Preacher - Die Stunde des Predigers - von Garth Ennis

vom 05.04.2008, 14:47 Uhr

Ein paar Worte vorweg:

Preacher ist das was man eine Grafik Novel nennt, man könnte auch sagen: Ein außergewöhnlich gut bebilderter Roman, welcher inhaltlich um einiges anspruchsvoller ist, als der durchschnittliche Comic. Und Preacher richtet sich an Erwachsene. Ich würde niemanden raten Preacher jemanden in die Hand zu geben, der nicht mindestens schwer von in der Pubertät drin ist, denn diese Geschichte ist heavy Stuff. Es kommen einige Gewaltszenen drin vor, die heftig sind und um die Geschichte zu erfassen muss man seinen Kopf schon ein wenig zusammen haben.

Außerdem sollten Leute, die wirklich gläubig sind besser die Finger von lassen, sie würden sich nur ärgern, bzw. einige bestimmt auch ernsthaft aufregen. Garth Ennis wuchs in Belfast auf, was eine Menge erklärt zu seinem Verhältnis zu christlicher Religion und auf seine Weise ist Preacher ein durchaus intelligenter, wenn auch tiefschwarzer Kommentar zum christlichen Gottesbild. Sagt später nur nicht, niemand habe euch gewarnt!

Das (fast) jeder Band zugleich eine in sich geschlossene Geschichte darstellt und alleine der Preis einen zwingt sie nach und nach sich zuzulegen mach ich das wie bei einer Romanreihe und bespreche sie einzeln. Wäre ansonst auch einfach viel zu viel für eine Buchbesprechung. :-)

Band 1 - Die Stunde des Predigers
Irgendwo in Texas, im öden Städtchen Annville geht eine Kirche in einem gigantischen Feuerball in die Luft und röstet dabei sämtliche Anwesende - abgesehen von dem Prediger Jesse Custer selbst, der benommen zwischen den Ruinen liegt und sich fragt was denn DAS eben war. Wie der Zufall so will kommen in just diesem Augenblick seine Ex-Freundin Tulip (welche grade ihren ersten Auftrag als Killerin versaut hat) und deren Reisebekanntschaft Cassidy (welcher sich rasch als irischer Vampir rausstellt) vorbei, sammeln Jesse ein und das ist erst der Anfang.

In Jesse Custers Kopf hat sich ein Wesen namens Genesis eingenistet, ein neues Prinzip aus Gut und böse, so mächtig wie Gott selbst, welcher es "geschmissen" hat als Genesis geboren wurde und sich verdächtig schnell aus den himmlischen Gefilden absetzte. Die nervösen Adephim (die Genesis bewachen sollten) schicken den Heiligen der Killer los, er soll Genesis zurückholen und die Seele, mit dem sich das Kind verbunden hat umlegen und das ganze möglichst bevor eine Geheimorganisation namens "Der Gral" Wind von bekommt.

Inzwischen werden Jesse und seine beiden Freunde von der örtlichen Polizei gejagt (da war schließlich noch die Sache mit der Kirche und den verbrannten Insassen), inbesondere von einem richtig fiesen Redneck Texassheriff namens Root, der hinter der ganzen Geschichte eh "Nigger vom Mars" vermutet und dessen Sohn -seinem großen Vorbild Kurt Cobain folgend - eine Schrottflinte in den Mund steckte ... nur: Er überlebte und hat nun ein Gesicht, wie soll man sagen - der Junge hat zwar einen Namen, ist aber besser unter "Arschgesicht" bekannt.

Inzwischen entdeckt Jesses allerdings das er DAS WORT hat und was er sagt, muss der jeweils andere befolgen - wortwörtlich. (Etwas woran man denken sollte, wenn man sauer ist und etwas salopp antwortet) und mitten im Nirgendwo von Texas treffen die Parteien aufeinander, bevorzugt um sich gegenseitig zur Hölle zu schicken.

So rasant dieser erste Band geschrieben ist, im Grunde werden hier die Hauptfiguren locker vorgestellt (samt einem kleinen Einblick in ihrer mannigfaltigen persönlichen Geheimnisse): Jesse Custer, der Prediger der seinen Glauben recht radikal verlor und beschließt sich Gott zu schnappen und mit der Macht von Genesis dazu zu zwingen sich bei seiner im Stich gelassenen Schöpfung zu entschuldigen, Tulip, Jesses Ex-Freundin und eine wirklich starke Frau und gute Schützin zudem noch und Cassidy, ein ca. 100 Jahre alter Vampir, der aus Irland stammte und für die meisten konventionellen Vampirfans ein böser Schock sein dürfte.

Außerdem treffen wir den Heiligen der Killer, welcher Jesse verfolgt und die beiden nicht ganz so heiligen Engel Fiore und Leblanc (welche indirekt einen guten Teil des Schlamassels verbockten) und eine der vielen Nebenfiguren, welche den besonderen Charme von Preacher ausmachen: Den jungen, naiven Assface, der zwar grauenvoll-grotesk entstellt ist, aber im Grunde ein netter, wenn auch leicht beschränkter Junge ist. (Er verkörpert den Archetypus des reinen Narren auf eine zeitgemäße Art).

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich mag Grafik Novels wirklich sehr gerne und habe diese erst letztes Jahr für mich entdeckt, als ich in der Bibliothek gearbeitet habe. Ich habe auch schon einige Grafik Novels gelesen und fand diese bisher immer sehr gut. Ich mag diese Art von Büchern wirklich sehr gerne, wobei ich nun nichts von dem von dir vorgestellten Buch gehört habe. Das ist mir ganz neu.

Christliche Themen machen mir in Büchern nicht viel aus und auch Gewaltszenen finde ich nicht immer schlimm, wenn sie eben passend sind und auch eine Bedeutung dahinter steckt.Ob das von dir vorgestellte Buch etwas für mich wäre, weiß ich nicht so genau. Allerdings hätte ich nun große Lust, die Grafik Novel einmal durchzublättern und sie mir genauer anzuschauen. Mich würde schon interessieren, wie die Darstellung ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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