Jeden Versicherungsbetrug ungeachtet der Person melden?

Ich finde es schon krass, wenn jemand versucht die Versicherung zu betrügen. Aber mit der Serie, die auf RTL gesendet wird, sieht man ja, dass es sowas wirklich gibt. Würdet ihr jemanden anzeigen bzw. melden, wenn ihr wüsstet, dass dieser Mensch die Versicherung betrügen würde?

Nehmen wir mal an, dass ihr genau wisst, dass euer Nachbar die Versicherung betrügen will. Würdet ihr der Versicherung einen Tipp geben oder würdet ihr es auf sich beruhen lassen? Denn schließlich werden durch solche Betrüger die Versicherungen immer teurer und im Endeffekt zahlt jeder Versicherungsnehmer diesen Betrug ja aus seiner Tasche.

Das Auszahlungen bzw. Versicherungsfälle natürlich von den Versicherten getragen werden, ist sicher richtig. Und es ist auch richtig, dass Beiträge zwingend erhöht werden, wenn die Auszahlungen ansteigen. Schließlich kann maximal nur so viel ausbezahlt werden, was am Ende von den Beiträgen übrig bleibt. Aber es ist nicht richtig, dass bei wenigen Auszahlungen die Versicherung den "Gewinn" an die Kunden weiter gibt. Hier muss bei der Fragestellung also dieser Aspekt ausgenommen werden - sonst würde man einer Versicherungsgesellschaft unterstellen, ein uneigennütziges Wesen zu sein, welches ausschließlich auf das Wohl der Versicherten bedacht ist. Dem ist aber - bei einem Gewinnorientieren Unternehmen - nicht so.

Jetzt ist es sicher kein Geheimnis, dass es Menschen gibt, die den (überaus dummen - aber aus egoistischer Sicht zwingenden) Anspruch haben, von ihren Versicherungen (z.B. der privaten Haftpflichtversicherung) mindestens den Betrag wieder "herauszuholen", den sie als Beitrag eingezahlt haben. Irgendwie scheint hier das Rechtsempfinden etwas weniger anzuschlagen, wenn eben versucht wird, eben diesen Betrag auch mit unlauteren Mitteln zu bekommen.

Ob aber dieses Verhalten (einzelner) ausreichen sollte, dass unbeteiligte zu Spitzeln der Privatwirtschaft werden, dass hier private Personen Dritte Personen denunzieren, ist mindestens fraglich. Für mich würde so ein Verhalten in keinem Fall in Frage kommen! Selbst wenn mir der Nachbar offen erklärt, dass er jetzt seine Versicherung prellen möchte.

Zunächst gibt es ja das Problem, dass man diesen (beabsichtigten) Betrug gar nicht der Staatsmacht melden kann. Was sollte die auch machen, nachdem die Versicherung hier erst einen Schaden melden müsste? Und sich an die Versicherung des Nachbarn zu wenden ist aus meiner Sicht auch eher fragwürdig, weil man spätestens hier bekennen müsste, keine "Beweise" zu haben.

Ehrlich gesagt ist es doch so, dass die Versicherungen durchaus in der Lage sind, sich gegen Betrügereien zu wehren. Und wenn Kunden auffällig viele Schäden melden, werden diese sowieso gekündigt. Das sollte dem System eigentlich genügen, um Schaden abwenden zu können. Eine 100%-Sicherheit wird es so nicht geben und es gibt immer wieder Menschen, die es so schaffen, die eigene Versicherung so um vielleicht ein paar Hundert Euro zu betrügen. Aber diese Verluste verkraftet das System und ich sehe hier keinen Handlungsbedarf von (unbeteiligten) Dritten.

Bei vielen dieser Fälle, die in der Sendung auf RTL gezeigt werden, ist ja schon richtig offensichtlich, dass es sich um Betrüger handelt. In der vorletzten Sendung, waren zwei Männer zu sehen, die zum zweiten Mal versucht haben, eine in Brand geratene Gardine einzureichen. Kurze Zeit später haben sie dann wegen beschädigter Türen den Versicherungsmitarbeiter kommen lassen, weil es mit der Gardine nicht klappte.

Auch den Fall, in dem ein junger Mann behauptet hatte, dass Einbrecher seine Wohnung verwüstet hätten, fand ich krass. Hätte da der Nachbar nicht ausgesagt, dass der junge Mann selbst für den Schaden verantwortlich war, hätte die Versicherung sicherlich gezahlt. Der Nachbar hatte gesehen, dass der Mann unter Alkoholeinfluss ausgetickt ist und in seiner Wohnung randalierte und hatte sogar Videomaterial davon. Da fand ich es auf jeden Fall richtig, dass der Nachbar etwas dazu sagte. Der Versicherungsmitarbeiter hatte aber auch bei ihm geklingelt und ihn dazu befragt. Wenn ich direkt gefragt werden würde und es sich um einen Nachbarn in meinem Haus handelt, würde ich wohl auch eher die Wahrheit sagen.

Ich finde es schon krass, wenn jemand versucht die Versicherung zu betrügen.

Insofern gehe ich mit dir konform. Ich sehe darin auch kein Kavaliersdelikt.

Aber mit der Serie, die auf RTL gesendet wird, sieht man ja, dass es sowas wirklich gibt.

Du hast aber jetzt nicht wirklich daran gezweifelt, dass es Versicherungsbetrug gibt? RTL ist keine verlässliche Quelle. Du weißt doch genau, dass es sich hier um einen Privatsender handelt, dem es vor allem darauf ankommt, effekthascherisch und bloßstellend Quote zu machen, um damit Geld zu verdienen. Weil durch die Inhalte eindeutig auch die Interessen der Versicherungswirtschaft vertreten werden, ist nicht auszuschließen, dass es hier mehr als eine Zusammenarbeit zwischen beiden Bereichen gibt. Beide haben ökonomische Interessen daran und dabei bleibt zum einen schnell die Wahrheit auf der Strecke und zum anderen solltest du dir klar sein, dass du hier vermutlich manipuliert wirst.

Würdet ihr jemanden anzeigen bzw. melden, wenn ihr wüsstet, dass dieser Mensch die Versicherung betrügen würde?

Nein, denn wie war das mit den Petzen und Hoffmann von Fallersleben? Wie war das mit dem Lumpen und dem Denunzianten? Denn würde man konsequent so verfahren, hätte man ein soziales Klima, das durch Angst, Ausspitzelung und Denunziation funktioniert. Da nehme ich lieber den Versicherungsbetrug einzelner hin und zahle letztlich natürlich auch dafür, das ist mir klar.

Und wie oft hat sich schon erwiesen, dass das, was der Denunziant ja "genau weiß", am Ende eine Luftnummer war. Was aber bedeutet das für die Beschuldigten?

Nehmen wir mal an, dass ihr genau wisst, dass euer Nachbar die Versicherung betrügen will. Würdet ihr der Versicherung einen Tipp geben oder würdet ihr es auf sich beruhen lassen? [...]

Da haben wir das "genaue Wissen" ja schon. Hat der nun schon betrogen oder hat er vor zu betrügen? Ich hatte schon vor Wut vor, das Finanzamt anzuzünden und meinen Chef vom Dach zu schubsen, gut dass dir das alles nicht bekannt war.

Dir bleibt aus meiner Sicht - und das ist die eines Menschen, der Denunziation ablehnt - den Nachbarn oder ein Familienmitglied dieses Nachbarn, direkt anzusprechen, im Zweifel anonym. Bei einer offenen Ansprache riskierst du, dass die nachbarschaftliche Beziehung vor die Hunde geht, es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Ertappte noch sein Gewissen entdeckt.

Es ist am Ende eine Frage der persönlichen Abwägung zwischen Schaden an der Versicherung und damit natürlich der dahinter stehenden Gemeinschaft der Versicherten und dem sich verschlechternden sozialen Klima. Da habe ich persönlich eine klare Einordnung. Ich halte es für Aufgabe der Versicherungen, eigene Kontrollmechanismen einzubauen.

Du hast recht, Diamante, es ist krass, wenn jemand anfängt andere zu betrügen, und hier die Versicherung. Du glaubst gar nicht, wie oft solch ein Betrug vorkommt. Und immer werden neue Betrügereien aufgedeckt.

Aber auch wenn das so ist und ich es sogar beweisen könnte, würde ich mich immer daraus halten. Die Versicherungsgesellschaften haben spezielle Mitarbeiter, die sich um solche Betrügereien kümmern und auch in vielen Fällen Betrüger entlarven. Die Versicherungsnehmer finden immer neue Möglichkeiten, an Geld zu kommen. In solche Dinge möchte ich nicht verwickelt werden, auch wenn ich es nicht gutheißen kann.