Typisch deutsch aber einfach für ausländische Freunde kochen
Ich halte mich für die nächsten paar Monate in Madrid auf. Mein Freundeskreis hier besteht aus Leuten von vielen verschiedenen Ländern. Letztens meinte jemand, wir könnten doch einmal pro Woche ein typisches Mittagsessen aus unserer Heimat mitbringen und auf der Arbeit essen, damit wir alle mal sehen, was unsere Freunde so in ihren Ländern gerne essen. Ich will auch gerne mitmachen, allerdings weiß ich nicht so recht, was ich machen soll. Klar, es gibt genug Rezepte für die deutsche Küche, aber bedenkt, dass ich derzeit in Spanien bin und hier 35° Hitze herrschen - so was wie Haxen würde also schon mal ausfallen.
Es soll ein leckeres deutsches Mittagessen sein, dass nicht zu viel Arbeit macht und für etwa fünf Personen ausreichen, sodass man es in ein paar Tupperboxen mit auf die Arbeit bringen kann. Freue mich über Ideen und Vorschläge. Ich bin übrigens aus Bayern, darf also gerne auch typisch bayerische Küche sein.
Mir würde spontan Pellkartoffeln mit Kräuterquark oder so einfallen, oder einen leichten Kartoffelsalat, den man ja auch nur mit Brühe anstelle mit Mayonnaise anmachen könnte. Gerade bei den sommerlichen Temperaturen könnte so etwas schon recht angenehm sein, da man da ja auch frisches Gemüse verwenden kann, was nicht so schwer im Magen liegt. Die Zutaten dazu solltest Du auch problemlos in Madrid erhalten, die Brühe könntest Du aus Deutschland mitnehmen oder so, sofern es dort keine Brühe als Würfel oder Pulver gibt und Du sie nicht selbst machen magst. Dazu kannst Du dann noch Hackbällchen beziehungsweise Fleischpflanzerl servieren, die kalt und warm schmecken.
Alles andere, was mir gerade so auf die Schnelle einfiel, ist eher für den Sommer ungeeignet, denn sonst hättest Du ja auch eine Bauernpfanne oder so zubereiten können. Das Problem aber bei den meisten Gerichten ist meiner Meinung nach, dass gerade bei Kartoffeln die eher frisch als denn aufgewärmt schmecken, von daher eben Kartoffelsalat und gegebenenfalls die Fleischpflanzerl.
Ich höre immer wieder, dass Wiener Schnitzel das Gericht ist mit dem andere Länder die deutsche Küche verbinden. Ein befreundetes Pärchen von mir aus den USA sind von Berufswegen viel auf der Welt unterwegs aber das nahezu erste Wort was sie sich in Deutschland angeeignet haben ist Schnitzel. Schnitzel ist eigentlich keine große Sache und kann man wunderbar im Vorfeld vorbereiten. Dazu kann man ja wahlweise Kartoffelsalat machen oder, wenn es etwas wärmer sein soll, direkt Kartoffeln mit Mischgemüse oder auch Kartoffelbrei. Ich paniere mein Schnitzel gerne doppelt, damit ich eine dickere Kruste habe aber den Aufwand musst du ja nicht machen. Was mir dabei gut gefallt ist, dass man Schnitzel, zu einem späteren Zeitpunkt, auch kalt essen kann. Ein Brötchen oder Baguette aufgeschnitten, vielleicht noch etwas Grünbeilage und dann ab in das Brötchen und als Zwischenmahlzeit genießen.
Was ich auch empfehlen könnte wäre Gulasch, Königsberger Klopse oder auch Hühnerfrikassee. Ja, der Aufwand ist hier etwas größer aber die Gerichte lassen sich wunderbar im Vorfeld zubereiten und bräuchten auf der Arbeit nur noch mal warm gemacht werden, sofern ihr eine Mikrowelle oder einen Herd zur Verfügung habt.Ob nun die Klopse und das Frikassee in Spanien ankommen werden weiß ich nicht aber bei dem Gulasch kann man eigentlich nichts falsch machen und wird bestimmt gerne gegessen. Vor allem kann man, wenn noch was übrig ist, denn Gulasch zu einer Suppe umwandeln und lässt sich wunderbar mit etwas Brot zum eindippen essen.
Wiener Schnitzel ist kein typisch deutsches Gericht, wie der Name schon sagt, auch wenn das die Amerikaner eventuell anders sehen. Es ist ein typisches österreichisches Gericht. Wiener Schnitzel, am besten noch mit Pommes und Majo liegt bei über dreißig Grad wie ein Ziegelstein im Magen. Da Liebe und sicher auch Freundschaft durch den Magen geht, würde ich von solchen Attacken auf die Verdauung wehrloser Mitmenschen eher absehen.
Ich bin auch in Bayern aufgewachsen und tendiere da wirklich eher in Richtung bayerische Küche. Im Sommer schmeckt mir im Biergarten zum Beispiel sehr gut ein Radisalat, eine Breze die vielleicht schwer zu transportieren ist also alternativ eine Brotbackmischung für Bauernbrot, eine leckere Bratensülze oder ein Obatzda. Zutaten wie den Camembert oder das Bier für den Obatzda würde ich mit bringen und vorher abklären, ob Rettich in Spanien erhältlich ist. Ansonsten fällt mir da als Vorspeise noch eine Grießnockerlsuppe ein. Suppen sind bei Wärme ja auch ein leckeres Essen, die Flüssigkeitszufuhr ist auch willkommen.
Ansonsten fallen mir noch allerlei Art Mehlspeisen ein die ich mit Bayern und Hochsommer verbinde. Leckere Zwetschgenknödel mit brauner Butter und Semmelbröseln, ein wunderbarer glasierter Kaiserschmarrn mit Apfelmus zum Beispiel nach dem grandiosen Rezept von Alfons Schuhbeck. Oder wenn man Richtung Sachsen sieht, habe ich mittlerweile die Quarkkeulchen für mich entdeckt. Kaiserschmarrn kann man auch prima kalt essen, Zwetschgenknödel und Quarkkeulchen kann man auch in der Mikrowelle aufwärmen.
Wenn es wirklich super schnell, einfach und geeignet für heiße Temperaturen sein soll, dann finde ich ein Paar Würstchen mit Brot und Senf oder aber mit leckerem selbstgemachtem Kartoffelsalat mit Brühe eine hervorragende Lösung. Diese kann man entweder in Form von Frankfurtern oder Weißwürsten servieren und auch problemlos kalt genießen. Noch dazu macht die Wurst selber keinerlei Aufwand, und wenn man sie beim Metzger des Vertrauens holt, der sein Handwerk wirklich versteht, dann ist der Geschmack auf jeden Fall nicht zu verachten. Auch Leberkäse oder Saumagen mit Kartoffeln und Salatbeilage macht sich ganz gut als typisch deutsches Mittagessen, ist aber schon eine Runde deftiger.
Lecker und frisch schmeckt auch eine Frankfurter Grüne Soße mit gekochtem Ei und Kartoffeln, und auch dieses Rezept ist relativ schnell und einfach.
Das Erste, was mir eingefallen ist, ist Kartoffelsalat mit vorgegrillten Würstchen. Man kann den Kartoffelsalat ja typisch deutsch anmachen, jedoch auch in leichterer Form kredenzen. Da sind der Fantasie ja echt keine Grenzen gesetzt. Und bereits vorgegrillte Würstchen kann man auch kalt essen oder in Tupperboxen packen, da sehe ich kein Problem. In punkto Salat fiele mir noch ein bayrischer Wurstsalat ein, den kenne ich ehrlich gesagt auch nur aus Deutschland. Andere Länder haben weniger Wurstvarianten und sie ist auch schwer zu bekommen.
Kartoffelpuffer mit Apfelmus gibt es zwar auch in anderen Ländern, ich würde es jedoch auch zu den deutschen Gerichten mit zählen. Erbsensuppe oder Kartoffelsuppe mit Wiener Würstchen ist nicht gerade ideal bei den Temperaturen, die du vorliegen hattest, daher würde ich von dem Vorschlag eher Abstand nehmen. Currywurst, eingelegter Hering, Hühnerfrikassee, Bremer Heringssalat würden mir auch noch einfallen, wenn eine Kühlung vorhanden ist.
Ansonsten mach doch eine bayrische Brotzeit. Für die Weißwürste brauchst du an sich ja nur einen großen Topf mit heißem Wasser. Dazu servierst du dann süßen Senf, Obatzda, Laugengebäck, Radieschen, Frikadellchen, Griebenschmalz und noch etwas Grünzeug wie Cornichons. Ist nicht ganz bayrisch, aber käme bestimmt auch gut an, wenn du einfach sowas in der Art planst. Und die Freunde freuen sich dann bestimmt auch, weil die Auswahl etwas größer als nur bei einem Gericht ist.
Ich habe ja festgestellt, dass bestimmte Zutaten im Ausland gar nicht so leicht zu finden sind und das merkt man erst wenn man im Supermarkt steht. Ich wollte zum Beispiel mal Amerikanern einen deutschen Käsekuchen backen und wäre nie auf die Idee gekommen, dass nirgendwo Magerquark aufzutreiben war.
Aus dieser Erfahrung heraus würde ich wohl nichts planen, für das man bestimmte Arten von Würstchen braucht und Laugengebäck kennt man in manchen Ländern auch gar nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Käsespätzle bei so ziemlich jedem gut ankommen. Es ist ein typisches Gericht für meine Region aber es schmeckt nicht so "speziell", dass es auf Ablehnung treffen könnte und es ist auch für Vegetarier geeignet. Eigentlich gehört dazu ein grüner Salat, aber man kann auch gut Blattspinat unter der Spätzle mischen.
Ich finde die Frage gar nicht mehr so einfach zu beantworten, was ein typisch deutsches Essen ist, weil wir meinem Eindruck nach inzwischen stark zu einer internationalisierten Küche tendieren. Vieles, was ich noch aus meiner Kindheit kenne, isst heutzutage kaum noch jemand (unter anderem auch deswegen, weil es meistens nicht vegetarisch ist und oft sogar auf Innereien basiert). Beispielsweise hat es zu meiner Kindheit regelmäßig Lüngerl gegeben (also eingelegte und gekochte, in Streifen geschnittene Lunge).
Da sind die vorgeschlagenen Käsespätzle schon eine gute Idee. Möglich wären beispielsweise auch Schupfnudeln mit Kraut, Speckknödel, Pichelsteiner-Eintopf, Reiberdatschi oder Germknödel oder Kaiserschmarrn (wenn es auch eine süße Hauptspeise sein darf).
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