Rechenprobleme / Rechenschwäche spielend überwinden?
Das Kind von A, so habe ich es bereits in diesem Thread geschrieben Rechenprobleme bei Kindern in der Grundschule normal? hat einige Schwierigkeiten mit dem Rechnen und nun hat sich die Mutter doch entschlossen, in den Ferien ein wenig den Stoff des ersten Schuljahres nachzuholen und aufzuarbeiten. Kann man sowas auch spielerisch ein wenig aufbauen? Meint ihr, dass man spielerisch die Rechenschwäche in den Griff bekommen kann und welche Übungen würdet ihr dabei vorschlagen?
Meint ihr, dass ein Kind, welches in dem ersten Schuljahr Schwierigkeiten im Rechnen hat sowas wirklich auch spielend nachholen kann ohne viel zu tun? Oder denkt ihr, dass man auf jeden Fall was machen muss und mit dem Kind üben sollte?
Es gibt genug Spiele extra dafür. Die muss man allerdings kaufen. Spontan einfallen würde mir da natürlich der gute alte LÜK-Kasten. Da lohnt sich eine Investition meiner Meinung nach aber schon. Ansonsten gibt es noch so einen kleinen Computer und dazu passende Karten, ich glaube, dass das von Logico oder so etwas in der Richtung ist.
Ohne Geld auszugeben kann man sicherlich versuchen, die Rechenaufgabe nachzumachen. Ich weiß nun nicht, was genau für Aufgaben man in der ersten Klasse rechnet, aber da dürfte es noch leicht sein, das nachzulegen. 3 Bonbons auf die eine Seite und dann zwei weg oder etwas in der Rechnung. Das ist einfach gut, weil sich das Kind dann vorstellen kann, um was es geht. Am besten eignet sich da immer noch Geld. Man führt Kinder heutzutage recht früh da ran und das kann man sich zu Nutze machen. Das setzt aber eben voraus, dass das Kind die Münzen kennt und dann abziehen oder drauf rechnen kann. Notfalls kann man aber auch nur 1-Euro Münzen für den Anfang nehmen. Wichtig ist, dass es was ist, was im Alltag auch vorkommt und man keine Pferde oder sowas nimmt.
Ja, ich bin durchaus der Meinung, dass man mit dem Kind was tun muss, wenn es jetzt schon im Stoff nicht folgen kann. Jetzt ist der Stoff noch einfach und Fakt ist, dass er immer schwerer wird. Wer jetzt schon Probleme hat und wenn man da nichts macht, der wird später auch noch mehr Probleme bekommen. Und Mathe ist, ich sage es nicht gern, einfach ein sehr wichtiges Fach. Bei Kunst oder so kann man sich vielleicht durchmogeln. Bei Mathe geht das definitiv nicht. Vielleicht kann man durch Spiele aber auch das Interesse des Kindes wecken. Ich hatte einen LÜK Kasten und hab den immer als Spiel und nicht als Lernmethode angesehen. Und ich war eher der Deutschfan - aber so habe ich Mathe gern gemacht.
Üben mit kleinen Kindern sollte immer spielerisch vonstatten gehen. Kinder lernen nur durch Spielen. Spielen ist Lernen. Der einzige Grund, warum Kinder spielen, ist der, dass sie dabei lernen. Zum Lernen kann man Kinder alles spielen lassen, was sie möchten. Speziell zum rechnen Üben sind Brettspiele und Kartenspiele geeignet. Mit Mensch Ärgere Dich Nicht übt man, sich im Zahlenraum bis Sechs zu wohlzufühlen, Monopoly strukturiert den Zahlenraum bis Zwölf und außerdem die großen Zahlen, und Kartenspiele (man kann mit kleinen Kindern durchaus schon Skat spielen) bringt einem die Zahlen bis 20, 30 oder 40 näher. Würfelspiele wie Kniffel sind auch schöne Spiele, um einem die Zahlen vertraut zu machen.
Man sollte im Alltag viel zählen, zum Beispiel Schritte zählen Geld zählen, und oft Dinge aufteilen. Wenn man viele Geschwister hat, lernt man das automatisch. Man sollte das Kind alleine losschicken, um Kleinigkeiten zu kaufen. Dort muss es dann das Wechselgeld kontrollieren. Dies alles sollte aber normal sein und nicht als Übungen verstanden werden, sonst hat das Kind keinen Spaß mehr daran.
Klar, man sollte mit Kindern möglichst spielerisch lernen. Gerade bei Mathematik ist man in den letzten Jahren von dem Auswendiglerndrill mit endlosen Zahlenwüsten auf Papier wie in meiner Kindheit weg gekommen. Damals ging man davon aus, dass ewige Wiederholung das schon festigt. Heute geht man in der Mathematikdidaktik davon aus, das es grundlegend ist, dass das Kind erst versteht was es da rechnen soll und auf dem Verständnis dann schnelle Rechenfertigkeiten aufbauen kann. Das soll heißen: Je schwerer sich ein Kind mit dem Rechnen tut, desto mehr Anschauungsmaterial und Hilfsmittel zum spielen sollte es beim Rechnen bekommen. Das können die Hände sein oder Plättchen oder ein Rechenrahmen, einfache Gegenstände aus dem Kaufmannsladen oder Legosteine. Je größer die Zahlen werden, desto besser rechnet man mit Dingen, die man nicht mehr lose Zählt, sondern mit Päckchen oder Perlenschnüren. Das Rechnen mit Geld ist wichtig, aber für ein Kind in der ersten Klasse noch eine hohe Anforderung. Ich würde das Kind auch mit Geld rechnen lassen, aber das Geld nicht als erste und einzige Lernhilfe benutzen. Für den Einstieg würde ich auch eher mit ganzen Euros rechnen lassen und erst später mit Centbeträgen anfangen.
Also, wenn ein Kind gerne mit Pferden rechnet, auch wenn die nicht im Alltag vorkommen ist das auch egal. Hauptsache man findet Rechengeschichten, die dem Kind Spaß machen. Ob da nun Pferde, Mäuse, Kinder, Fillys, Transformers, Dinosaurier, Außerirdische, Legofiguren oder Prinzessinnen für die Geschichten herhalten müssen ist völlig egal. Das ist alles nur Beiwerk zur Motivation und kann ruhig auf die Vorlieben des Kindes abgestimmt werden. Wichtig ist an diesen Rechengeschichten, dass sie dem Kind das Bilden von Rechenaufgaben näher bringen und den Bezug zwischen mathematischen Handlungen im Leben und dem Rechnen nahe bringen. Das können also durchaus banale Dinge sein wie zum Beispiel dass Oma dem Enkelkind drei Bonbons schenkt und Opa noch drei Bonbons dazu schenkt und dann gefragt wird, wie viele Bonbons das Kind geschenkt bekommen hat. Wenn das Kind dann sagt, dass das Kind nur noch fünf Bonbons hat, weil es schon eins gleich gegessen hat, sollte man das mit Humor nehmen und gelten lassen aber das Kind darauf hinweisen, dass es in der Schule in dem Fall aber sechs Bonbons aufzuschreiben hat.
Den bereits erwähnten Lük-Kasten kann ich aus meiner Erfahrung als Nachhilfelehrer auch wärmstens empfehlen. Allerdings würde ich eher zu dem normalen Lük-Kasten und nicht zum Mini-Lük Kasten raten. Der Kasten ist für Kinder bis zum Eintritt der Pubertät etwa eine willkommene Versüßung beim Lernen. Den Kasten kauft man einmal (man kann ihn auch gebraucht erwerben) und kann dann für jede Altersstufe und Leistungsstufe für fast alle notenrelevanten Schulfächer Übungshefte dazu erwerben. Für Deutsch, Mathematik und Englisch gibt es da meines Wissens viele Angebote. Vermutlich wird es da auch Aufgaben zu Französisch und vielleicht auch Latein geben. Das gute ist, dass die Aufgaben entweder einzelne Wissensgebiete trainieren, wie zum Beispiel Grammatik, Rechtschreibung, Leseverständnis, die einzelnen Rechenarten und so weiter, so dass man Jahrelang die klassischen Lernfächer abdecken kann. Beim Legen der Lösungsplättchen entsteht verdeckt auf der Rückseite ein Muster. Wenn man den Aufgabenkomplex gelöst hat, dreht man den verschlossenen Kasten um und kann das entstandene Muster mit dem Lösungsmuster im Heft vergleichen. Hat man Aufgaben falsch gelöst, werden diese einzelnen Plättchen noch mal entnommen und die Aufgaben nochmal bearbeitet. Dadurch, dass man so ein Muster entstehen lassen kann motiviert das die Kinder auch, den ganzen Aufgabenkomplex lang durchzuhalten und nicht vorher aufzuhören.
Auf jeden Fall sollte man mit dem Kind auch viele Sachen abzählen, damit sich die Abfolge der Zahlen festigt. Dazu eignen sich Haushaltsgegenstände und Alltagsgegenstände sehr gut. Wie viele Zahnstocher haben wir noch und wann müssen wir welche Kaufen? Wie viele Knöpfe hat Papas Hemd? Wie viele Gummibären sind wohl in einer Tüte? Wie viele Autos fahren noch vorbei bis der Bus endlich eintrifft? Wie viele Spielzeug-Autos hast du in deinem Kinderzimmer? Wie viele Stufen hat die Treppe im Haus? Wie viele Schritte muss man von zu Hause bis zum nächsten Spielplatz laufen? Ähnliche Zählaufgaben finden sich sicher leicht.
Mit Monopoly würde ich bei einem Kind der ersten Klasse noch warten. Bestenfalls würde ich mit dem Kind Kindermonopoly spielen, das es eigens für Kinder ab fünf gibt. Dort wird das Geld nämlich in einstelligen Beträgen berechnet und nicht wie bei dem Erwachsenenmonopoly in Tausendern und Millionen, das wäre im ersten Schritt eine Überforderung.
Sämtliche Würfelspiele wie Mensch ärgere dich nicht sind zu empfehlen, auch wenn man welche mit zwei Würfeln hat. Beim Kniffel waren auch meine Kinder in der ersten Klasse ohne Hilfe beim Rechnen noch sehr gefordert, obwohl sie gut im Rechnen waren. Das schadet zwar nicht, aber die Erwachsenen sollten bei dem besagten Kind da noch vorrechnen und nur ganz leichte Aufgaben alleine rechnen lassen, beispielsweise wenn das Kind zwei Vierer gesammelt hat.
Bei Kartenspielen würde ich eher so etwas wie Uno empfehlen. Da sind auf den Karten direkt die Zahlenwerte aufgedruckt und am Schluss kann man dann noch die Minuspunkte ausrechnen. Auch Rummikub ist ein Spiel, das das Gefühl für Zahlen und das logische Denken schult. Um größere Zahlen einzführen, weniger um zu rechnen, eignet sich auch Bingo.Ansonsten sind natürlich alle Spiele gefragt, die logisches Denken schulen und vielleicht auch noch den Umgang mit Mengen trainieren. Ein Beispiel ist das Spiel das unter den Namen Othello oder Reversi im Handel ist. Ziel ist es da, möglichst strategisch die Plättchen des Gegners zu wenden und die Unterseite hervor zu drehen die die eigene Farbe hat und am Ende die meisten Steine in der eigenen Farbe zu haben. Da muss man natürlich den Endstand auszählen und immer wieder die Auswahlmöglichkeiten zählen und vergleichen und dann solche Verhältnisse wie größer, kleiner, gleich einüben, die sonst recht schwierig im Alltag zu finden sind.
Ansonsten finden sich im Internet noch viele Übungsblätter, es gibt reichlich gute Lernspiele am Computer, gerade für Mathematik und man kann mit dem Kind auch die übrig gebliebenen Seiten im Schularbeitsheft bearbeiten. Nicht zuletzt gibt es im Handel auch spezielle Übungshefte für Schüler für den Hausgebrauch. Wenn man eines von einem Schulbuchverlag kauft, sollte eigentlich nichts schief gehen. Das Üben muss ja nicht immer nur spielerisch sein, sondern kann ja auch mal wie in der Schule gestaltet werden. Inzwischen gibt es ja auch spielerische Rechenbögen, zum Beispiel diese Ausmalbilder. In jedem Feld steht eine Rechenaufgabe. Mit dem erhaltenen Ergebnis kann man einer Tabelle entnehmen in welcher Farbe das Feld angemalt werden soll und am Ende hat man ein buntes Bild, das zeigt ob man richtig gemalt hat.
Es gibt viele Möglichkeiten so was beim Spielen zu machen. Von einfachen Würfelspielen bis hin zu bildhaften Rechnen mit Obst und Gemüse. Oder wenn für das Frühstück Eier gekocht werden. Soll es halt X Eier aus der Packung nehmen und dann sagen wie viele noch drin sind. Kann man ja nett verpacken, damit ein Kind nicht unbedingt merkt, dass es rechnen tut.
Ich selbst habe solche Dinge gern beim Maschen ausrechnen an die Kinder weiter gegeben. Für meine Töchter sah es so aus, als wenn ich nur laut denke, aber sie waren eifrig dabei die Maschen zu addieren oder subtrahieren. Das sie dabei Rechnen geübt haben, war ihnen gar nicht bewusst. Man muss da kein Geld für irgendwelche Lernspiele oder Bücher ausgeben. Der Alltag gibt da genug Möglichkeiten.
Ob spielend oder nicht ist eine falsche Frage. Üben und Auswendiglernen hat mit Mathematik begreifen nichts zu tun, auch nicht in der ersten Klasse! Solche Behauptungen machen alles nur noch schlimmer. Zählen ist zwar ein elementarer Grundbaustein mathematischen Denkens, aber wer ständig rechnet, indem er zählt, bleibt auf der Stufe des Zählens stehn und lernt nichts mehr dazu: Man kommt ja auf Ergebnisse - mehr braucht man in der Schule nicht, denkt man. Kinder in der ersten Klasse müssten aber zunächst einmal verstehen lernen, was eine Menge ist, was die Zahleigenschaft der Mengen ist, was die Zahlenreihe begründet, was ein Wert ist, was ein Teil ist, ein Ganzes, ein Unterschied und später noch was ein Vielfaches ist usw.. Wer diese begrifflichen Lernschritte übergeht und mit den Kindern "das Rechnen" übt, produziert Mathe-/Schulversager am laufenden Band!
Für die Schule ist das egal, für das einzelne Kind eine Katastrophe. Schule will gute und schlechte Schüler. Der Matheversager muss seine Probleme hinterher alleine ausbaden und wird von "guten" Nachhilfelehrern womöglich nochmal an der Nase herumgeführt bzw. um mathematisches Wissen gebracht, weil keiner mal wirklich nachschaut, was denn die jeweiligen Lücken im Grundwissen sind, bevor wieder Schulstoff gepaukt wird.
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