aber darin, dass es für die Einführung dieser Steuer keinen besonderen Grund gab. Über die Schaumweinsteuer regt man sich eben gerne auf, weil der Grund für die Steuererhebung (der Aufbau der Flotte des Kaisers) längst zur Geschichte gehört aber die Steuer trotzdem beibehalten wurde und sich da manche als Milchkuh des Staates fühlen.

Ein bekanntes ähnliches Beispiel ist die Salzsteuer. Diese wurde im Mittelalter eingeführt und erst 1993 wieder abgeschafft. Der Unterschied hier ist, dass man sich Sekt und anderen Schaumwein nicht kaufen muss, wenn man mit der Steuer nicht klar kommt. Alkoholika gehören nunmal in den Bereich der Luxusgüter. Allerdings handelt es sich bei Salz um einen unverzichtbaren Nahrungsbestandteil, den man um so mehr essen muss, je mehr man körperlich arbeitet. Da körperlich anstrengende Berufe meist nicht die am besten bezahlten sind, war so eine Steuer besonders ungerecht, da sie eher die Geringverdiener empfindlicher traf als die Reichen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die so genannte Schaumweinsteuer gibt es wirklich noch. In Österreich ist sie allerdings auf 0 festgesetzt, so dass sie dort faktisch nicht mehr existiert. Im Gegensatz zur Vermögenssteuer hat hier sicher noch niemals jemand richtig dagegen geklagt und ich finde schon, dass Sektliebhaber durchaus das Geld für diesen Luxus zahlen können.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 04.05.2014, 12:14, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Es gibt einen relativ einfachen Grund dafür, dass die Schaumweinsteuer nie außer Kraft gesetzt wurde. Es ist der dauernde Geldhunger des Staates und sein Unwillen, eine Steuer und damit eine Geldquelle abzuschaffen. Dass die Flotte und damit der ursprüngliche Grund für die Einführung bereits zweimal versenkt wurde, ist in den Augen der Politiker kein Grund.

Jeder Versuch, eine Steuer wie die Schaumweinsteuer abzuschaffen, wird mit dem Argument der fehlenden Gegenfinanzierung beantwortet. Das Argument ist per se nicht falsch, da eine abgeschaffte Steuer eine Mindereinnahme bedeutet, und diese Mindereinnahme muss kompensiert werden, da es Politikern leichter fällt, eine neue Steuer zu begründen, als Einsparungen zu verkünden.

» littleviking » Beiträge: 133 » Talkpoints: 63,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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