Kopfnoten/Verhaltensbeurteilung - So ist mein Kind nicht

vom 22.07.2012, 16:00 Uhr

Nun gab es ja inzwischen in der überwiegenden Mehrheit der Bundesländer Schuljahreszeugnisse und so manch Elternteil ist da überrascht, wenn es sieht, welche Noten oder alternativ Beurteilungen über das Kind da zu lesen sind. Gern wird dann nur dem Lehrer schlechtes unterstellt und sogar überlegt die Note oder die Bewertung oder gar beides anzufechten.

Prinzipiell ist das Anfechten einer definitiv fehlerhaften Note richtig und auch dass manche Lehrer Schüler nicht objektiv in ihrem Verhalten einschätzen ist sicher richtig. Aber ist das bei den Kopfnoten oder überhaupt der Beurteilung des Verhaltens eines Kindes wirklich immer so? Kann es nicht auch sein, dass das Kind sich in der Schule wirklich anders benimmt als daheim? Kann es nicht auch sein, dass das Kind sich schwer damit tut, das eigene Verhalten richtig einzuordnen, insbesondere wenn es um ein Grundschulkind geht?

Ich halte ja einen recht engen Kontakt zu den Lehrern meiner Kinder. Das ist recht leicht, weil der Ort in dem wir wohnen nicht sehr groß ist und man sich eben kennt. Da ich auch zu allen Elternabenden gehe und das nicht nur in der letzten Reihe fast wegdösend, können mich die Lehrer in der Regel auch zuordnen. Und da sie wissen, dass ich gern weiß, wie es in der Schule zu läuft, kann es auch gut sein, dass wir beim Einkauf auch mal kurz über die Kinder sprechen. Also weiß ich eigentlich echt gut,wie es so läuft und kann auch mit den Kindern darüber sprechen, wenn ihr Verhalten mal nicht so vorbildlich war. Daher sind dann auch die Beurteilungen meiner Kinder aus meiner Sicht zutreffend und ich bin damit auch zufrieden und würde da nichts unternehmen.

Da ich aber wieder einige Threads (in anderen Foren) gelesen habe, wo das augenscheinlich ganz anders ist, würde ich gern mal Eure Meinung zu dem Thema hören. Zu welchen Eltern gehört Ihr? Wisst Ihr in etwa, wie sich Eure Kinder in der Schule benehmen? Ist die Beurteilung des Lehrers richtig oder unternehmt Ihr etwas dagegen? Wenn Ihr etwas unternehmt, wie sieht das bei Euch aus?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meine Eltern wussten, wie ich mich in der Schule benommen habe. Ich habe zwar immer gut mitgearbeitet (allerdings selten sehr gut, sondern immer nur gut), aber ich war im großen und ganzen eher introvertiert und ruhig. Mein Bruder war ein kleiner Witzbold und hatte das ein oder andere Mal damit zu kämpfen, dass man ihn beschuldigte, er würde den Unterricht stören. Dennoch hat er immer sehr gut mitgearbeitet und ist so in Mitarbeit und Verhalten trotzdem immer auf eine zwei gekommen.

Meine Schwester ist eine kleine Quasselstrippe und wurde schon häufig aufgefordert, sich in den Pausen mit ihren Mitschülern auszutauschen und nicht im Unterricht. Meine Mutter wusste all das ganz genau und so waren die Mitarbeits - und Verhaltensnoten von uns auch nie überraschend. Mal davon abgesehen waren sie sowieso jedes Jahr gleich, weil wir eben auch immer die gleichen Lehrer hatten und die machen sich selten wirklich die Mühe, das immer ganz genau anzupassen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich denke, dass die Eltern ihre Kinder schon sehr gut kennen und halte das Anfechten von Noten für Schikane. Viele über- oder unterschätzen ihr Kind und können sich damit nicht abfinden, dass es in der Schule anders ankommt, als erwünscht.

Meine Tochter ist Klassenbeste und hat Lernverhalten nur eine 3. Ein Widerspruch ? Ich habe sie darauf angesprochen und sie sagte, dass sie oft die Hausaufgaben vergessen hat. Sie weiß also wie das passieren konnte.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wirklich objektiv können weder Eltern noch Lehrer ein Kind beurteilen, denke ich. Es gibt immer Kinder, die ein Lehrer sympathischer findet als die anderen Mitschüler. Davon wird sich niemand wirklich frei machen können. Ein guter Lehrer ist sich dessen bewusst und versucht trotzdem, so objektiv wie möglich zu beurteilen. Bei Eltern hingegen ist es ganz normal und natürlich, dass sie ihr Kind in den Himmel heben, selbst wenn es sich um ein kleines Biest handelt. Wenn ich ein Kind hätte, würde ich von meinem Kind sicher auch sehr viel mehr halten als andere Leute das vielleicht tun. Eltern neigen einfach dazu, selbst unverschämtes Verhalten des eigenen Kindes zu relativieren und zu verharmlosen. Dadurch sind viele Eltern dann auch so überrascht, wenn das Kind plötzlich keine gute Bewertung bekommt.

Natürlich gibt es auch Lehrer, die ein Kind ungerechtfertigt schlechter bewerten als es eigentlich ist. Das wird aber eher selten der Fall sein und Eltern sollten nicht sofort an diese Möglichkeit denken, wenn ihnen die Zensuren oder Kopfnoten auf dem Zeugnis nicht gefallen. Die Zensuren sind in der Regel ohnehin keine Überraschung, weil die Kinder das ganze Schuljahr über Klassenarbeiten schreiben und dafür auch Noten bekommen. Die Eltern bekommen das doch normalerweise mit und wissen ungefähr, wo das Kind steht.

Die Kopfnoten sind eine feine Sache und können für die Eltern bestimmt auch zu Überraschungen führen. Ich bin mir sicher, dass es genug Kinder gibt, die sich in der Schule ganz anders aufführen als zu hause. Ich würde an Stelle der Eltern, deren Kind als Rüpel bewertet wurde, vermutlich zunächst mal nachfragen, welche Vorfälle es in der Vergangenheit gegeben hat. Am besten ist es, wenn man das Gespräch mit mehreren Lehrern suchen kann. Erzählen die einem alle das gleiche, sollte man sich an den Gedanken gewöhnen, dass das eigene Kind vielleicht doch kein kleiner Engel ist, zumindest nicht in der Schule. In einem solchen Fall macht man sich auch ziemlich lächerlich, wenn man dann gegen die Bewertung angehen möchte, die letztendlich nicht ungerechtfertigt ist.

Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, auch während des Schuljahres mal nachzufragen, wie sich das Kind macht. Ich weiß, dass viele Lehrer das sehr lästig finden, wenn sie in ihrer Freizeit von zig Eltern angesprochen und nach dem Verhalten der Kinder gefragt werden. Aber man kann so etwas ja auch mal machen, wenn man das Kind mal von der Schule abholt. Es gibt da sicher genug Möglichkeiten, auch ohne sich zu aufdringlich zu verhalten. Dann sollte es auch nicht zu allzu großen Überraschungen kommen, wenn die Zeugnisse ausgegeben werden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe selbst noch keine Kinder, will hier aber trotzdem meinen Senf dazugeben. Ich finde, dass es nämlich durchaus so ist, dass sich Kinder in der Schule anders benehmen, als zu Hause. Ich beobachtete immer schon sehr gerne andere Personen und tendiere dazu, Verhalten zu interpretieren. Das, und viel Empathie ermöglichen es mir, oft zu ahnen, was in Personen wirklich vorgeht. Das hat zwar prinzipiell nichts mit dem Thema zu tun, allerdings merkt man, dass sehr viele Kinder ihren Aufmerksamkeitsdefiziten in der Schule freien Lauf lassen. Da kommt es schon vor, dass Eltern ganz überrascht sind, wenn ihre Kinder kein "Sehr zufriedenstellend" im Zeugnis stehen haben.

Ich denke, es hängt sehr stark vom Selbstwertgefühl der Kinder ab, wie sehr sie ihr Verhalten in der Schule ändern. Ich hatte einen Mitschüler in der Klasse, den ich immer sehr bewunderte, weil er wirklich extrem hohes Selbstwertgefühl hatte. Er ließ sich von nichts und niemanden beirren sondern tat einfach das, was er für richtig hielt. Auf der anderen Seite gibt Schüler mit keinem Selbstwertgefühl, die sich zu allem anstiften lassen und alle möglichen Sachen machen.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bei meinen Kindern waren die Zeugnisbemerkungen meist zutreffend. ich wusste, dass sie eher introvertiert sind und sich öfters melden sollten. Man kann ihren Charakter aber nicht ändern, in meinen Zeugnissen stand auch meistens, dass ich mich zu wenig aktiv am Unterricht beteilige. Einmal war ich ganz erleichtert, als bei meinem zweitältesten Sohn stand, dass er nicht so viel mit seinem Banknachbarn schwätzen soll.

Auf dem Gymnasium steht ja meistens nicht mehr allzu viel in den Zeugnissen. In der Grundschule wurde da mehr geschrieben, die Lehrerin hat sich da immer sehr viel Mühe gegeben und meine Kinder auch zutreffend beschrieben.

Ich kann mir vorstellen, dass sich manche Kinder in der Schule anders verhalten als zu Hause. Meine Schwägerin ist Lehrerin und hat die Theorie, dass sich vor allen Dingen Kinder, die zu Hause sehr streng erzogen werden, in der Schule aufführen. Sie sind gewohnt, dass sie bei jeder Kleinigkeit ausgeschimpft werden und wollen auch in der Schule die Grenze wissen.

Manche Eltern wissen nicht, wie sich die Kinder in einer Gruppe verhalten, gerade wenn die Kinder Einzelkinder sind und sich zu Hause nicht reiben können. Daher sind sie erschrocken, wenn ihr sonst so braves Kind in der Schule plötzlich Schwierigkeiten macht und können es gar nicht glauben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn ich die Kopfnoten meiner Töchter anschaue, dann denke ich immer, dass da wohl andere Kinder bewertet wurden. Bei allen vier Bereichen steht eine Eins und wenn die Lehrer mal zu Hause Mäuschen spielen könnten, sähe das mit Sicherheit anders aus. Wie oft bekomme ich zu hören, was ich doch für liebe Kinder hätte. Meine fragenden Blicke sprechen dann sicherlich Bände.

Aber wenn sie sich in der Schule nun mal ordentlich verhalten, kann ich das auch nicht ändern. Im Gegenteil, sie wissen sich zu benehmen, was man bei anderen Kindern leider so gut wie nie beobachten kann. Und selbst ich wurde während meiner Schulzeit nie ungerecht bewertet. Daher bin ich der Meinung, dass die Lehrer doch weitgehend objektiv bewerten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich während meiner Schulzeit leider auch schon Eltern erlebt habe, die einfach nicht mit ihren Kindern zurecht gekommen sind und die geglaubt haben, es wären Engel, obwohl sie sich in der Schule absolut daneben benommen haben. Während meiner ersten Jahre auf dem Gymnasium hatten wir noch keine Kopfnoten, aber als diese dann eingeführt wurden (auf nur für zwei Jahre übrigens) gab es durchaus kleine Kriege zwischen Eltern und Lehrer. Der bekannteste Fall damals war wohl eine Mutter, die darauf bestand, dass bei ihrem Kind die Kopfnoten geändert wurden, weil das Kind sehr schlecht bewertet worden war. Im Grunde war das damals kein einfacher Fall, weil der Schüler nicht dumm war, wenn er lernte schrieb er gute Klausuren und wenn er denn da war, beteiligte er sich auch am Unterricht, aber eben da lag das Problem, denn er schwänzte viel, kam so gut wie immer zu spät und er war auch nicht unbedingt der freundlichste Charakter.

Ich denke, dass es einfach vielen Eltern schwer fällt, da ein bisschen zu differenzieren, denn der schulische Erfolg in Sachen Lernen und Noten ist die eine Seite, aber die Kopfnoten spiegeln an sich ja wieder eine ganz andere Seite wieder, nämlich wie der Schüler sich sonst so verhält. ob er sozial und ordentlich und hilfsbereit ist. Und es gibt doch durchaus Schüler, die nicht gerade dumm sind und dann in den Fächern auch gute Noten bekommen, die aber dennoch dadurch glänzen, dass sie ''Kameradenschweine'' sind, viel schwänzen und ihre Materialien auch nicht unbedingt pfleglich behandeln. Es kann dennoch sein, dass diese Schüler den Eltern gegenüber sehr respektvoll auftreten und die Eltern das Kind eben deswegen auch gar nicht von dieser Seite her kennen, die können sich nur schwer vorstellen, dass das Kind den Ansprüchen hier dann eben nicht entspricht.

Da die Lehrer in Sachen Kopfnoten aber alle gleichermaßen mitentscheiden, hatte sich die Sache irgendwann auch wieder geregelt, weil eine Mutter nicht gegen 12 Lehrer ankommt, die alle bestätigen konnten, dass das Kind eben nicht der Engel war, den die Mutter gerne hätte. Ich denke schon, dass die Eltern hier manchmal nicht so richtig unterscheiden können und meinen, dass gute Leistung auch gute Kopfnoten mit sich bringt, aber das stimmt leider nun mal nicht, um gute Kopfnoten zu bekommen braucht es dann doch ein bisschen mehr als gute schulische Leistungen. Meine Eltern waren mit meinen Kopfnoten bislang immer ganz zufrieden und ich denke, dass ich mich nicht beschweren würde, wenn die Kopfnoten meiner Kinder nicht meinen Erwartungen entsprechen würden. Auf der einen Seite sind die Lehrer meiner Ansicht nach nämlich nicht in der Lage das ganze objektiv zu bewerten (weswegen die Kopfnoten hierzulande schließlich auch abgeschafft worden sind) und zum anderen spielen die Kopfnoten keine Rolle, wenn das Kind später studieren möchte oder so. Nur bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle könnte dies ein Kriterium sein.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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