Schämt ihr euch für euren Büchergeschmack?

vom 29.07.2012, 20:08 Uhr

Ich bin eigentlich schon lange aus dem Alter für Kinderbücher raus und habe natürlich auch noch keine eigenen Kinder, so als Schülerin, denen ich z.B. Vorlesen muss, und auch mein Bruder ist schon lange zu alt für Kinderbücher. Dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich in den Büchern blättere, die ich in meiner Kindheit gelesen habe und die für eine Altersgruppe von vielleicht acht Jahren geschrieben sind. Das ist ja nun schon etwas her, und vom Anspruch her sind diese Bücher eigentlich nichts mehr für mich. Das sagen auch viele Erwachsene, dass es peinlich ist, wenn man „Schundliteratur“, die oft als "Literatur für dumme Hausfrauen" betitelt wird, oder eben Kinderbücher liest.

Ich mache es trotzdem, denn es ist einfach ein wunderschönes Gefühl des Erinnerns bei Kinderbüchern, und mich überkommt dabei auch oft eine Art Fernweh nach meiner Kindheit, da man als Kind doch um einiges ausgelassener sein darf, als eine Schülerin, die schon bald auf ihr Abitur zugeht. Die Bücher sind sozusagen eine Sammlung von Erinnerungen, die ich immer wieder gerne wieder entdecke.

Manchmal lese ich auch einfachere Geschichten, weil ich in der Schule immer mit schweren und komplizierten Texten konfrontiert bin und etwas zum „Abschalten“ suche. Bei so was kann man die Handlung leicht mitverfolgen und muss sich nicht durch ein Wirrwarr von Namen, Fremdwörtern und Handlungssträngen konzentrieren.

Lest ihr auch selbst Kinderbücher oder einfache, als anspruchslos geltende Bücher? Ich meine nicht, wenn ihr sie euren Kindern vorlest, sondern privat, für euch persönlich? Auf Anhieb fallen mir dabei Titel wie „Hanni und Nanni“, „Ronja Räubertochter“, „Fünf Freunde“ und viele mehr ein. Es mag sein, dass diese Bücher nicht besonders tiefgründig sind und auch keinen großen literarischen Anspruch besitzen, aber als Kind haben sie mich z.B. damals einfach fasziniert und in fremde Welten entführt. Ich weiß noch, wie ich damals manchmal nachts gelesen hat, und dabei sehr vorsichtig sein musste, weil das die Eltern nie erlaubt hätten, obwohl es, so gesehen, noch nicht wirklich spät war. Aber als Kind muss man ja auch früher schlafen gehen. Das alles verbinde ich eben mit Kinderbüchern, und ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich auch heute öfters mal welche in die Hand nehme.

Seid ihr persönlich eher der Auffassung, dass Kinderbücher eben Bücher für Kinder sind, und nichts für Erwachsene, oder überkommt es euch auch manchmal, diese alten Schinken nochmals zu lesen? Scheut ihr euch nicht, in der Buchhandlung zur Trivialliteratur zu greifen? Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Meisten für ihren Geschmack schämen und es nie zugeben würden.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich schäme mich nicht für meinen Buchgeschmack. Bei mir ist es so, dass ich normalerweise schon Bücher für Erwachsene lese, aber hin und wieder sehr gerne auf meine älteren Kinder- und vor allem Jugendbücher zurückgreife, wenn ich mal etwas anspruchsloseres lesen möchte. Das mache ich vor allem, wenn ich einen stressigen Tag hatte. Dann kann ich mit einem Jugendbuch viel besser entspannen, als wenn ich etwas anspruchsvolles lese, dessen Sinn ich sowieso nicht mehr richtig aufnehmen kann. Bevor ich dann einen Abschnitt erneut lesen muss, greife ich lieber zu einem altbekannten Kinderbuch.

Ich finde auch nicht, dass es einen Grund gibt, sich dafür zu schämen. Kinderbücher sind ja nichts schlimmes. Ich erinnere mich beim Lesen auch immer gerne an die Zeit, in der ich diese Bücher kennengelernt habe. Deswegen sind solche Bücher, wie "Die drei Fragezeichen", "Die fünf Freunde", "Hanni und Nanni", "Dolly", usw. für mich leichte Lektüre und Erinnerung in einem, was ich sehr schön finde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich denke für Erinnerungen muss man sich nicht schämen, und wenn man einen Ausgleich zum harten Stoff in der Schule sucht, finde ich es besser ein Kinderbuch zu lesen, anstatt sinnlos fernzusehen. Ich lese auch hin und wieder mal ein Kinderbuch aus meiner Kindheit um mich an diese zu erinnern.

Ich lese generell Bücher, in denen es um Psychologie geht, dabei lese ich Fachbücher und Erfahrungsbücher. Dabei gibt es schon einige Bücher, deren Titel Schlimmes vermuten lassen, aber ich habe natürlich auch Klassiker im Bücherregal. Ich denke man sollte sich deswegen nicht schämen, es ist doch egal, was man liest und falls jemand eine Frage dazu stellt, kann man diese ja beantworten. Mir werden schon gelegentlich Fragen gestellt zu meiner Bücherwahl und diese beantworte ich dann auch und dann sind die Zweifel dann meistens aus der Welt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Warum sollte man sich für seinen Büchergeschmack schämen? Ich selbst sammle und lese leidenschaftlich gerne Comics und die sind nicht unbedingt immer für Erwachsene. Aber deswegen schäme ich mich nicht. Letztens habe ich mich auch dabei erwischt, dass ich die Nesthäkchen-Reihe hervorgekramt habe und diese auch durchblättert habe. Auch im Geschäft schaue ich mir manchmal relativ gerne Kinderbücher durch.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12592 » Talkpoints: 12,44 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe schon oft erzählt, dass ich mir die Bücher vom Nesthäckchen gekauft habe, als ich schon fast erwachsen war. Natürlich habe ich sie damals auch gelesen und besitze sie noch heute. Warum sollte mir das peinlich sein? Weil sie eher für Kinder geschrieben worden sind? Es schreibt doch niemand vor, dass man als Erwachsener diese Bücher nicht mehr lesen darf.

Ich selbst habe mit 18/19 Jahren ein Buch nochmals gelesen, welches eigentlich für die Altersgruppe zehn bis zwölf Jahre geschrieben wurde. Eigentlich waren drei Bücher in einem zusammen gebunden, welche aber auch zusammen gehörten. Das Buch habe ich extra wegen der schriftlichen Abiturpüfung in Deutsch nochmals gelesen, weil ich mich darauf beziehen wollte.

Und auch heute habe ich Bücher in meinem Regal, wo andere nur die Nase rümpfen, weil sie nur den großen Trends nachjagen, aber nicht wirklich einen eigenen Geschmack dabei entwickeln. Aber ich stehe zu den Themen, welche mich interessieren und nichts daran ist mir peinlich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde, dass es absolut nicht schlimm ist, Kinderbücher zu lesen, auch wenn man längst aus dem Alter raus ist. Zwar lese ich fast ausschließlich Bücher, die für Erwachsene gedacht sind, dennoch gibt es trotzdem einige Kinderbücher, die ich gerne lese.

Im unserem Keller stapeln sich Unmengen von Büchern, die ich mir damals gekauft habe, als ich noch jünger war. Zum Wegwerfen oder verschenken sind sie mir zu schade. Es hängen einfach zu viel Erinnerungen dran.
Diese Bücher hole ich heute noch ab und zu hervor und lese ein wenig darin. Die Geschichten sind schön geschrieben und gefallen mir auch heute noch gut. Außerdem kann man wundervoll dabei abschalten, da sie meist sehr unkompliziert geschrieben sind. Warum also nicht?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich habe mich nie für meine Bücher geschämt, ist im Moment auch gar nicht möglich, weil ich fast keine besitze. Ich schäme mich auch nicht für Trivialliteratur. Eine Zeit lang habe ich gerne Arztromane und Ähnliches gelesen. Dazu habe ich auch gestanden, obwohl meine Schwester mitleidig gelächelt hat. Dafür habe ich aber auch den Faust von Goethe im Bücherregal stehen gehabt (und des öfteren gelesen) und einige Gedichtsbände.

Alle Bände von Hanni und Nanni und andere Enid Blyton Bücherr standen auch sehr lange im Regal, weil ich sie als Kind gerne gelesen hatte und sie als Erinnerung behalten wollte. Kinderbücher finde ich gar nicht peinlich, weil man immerhin sagen kann,d ass das eine Erinnerung ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Naja, eigentlich würde ich das jetzt nicht als deinen ''Büchergeschmack'' bezeichnen, der der Büchergeschmack ist doch eher etwas, wie eine Vorliebe für ein bestimmtes Genre oder bestimmte Autoren und Themengebiete, auf die man bei der Bücherwahl bevorzugt zurückgreift oder nicht? Und wenn du sagst, dass du auch mal gerne in Kinderbüchern blätterst, weil dies in dir Erinnerungen an deine eigene unbeschwerte Kindheit weckt, dann empfinde ich das jetzt nicht als einen Büchergeschmack, sondern es ist eben mehr das Schwelgen in Erinnerungen oder? Ich meine, wenn ich ab und an mal mein Bücherregal umsortiere, dann ist es mir auch schon das eine oder andere Mal passiert, dass ich ein altes Märchenbuch von mir in der Hand hatte und da noch mal durchgeblättert habe. An viele Geschichten erinnert man sich schließlich noch und teilweise auch an den Zusammenhang, in dem man diese Geschichte gehört hat, also beispielsweise wer und wann einem das vorgelesen hat.

Dennoch ist das ja nicht so, dass ich mich hinsetze und das Buch lese und ich denke, dass tust du auch nicht. Abgesehen davon würde es bedeuten, als ''Büchergeschmack'' Kinderbücher zu haben, dass du auch regelmäßig welche neu einkaufst und liest, aber du blätterst ja nur deine alten Kinderbücher durch und aus diesem Grunde würde ich in diesem Zusammenhang jetzt wirklich nicht zwingend von einem Büchergeschmack, sondern eher von Nostalgie reden. Ich selbst muss aber dennoch sagen, dass ich mir für derartige Trivialliteratur jetzt nicht sonderlich interessiere, wobei die meisten Bestseller für mich aber auch unter die Trivialliteratur fallen. Es ist einfach so, dass ich kein Interesse an diesen Büchern habe, ich habe welche aus der Kindheit zu Hause und ich liebe diese Bücher, würde sie niemals weg schmeißen und erinnere mich auch gerne an die Zeit zurück.

Es ist aber etwas anderes, ob man sich nun ein Buch aus seiner eigenen Kindheit anschaut, oder eben ein neues Kinderbuch, welches man nicht gelesen hat, sondern irgendwo in der Buchhandlung findet und so weiter. Hier habe ich ehrlich gesagt kein sonderliches Interesse, denn zum einen verbinde ich jetzt nichts mit dem Buch und zum anderen zieht mich die Geschichte oder die Schreibweise jetzt nicht sonderlich an. Bei dir habe ich jetzt eher das Gefühl, dass du dir diese Bücher zur Entspannung aussuchst und liest, weil die Handlung eben unkompliziert ist und man sich beim Lesen nicht konzentrieren muss. Ich muss jetzt sagen, dass mich das weniger entspannen würde, es würde mich vermutlich eher langweilen, aber ich würde niemals so weit gehen, jemanden für diese Verhaltensweise zu verurteilen oder so. Wenn dir das Spaß macht, wieso nicht, das ist nicht weiter schlimm und sicherlich eine gute Methode der Entspannung.

Schämen muss man sich dafür jetzt nicht, wobei jetzt auch im Büchergeschäft nicht jeder zwingend darauf kommen wird, dass du das Buch für dich selbst kaufst. Ich selbst finde da eher andere Büchergeschmäcker peinlich, beispielsweise wenn Leute diese Liebesromane lesen. Die gibt es ja auch in jedem Supermarkt und einige Autoren sind da wohl sehr gefeiert. Ich für meinen Teil hatte einen solchen Schinken mal bei meiner Tante in der Hand und ich muss ganze ehrlich sagen, dass ich den Sinn nicht begreife und mich vermutlich zu Grund und Boden schämen würde, wenn mich jemand mit einer derart anspruchslosen Knutschgeschichte erwischen würde. Aber heutzutage sieht man auch Leute, die diese Bücher ganz offen im Bus lesen und sich nichts daraus machen, so was finde ich schon sehr peinlich.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Auch ich schäme mich nicht für meinen Büchergeschmack und ich finde eigentlich, dass sich niemand wirklich dafür "schämen müssen" sollte. Jeder hat nunmal einen anderen, individuellen Geschmack und dies ist meiner Ansicht nach kein Grund sich peinlich berührt zu fühlen, ob man nun Kinderbücher, sogenannte "Schundliteratur", erotische Literatur oder "Klatschblätter" liest.

Ich persönlich habe gerade bei Büchern einen sehr breit gefächerten Geschmack, ich mag Kinder- und Jugendbücher, Krimi's und Thriller, manchmal auch das ein oder andere erotische Werk, schmalzige Liebesbücher und knallharter Horror und ich gehe auch ins Geschäft und verlange eben dies, wenn es nicht vorrätig ist.

Bestes Beispiel ist, finde ich, gerade auch der heiß diskutierte Roman "Shades of Grey" - im Internet als pornografischer S/M Titel verschrien und angeblich müsse man sich ja als Frau schämen solch einen reinen Pornotitel überhaupt zu lesen. Meiner Meinung nach völliger Schwachsinn! Zum einen wird das alles viel zu sehr aufgebauscht und zum anderen bin ich immernoch der Meinung, dass man sich für so einiges schämen darf und sollte: Aber am allerwenigsten sollte man sich für das Schämen was einem gefällt und was man gerne liest/tut.

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Muss denn überall ein gewisser Anspruch dahinter stecken und zur Bildung beitragen? Immerhin ist Lesen ja schon generell etwas, was sich positiv zum Beispiel im Spracherwerb und auch in der Rhetorik auswirken kann, ganz abgesehen von der Rechtschreibung, weil man bei hohem Konsum von Lektüre jeglicher Art schon viel verinnerlichen kann. Das kann genauso bei Büchern passieren, wie auch bei der Zeitung, wobei ich festgestellt habe, dass Zeitungen manchmal auch nur vor Fehler strotzen und einen angenehmen Lesefluss unmöglich machen.

Ich lese auch total gern mal Kinderbücher, auch, weil sie vielleicht Bestandteil meiner eigenen Geschichte gewesen sind und man sich zurückversetzen kann. Manchmal hat man auch einfach nur ein gewisses Interesse an Kinderbüchern, egal aus welchen Gründen. Mir ist es aber, obwohl ich selbst gern Kinderbücher lese und auch mir durchaus in der Bücherei diese mal ausleihe, manchmal auch unangenehm, nicht direkt peinlich. Dabei geht es mir ein wenig so wie Dir, denn Kinderbücher regen mich jetzt weniger zum Nachdenken an, sondern dienen schon eher dem Bedürfnis, etwas leichteres zu lesen, auch, wenn es Kinderbücher gibt, bei denen komplexere Themen verarbeitet wurden.

Gerade, wenn man mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, kann so ein Buch durchaus dazu verhelfen, Kinder besser zu verstehen oder sie anders kennenzulernen, man weiß in etwa, wie sie ticken könnten. Aber allein zum Analysieren von jugendlichem oder kindlichem Verhalten würde ich nur ungern ein Kinder- oder Jugendbuch in die Hand nehmen, es fördert meiner Ansicht aber nach auch ein gewisses Verständnis für einander.

Mein sonstiger Buchgeschmack ist ansonsten wohl gemischt. Ich lese Krimis, Frauengeschichten, Belletristik, lange Romane, kurze Romane, einiges vermeide ich, einiges lese ich zu Ende, ein paar wenige Bücher lasse ich eher liegen. Schaut man in mein Bücherregal, entdeckt man mehr oder minder sogenannte seichte Unterhaltungsliteratur für Frauen, aber auch deshalb, weil ich mir viele Bücher ausleihe und sie dann zurückgebe.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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