Naturjoghurt bei vaginaler Pilzinfektion?
Letztens habe ich mich mal wieder nach Gesundheitstipps und Haushaltsmitteln bei Krankheiten im Internet umgesehen. Ich hatte zwar noch nie eine ausgewachsene Pilzinfektion, aber trotzdem hatte ich mal ziemlich starken Juckreiz im vaginalen Bereich. Im Internet haben einige Schreiber empfohlen, Naturjoghurt zu verwenden.
Der Gedanke, dass man sich Joghurt in die Scheide einführen soll (empfohlen wird ein Tampon in Joghurt getränkt oder mit einem Applikator den Joghurt einführen), kam mir zunächst sehr merkwürdig vor, allerdings empfiehlt dies wohl sogar mancher Arzt. Man muss natürlich Naturjoghurt verwenden, ohne irgendwelche Zusätze. Da sich in diesem Milchsäurebakterien befinden, genau wie in der Vagina auch, soll Naturjoghurt den Säurehaushalt der Vagina wieder ins Gleichgewicht bringen und den Juckreiz verschwinden lassen. Was haltet ihr von dieser Maßnahme, habt ihr es selbst auch schon mal ausprobiert?
Ich bin zwar männlich, jedoch würde ich solche Methoden eher nicht anwenden. Es mag ja sein, dass diese helfen, jedoch wird mir schon bei dem Gedanken, dass man sich etwas in die Vagina reinschmiert ganz anders. Immerhin schmiert man sich dort normalerweise nichts herein und daher würde ich es als Frau wohl eher sein lassen. Am Besten kann ein Arzt Auskunft geben, was man in einem solchen Fall tun sollte.
Ich halte gar nichts von Naturmethoden, wenn es wirksame Medikamente gibt. Die Behandlung hört sich ziemlich kompliziert und langwierig an. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass so der ganze Pilz ausgerottet wird. Ich würde auf jeden Fall zum Arzt gehen, weil man ja auch die Diagnose braucht. Nicht alles, was juckt ist ein Pilz.
Nein, wenn man den Pilz schon hat, bringen einem Milchsäurebakterien nichts mehr. Dann muss man zum Arzt und anschließend in die Apotheke gehen um sich ein Fungizid, also ein Wirkstoff, der Pilze oder Pilzsporen abtötet oder deren Wachstum verhindert, besorgen.
Milchsäurebakterien unterstützen, genauso wie andere bekannte Produkte aus der Werbung, die natürliche Intimflora bei dem weiblichen Geschlechtsorgan. Das bedeutet also, dass wenn ich ein Antibiotikum einnehme, welches nicht nur die schlechten Bakterien sondern alle Bakterien abtötet, sondern leider auch die nützlichen Bakterien, können Pilzbefälle häufiger vorkommen, als man erwartet.
Ich selbst hatte noch keinen Pilzbefall gehabt, obwohl ich eine Zeit lang sogar recht häufig Antibiotika eingenommen habe aufgrund der ständigen eitrigen Bronchitis. Bei meiner Mutter kam das jedoch vor, ich war sehr besorgt gewesen aber sie meinte, es wäre nicht schlimm, da man einen Vaginalpilz gut und einfach behandeln kann.
Ich selbst halte an sich recht viel von Naturheilkunde, aber von dieser Behandlungsmethode halte ich persönlich überhaupt nichts. Nur weil es dich im Intimbereich juckt, muss es noch lange kein Scheidenpilz sein. Es können auch zu trockene Schleimhäute oder einfach nur eine nicht ganz ausgewogene Scheidenflora der Grund sein. Deswegen würde ich an deiner Stelle den Arzt aufsuchen, wenn du so unsicher bist und mich nicht auf irgendwelche Tipps aus dem Internet einlassen. Nur weil es in Foren steht und viel Zustimmung findet, muss eine solche Prozedur nicht unbedingt für dich geeignet sein.
Stefan569 hat geschrieben:Ich bin zwar männlich, jedoch würde ich solche Methoden eher nicht anwenden. Es mag ja sein, dass diese helfen, jedoch wird mir schon bei dem Gedanken, dass man sich etwas in die Vagina reinschmiert ganz anders. Immerhin schmiert man sich dort normalerweise nichts herein und daher würde ich es als Frau wohl eher sein lassen. Am Besten kann ein Arzt Auskunft geben, was man in einem solchen Fall tun sollte.
Oh je, da sieht man mal wieder wie viel Ahnung Mann hat. Was machst du denn (angenommen einmal du wärst eine Frau), wenn du eine Infektion in der Vagina hast? Da gibt es zahlreiche Vaginaltabletten und Ovula, die man lokal anwenden kann, wie zum Beispiel Ovula oder Vaginalzäpfchen mit Vitamin C, mit Milchsäurebakterien, mit pilzhemmenden und pilzabtötenden Wirkstoffen, um nur einmal ein paar zu nennen. Die führt man sich auch ein und die lösen sich dann an Ort und Stelle auf, so dass man dann auch eine "Schmiere" in der Vagina hat. Salben sind meist äußerlich im Schambereich anzuwenden, da man Salben schlechter an den richtigen Ort applizieren kann. Da haben sich eben Tabletten, Zäpfchen, Ovula bewährt.
Naturjoghurt ist nichts anderes, wie wenn man sich Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien einführen würde. Diese Methode ist sehr gängig und daran ist nichts gefährlich und schon gar nicht ist daran auszusetzen.
Allerdings helfen Milchsäurebakterien lediglich die geschädigte Vaginalflora wieder aufzubauen. Sie helfen nichts gegen einen Vaginalpilz, wenn es denn wirklich einer sein sollte. Wenn Frau noch nie damit zu tun hatte, sollte man übrigens auch zur Abklärung das erste Mal einen Frauenarzt aufsuchen, um sich die selbstgestellte Diagnose ärztlich bestätigen zu lassen. Tritt ein Vaginalpilz dann erneut wieder auf, so kann man in die Apotheke gehen, wo es sehr wirksame nicht verschreibungspflichtige Medikamente gegen Vaginalpilz gibt. Da muss man dann nicht unbedingt zur Abklärung zum Frauenarzt, außer man wäre zufällig gerade schwanger.
Ich habe eine Freundin, die das ausprobiert hat. Sie hatte öfter Probleme mit Pilz und sie sagte mir, Joghurt wäre auf jeden Fall eine gute Linderung, wenn es einen nachts ereilt und man keine Vaginaltabletten gegen Pilz daheim hat. Es gibt aber auch mittlerweile Tampons, die mit Milchsäurekulturen angereichert sind. Gegen Vaginalpilz hilft das aber wirklich nicht. Man kann aber versuchen mit Milchsäure (gibt es auch Tabletten oder Gels mit) versuchen vorzubeugen. Da steht dann im Beipackzettel, dass man diese Tabletten halt benutzen kann, wenn man eine Antibiotika-Behandlung bekommt.
Mein Gynäkologe hat mir mal gesagt, dass dieses Hausmittelchen mit dem Joghurt absurder Unsinn ist. Die Bakterien im Joghurt sind wohl nicht ansatzweise die, die man in einer gesunden Scheidenflora findet. Im Umkehrschluss wäre sonst die Frage erlaubt, wie zum Kuckuck Scheidenbakterien in den Joghurt kommen? Die Molkerei würde ich schlichtweg verklagen, die so ein Produkt auf den Markt bringt.
Im Endeffekt hilft der Joghurt wohl nur, einen sauren pH-Wert in der Scheide wieder herzustellen. Das geht auch mit anderen erprobten Mitteln. Wie Nettie schon sagt, die Mittel gibt es Rezeptfrei in der Apotheke und teuer sind sie auch nicht. Für während der Schwangerschaft gibt es auch bewährte Mittel gegen Vaginalpilz, da würde ich aber auch einen Arzt zu Rate ziehen. Vor der Anwendung dieser neuartigen Tampons würde ich auch erst einen Arzt oder Apotheker fragen, ob diese Imprägnierung darauf überhaupt etwas bringt.
Zudem würde ich mich langfristig beraten lassen, wie man die Intimpflege so gestalten kann, dass man Juckreiz und eventuellen Pilzinfektionen vorbeugt. Denn der Juckreiz kann auch einfach z.B. eine allergische Reaktion gegen Waschmittel am Schlüpfer oder gegen das aktuelle Duschgel sein. Wenn es sich beim Arzt wirklich als Pilz heraus stellen sollte, ist anzuraten, dass man seinen derzeitigen Sexualpartner auch gleich gegen Pilze im Intimbereich behandelt, damit man mit der Infektion nicht Ping Pong spielt. Außerdem sollte man sämtliche benutzte Unterwäsche und Handtücher auch auskochen, heiß bügeln oder mit einem Hygienespüler behandeln, damit die Pilze keine Infektionsquelle mehr darstellen.
trüffelsucher hat geschrieben:Im Umkehrschluss wäre sonst die Frage erlaubt, wie zum Kuckuck Scheidenbakterien in den Joghurt kommen? Die Molkerei würde ich schlichtweg verklagen, die so ein Produkt auf den Markt bringt.
Es geht hier um Milchsäurebakterien, die sowohl im Joghurt als auch der Vagina vorkommen. Und das zumindest stimmt auf jeden Fall so. Viel Spaß beim Verklagen. Sorgen solltest du dich da lieber um die ganzen Farbstoffe und sonstigen künstlichen Dinge, die heutzutage in Produkten wie Joghurt zu finden sind.
Ich sehe, die Ansichten sind hier sehr unterschiedlich, wirkliche Erfahrung können aber nur wenige hier liefern. Ich muss sagen, dass ich mittlerweile von einigen weiblichen Bekannten gehört habe, denen Naturjoghurt bei Juckreiz in der Vagina geholfen hat, teilweise kurzfristig, teilweise verschwand der Juckreiz sogar vollkommen nach ein paar Tagen Anwendung.
Milchsäurebakterium ist nur ein Oberbegriff. Es gibt verschiedene Arten von Milchsäurebakterien, das sieht man schon alleine daran, dass es inzwischen Joghurts mit verschiedenen Bakterienkulturen gibt. Dort ist zum Beispiel die Kultur L. Casei oder das Bakterium L. acidophilus bekannt geworden. In der Säuglingsmilchnahrung eines namhaften Herstellers werden Milchsäurebakterien der Sorte L. fermentum hereditum. Die japanische Variante aus einem bekannten probiotischen Joghurt dessen Erfinder in Japan lebt heißt. L. casei shirota. In einem Markenjoghurt, der angeblich gegen Blähung wirkt befindet sich der Milchsäurebakterienstamm Bifidobacterium animalis. In der Muttermilch von Frauen findet sich das Bakterium L.reuteri.
In der gesunden Scheidenflora einer Frau finden sich auch Milchsäurebakterien, diese sind aber Döderlein-Bakterien. Der am häufigsten gefundene gesunde Keim der Vaginalflora heißt L. iners, der zweithäufigste L. crispatus. Vielleicht geht Dir ja ein Licht auf, dass andere Namen für Bakterien auch andere Bakterien bezeichnen? Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Lactobacillus Acidophilus häufig in der Scheidenflora vorkommt. Ich vermute mal, dass er genau bei den Frauen vorkommt, die lustige Experiment mit Joghurt im Vaginalbereich machen.
Eigene Erfahrungen sind dir wichtiger, als das was zum Beispiel Frauenärzte raten? Dann probiere den Joghurt doch einfach mal selbst aus. Schließlich ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmied.
Im Übrigen kaufe ich Joghurt in der Regel ohne Fruchtzusätze, Aromen und Zuckerzusatz und mische ihn mir selbst nach Geschmack. Da braucht sich keiner Sorgen zu machen.
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