Spielzeugküche rollenverstärkend?

vom 01.08.2012, 13:34 Uhr

Meine Enkeltochter ist 5 Jahre alt und ihr sehnlichster Wunsch ist eine elektronische Spielküche, die sie zufällig in einem Katalog gesehen hat. Sie bettelte mich an, ob ich ihr diese Küche nicht zum Geburtstag schenken könne. Sie würde auch Geburtstag und Weihnachten und den nächsten Geburtstag zusammennehmen. Ich möchte ihr als Oma natürlich alle Wünsche erfüllen, aber dieses Geschenk ist gegen alle meine emanzipatorischen Überzeugungen. Ist diese Küche nicht eine Vorbereitung und Hinführung auf die Rolle der Frau als Hausfrau? Ich kenne solche (natürlich noch nicht elektronischen) Küchen aus meinen Kindergartentagen vor über 50 Jahren.

Ich habe nur Söhne, hatte mir aber immer vorgenommen, falls ich ein Mädchen bekommen sollte, ihm auch Lego und Fußbälle zu kaufen. Meine Enkeltochter hat lauter so merkwürdige Wünsche. Sie hat schon ein Kinderbügeleisen und einen Kinderstaubsauger. Außerdem ein Puppengeschirr, mit dem sie ihren Puppenkindern den Tisch deckt, und eine kleine Waschmaschine. Eine Zeit lang ist sie nur mit ihrem Puppenwagen hinausgegangen.

Sollte ich ihr die Küche kaufen? Verfestige ich damit ihren Zukunftswunsch als Hausfrau? Sie hat als Berufswunsch nämlich "Kocherin und Putzerin" angegeben. Ich muss dazu sagen, dass ihre Mutter berufstätig ist und eigentlich keine vorbildliche Hausfrau, die den ganzen Tag putzt, kocht und wäscht. Ich bin da auch kein Vorbild. Kennt ihr auch solche ganz typischen Mädchen, die ganz extrem mit solchen Dingen spielen?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Naja, das mit der "Putzerin" als Traumjob hat sich doch spätestens dann erledigt, wenn sie selbstständig ihr Zimmer aufräumen muss und alt genug ist, auch mal das Familienbad putzen zu müssen. Da würde ich mir keine Sorgen machen.

Bei der Küche denke ich kann man das auch so lenken, dass sie davon träumt eine berühmte Fersehköchin wie Lea Linster, Sarah Wiener oder Cornelia Poletto zu werden. Das ist doch auch ein handfestes Karriereziel, oder? Nur weil man kocht muss man doch nicht gleich Hausfrau werden?

Bevor ich Mutter wurde hatte ich auch die Ideale aus meiner Kindheit in den 80er Jahren im Hinterkopf und habe meinen Töchtern eher Autos und Jungenspielzeug geschenkt. Sie haben mich eines besseren belehrt und viel lieber mit dem traditionellen Mädchenzeug gespielt, da war nichts zu machen. Ich war da als Kind ganz anders. Aber warum soll ich meine Mädchen mit Spielzeug spielen lassen, das ihnen nicht gefällt nur weil ich damit Ziele verfolge? Das wäre ja genauso unfair wie damals, wo anders herum Verbote ausgesprochen wurden, oder?

Ich habe auch festgestellt, dass sich bei den Kindern heute die Rollenklischees im Spiel wieder stark verhärtet haben. Aber bei meiner Großen stelle ich langsam fest, dass sie beginnt die Freiheiten zu sehen, die sie als Mädchen hat. Die einseitige Mädchenfixierung aus frühen Tagen scheint ihr nicht geschadet zu haben. Ich denke dass das schon richtig war, ihr Spielzeug nach ihren Neigungen zu suchen und diese zu fördern und ihr dabei immer wieder zu erläutern, welche Freiheiten sie noch hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Unsinn - Kaufe deiner Enkeltochter diese Spielzeugküche, wenn sie Spaß daran hat. Meine Kinder haben im Haushalt mitgeholfen. Sie hatten einen eigenen kleinen Staubsauger und auch eigene Putzutensilien. Auch haben sie mit Kochgeschirr gespielt und ihre Puppen gefüttert. Was soll daran rollenverstärkend sein? Dann dürfte man einem Kind nichts kaufen, was es in eine Rolle drängen könnte. Ich habe zum Beispiel als Kind immer gerne mit großen LKW Kippern gespielt. Deswegen bin ich auch kein LKW Fahrer geworden.

Ich finde, dass die Kinder das spielen sollten, woran sie Spaß haben und ich finde es absolut nicht merkwürdig, wenn die Kinder sich sowas wünschen. Warum sollte man nicht sogar einem Jungen sowas kaufen? Warum nur einem Mädchen Jungenspielsachen? Jedes Kind soll sich selber entscheiden können, womit es spielt und woran es Spaß hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde dein Angst und auch dein Vorsatz, dass du, falls du eine Tochter bekommst, deiner Tochter auch Fußbälle zu kaufen, sehr komisch und denke mir, dass du eine Frau bist, die selber arbeitet oder vielleicht schon mit diesem Problem zu kämpfen hatte. Ich lebe in der Türkei und man denkt ja oft, dass hier die Frauen nur zu Hause sind und essen machen und solche Sachen. Allerdings ist das eine falsche Sicht und es gibt viele Frauen, die arbeiten gehen. Allerdings ist es so auch hier, dass die Hausfrauen überzeugte Hausfrauen sind und sie haben wirklich Spaß am kochen oder so.

Ich kann sehr gut verstehen, dass deine Enkelin solche Sachen möchte. Für kleine Kinder ist es meistens sehr spannend, wenn die Mutter etwas kocht, bügelt oder halt am Computer ist. Die Kinder möchten diese Sachen auch ausprobieren. Und das können sie halt super machen, wenn sie so eine Küche bekommen oder ähnliche Spielzeuge.

Ich verstehe deine Sorgen also überhaupt nicht und denke auch nicht, dass es irgendwie extra gemacht wird oder ähnliches. Jedes Kind hat solche Bedürfnisse und nicht jedes dieser Kinder wir deine Hausfrau. ;)

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich glaube nicht das es rollen verstärkend ist, wenn man einem Kind eine Spielzeugküche kauft. In dem Alter verändern sich die Vorstellungen und Interessen eh von Tag zu Tag. Meine Tochter hatte auch mal eine Zeit lang ihre Puppenphase und dann eine Prinzessinnen Phase, aber es heißt nicht das sie eines Tages mal ne Prinzessin wird. Kinder sehen das eher gelassen und machen sich da keine ernsten Vorstellungen darüber. Ist halt ein Spiel und nicht der Ernst des Lebens.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Natürlich ist es dann Rollenverstärkend, wenn es "Geschlechtstypisch" ist! Niemand kommt auf die Idee zu hinterfragen, warum so wenige Jungen auf die Idee kommen, sich eine Puppenküche oder Puppen schenken zu lassen. Gerne auch die Spielzeugküche und ähnliches. Das Rollenverständnis wird genau in dem Alter anerzogen, bis hin zu der Idee, dass eben die Frau später für die Küche und das Kochen verantwortlich ist. Emanzipation zeigt sich dann nur noch dadurch, dass sie zusätzlich noch einer eigenen Erwerbstätigkeit nachgeht.

Allerdings kommt der Wunsch der Enkelin eben auch nicht allein aus sich heraus. Ein Kind muss da hin gebracht werden! Das passiert dann eben entweder zu Hause (was hier wohl nicht der Fall ist), bei Freundinnen oder im Kindergarten (da dann auch durch die Freundinnen). Das heißt aber weder, dass das Mädchen später "nur" Hausfrau werden würde. Noch heißt es nicht, dass sie keinen echten Spaß an der Sache finden wird. Aber das klassische Rollenverständnis wird in jedem Fall gefördert.

Ob du ihr nun den gefallen machst oder nicht, liegt an dir allein. Hier würde ich aber meinen, dass es sehr auf die sonstige Mischung ankommt. Und mit fünf Jahren wird das nicht ihr erstes Geschenk sein. Wenn du ihr dann bisher nur mit Puppen eine Freude bereitet hast, ist der Grundstein sowieso von dir gelegt worden. Wenn hingegen auch mal ein ferngesteuertes Auto auf dem Geschenketisch liegt (es gibt welche, die nur vor- und rückwärts fahren und sich auch für sechsjährige Kinder eignen!), dann sollte die Freiheit auszusuchen groß genug sein. Spielt das Kind aber nur mit Kindern, die genau (ausschließlich) auf der Schiene laufen, dann hast du als Oma in der Richtung kaum bis keinen Einfluss.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich als Mann unterstütze die Emanzipation der Frau ja auch in jeder Form und Hinsicht, aber ich glaube ganz ehrlich, dass du hier vielleicht ein bisschen zu viel Sorgen hast und dir Gedanken machst, die gar nicht nötig sind. Mädchen sind einfach Mädchen, genau wie Jungs einfach Jungs sind. Kinder verhalten sich immer anders und geschlechtsspezifisch, das hat für mich nichts mit dem typischen Rollenbild einer Frau oder eines Mannes zu tun. Das ein Mädchen andere Interessen und Vorlieben hat ist doch wohl selbstverständlich.

Das Mädchen sich eher für Pferde, Glitzerstaub und von mir aus auch Spielzeugküchen interessieren ist für mich vollkommen normal, grade in einem solchen Alter. So etwas erledigt sich meiner Meinung nach mit der Zeit von selbst und im Moment weiß deine Enkeltochter nicht einmal was Emanzipation überhaupt bedeutet. Nur weil diese von klein auf mit einer Küche groß wird heißt das ja nicht, dass sie später als Hausfrau "enden" wird. Ich sehe da keine Gefahr, und wenn es der kleinen eine Freude macht und du bereit bist, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, tu es doch?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es absolut nicht schlimm, dass deine Enkelin sich eine Spielzeugküche wünscht. Meiner Meinung nach, kannst du ihr diese Küche kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Als Kind hatte ich selbst ähnliche Wünsche. Ich hatte haufenweise Puppen, einen Einkaufsladen, einen Staubsauger für Kinder und ähnliche Sachen. Ein paar Jahre später war ich dafür nur noch an Spielzeug interessiert, das für Jungs gedacht war. Das ging sogar so weit, dass ich nur noch mit anderen Jungs Skateboard gefahren bin und auch Kleidung für Jungs tragen wollte.

Als ich die Pubertät kam, hat sich wieder alles geändert. Ich hatte wieder nur Interessen, die typisch für Mädchen sind. Heute studiere ich und habe definitiv nicht vor, als Hausfrau zu enden. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich sogar wahnsinnig unbegabt, was Kochen oder Putzen angeht. Ich denke, dass deine Enkelin noch so jung ist, dass sich ihre Interessen im Laufe der Jahre ohnehin noch ändern werden. Spätestens wenn sie in die Pubertät kommt, möchte sie bestimmt nicht mehr Köchin werden.

Ich glaube auch nicht, dass man als Oma oder Mutter in dieser Hinsicht viel an den Interessen des Kindes ändern kann. Vor allem in diesem Alter orientieren sich die Kinder viel an Gleichaltrigen, was durch Kindergarten oder Schule kaum vermeidbar ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Auch ich finde es nicht schlimm, dass sich ein fünfjähriges Mädchen eine Spielzeugküche wünscht und wenn der Wunsch wirklich groß ist, er mit Absprache mit den Eltern erfüllt werden kann, so würde ich dem dann auch nachgeben. Es mag ja sein, dass das Mädchen weder durch Dich, anlupa, noch durch die Eltern in Richtung Hausarbeit beziehungsweise in Richtung Hausfrauenrolle gedrängt wurde, aber als schlimm würde ich so etwas auch ehrlich gesagt nicht betrachten.

Womöglich ist das Mädchen bei Freunden oder im Kindergarten mit so etwas konfrontiert worden und hat dabei ihre eigene Freude an so etwas wie Hausfrauendasein entdeckt. Vielleicht wünscht sie sich insgeheim auch eine weibliche Bezugsperson, die vielleicht diese Rolle ausfüllt, das kann man ja nicht wissen. Aber irgendwo her muss die Kleine ja das Interesse haben, sodass der Wunsch entstanden ist.

Solange das Kind nicht nur auf das Hausfrauendasein selbst reduziert wird, und man ihr auch noch genügend andere Möglichkeiten gibt, seinen Welt in der Platz zu finden, sehe ich nichts Verwerfliches darin. Auch der Berufswunsch nach "Putzerin und Kocherin" finde ich nicht so schlimm, das kann und wird sich vermutlich auch noch in den kommenden Jahren verändern, weil sich das Kind natürlich auch weiterentwickelt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ehrlich gesagt finde ich, dass du dich da in etwas reinsteigerst und deiner Enkeltochter etwas unterstellst (oder eher allen Kindern),was gar nicht stimmt. Stellt man so eine Küche in den Kindergarten, dann wird man in 99% der Fälle sehen, dass Junge und Mädchen gemeinsam daran spielen und sich gegenseitig bekochen. In den wenigstens Fällen wird sich der Junge an den Tisch setzen und das Mädchen kochen lassen. Sie sehen es bei Mama und Papa auch so, dass sich beim Kochen abgewechselt wird und in vielen Familien ist es sogar so, dass gar keiner kocht und da hat man die Kinder durch das Rollendenken auch noch nicht versaut.

Ich hatte übrigens auch eine solche Küche - und habe mit meinem Bruder zusammen gekocht. Und wenn es nur ein Kind in der Familie gibt, dann kann man sich auch mal als Familie zusammen dran stellen und kochen. Und nicht, dass die Mädels (Mama und Tochter) den Papa bekochen. Da lernt ein Kind doch eher, wie es läuft, wenn es das nicht in der Realität schon lange mitbekommen hat.

Und bei dir wird es (hoffentlich) ja auch so sein, dass nicht nur du deinen Mann bekochst. Meine Schwester hatte dann auch so eine Küche (hatte aber leider nicht wie wir in etwa gleichaltrige Geschwister zum gemeinsamen kochen) und hat daran wirklich schön gespielt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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