Sich freuen, wenn ein Angeber versagt

vom 22.07.2012, 04:41 Uhr

Vor einigen Wochen hatte ich das Thema bei mir im Freundeskreis. Wir haben zu viert relativ gleichzeitig angefangen den Führerschein zu machen und waren auch zusammen bei den Theoriestunden. Nachdem diese dann abgeschlossen war, sollte dann eben jeder für sich alleine lernen und das war natürlich auch so in Ordnung. Nun hatten wir eine Freundin dabei, die eben meinte, dass sie sowieso besteht und gar nicht richtig lernen brauchte. Auch in der Fahrschule hat sie immer so getan, als wüsste sie schon alles. Wenn andere ihre Vortests gemacht haben, dann hat sie geholfen, obwohl sie selber noch keinen einzigen Bogen gemacht hatte und eben erst wenige Theoriestunden. Ich fand das damals etwas daneben, aber habe mir da keine weiteren Gedanken gemacht, weil ich sie eben schon länger kenne und das für mich nicht so schlimm ist, wenn sie da etwas Aufmerksamkeit sucht.

Nun ist es so, dass sie sich auch darüber lustig gemacht hat, wenn andere (keiner von uns), durch die Prüfung gefallen sind und dass ihr das ja nie passieren könnte und so weiter. Nun ist aber genau das passiert. Sie ist das erste Mal durch die Prüfung gefallen und hat sich natürlich sehr darüber geärgert, was ich auch verstehen kann. Ich war der Sache ziemlich neutral eingestellt, habe mich nun nicht darüber gefreut, aber ich dachte eben auch, dass sie vielleicht im Voraus nicht so eine große Klappe haben sollte. Die anderen waren aber ziemlich begeistert davon und haben sich total gefreut, dass sie durch die Prüfung gefallen ist, da sie eben vorher so angegeben hat und sie das total ätzend fanden. Ich finde es nun nicht so gut, wenn man sich darüber freut, dass jemand anderem etwas schlechtes geschieht, daher habe ich mich da auch größtenteils rausgehalten, auch wenn ich meine anderen Freunde verstehen kann.

Deshalb würde mich mal interessieren, ob ihr auch solche Leute kennt, die eben gerne mal im Voraus eine große Klappe haben und total angeben, dass sie das alles schaffen, es aber am Ende doch nicht so ist. Wie reagiert ihr in einem solchen Fall? Findet ihr eine gewisse Schadensfreude angebracht oder tut euch die Person dann trotzdem Leid?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Leider bin ich ein Mensch, der durchaus mal schadenfroh sein kann und in dem Fall der Freundin, die sich recht großkotzig verhalten hat, hätte ich meine Schadenfreude vermutlich auch nicht verbergen können. Zwar hätte ich sie nicht offensichtlich damit konfrontiert oder wie auch immer, aber innerlich wäre es mir durchaus eine Genugtuung gewesen und ist es auch, wenn ich so etwas von anderen Leuten, die sich sehr angeberisch verhalten. Ich meine das nicht böse, aber denke eben oft, dass Hochmut vor dem Fall kommt und so war es in dem von Dir geschildertem Fall.

Allerdings hält sich die Schadenfreude nur bis zu einem bestimmten Punkt bei mir, weil dann manchmal doch mehr dahinter steckt, dass jemand sich so angeberisch verhalten hat. Ich kann Dir jetzt aber nicht sagen, bis zu welchem Punkt ich selbst schadenfroh bin und wie lange die andauert, aber im ersten Moment ist sie schon vorhanden.

Es kommt auch immer darauf an, um was es geht. Eine durchgefallene Prüfung in der Fahrschule ist ja kein Beinbruch, wenn es aber um die Existenz geht oder um etwas Lebensbedrohliche, wenn es darum geht, dass jemand sein Leben nun komplett umstellen muss oder wie auch immer, dann verspüre ich auch keine Schadenfreude. In dem Moment tut es mir dann eher Leid, weil die Situation so einschneidend ist, dass Schadenfreude völlig fehl am Platz wäre und Gleichgültigkeit kann ich bei so etwas auch nicht an den Tag legen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich hoffe immer, dass solche Menschen, dann aus ihrer Angabe lernen, wenn sie eben damit auf die Nase gefallen sind. Vielleicht wird diese besagte Freundin von dir, in Zukunft den Mund nicht mehr so voll nehmen und sich auch mehr ums lernen kümmern. Natürlich könnte man sagen, dass es ihr recht geschieht, vor allem weil es ja nicht gerade nett war, dass sich über andere Fahrschüler lustig gemacht hat, die eben durchgefallen sind. Wünschen würde ich auch keinem etwas schlechtes, aber vielleicht hat sie ja nun wirklich daraus gelernt und weiß nun am eigenen Leib, wie ein Versagen ist und wenn sich noch dazu andere darüber lustig machen.

Ich denke, dass solchen von sich selbst überzeugten Menschen ein kleiner Dämpfer nicht schadet. Aber natürlich sollte niemand dabei zu schaden kommen. Oft sorgen diese Menschen dann ja auch dafür, dass ihnen so etwas passiert. Ich denke, dass die Situation für deine Freundin schon wirklich sehr peinlich war.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich gebe zu, dass ich ab und zu Schadenfreude empfinde, vor allen Dingen dann, wenn die betreffende Person vorher alle anderen schlecht gemacht hat. Aber wenn der Schaden wie bei der Führerscheinprüfung groß ist, würde ich es die Person nicht merken lassen und sie trotzdem trösten. Aber hintenrum würde ich mich mit Anderen sehr wohl ein bisschen darüber lustig machen. Durch Schaden wird man klug und ich denke, die betreffende Person wird sich schon selber genug ärgern und wahrscheinlich auch schämen, so dass man nicht zusätzlich zum Schaden noch nachtreten muss.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne das, wenn jemand sehr angibt und sagt, dass man in einer Sportart oder in einem Videospiel unschlagbar sei. Man sagt dieser Person dann, dass man erst mal spielen soll und danach kann man angeben. Allerdings macht diese Person dann weiter und gibt immer noch an. Dann macht man ein Spiel oder führt diese "Disziplin" aus und gewinnt. Dann freue ich mich immer extra extrem und nerve meinen Gegenüber immer.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also irgendwie muss einem so ein Mensch eigentlich Leid tun. Sie bekommen zu wenig Aufmerksamkeit und müssen diese sich hart erkämpfen. Zu dem noch durch ihre Leistungen mehr preisen und hervorheben. Alles was sie wollen ist glaub ich perfekt zu sein und dazu gehören. Solche Menschen haben eine falsche Selbstwahrnehmung, meiner Ansicht.

Wenn ihnen dann mal etwas passiert und etwas mal nicht perfekt läuft, sind diese Menschen immer der Meinung so was kann gar nicht sein oder da ist was falsch gelaufen, denn in ihren Augen sind sie perfekt und ihnen würde so was niemals was passieren. Deshalb sind auch meist immer die anderen Schuld.

Das gleiche Thema kann man auch am Beispiel Noten in der Schule diskutieren. Oft freut man sich wenn die/der Klassenbeste auch mal eine schlechte Note bekommt oder nicht mehr der Liebling der Lehrer ist. Die/der Klassenbeste auch mal was nicht weiß.

Ich sehe das einfach allgemein so, dass wir alle unsere Stärken und Schwächen. Uns einiges gar nicht liegt und manches dafür viel mehr. Es ist menschlich Fehler zu machen, durch eine Prüfung zu fallen oder eine schlechte Note zu bekommen. Es wäre auch sehr langweilig wenn wir alle perfekt und gleich wären. Wir bräuchten niemand der uns hilft, da wir alles alleine könnten.

» JudY1612 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 9,39 »


Ich muss sagen, dass ich da doch auch schadenfroh bin, aber es kommt natürlich auch auf die Person an und wie ich sie leiden kann. Wenn meine Freunde mal großkotzig sind und dann versagen muss ich vielleicht schmunzeln, aber dann tut es mir leid. Oft sage ich denen auch, dass sie nicht so große Töne spucken sollen, weil es dann sehr peinlich ist, wenn es in die Hose geht.

Dann kenne ich aber leider auch den ein oder anderen, der immer wieder angibt und so tut, als sei ihm das ganze Wissen zugeflogen. Solche Besserwisser und Angeber hasse ich wirklich. Mein Bruder ist da auch so. Er ist wirklich nicht intelligent, hat darum auch nicht mal einen Schulabschluss, meint aber immer, er wüsste ja alles und gibt an ohne ende. Er fällt eigentlich dauernd damit auf die Nase, aber er gibt es nicht auf. Und da muss ich dann doch schon lachen und freue mich, wenn er wieder was nicht schafft, weil er sich von niemanden belehren lässt. Seine Einstellung ist einfach, dass er alles weiß und alle anderen keine Ahnung haben. Solche Leute tun mir dann auch gar nicht leid.

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» Brini » Beiträge: 543 » Talkpoints: 3,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Solche Leute kenne ich (zum Glück) nicht. Aber das finde ich auch ehrlich gesagt nicht besonders schlimm. Ich weiß auch gar nicht, wie ich mit so einer Situation umgehen solltem, klar könnte man sich auf der einen Seite freuen, dass sie durchgefallen ist, da sie vorher immer groß angegeben hat usw., aber auf der anderen Seite muss man auch bedenken, daas das auch unfair gewesen wäre.

Von daher ist es vermutlich das Beste, in so einer Situation einfach neutral zu bleiben und einfach gar keine Reaktion zu zeigen, wobei ich es auch gar nicht könnte, sich zu freuen, wenn andere Menschen etwas nicht geschafft haben, deswegen ist die gesamte Situation eine sehr schwierige.

» flopost » Beiträge: 594 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Menschen, die ihren großmütigen Äußerungen nicht gerecht werden können, kenne ich zu Dutzenden. Gleich mehrere Personen mit der Charaktereigenschaft, den Mund immer weit aufzureißen, leben in meiner Nachbarschaft oder sind sogar Familienmitglieder. Ich bin also schon dermaßen an dieses Verhalten gewöhnt, dass es mich kaum noch stört. Es ist nervig für mich, aber ich habe mich damit arrangiert.

Ich freue mich aber nicht, wenn eine solche Person einmal wieder ihre eigenen Voraussagungen nicht wahr machen konnte. Es ist aber auch nicht so, dass ich dann Mitleid mit dieser Person hätte oder dass ich es schade fände, dass sie doch nicht so gut ist wie zuvor behauptet.

Meistens hört man von diesen Menschen ja sehr schnell diese oder jene Ausrede, die den Vorfall erklären soll. Und das macht mich wütend. Es braucht einfach keine Ausreden, und erst recht keine, die ganz offensichtlich aus den Fingern heraus gesogen worden sind, einzig und alleine aus dem Grund, dass man selber wieder besser da steht. In meinen Augen ist so etwas armselig. Und genau das ist es, was mich dann wütend macht.

Aber auch das habe ich nun schon so häufig miterleben dürfen oder besser gesagt müssen, dass es mich nur noch milde mit dem Kopf schütteln lässt. Schadenfreude hingegen ist noch nie mein Fall gewesen, die umgehe ich ganz bewusst. Schließlich könnte ich selber auch einmal etwas behaupten, was ich dann doch nicht einhalten kann und dann möchte ich natürlich auch nicht, dass sich jemand in diesem Falle über mein versagen freut. Also: Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu!

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mir geht es auch so, ich bin auch schon mal ein schadenfroher Mensch und dies gern auch bei Personen, die erst den Mund ganz weit aufreißen und dann so kläglich versagen. Mir ging es gerade in Bezug auf die Fahrschule genauso mit einem Klassenkameraden, der ja die praktischen Fahrstunden nur ableistete weil es sein musste, nicht weil er noch etwas lernen könnte. Dass er dann in der ersten praktischen Prüfung sein blaues Wunder erlebte und nicht bestand, dass war für die meisten von uns doch recht amüsant und die Schadenfreude wurde teilweise sogar offen gezeigt.

Sicherlich sollte man mit solchen Menschen, die es im Vorfeld nötig haben sich so aufzuspielen, eher Mitleid haben - aber mal ehrlich, da sind die meisten von uns doch nur menschlich und sind dann eben doch schadenfroh, auch wenn man es unter anderen Umständen eher nicht ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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