Selbstständig machen, aber horrende Krankenkassenbeiträge!
Ich habe mich heute tierisch über eine gesetzliche Krankenkasse aufgeregt! Meine Freundin ist lange arbeitslos gewesen. Alles begann mit einer Krankheit, die sich über mehrere Jahre hinzog. Nachdem sie wieder gesund war und arbeiten gehen konnte, hat sie leider keinen Job gefunden und war super traurig darüber - verständlich.
Jetzt hat sie den Einfall gehabt, sich selbstständig zu machen, um somit endlich raus aus der Arbeitslosigkeit zu kommen. Ansprüche auf Förderung hat sie nicht, weil sie sie die ganze Zeit nicht arbeitslos gemeldet hatte. Jetzt hat sie auch schon ein paar Anfragen von potenziellen Auftraggebern und würde vorerst im Monat 1.000,00 EUR bekommen. Besser als nichts.
Jetzt wollte sie sich bzw. muss sich freiwillig krankenversichern. Da sie ja unter einer gewissen Einkommensgrenze liegt, muss sie also in die gesetzliche Kasse. Sie hat einen Antrag gestellt und angegeben, dass sie vorerst monatlich 1.000,00 EUR verdienen wird. Die Krankenkasse schrieb ihr jetzt zurück, dass sie zukünftig einen monatlichen Beitrag von über 350,00 EUR zahlen müsste. Bitte was? Da lohnt sich doch die Selbstständigkeit gar nicht. Sie muss ja auch Miete bezahlen und Lebensmittel kaufen. Meine Freundin hat daraufhin dort angerufen und man teilte ihr mit, dass sie gegen den Bescheid Widerspruch einlegen kann und man würde dann schauen, was man da machen kann.
Die Arme ist jetzt völlig am Ende. Sie freut sich so sehr, dass sie jetzt wieder eine Aufgabe hat und ich glaube, dass sie mit ihrer Selbstständigkeit auch erfolgreich werden kann. Und jetzt will die Krankenkasse so hohe Beiträge. Sie hat momentan ja noch gar keine Rücklagen bilden können und weiß nicht, wie sie die Beiträge bezahlen soll. Habt Ihr eine Idee, was sie noch machen kann? Da wäre sie ja besser dran, wenn sie direkt Hartz IV beantragen würde.
Ja, es ist nun einmal so geregelt, weil Deine Freundin im Grunde sowohl für die Arbeitgeber- aber eben auch für die Arbeitnehmeranteile aufkommen muss. Ich meine, es gebe auch Ausnahmen, wo man sich freiwillig krankenversichern lassen kann, wenn man beispielsweise als nebenberuflich selbstständige Tagespflegeperson tätig ist. Ansonsten würde sich die Selbstständigkeit nicht lohnen, allerdings ist das nun kein wirklicher Vergleich - es sollte nur aufgezeigt werden, dass es auch anders ginge.
Ist denn wirklich nichts möglich, dass sie eventuell irgendwo fest eingestellt wird und dann eben auf Teilzeitbasis? Auch interessiert mich, wie sie denn vorher ihr Leben finanziert hat und wieso sie sich nicht arbeitslos gemeldet hatte. Hatte es mit ihrer Krankheit zu tun oder wie war es letztendlich gelaufen? Irgendwie muss sie ja gelebt haben und von irgendetwas. Ist es wirklich nicht möglich, einen Gründerzuschuss zu beantragen oder dergleichen?
Tja und leider bleiben die Krankenkassenbeiträge ja nicht die einzigen laufenden Kosten, da fallen Steuern an und gegebenenfalls ein Steuerberater und dann noch, wie du bereits sagtest, die ganz normalen Lebenshaltungskosten. 1000 Euro im Monat erscheinen mir aber auch sehr, sehr wenig. Das mag vielleicht mit einem Kleingewerbe gehen und als Nebengewerbe aber ansonsten kann man sich damit doch kaum das Überleben sichern. Darf ich fragen was deine Freundin machen möchte? Das sie verzweifelt ist kann ich mir gut vorstellen, das macht ja wirklich wenig bis gar keinen Sinn.
Mit 350.-€ ist der Beitrag eindeutig zu hoch angesetzt. Die Einstiegssätze bei den gesetzlichen Krankenkassen gehen bei etwas über 200.-€ los und da in der Drehe sollte deine Freundin mit ihren Krankenkassenbeiträgen auch liegen. Unter dem wird sicherlich nichts gehen, auch die GKV hat etliche Tarifmodelle und da wird man dein Beispiel betreffend, mal eines aus der Mitte genommen haben.
Das www ist voll mit Tarifvergleichen und Rechnern, die mal bemühen und schauen was die so ausspucken. Ansonsten sich auch einfach mal bei Versicherungsmaklern, Verbraucherberatungen, Steuerberatern oder auch bei den ortsansässigen Handwerkskammern erkundigen. Da sollte schon noch so einiges gehen.
Über dieses Thema habe ich mich mit meiner Schwester auch schon lange unterhalten. Wenn jetzt jeder dieser Unternehmensgründer diese 350 € einzahlen muss, dann ist es gerade für junge Menschen kaum noch möglich sich selbstständig zu machen. Wenn man die geringe Förderung und die besonders anfänglich hohen Investitionen bedenkt und dazu jetzt auch noch dieser hohe Beitrag kommt, dann stürzt man sich leider schon von Anfang an in immense Schulden, aus denen man sicher nicht so schnell herauskommt.
Ich habe leider noch nicht den genauen Sinn verstanden, denn bei allen früheren Unternehmensgründern ging es ja auch ohne diesen hohen Beitrag zu zahlen. Vielleicht will der Staat oder wer auch immer damit nur verhindern, dass jeder Arbeitslose sich selbstständig macht. Hier, in unserem Staat, wundert mich sowieso nichts mehr und dem Bürger wird das Geld aus der Tasche gezogen, wo es nur geht.
Ich kann dir leider auch keinen sinnvollen Rat geben, aber es gibt doch solche Kurse für Unternehmensgründer, eventuell können die dort Lösungen benennen. Ich wünsche deiner Freundin jedenfalls viel Glück, dass es trotzdem klappt.
Ja, dass sind die Hürden der Selbstständigkeit.”Lohnen” tut sich das heute selten. Sie hat 1000 Euro im Monat (Gewinn?) Wow, ich kenne viele, die nicht so viel haben. Ich selbst habe auch nicht so viel. Wenn man in der gesetzlichen Kasse bleibt, ist man “freiwillig gesetzlich versichert”. Der Selbstständige muss den Arbeitgeberanteil mit bezahlen, da finde ich 350 Euro im Monat noch human.
Mich wundert, dass deine Freundin da erst jetzt drüber gestolpert ist. Alternativ könnte sie in die private Versicherung wechseln, aber günstiger wird das nicht, wenn sie vermutlich vorbelastet ist.
Eine andere Alternative wäre noch, sich kostenlos Familienversichern zu lassen. Das könnte sie machen, wenn sie verheiratet ist. Dann könnte sie kostenlos in die Krankenversicherung ihres Mannes. Aber auch dafür gibt es Voraussetzungen. Nach meinem Wissen darf man da nicht mehr als 15 Stunden in der Woche arbeiten.
Das sich Selbstständigkeit lohnt oder gar reich macht, ist schon sehr lange nicht mehr so. Es ist staatlich auch nicht so gedacht, dass sich Jedermann selbstständig machen kann.
Wenn sie 1.000 Euro im Monat an Einnahmen hat, dann ist das ja noch lange nicht ihr Gewinn. Und von dem Gewinn aus muss man den Tarif ermitteln. Da hat sie sich einfach zu wenig mit dem Thema beschäftigt und daher falsche Angaben bei der Krankenkasse gemacht. Da hilft jetzt nur der Widerspruch mit genaueren Zahlen, denn sie wird auch beruflich bedingte Ausgaben haben.
Bei den Einnahmen müsste sie aber in den Sondertarif für Selbständige fallen, der bei etwas über 200 Euro im Monat liegt. Allerdings hat die Einkommenshöhe nichts damit zu tun, dass sie sich nicht privat krankenversichern kann. Nur sollte man dabei auch bedenken, dass sie dann so schnell nicht mehr aus einer privaten Krankenversicherung raus kommt. Auch wenn die Selbständigkeit nicht auf Dauer funktionieren sollte.
Friedmann hat geschrieben:Eine andere Alternative wäre noch, sich kostenlos Familienversichern zu lassen. Das könnte sie machen, wenn sie verheiratet ist. Dann könnte sie kostenlos in die Krankenversicherung ihres Mannes. Aber auch dafür gibt es Voraussetzungen. Nach meinem Wissen darf man da nicht mehr als 15 Stunden in der Woche arbeiten.
Das geht nur, wenn sie, wie du schon sagtest nur 15 Stunden in der Woche arbeitet und nicht mehr als 365 Euro verdient. Sobald sie drüber liegt, kommt die Krankenkasse und will Geld haben. Familienversicherung ist dann nicht mehr drin. Das erste Jahr muss sie auch den vollen Preis zahlen. Dann kann sie am Ende des Jahres einen Antrag auf Rückerstattung stellen. Dann wird sie einen Teil zurückbekommen und wird neu eingestuft. So wurde mir das jedenfalls von 2 GKV´s erklärt.
Wenn deine Freundin weniger als eine gewissen Anzahl von Stunden, ich glaube 19, und nicht ihren Hauptverdienst durch die Tätigkeit hat, kann die Krankenkasse sie für ungefähr 170 Euro versichern, aber so wie du das schilderst, ist das ja nicht der Fall. Sie muss auf jeden Fall die ungefähr 350 Euro zahlen, auch wenn sie weniger verdient. Es wird der Mindestsatz für, ich glaube so um die 1900 Euro, angelegt. Unter 1900 Euro wird der Beitrag nicht dem Einkommen angepasst, es wird also nicht weniger, wenn sie weniger verdient, die 350 Euro - bei der Techniker Krankenkasse sind es ungefähr 330 Euro - muss sie auf jeden Fall zahlen.
Was ich eigentlich unverschämter finde, ist die Rentenpflichtversicherung in bestimmten Berufen, hier wird sie nämlich noch einmal mindestens 300 Euro los. Sie sollte sich unbedingt diesbezüglich erkundigen, weil sie sonst nachzahlen muss.
Man sagt nicht umsonst, dass man als Selbstständiger doppelt so viel Brutto verdienen muss wie ein Angestellter, um im Jahr netto genauso viel zu haben. Man hat ja keinen Arbeitgeber, der gewisse Dinge für einen zahlt, Urlaub hat man nicht und wenn man krank ist, sieht es auch schlecht aus.
Ich kann Punktediebs Aussage nur vollständig unterschreiben und Deiner Bekannten auch insofern vor allem anraten, dass sie sich nochmal genauer kundig macht und beraten lässt, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, denn offenbar fehlen ihr einige Informationen. Dass sie sich aufgrund ihres niedrigen Einkommens nicht privat versichern kann, stimmt tatsächlich nicht. Allerdings ist die private Versicherung auch nur günstiger, was die monatlichen Anfangstarife angeht.
Die private Krankenversicherung steigt im Laufe des Lebensalters automatisch an und darüber hinaus hat Deine Freundin die Behandlungskosten erst einmal aus eigener Tasche zu bezahlen, bevor sie diese bei der privaten Krankenversicherung zur Rückerstattung geltend machen kann. Ob sie dieses Geld bei einem schmalen Einkommen wie dem hier geschilderten hat, halte ich für äußerst fraglich, und allein schon aus diesem Grund, aber auch noch aus ganz vielen anderen würde ich die Versicherung bei einer privaten Krankenversicherung einfach mal wieder abhaken oder mich gegebenenfalls wirklich schlau machen, um mir die notwendige Kenntnis für einen Vergleich anzueignen.
Was die gesetzliche Krankenversicherung angeht, so kann ich mich hier ebenfalls nur wiederum Punktedieb anschließen. Der Tarif wurde wohl auf falschen Grundlagen angeboten und Deine Bekannte sollte sich noch einmal erkundigen, ob sie hier auch wirklich den günstigsten Tarif erhalten hat. Ich erinnere mich daran, dass meine gesetzlichen Krankenversicherungsbeiträge damals auch wiederum angestiegen sind, als ich selbstständig war.
In meinem letzten Jahr als Gewerbetreibende hätte ich auch etwas über dreihundert Euro bezahlen sollen, allerdings lag ich aber auch um einiges höher, was meinen Gewinn anging und meine, dass ich insofern auch in einer anderen Gruppe eingestuft war. Deine Bekannte sollte sich also auch hier noch einmal genauer erkundigen, allerdings denke ich, dass es in jedem Fall mehr als schwierig für sie wird, zumal ihre erwarteten Einnahmen äußerst geringfügig sind und auch bei Entrichten des geringstmöglichen Krankenversicherungsbeitrages wohl nur schwerlich ausreichen, um alle Abgaben, die sie zu leisten hat, zu tragen.
Vielleicht kann Deine Bekannte an einem der kostenlosen Gründerseminare teilnehmen, um sich etwas schlauer zu machen, und möglicherweise erhält sie, wenn sie denn arbeitslos ist, vom Arbeitsamt auch einen Gründungszuschuss, auch hier erhält man weitere Möglichkeiten vorab auf den Webseiten des Arbeitsamtes.
Deine Bekannte sollte auf jeden Fall zusehen, dass sie an Geld bekommen kann, was überhaupt nur geht, denn mit tausend Euro monatlichen Einnahmen wird sie ihr Gewerbe nicht nur nicht lange halten können, sondern sich auch noch ganz schön in Schwierigkeiten bringen, spätestens dann, wenn sie von Kosten überrascht wird, die sie plötzlich tragen soll, von deren Zahlungspflicht sie bisher noch nichts wusste. Die Krankenkasse ist ja immerhin wenigstens kalkulierbar, aber eben nicht der einzige teure Posten, den ein Gewerbetreibender zu berücksichtigen hat.
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