Fett und Kohlenhydrate auf der Anklagebank?
Auch hier im Forum werden ja gerne mal Diätsäue durch die Arena getrieben. Grund dürfte sein, dass der durchschnittliche BMI der hier schreibenden Zunft, nach allem, was ich bisher gelesen haben, relativ hoch liegt. Das ist halt so. Was haltet ihr von LowCarb? Was haltet ihr von Atkins? Wirkt "Schlank im Schlaf" wirklich? Macht mich ein Vibrationsgürtel schlanker? Helfen die oder die Pillen bei der Fettverbrennung?
Aber was liest man da im Lancet? Wer die Lanzette nicht kennt, es ist ein der ältesten medizinischen Fachzeitschriften und dürfte fast 200 Jahre alt sein. Also, was liest man? Ein paar englische Forscher haben sich zur Aufgabe gemacht, den durchschnittlichen Body Mass Index von über 20-jährigen auf jedem Land dieser schönen Erde zu ermitteln.
Und was kommt dabei raus? In good old Europa sind die Schweizerinnen und die Italienerinnen die mit dem niedrigsten BMI, wobei der der Italienerinnen in den letzten Jahren noch gesunken ist, was es sonst nur noch in Singapur gab, wenn man nur die reichen Länder betrachtet. Dafür geht es in den USA, Neuseeland und Australien aufwärts. Ich bekam gestern von meinem Patenkind Bilder vom Schulball. Sie ist für ein Jahr in Neuseeland und was ich da sehe, stimmt einen nicht froh. Auf den Bildern sehe ich so gut wie keine schlanken oder normalgewichtigen, junge Frauen. Die haben sich in bunte, enge Ballkleidchen gepresst und haben dabei Oberarme wie ein Schlachter. Und die Damen sind gerade mal 15 Jahre jung.
Weiter im Lancet. Übel läuft es für Engländerinnen und Malteserinnen. Das weiß jeder, der mal in England war. Ein Durchschnitts-BMI von ca. 27 ist schon heftig und das sieht man auch. Und um auf einen Durchschnitt von 27 zu kommen, muss es für jede bezaubernde Pippa und Kate eine Frau mit einem BMI von 35 geben. Die Männer in England sind nur minimal weniger übergewichtig, Tendenz stark steigend. Geschlagen werden sie aber noch von den spanischen Männern. Bei den Männern sieht es in Italien allerdings auch nicht viel besser aus. Die Franzosen sind die dünnsten der Männer.
Was ist daran nun eigentlich so erstaunlich? Mir erkläre einer, wie es ausgerechnet die Frauen in Italien und der Schweiz schaffen, bei ihrer Ernährung schlanker zu sein, als die anderen? Grob gesagt, leben die einen vor allem von Kohlenhydraten und die anderen von Fetten. Die Schweizer schwimmen im Fett, haben weltweit einen der höchsten Fettverbräuche, haben aber gleichzeitig auch mit die höchste Lebenserwartung auf der Welt - Platz 4. Wer liegt in Sachen Lebenserwartung auf Platz 3 vor der Schweiz? Die Isländer. Und wovon leben Isländer? Ähnlich wie die Schweizer haben die einen der höchsten Fettverbräuche. Da kratzt man sich doch am Kopf und fragt sich, wie das alles zusammengeht? Und das dann vor dem Hintergrund der gängigen Diätempfehlungen.
Die Ernährung an sich sagt ja noch nichts über das Körpergewicht aus. Ich meine, wenn ich als Hobbysportlerin die Mengen essen würde, die sich mancher Profi rein schiebt, würde ich mit Sicherheit nicht mehr lange einen BMI von 21, irgendwas haben.
Anstatt stur Zahlen zu addieren, die eh in manchen Fällen absolut keine Aussagekraft haben, wäre es doch wesentlich sinnvoller die Lebensumstände zu erforschen und zu versuchen diese in Kontext zu bringen. Man müsste zum Beispiel schauen, wie viele Wege jemand zu Fuß oder mit dem Rad zurück legt, ob jemand Sport treibt, was er für einen Beruf hat und so weiter. Spontan fällt mir jetzt nämlich zum Beispiel ein, dass ich in England eher selten erwachsene Radfahrer auf den Straßen sehe, in der Schweiz aber schon. Und dann müsste man natürlich auch schauen, was für eine Art von Fett jemand zu sich nimmt, denn da gibt es ja wohl auch gewaltige Unterschiede was die Wirkung auf den Körper betrifft.
Vielleicht hat das auch etwas mit der Lebenseinstellung zu tun. Man sagt den Schweizern doch nach, dass sie einen sehr ruhigen und gemütlichen Lebenswandel haben und auch in Italien wird schließlich vieles nicht so genau genommen. Stress beeinflusst die hormonellen Abläufe stark und kann sich so auf das Körpergewicht auswirken.
Ich nehmen an, Du willst darauf hinaus, dass eine überwiegende Ernährung mit Kohlenhydraten eher zu Übergewicht führt als eine Ernährung mit viel Fett aber weniger Zucker. Demnach wäre es dann sinnvoll, nicht Fett als zu vermeidenden Inhalt anzusehen, sondern lieber Kohlenhydrate zu meiden. Mag ja sein, aber was sollen wir da nun machen? Kohlenhydrate werden ja nicht deswegen gegessen, weil es nichts anderes gibt, sondern weil sie einer Speise Geschmack geben.
Da mag es zwischen Völkern auch Präferenzen geben, sodass klassische Seevölker auch mehr Fisch essen, vielleicht auch andere Geschmäcker bevorzugen. Aber ich sehe den einzigen Weg, etwa uns zu weniger Konsum von Zucker zu bringen, indem man den Zucker gegen etwas anderes Süßes austauscht.
Definitiv hat es etwas mit der Lebenseinstellung zu tun und auch generell mit den Lebensumständen. Zwar sind diese Dinge nicht allein ausschlaggebend, aber wenn man sich nun beispielsweise Italiener beim Essen vorstellt, so lautet das Klischee doch, dass sie mehr reden als essen, vor allem, wenn sie in einer großen Runde sind. Aber ich denke, es hat auch etwas damit zu tun, dass das italienische Volk scheinbar, ohne es direkt zu wissen, eher auf regionale Produkte achtet und die Herkunft der Produkte berücksichtigt. So etwas kann genauso ausschlaggebend sein, wie eine gelassene Lebensweise.
Das jedoch allein wird es nicht sein, da spielen noch andere Faktoren mit. Und wenn die Schweizerinnen im Gesamten auch sehr oder eben einfach nur schlank sind, werden sie sich wohl nicht unbedingt an den Schweizer Produkten wie Käse oder Schokolade satt essen. Auch hier könnte man berücksichtigen, dass es eher die hochwertigen Produkte sind, die verfügbar sein könnten.
Vielleicht ist es bei den Italienerinnen und Schweizerinnen auch die Eitelkeit, die dazu führt, eher weniger zu essen, um die Figur zu halten. Ich kann aber dennoch nur immer wieder betonen, dass Schlankheit allein nicht von Essen beziehungsweise Nichtessen kommt. Genauso ist Übergewicht nicht immer und nicht ausschließlich von den falschen Ernährungsweisen abhängig. Man kann mit der "richtigen" für sich ausgeklügelten Ernährung und der Bewegung mindestens sein Gewicht halten und auch sein Gewicht verlieren,, aber dennoch ist die Frage, woher nun eigentlich das Übergewicht stammt. Gut, isst man nur Pommes, Pizza und fettige Sachen, klar, das kann auf Dauer nicht gut ausgehen, ist aber eben nicht immer die alleinige Ursache.
Kohlenhydrate sind wichtig für den Körper und isst man nicht in Italien gerade viel davon, im Sinne von Nudeln? Was nun letztendlich am besten für eine ausgewogene Ernährung geeignet ist, steht scheinbar in den Sternen. Alle Nase lang wird eine andere Forschung vorgestellt und letztendlich muss man für sich entscheiden. Eine überwiegend fett- oder eiweißhaltige Ernährung mit wenig Kohlenhydraten kann auch nach hinten losgehen, auch, wenn damit Abnehmerfolge erzielt werden können. Aber es sollte sich dann auch um hochwertiges Fett oder Eiweiß handeln.
Dass ein Nährstoff für sich schädlich oder ein Dickmacher ist, das bezweifle ich. Letztendlich kommt es doch auf die Quellen an bzw. auf die Kombination.
Und auch hier macht die Menge das Gift. Wer zu viel von allem isst, wird zunehmen. Es ist einfach eine Frage der Bilanz von Input und Output. Natürlich kann man fettreich essen, wenn man seine Kalorienbilanz nicht überschreitet. Oder 5 Teller Nudeln essen, wenn es in den Tagesbedarf passt.
Macht man zusätzlich Sport, steigt natürlich auch der Nährstoffbedarf. Komischerweise klagt auch niemand das Protein an. Dabei ist ein Zuviel davon genauso schädlich wie es bei den anderen beiden Nährstoffquellen der Fall ist.
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