Medizinstudium in Aussicht - Chancen und Alternativen

vom 04.04.2008, 14:33 Uhr

Ich bin zur Zeit Schüler eines Gymnasiums in Sachsen und werde diesen Sommer vorraussichtlich mein Abitur abschließen. Ich belege die Leistungskursverbindung Deutsch-Biologie und habe während der beinahe letzten zwei Jahre gemerkt das mir die Naturwissenschaft im speziellen die Neuro - und Immunbiologie sehr am Herzen liegen. Genauer gesagt macht es mir sogar unglaublich viel Spaß mehr darüber zu erfahren.

Nun beginne ich im September diesen Jahres meine Zivildienst in einem Krankenhaus. Aufgrund meiner Interessenlage scheint es mir am sinnvollsten Medizin zu studieren. Leider wird mein Durchschnitt vorraussichtlich nur bei 2,2 - 2,5 liegen. Wie ich im Internet und von Freunden erfahren habe liegt der numerus klausus in Medizin jedoch bei 1,1.

Könnt ihr mir irgendwelche Alternativen nennen, anderweitig ein Medizinstudienplatz zu bekommen !? Wie ich gehört habe wird bei vielen Unis auch eine Auswahl über schon vorhandene Berufserfahrung getroffen (z.B. Pfleger). Liege ich da richtig ? Welche Chancen habe ich einen Platz zu ergattern !? Über Hilfe würde ich mich sehr freuen !

» hardi_flanders » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,83 »



Hallo, hey, du hast die gleichen Leistungskurse wie ich damals :)

Aber ich denke, mit 2,2 wist du wirklich eher schlechte Karten haben, gleich einen Platz zu bekommen. An einigen Unis liefen als ich angefangen habe noch Auswahlverfahren, wo man nach einer Art Bewerbungsgespräch ausgewählt wurde aber ich glaube, das wurde abgeschafft.

Eine Alternative, die Einige von uns genutzt haben, war sich erst mal für ein anderes Fach, zum Beispiel Biologie einzuschreiben, dort dann verschiedene Scheine wie Bio, Chemie, Physik und so zu machen und dann als Quereinsteiger 1-3 Semester später ins Medizinstudium einzusteigen.

Das ist dann zwar erst mal etwas stressig, weil man meistens zum 3. Semester einsteigt und parallel vom 1. Semester die Kurse mit machen muss, deren Scheine man noch nicht wo anders machen konnte, aber es ist auf jeden Fall eine Alternative.

Und wenn dich vor allem Neuro und Immuno interessieren, dann könnte ich die noch den Studiengang Neurobiologie ans Herz legen. Die haben soweit ich weiß keinen NC und das würde dann genau dein Interessengebiet abdecken. Aber Neurobiologie kann man glaube ich erst nach dem Grundstuium Biologie studieren, da müsstest du dich noch einmal selbst informieren.

Wo wirst du denn im Krankenhaus arbeiten? Auf Station? Im OP? Fahrdienst? Ich wünsche dir dabei auf jeden Fall schon mal viel Spaß, auch wenns sicher stressig werden wird ;-)

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Du könntest allerdings auch den zweiten Bildungsweg versuchen, allerdings ist der eher für Leute gedacht die kein Abitur haben. Dafür musst du erst eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf machen (z.B. Krankenpfleger, Rettungsassistent etc.) und arbeitest dann 5 Jahre in diesem Beruf um Berufserfahrung zu sammeln. Danach kannst du direkt an die Universität gehen wenn du ein Einstellungstest überstanden hast. Allerdings sind das jedes Jahr nur 5-10 Leute die es Bundesweit über diesen Weg schaffen.

Wenn dann würde ich mich eher auf eine Warteliste setzen lassen, nach X Semestern Wartezeit bekommst du dann einen Studienplatz. Kannst die Zeit ja für eine Ausbildung oder was anderes nutzen, wie eine "Selbstfindungsphase" das scheint momentan sehr im kommen zu sein wenn ich die Studenten bei uns richtig verstanden habe.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Grooovegirl hat geschrieben:Und wenn dich vor allem Neuro und Immuno interessieren, dann könnte ich die noch den Studiengang Neurobiologie ans Herz legen. Die haben soweit ich weiß keinen NC und das würde dann genau dein Interessengebiet abdecken. Aber Neurobiologie kann man glaube ich erst nach dem Grundstuium Biologie studieren, da müsstest du dich noch einmal selbst informieren.

Wo wirst du denn im Krankenhaus arbeiten? Auf Station? Im OP? Fahrdienst? Ich wünsche dir dabei auf jeden Fall schon mal viel Spaß, auch wenns sicher stressig werden wird ;-)


Naja, das ganze ist so: Ich interessiere mich schon für Neurobiologie aber immer im Bezug auf den menschlichen Körper, das heißt im Endeffekt - Humanmedizin !

Meinen Zivildienst werde ich in einem Krankenhaus in Dresden leisten. Ich bin dort auf irgendeiner Station, höchstwahrscheinlich in der Pflege. Genaues weuß ich noch nicht aber ich werde vorraussichtlich in die physiologische Abteilung, Nephrologie oder Kardiologie kommen. Mal sehen was auf mich zukommt !

Also so wie ich das sehe gibt es also außer Wartesemestern keine Alternative. ABer gibt es keine Möglichkeit Berufserfahrung und Wartesemester in Verbindung miteinander zu bringen ? Das heißt, was wäre wenn ich mich in ein paar Unis einschreiben würde, dann eine Ausbildung zum Krankenpfleger oder zum Rettungsdiensthelfer (was denkt ihr ist sinnvoller ? ) machen würde ( die sind beide etwa 3-4 Jahre glaube ich ) und dann über die entsprechende Wartezeit verbunden mit der vorhandenen Berufserfahrung einen Platz bekommen würde ? Ist sowas denn möglich oder hat die Berufserfahrung in diesem Fall nichts zu sagen ? Danke schon mal.

» hardi_flanders » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,83 »



Hallo,

als Alternative zu x Wartesemestern würde mir nur folgendes einfallen:

1. Bei der Bundeswehr Medizin studieren, da ist egal was du für einen Abischnitt hattest
2. Im Ausland studieren, ein Freund von mir wollt auch in Deutschland Medizin studieren, was er mit einem Schnitt von 2,8 vergessen konnte, und studiert jetzt in Rumänien (Vorlesungen auf Deutsch und Englisch).

Vielleicht wären das Alternativen für dich.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


In Budapest ist eine deutsche Uni, in der man Medizin studieren kann. Die nehmen soweit ich weiß 2500-3000€ pro Semester und man kann dort bis zum Physikum (die ersten 2 Jahre) studieren. Danach musst du dir eine Uni in Deutschland suchen. Ich habe allerdings gehört, dass der Run auf diese Uni mittlerweile schon so groß ist, dass dann auch wieder der Abi-Schnitt zählt, aber vielleicht hast du da dann noch ganz gute Chancen, weil sich da auch Leute mit nem 3er Schnitt bewerben.

Eine Ausbildung zum Krankenpfleger oder Rettungssanitäter würde dir im Endeffekt natürlich nur zu Gute kommen, das Problem sind halt nur die verlorenen Jahre, obwohl du die ja eh verlieren wirst, wenn du nicht auf eine Privatuni ohne NC gehst. Aber wie gesagt informiere dich noch mal wegen des Quereinstieges, dann verlierst du im Prinzip fast keine Zeit, wenn du dich erst für Bio einschreibst und dann zum 3. Semester zu Medizin wechselst. Ich weiß nur nicht, ob das wirklich alle Unis anbieten. Aber das wäre denke ich meine Methode der Wahl.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo,

also ich besuche zur Zeit die 11. Klasse auch am Gymnasium und ziehe es auch in Betracht später Medizin zu studieren. Ich habe derzeit einen Zeugnisdurchschnitt von 2,1. Also ich hab mich schon umfangreich im Internet unter anderem bei der Zentralen Vergabe von Studienplätzen (kurz: ZVS) informieren lassen: also, der Numeres Clausus an den Universitäten ist verschieden, was auf dem Beliebtheitsgrad der Unis zurückzuführen ist.

Beispielsweise liegt der Numerus Clausus an der Universität Münster bei 1,3 und der an der Uni Gießen bei 1,7. Und wenn man einen Abiturdurchschnitt von 2,2 z.B hat wäre es ratsamer die Universitäten Gießen, Bochum, Düsseldorf, etc., die einen Numerus Clausus von 1,7 oder 1,6 oder so haben, bei der ZVS bei den sechs Ortspräferenzen anzugeben, als beliebte Unis anzugeben, bei denen man wahrscheinlich auch 6 oder 7 Jahre warten kann bis man einen Studienplatz ergattert. Wenn man dann die erst genannten Orte angibt, muss man damit rechnen, dass man 2 oder 3 Jahre auf einen Studienplatz warten muss.

In dieser Zeit kann man schon einmal 2 Wartesemester für den Zivildienst verwenden. Parallel dazu kann man schon mal die 3 Monate Krankenhauspraktikum, die bis zum Ersten Staatsexamen abgeleistet werden müssen, in Angriff zu nehmen. Ausserdem gibt es verschieden Ausbildungsberufe, die sowohl für das Sammeln von Wartesemestern, als auch für das spätere Medizinstudium von Vorteil sein können. Man kann z.B. eine Ausbildung zum/zur Krankenschwester/-pfleger oder Physiotherapeut(in) oder Operationstechnen Assistenen (OTA) oder Medizintechnischen Assisten (MTA) machen. Man hat also viele Möglichkeiten seine Wartesemester angemesssen und überlegt zu verbringen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man nicht umbedingt sofort seinen Traumberuf aufgeben muss nur weil man nicht gerade einen Durchschnitt von 1,0 hat. Das wichtigste am Medizinstudium ist die Motivation und der Fleiß, den man mit sich bringen muss. Man muss einfach motiviert sein und Lust auf Lernen haben. Was nützt einem schon ein Durchschnitt von 1,5, wenn man gerade überhaupt kein Bock auf Lernen hat?

Also ich würde dir raten, niemals deinen Traumberuf aufzugeben, denn man merkt bei dir, dass du echt interessiert bist an dem was du studieren möchtest. Und wenn du weiterhin so motiviert und interessiert bleibst, wird man dich irgendwann Herr Dr. nennen :D .

Liebe Grüße

» suzan89 » Beiträge: 3 » Talkpoints: -2,33 »



Hallo,

mit "nur" einem 2er Schnitt ist es in Deutschland leider wirklich schwierig recht bald nach dem Abitur einen Studienplatz in Humanmedizin zu bekommen.

Da mein Freund dieses Fach auch studieren will (und mittlerweile zum Glück auch einen Platz hat), hat er sich sehr gründlich über die weitere Möglichkeiten neben der Studienplatzvergabe über die ZVS informiert.
Was noch nicht hier genannt wurde sind diese Alternativen:

- Losverfahren:
Sollte ganz kurz vor Studienbeginn oder in der ersten Woche doch noch ein Platz frei werden, weil jemand abgesprungen ist, wird dieser ausgelost. Es wird nur unter denjenigen ausgewählt, die sich für dieses Losverfahren mit einer Postkarte oder Online bei den jeweiligen Unis angemeldet haben. Dabei zählt die Abi-Durchschnittsnote absolut garnicht, man kann auch eine 4,0 haben und genommen werden. Nähere Infos hierzu findet man auf den Uni-Homepages. Es ist ziemlich unwahrscheinlich hierüber einen Platz zu bekommen. Ich würde nicht auf diese Möglichkeit zählen aber diese Chance trotzdem nicht auslassen.

- TMS (=Test für medizinische Studiengänge)
Einige Bundesländer führen diesen Test durch und rechnen das Ergebniss deiner Abiturdurchschnittsnote an, d.h. du kannst dich z.B. von 2,0 auf 1,7 oder so bessern - allerdings wirklich nur wenn man unter den Besten abgeschnitten hat, ansonsten zählt er soviel ich weiß garnicht. Der Test geht über einen ganzen Tag und der soll schon recht heftig sein, aber es gibt bei Amazon die Fragen und Aufgaben der letzten Jahre zu kaufen, sodass man sich in etwa drauf einstellen kann, was einen erwartet. Infos gibt es unter http://www.tms-info.org/

- Studieren im Ausland
Jemand hat über mir schonmal erwähnt dass es in Budapest die Möglichkeit gibt, Medizin auf deutsch zu studieren. Neben Budapest gibt es noch zwei weitere Unis in Ungarn, die sowas anbieten. Es funktioniert so: Die ersten zwei Jahre werden wohl auf deutsch gehalten. Danach muss man eben zurück nach Deutschland und da weiterstudieren oder eben dort fortsetzen, wobei dann aber ungarisch vorrausgesetzt wird.

Extremer Nachteil: Die Studiengebühren belaufen sich nicht etwa auf etwa 3000 Euro pro Semester, wie oben geschrieben wurde, sondern sogar auf 5500 Euro! Dann muss man auch noch Wohnung, Essen und Bücher dazurechnen... außerdem ist mittlerweile auch nicht mehr garantiert dass man nach 2 Jahren einen Platz in Deutschland bekommt, weil das auch schon so überlaufen ist. Es wird auch nicht mehr jeder genommen. Da die Abbrecherquote ebenfalls recht hoch ist, schauen die da besonders auf die praktische Erfahrung. Eine Ausbildung oder zumindest Praktika im medizinischen Bereich sind da von großem Vorteil.

In Österreich zählt meines Wissens nicht die Abiturdurchschnittsnote, sondern es werden grundsätzlich diese Tests für medizinische Studiengänge durchgeführt. Die Besten werden genommen.

- Privatuni
Wenn ich richtig in Erinnerung habe, kostet das Medizinstudium an dieser Uni 10000 Euro. Ein Risikofaktor, den mein Freund rausgefunden hat ist der, dass diese Uni in den letzten Jahren wohl finanziell mehrmals kurz vor dem aus stand und nur durch einige Investoren wieder aufgepäppelt wurde. Das heißt, wenn diese Uni doch mal schließen sollte bevor man dort sein Studium beenden konnte, hat man ein riesiges Problem, da der Lehrplan dort komplett anders gestaltet ist und man dann nicht einfach so auf eine staatliche wechseln kann. Infos gibt es unter: http://www.uni-wh.de/medizin/

Es wurde noch der Quereinstieg erwähnt, den ich allerdings nicht mehr empfehlen würde! Es hat früher noch gut darüber geklappt, aber mittlerweile ist es leider auch sehr unwahrscheinlich so reinzukommen. Ich kenne zwei Leute, die einen Notendurchschnitt von 1,7 und 1,9 haben und nicht direkt in Medizin genommen wurden. Sie haben dafür Biologie und Chemie angefangen und immer wieder versucht quer einzusteigen. Das geht jetzt schon 3,5 Jahre so und die haben bis jetzt immer noch keinen Platz in Humanmedizin bekommen. Die Unis raten auch dazu ab, das so zu versuchen. Wartesemester werden einem ja dann auch nicht mehr angerechnet, da man bereits ein anderes Studium angefangen hat.

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» Peanut » Beiträge: 444 » Talkpoints: 57,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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