Sind Minderheitenmeinungen ein Problem in Deutschland?
Gestern habe ich eine Talkshow gesehen. Gesehen ist vielleicht zu viel gesagt, ich bin beim Reinzappen auf die Talkshow mit Markus Lanz hängengeblieben. Dort war eine Frau von "den Grünen", die eine ganz spezielle Meinung hatte, die wohl nicht alle vertreten haben und sie bekam dann schon viel Konter von Markus Lanz und auch Buhrufe aus dem Publikum.
Sie meinten dass Minderheitenmeinungen in Deutschland ein großes Problem darstellen würden, weil man diese Minderheitenmeinungen einfach nicht ernst nehmen würde und auch verurteilen würde, wenn man nicht jedem nach dem Mund spricht und eben eine spezielle Meinung hat und sie meint, dass das gerade in Deutschland ein großes Problem wäre.
Denkt ihr auch, dass Minderheitenmeinungen gerade in Deutschland ein Problem sind? Warum ist das so? Denkt ihr, dass die Deutschen eher ein Volk sind, die nur große Meinungen akzeptieren und wo Minderheitenmeinungen einfach zu schwierig sind um darüber nachzudenken?
Ich denke auch, dass das manchmal ein Problem ist. Aber es ist ja allgemein so, dass einem, wenn man zu einer Minderheit gehört, nicht so wirklich zugehört wird. Da wird man oftmals abgetan mit irgendwelchen Sprüchen oder, wie in der Sendung, mit Buhrufen aus dem Publikum. Wenn man jedoch die allgemeine Meinung vertritt, dann darf man selbstverständlich immer ausreden und man wird auch mit Beifall unterstützt.
Ich muss aber sagen, dass ich das nicht in Ordnung finde. Auch wenn man nicht der gleichen Meinung wie jemand ist, der die Meinung der Minderheit vertritt, sollte man wenigstens so freundlich und höflich sein und diese Person ausreden lassen. Das ist ja auch eigentlich das, was wir alle von klein auf an gelernt haben. Nur ich denke, dass das vielen Menschen nicht beigebracht worden ist oder dass sie sich einfach nicht mehr daran erinnern. Das gleiche gilt für die Buhrufe: Es gehört sich einfach nicht. Wenn man nicht der gleichen Meinung ist, dann reicht es ja, wenn man den Beitrag und die Meinung nicht durch Applaus unterstützt, sondern einfach ruhig ist.
Ich glaube nicht, dass speziell die Deutschen ein Problem mit Minderheitenmeinungen haben. Mit der Nationalität hat das absolut nichts zu tun. Würde man Leute aus verschiedenen anderen Ländern befragen, würden die wohl auch berichten, dass in ihrem Land die Meinungen von Minderheiten oft kritisch gesehen, belächelt oder gar bekämpft werden. Ich glaube schon, dass in Deutschland manchmal über komische Dinge geschimpft und herumgenörgelt wird, aber ich denke nicht, dass wir in Deutschland größere Probleme mit Minderheitenmeinungen haben als andere Nationen. Es gibt überall Personen, die unkonventionelle oder seltene Meinungen vertreten und dafür belächelt oder angegriffen werden.
Ich weiß nun nicht, welche Ansichten diese Politikerin vertreten hat und auch nicht, um welche Politikerin es sich genau handelte. Wenn aber jemand über Umwelt-, Natur- oder Tierschutz redet, dann sind das schon Themen, bei denen viele Leute eine sehr gleichgültige Haltung haben und sich eher für die Ausbeutung von Natur und Tierwelt aussprechen als für den Schutz. Mich wundert es daher auch nicht, wenn in einer Sendung wie der von Markus Lanz dann auch gegen Äußerungen von grünen Politikern gewettert wird. Die meisten Leute wollen mit grünen Themen nichts zu tun haben und wenn, dann nur, um sich zu profilieren. Das würde für mich nun das Verhalten von Markus Lanz und seinen Zuschauern erklären, zumindest im spezieller Hinsicht auf diesen Talk-Gast.
Ich glaube aber auch, dass man unabhängig von solchen Sendungen immer wieder aneckt, wenn man eine andere Meinung vertritt als ein Großteil der Gesellschaft. Es gibt schon Themen, bei denen sehr viele Menschen die gleiche Meinung vertreten und diejenigen, die eine andere Meinung haben, als Sonderlinge angesehen werden. Der Mensch ist letztendlich auch nur ein Herdentier und als solcher weicht er auch nicht so gerne von der Herde und der Meinung der Mehrheit ab. Ganz kritisch wird das dann natürlich, wenn es sich um weniger etablierte Meinungen handelt, denn bequemer ist es, sich auf gut ausgetretenen Pfaden zu bewegen.
Normalerweise würde ich nicht davon ausgehen, dass Minderheitenmeinungen zu schwer sind, um über sie nachzudenken. Sehr oft ist das alles ganz simpel, nur die Leute machen sich nicht die Mühe, weil viele einfach nur von sich und ihrer Meinung überzeugt sind. Wenn dann jemand mit einer anderen Meinung daherkommt, dann wird die umso mehr belächelt je weiter sie von der Meinung anderer Personen entfernt ist. Im Grunde genommen kann man den Leuten nicht einmal einen Vorwurf machen. Jeder hat so seine Meinung zu einem bestimmten Thema und wenn da eine gewisse Überzeugung hinter steht, dann wird es schwer, die Person von einer anderen Meinung zu überzeugen. Die Meinung, die jemand hat, muss nicht aus tiefer Überzeugung vertreten werden, manche Leute gabeln ihre Meinungen in der Familie oder bei Freunden auf, Stichwort Herdentrieb, und wenn die Meinung dann steht, dann ist alles, was dieser Meinung nicht entspricht, eben komisch, absurd und so weiter.
Natürlich sollte man sich andere Meinungen anhören und sich, wenn möglich, auch damit auseinandersetzen. In einer Talkshow würde ich erwarten, dass die Leute aus dem Publikum, die eine andere Meinung vertreten, einfach still sind. Ansonsten kann man schon versuchen zu ergründen, wie die Meinung einer Person zustande kommt und diese hinterfragen. Aber letztendlich bleibt jemandem, der eine andere Meinung vertritt, dann auch nichts übrig, als die Meinung des anderen hinzunehmen – selbst wenn er diese nicht nachvollziehen kann.
Mobbing war doch eine Zeit lang auch ein ganz aktuelles Thema bei uns und ist es meiner Meinung nach auch immer noch. Natürlich stehen in den Medien jetzt wieder andere Aspekte oben, dass Mobbing ist aber immer noch sehr präsent. Wie auch immer, auf jeden Fall aber denke ich schon, dass in bestimmten Kreisen Minderheitenmeinungen in Deutschland durchaus verpönt sind. Das ist einfach so. Eines der besten Beispielsweise ist doch Markenkleidung unter den Jugendlichen, wenn man mich fragt. Ich bin bis vor kurzem auch noch zur Schule gegangen und bei uns hatten wir mit solchen Problemen nicht zu kämpfen, aber wir haben uns durchaus von dem einen oder anderen Lehrer anhören müssen, dass das etwa in Großstädten anders ist.
Jugendliche die sich keine Markenkleidung leisten können, werden dann recht häufig mal runter gemacht, beschimpft und gemobbt, sie finden keinen Platz in der Gruppe und werden abgelehnt. Das Problem hierbei ist meistens auch das, dass die Jugendlichen zu wenig Selbstbewusstsein haben und auch keinen Ehrgeiz besitzen, sich in der Gruppe durchzusetzen, weil sie die Markenkleidung aus finanziellen Gründen nicht bekommen und nicht etwa, weil sie von No Name Kleidung überzeugt würden. Würden sie jetzt hinter dieser Einstellung stehen, würde das schon etwas anders ausschauen, dennoch aber würde es Probleme geben können, eben weil heute die Markenkleidung sehr dominant ist.
Auch betrifft das unterschiedliche Meinungen und Lebensformen, ''Gruffties''beispielsweise, werden auch nicht gerne akzeptiert, sofern sie nicht unter ihres gleichen sind, Veganer und sogar Vegetarier werden gerne verspottet und belächelt. Auch Naturschützer müssen teilweise einstecken und so habe ich das eben schon in ähnlicher Weise erlebt. Natürlich kommt es immer darauf an, mit welchen Menschen man zu tun hat, wo man lebt und wie man sich gibt, generell aber gibt es immer den einen oder anderen, der etwas gegen die Minderheitenmeinung haben wird, weil er sie nicht kennt und meint, man würde deswegen nicht dazu gehören.
Ob das nun in Deutschland anders ist, als in anderen Ländern? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, Minderheitenmeinungen sind oftmals verpönt, da kann man gar nichts machen. Ich habe es bei meiner Großmutter im Dorf beispielsweise erwähnt, dass man es dort ganz schrecklich findet, wenn jemand nicht regelmäßig in die Kirche geht. Es wird immer gewisse Probleme mit Minderheitenmeinungen geben und ich denke, dass das nicht nur ein Problem Deutschlands ist.
Selbstverständlich ist das in Deutschland schon seit Jahren so, dass Minderheiten ein großes Problem haben, denn sie sprechen nun Mal nicht jedem nach dem Mund und genau da liegt das Problem. Unser Land predigt immer, dass man sich hier frei Äußern kann, doch in Wahrheit sieht es in der Realität doch deutlich anders aus.Die besten und aktuellsten Themen sind doch eben Homosexualität, Ausländer und andere Randgruppen, wie man so schön in Deutschland sagt. Diese Personen blasen oftmals nicht in das gleiche Horn, wie die deutsche Regierung und andere und darf sich dann den blanken Spott, Hohn und auch oftmals entgegen gebrachten Hass ausliefern. Ich als homosexuelle Person sehe das z.B auch sehr kritisch.
Ich blase nicht oft in das selbe Horn wie der Rest der deutschen, denn ich lasse mir meine Meinung nicht verbieten, aber ich habe als das Thema mit der Gleichstellung der Homosexuellen-Ehe gesehen, dass viele auf uns mit Freude und Gleichberechtigung entgegen traten, aber auch viele mit Wut/Hass. Aussagen wie „Die Regierung stellt euch nicht gleich, dann wir auch nicht „ sind somit ein klares Zeichen für die Armseligkeit der Deutschen. In Irland, Spanien und Australien sind Ehen mit Homosexuellen auf ganzer Linie gleich gestellt und es ist eine Straftat nur annähernd diskriminierend zu werden. Super Sache, dass uns deutschen dies die konservativen und streng katholischen Spanier und Irren zeigen müssen.
Weiter geht es doch auch mit den Schulen, denn Mobbing war schon vor 10 Jahren zu meiner Zeit einfach an der Tagesordnung.Leute, die anders waren, wurden ausgegrenzt oder ständig genervt. So etwas ist die bittere Realität an nahezu jeder Schule und auch sonst im Alltag. Für mich ist es ein absolutes Armutszeugnis für unser geliebtes Land. Wer nicht so ist, wie die Gesellschaft einen haben möchte, der ist gleich der größte Außenseiter. Somit kann ich auf ganzer Linie bestätigen, dass Menschen die nicht in das gleiche Ohr sprechen wie die Gesellschaft komplett als Minderheit gesehen werden und oftmals deutliche Nachteile erfahren müssen. Dieses Problem wird sich nie ändern, weil wir etwas vorgeben zu sein was Deutschland faktisch einfach überhaupt nicht ist.Meinungsfreiheiten, Toleranz und auch Akzeptanz sind hier schon lange fehl am platze.
In jedem Land ist es doch so, dass die Minderheiten eben in der Minderheit sind und es deswegen per se schon schwierig haben, egal in welchen Bereichen auch immer. So natürlich auch, wenn es um ihre Meinungen geht. Wer in der Minderheit steht, der hat eben dass Problem, dass er nicht die breite Masse hinter sich hat.
Und wenn es um eine Minderheitenmeinung geht, dann kann es ja auch verschiedene Gründe haben, warum diese Meinung in der Minderheit ist. Manche Meinungen sind einfach so abwegig, dass es eben nur eine kleine Bandbreite von Unterstützern für diese Ideen gibt. Andere Meinungen sind so ausgelegt, dass eine große Menge an Menschen sie unterstützen. Und wieder andere Minderheitenmeinungen sind so speziell, dass viele sie vielleicht auch gar nicht richtig verstehen, sie nicht weiter durchdenken möchten weil sie ihnen zu kompliziert erscheinen, oder anscheinend nicht direkt zu einer Lösung führen zu scheinen.
Die Minderheit ist nicht die Mehrheit und die Mehrheit vertritt eben nicht die Minderheitsmeinung. Das wäre ja auch ein wenig sonderbar, oder nicht? Es ist doch ganz klar, dass eine Minderheitenmeinung Probleme findet, sich Gehör zu verschaffen und Anhänger zu finden. Ansonsten wäre es ganz sicher keine Minderheitsmeinung. Und das ist ganz bestimmt nicht nur hier bei uns in Deutschland so, sondern dieses Problem wird es fast überall in der Welt geben. Von Ländern, die von Diktatur beherrscht werden, vielleicht einmal abgesehen, denn dort ist es für gewisse Minderheitenmeinungen natürlich ziemlich eicht, durchgesetzt zu werden. Nämlich dann, wenn sie der Meinung des Diktators entspricht.
Ich denke, schon allein mit dem Verhalten des Moderators, der Diskussionspartner und des Publikums zeigt sich das bestätigt, was sie durch vehementes Dazwischenreden zu leugnen versuchen: Jemand, der eine Meinung hat, die nicht der der Mehrheit entspricht, wird anders behandelt, schlecht oder lächerlich gemacht. Wir hier in Deutschland schreien nach Meinungsfreiheit und berufen uns immer wieder darauf, aber es gibt Menschen, die diese scheinbar nur für sich allein reservieren wollen, nicht für ihren Gesprächspartner. Dabei würde ich dieses Verhalten nicht von einem Land, einer Nationalität oder einer Religionszugehörigkeit abhängig machen, sondern vielmehr sagen, dass es eine Charakterschwäche ist. Es ist einfach eine innere Einstellung, wenn man neben der eigenen Meinung keine andere dulden kann oder möchte, unabhängig davon, ob sie überzeugend ist oder nicht.
Jeder Mensch hat seine eigene Meinung oder es sollte zumindest so sein. So viele verschiedene Menschen und daraus resultierende Lebenserfahrungen es gibt, so viele Meinungen kann es auch geben. Dass dann in einer Gruppe Vieles übereinstimmt ist meist normal. Viele lassen sich aber durch Berichterstattung und Manipulation zu einer bestimmten Meinung drängen. Diese wird dann zur "Mehrheiten-Meinung", ob sie begründet und faktisch korrekt ist, ist da einmal egal: die lauteste Stimme zählt. Als bestes Beispiel sehe ich hier die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Jemand, der davon abweicht, wird komisch beäugt und meistens nicht ernst genommen. Eine sachliche Diskussion scheitert meist am Streitverhalten der Gesprächsparteien oder den fehlenden Hintergrundinformationen. Derjenige, der am stursten ist, "gewinnt". Für jemanden, der sich seine Meinung aufgrund von nachprüfbaren Fakten gebildet hat, kann das mühsam, wenn nicht gar aussichtslos sein. Aus diesem Grund sind für mich besonders politische Diskussionen oder Diskussionen mit religiösem Hintergrund meistens einfach nur uninteressant.
Es wird das breitgetreten, was in der Boulevardpresse veröffentlicht wird, ein paar negative Extrembeispiele eingeflochten und schon hat sich die Mehrheit eine Meinung gebildet. Dass die Realität und die Hintergrundfakten in eine andere Richtung weisen, interessiert nicht und wird nieder geschrien. Meist sind solche ausgestrahlten Diskussionsrunden sowieso nur ein Plattform, um sich selbst zu profilieren oder zu provozieren.
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