Wie lange Antidepressivum einnehmen?

vom 24.07.2012, 21:41 Uhr

Eine gute Bekannte nimmt schon seit einiger Zeit ein Antidepressivum, weil sie einen Schicksalsschlag erlitten hat. Aber sie hat schon Bedenken, dass sie irgendwann von dem Zeug nicht mehr los kommt. Sie fragte mich, wie lange man in der Regel solche Medikamente nimmt. Kann man da ungefähr sagen, wie lange Ärzte meinen, dass man diese Medikamente nehmen soll? Der Arzt verschreibt immer gleich größere Packungen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist eine sehr schwierige Frage, die man eigentlich nicht wirklich beantworten kann. Der Schicksalsschlag spielt in dem Sinne keine Rolle, sondern sie selbst und wie schnell oder gut sie mit diesem zurecht kommt. Eine Depression, und ich behaupte generell alle psychischen Erkrankungen, sind im Allgemeinen ziemlich längerfristig und komplex. Man setzt Antidepressiva nur nach Absprache mit dem Arzt bzw. Psychiater in einem Zeitraum von einem halben Jahr oder länger ab.

Wegen der Abhängigkeit und der Rückfallgefahr minimiert man langsam die tägliche Dosis über Monate, dieser Prozess wird auch beobachtet. Wie lange sie das Antidepressivum einnehmen muss, kann man auch nicht sagen. Wahrscheinlich wird sie es länger einnehmen, einige Menschen nehmen ihr ganzes Leben lang Antidepressiva. Am besten ist es, wenn sich deine Freundin mit ihren Ärzten und ihrem Psychiater abspricht und ihnen auch ihre Sorge wegen den Medikamenten mitteilt.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die Frage kann man pauschal nicht beantworten. Es ist sehr unterschiedlich. Meine Nachbarin hatte eine schwere Wochenbettdepression und war über ein halbes Jahr in stationärer Behandlung und musste noch ziemlich lange Medikamente nehmen, vielleicht immer noch nach Jahren, ich weiß es nicht genau. Ein Freund meines Sohnes hatte Depressionen und hat die Medikamente ungefähr ein halbes Jahr genommen. Das kann nur der Arzt entscheiden. Ich würde da auf keinen Fall eigenmächtig handeln. Es ist auf jeden Fall eine langwierige Behandlung, die Medikamente wirken ja auch nicht sofort, sondern die Wirkung beginnt erst nach einigen Wochen

Wenn deine Bekannte einen Schicksalsschlag erlitten hat und dadurch die Depressionen bekommen hat, muss sie auf jeden Fall auch in psychotherapeutische Behandlung. Meistens haben Depressionen ja rein körperliche Ursachen, die nicht mit irgendwelchen Ereignissen in Zusammenhang stehen, vor allen Dingen bei Jugendlichen. Da spielt das Gehirn einfach in der Umstrukturierungsphase verrückt. Eine gewisse Veranlagung für Depressionen gibt es auch.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Allgemeingültig kann man da keine Auskunft geben. Gute Durchschnittswerte sind etwa ein Jahr der Einnahme. Wobei manche Antidepressiva oder generell Medikamente, die bei einer Depression helfen sollen, bis zu einem halben Jahr brauchen, bis zu überhaupt wirken.

Die größer der Packung liefert absolut keine Aussage darüber, ob man nun ewig ein Medikament nehmen muss. Fakt ist, einige der Medikamente sind sehr teuer und gehen ziemlich auf das Budget des Arztes. Da sind Großpackungen im Vergleich einfach günstiger. Deshalb verschreiben viele Ärzte gerne Großpackungen, wenn das Medikament anschlägt.

Meine magische Kristallkugel sagt mir aber, es ist garantiert Medikament C und das sollte man sofort absetzen, weil es so oder so ein Placebo ist. Oder knapp gesagt, keine Ahnung was erwartet wird, aber du stellst hier klar Fragen, die sehr ins Detail gehen, lieferst aber selbst nicht genug Details.

Ach ja und es kommt auch noch auf die Art des Medikamentes an. Im psychiatrischen Bereich wird sowohl mit Bedarfsmedikamenten, wie auch mit Dauermedikamentation gearbeitet. Auch Depotspritzen sind möglich. Von Depotspritzen gehe ich nun mal nicht aus. Bedarfsmedikamente kann man an sich sofort absetzen. Die nimmt man eigentlich eh nicht regelmäßig. Bei Dauermedikamenten kommt es auf die Dosierung an. Aber dazu sollte ich dann passenderweise in deinem anderen Thread antworten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Wie schon geschrieben wurde, hängt das total von der Art des Medikaments ab. Grundsätzlich muss deine Bekannte das mit ihrem Arzt, - bestenfalls mit dem, der ihr das AD auch verschrieben hat -, darüber sprechen. Es ist sehr ratsam, in dieser Beziehung jemandem zu vertrauen, der sich damit auskennt. Das sind nun mal keine Hustensäfte, die man nach belieben absetzen oder wieder beginnen kann.

In der Regel wird beim Verschreiben eines solchen Medikaments ausführlich erklärt, wie es im Körper wirkt/wirken soll und auch, ob es für die längerfristige Einnahme oder nur als halbjähriges oder einjähriges Medikament gehandhabt werden soll, denn da gibt es auch große Unterschiede.

Ebenso hängt es von der psychischen Erkrankung des Patienten ab. Manche Menschen müssen sehr lange ein Antidepressivum einnehmen, weil ihre Symptome sonst sehr schnell wieder auftreten würden. Sie werden dann natürlich auch auf ein Medikament eingestellt, dass dafür geeignet ist, es länger zu nehmen. Und bei manchen beginnt man eben mit der Gabe eines Medikaments, das eben nicht dafür gedacht ist, es länger zu nehmen.

In jedem Fall aber sollte ihr behandelnder Arzt sie gründlich darüber aufgeklärt haben, für wie lange sie das AD voraussichtlich einnehmen soll.

» Kiwicherry » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,00 »


Ich verstehe nicht, Diamante, warum deine Bekannte dich fragt, wie lange sie das Antidpressivum nehmen soll. Woher sollst du als Nichtärztin das denn wissen? Wenn sie mit ihrem Arzt gesprochen hat und der ihr Pillen verschrieb, wird er ihr auch gesagt haben, dass sie wiederkommen soll, wenn die Pillen dem Ende zugehen. Der Arzt wird ihr dann schon sagen, wie lange das noch dauern könnte, je nachdem, wie die Pillen geholfen haben. Aber von heute auf morgen geht das nicht. Und die Packungsgröße hat nichts damit zu tun, wie lange man die Medizin nehmen muss.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich verstehe nicht so wirklich, warum man solche Themen nicht mit dem Arzt bespricht, der die Medikamente verschrieben hat. Mir ist schon klar, dass jeder Heilungsverlauf höchst individuell ist und damit nicht vorhergesehen werden kann. Als Arzt kann man in dieser Hinsicht also keine wirkliche Prognose machen, die zuverlässig ist, weil da viel zu viele unbekannte Variablen in der Gleichung existieren. Dennoch gehören solche Fragen zum behandelnden Arzt und nicht zu irgendwelchen Bekannten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann hier als betroffener etwas zum Thema beitragen. Aktuell nehme ich ein Antidepressivum welches in erster Linie angstlösend wirkt, da ich unter anderem Probleme mit Panikattacken habe. Begonnen habe ich damals mit 37,5mg Venaflaxin, dies wurde dann unter ärztlicher Aufsicht hochgenommen. Erst 75mg und dann 150mg, bis ich mich besser gefühlt habe. Damals hatte ich einen Zusammenbruch und war in Behandlung, jedoch nicht stationär, das wollte ich nicht.

Die 150mg musste ich dann erst einmal ein Jahr nehmen, diese Tabletten sind recht träge und ein Spiegel muss sich erst einmal aufbauen und der Körper muss sich daran gewöhnen. Dies hat natürlich zur Folge, das Antidepressiva bei Verringerung der Dosis wie Drogen starke Entzugserscheinungen hervorrufen.

Nachdem das Jahr rum war, bin ich wieder runter auf 75mg und da habe ich die Nebenwirkungen erlebt. Darunter waren starke drückende Kopfschmerzen, extremes schwitzen (ich saß im Büro und es war nicht warm, aber mein T-Shirt war komplett verschwitzt), Schwindel und Schüttelfrost. Auch hatte ich so Blitze, die immer durch meinen Kopf und Körper gezuckt sind. Das Ganze dauerte 1-2 Tage und dann war es besser. Du siehst also welche starke Wirkung diese Tabletten haben.

Nun ist es jedoch so, dass niemand auch die Ärzte nicht sagen ob und wann die Tabletten abgesetzt werden können. Bei manchen geht es ganz schnell, ich zum Beispiel werde mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sehr lange welche nehmen müssen, nur die Dosierung wird noch deutlich geringer werden. Jedoch kann mein Gehirn diesen Stoff in der Tablette schlecht selbst herstellen, sodass ich da Hilfe brauche und das machen die Tabletten. Also kann man sagen, manche brauchen diese Tabletten wie andere ihre Blutdrucksenker oder so etwas.

» Bassaufdreher » Beiträge: 393 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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