Ist ein guter Lügner ein Sympathieträger?

Wir Menschen sind komische Wesen. Negative Wahrheiten wollen wir nicht hören. Dafür sind wir aber glücklich über eine Lüge. Sind wir ehrlich, machen wir uns unbeliebt. Flunkern wir jemandem etwas vor, schämen wir uns nicht einmal der Lüge. So ist das und so machen es fast alle. Die Menschen wollen sich gut fühlen und deshalb meistens keine Wahrheit hören. Tun wir deshalb dem Gesprächspartner einen großen Gefallen, wenn wir ihn belügen? Ja, die meisten Menschen sagen zwar, dass sie die Wahrheit hören wollen, aber tagtäglich sind sie glücklicher mit einer Lüge. Hat jemand zum Beispiel ein kariertes Jackett oder eine solche Jacke an, die wir schrecklich finden, will die Person das nicht hören und wir sagen es diplomatischer und nicht so negativ. Auf die Dauer gesehen, können wir nicht die Wahrheit zurechtbiegen. Wer die Wahrheit wissen will, sollte sie suchen, aber dazu entschließen wir uns nicht oft, weil sie schmerzhaft sein kann, deshalb meiden wir sie.

Geht es um wichtige Dinge, sollte man die Wahrheit respektieren. Aber man macht das Leben selbst schwerer, wenn man Immanuel Kant folgt und seiner Devise: Unter keinen Umständen lügen. Die nackte Wahrheit zu sagen, macht oft unbeliebt. Geschickte Menschen erwischen wir häufiger beim Lügen. Unbeliebte Menschen merken nicht, was der Gesprächspartner hören möchte. Sie können sehr verletzend sein, während gute Lügner sympathischer sind. Weil diese Menschen lügen, sind sie deshalb sozial erfolgreich? Oder ist ihre Lügerei nur ein Nebeneffekt der sozialen Geschicklichkeit? Für viele sozial kompetente Menschen ist das unbewusste Lügen eine wirksame Technik. Sie merken es meist nicht. Wenn ein Mensch eine Lüge ausspricht, ist das die Realität, die er sieht. Würde er darüber nachdenken, würde er die Lüge erkennen. Die Lüge entsteht also durch das Nicht-Nachdenken.

Was ist euch lieber, eine unangenehme Wahrheit oder eine oberflächliche Lüge? Im allgemeinen geht es darum, wie man die Wahrheit sagt.

Mir ist manchmal eine schmeichelnde Lüge lieber als die Wahrheit. ich würde das auch nicht unbedingt als Lüge bezeichnen, sondern als Kompliment. Eine Lüge ist etwas, was dem Lügner einen Vorteil bringt und mir schadet. Man belügt sich sehr oft selber, manchmal wäre das Leben sonst nicht zu ertragen. Man muss sich manche Dinge schön reden, weil die Erinnerung so arbeitet, dass sie jedes Mal neu gebildet wird, wenn man sich etwas in Erinnerung ruft. Warum soll man sich die Erinnerung nicht verschönern, statt sie schlecht zu machen?

Ein guter Lügner ist mir natürlich sympathischer als ein Mensch, der mir unangenehme Dinge sagt. So geht es vielen. Um sein Selbstbewusstsein aufzubauen, braucht jeder ein positives Feedback, auch wenn es ein bisschen geschönt ist. Es macht ja auch gar keinen Sinn, ohne Grund jemandem zu sagen, dass seine Nase zu lang ist oder dass seine Frisur ihm nicht steht.

Mir ist eigentlich die Wahrheit immer und im jedem Fall lieber, als jede Lüge. Manchmal sind die Lügen ja ganz nett gemeint, aber ich denke man sollte immer ehrlich zueinander sein. Wenn ich mir beispielsweise ein neues T-Shirt gekauft habe und frage meinen Partner, wie er es findet und er sagt dann "schön" und denkt aber "hässlich, es steht ihr nicht" dann finde ich das einfach nicht gut. Ich muss ja dann mit einem T-Shirt rumlaufen, was mir offensichtlich nicht steht. Manchmal kauft man ja auch mal Sachen, die vielleicht nur im Geschäft schön aussehen.

Ich höre lieber eine schreckliche Wahrheit, als eine nette Lüge. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich ehrliche Menschen um mich herum habe. Ich reflektiere auch immer gerne und dabei können Freunde doch sehr hilfreich sein.

Was zeichnet einen guten Lügner denn aus? Und warum soll ausgerechnet eine Lüge sympathisch wirken? Mit Ehrlichkeit kommt man heute scheinbar immer seltener weit und man nimmt scheinbar lieber wirklich das an, was man hören möchte und womit man sich eine Art Traumwelt erschaffen kann. Ich kann mich davon nicht freisprechen, aber ehe ich mir eine Lüge anhöre, wäre es mir lieber, bei schmeichelnden Dingen, dass man gar nichts sagt. Zum Beispiel, wenn gesagt wird, man sehe heute gut aus, aber dies im Grunde nicht der Fall ist, weil man einen sogenannten Bad Hair Day hat oder weil man aus irgendwelchen Gründen blass ist, rote Augen hat oder sonst etwas in der Art.

Man sollte schon schauen, dass man eben ehrlich und offen ist, im Grunde wird es so erwartet. Aber ich glaube auch, dass einige nicht mit der Wahrheit direkt umgehen können oder wollen, weil sie sich dann persönlich angegriffen fühlen oder auch aufgrund eines niedrigen Selbstbewusstseins. Aber ich denke, es kommt auch immer auf die Art und Weise an, wie die Wahrheit vermittelt wird. Man kann dazu den Holzhammer verwenden, aber man kann es auch mit Einfühlungsvermögen und Sensibilität versuchen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass es Wahrheiten gibt, die immer irgendwie weh tun können, aber dennoch ist Ehrlichkeit schon sehr wichtig.

Eine Lüge kann es ja auch schon sein, wenn man jemanden mit "Guten Tag" begrüßt, es aber demjenigen gar nicht wünscht, was man aber vermutlich nicht hinausposaunen würde. Eine Lüge, die aber dazu führt, dass sie nicht bedachte Konsequenzen mit sich bringt oder die recht schnell aufgedeckt werden kann, ist hingegen schon übler. Aber ich will es mir jetzt nicht anmaßen, Lügen in Schubladen zu stecken, und gute und schlechte Lügen verteilen. Mir ist aber mein bester Freund mit Ehrlichkeit lieber, auch, wenn es wehtun mag, als ein Bekannter, der mich anlügt und andersherum eben auch, auch, wenn ich einem Bekannten eine ehrliche Diskussion übler nehmen könnte als meinem besten Freund. Es kommt also auch auf den Gegenüber an, aber grundsätzlich ist mir eben die unangenehme Wahrheit lieber als die freudige Lüge.

Ich denke nicht, dass sich Lügner immer sehr viele Pluspunkte bei den anderen Leuten holen können. Es ist zwar so, dass man in den Situation, wie in der mit der Jacke, die du beschrieben hast, zwar nur das Beste hören möchte, aber in sehr vielen anderen Situationen sind die Menschen enttäuscht, wenn sie angelogen werden. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, was man an einem mag und nicht mag und so weiter.

Ich denke deshalb, dass es besser ist die Wahrheit zu sagen. Wenn man gut mit jemandem befreundet ist, dann wird er es auch verkraften, wenn man ihm oder ihr die Wahrheit sagt. Ich würde mich zum Beispiel eher über die Ehrlichkeit einer Freundin freuen, wenn sie mir beim Einkaufen sagt, dass mir etwas nicht steht oder dass sie das nicht so gut findest. Das ist besser, als wenn sie mir einredet, dass das doch total toll aussieht etc und ich Wirklichkeit sehe ich dann aus wie eine Presswurst und laufe so durch die Gegend.

Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass dieses Thema hier noch nie diskutiert wurde. Im Gegenteil, im Thread Wir wollen doch belogen werden wurde darüber schon über mehrere Seiten diskutiert. Wen macht denn nun diese Feststellung jetzt sympathisch? Oder war es vielleicht keine gute Lüge?

Ich denke, wenn man schon jemanden als Lügner entlarvt, dann macht das diese Person nicht sympathisch. Lügen ist immer noch etwas, was gesellschaftlich eher nicht toleriert wird. Das so etwas sympathisch wirken soll, ist daher quasi ausgeschlossen. Zumindest werden das die wenigsten Menschen offen zugeben.

Wenn ein Mensch aber mit Lügen charmanter wirkt, dann ist es doch so, dass man die Lügen nicht bemerkt. Das kann den Lügner dann wirklich sympathischer machen. Daher ist an der These sicherlich etwas dran, auch wenn das im Alltag eher schwer bewiesen werden kann.