Sich freuen, wenn ein Angeber versagt

vom 22.07.2012, 04:41 Uhr

Bei mir kommt das immer auf die Person an und auf die Situation im Allgemeinen. Manchmal muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich diese Personen dann einfach nur erbärmlich und lächerlich finde und es auch nicht großartig lustig oder so finde, wenn diese dann in ihrer ''Mission'' scheitern. Ich arbeite derzeit ja beispielsweise wieder ein bisschen als Aushilfe an einer Tankstelle, weil im Oktober mein Studium anfängt und wir hatten hier vor kurzem einen Pächterwechsel. Vor dem Wechsel gab es einen Mitarbeiter, der dort zunächst auch Ausbildung machen wollte, dann aber scheinbar eine bessere Ausbildungsstelle gefunden hat. Ich finde das ja eh nicht so pralle, wenn man an einer Tankstelle Ausbildung machen muss, aber schlimmer noch fand ich es, wie er danach immer bei uns vorbei kam und irgendwie vor allen Kunden und den ganzen neuen Mitarbeitern zeigen wollte, wie viel er doch weiß und was er nicht alles kann.

Das sah dann so aus, dass er tatsächlich einfach um den Tresen herum gekommen ist, um sich einen Kugelschreiber zu nehmen, am Bistro hat er sich auch alleine bedient und dann wollte er sogar ins Lager, um die Klimaanlage einzuschalten. Das Programm hat er dann bei mehreren der neuen Mitarbeiter abgezogen, die alle noch sehr neu waren und sich daher nicht mit ihm auskannten, auch verunsichert waren und nicht wussten, was sie tun sollten. Natürlich berichteten sie aber davon und bei einem weiterem Mal kam es dann eben auch dazu, dass gerade die Chefin da war und dann diesen Typen darüber aufklärte, was er nach dem Pächterwechsel noch durfte und was eben nicht. Ich muss aber dennoch sagen, dass ich keine sonderliche Schadenfreude verspürt habe, weil es einfach so sein Charakter war, er war eben ein kleiner armer Macho und da finde ich das eher armselig und bemitleidenswert.

In anderen Fällen wiederum finde ich das schon ein bisschen traurig, so hatte ich vor nicht allzu langer Zeit in der Schule einen Referentdar, der bei uns im Kurs seine Prüfung ablegen sollte. Ich möchte nicht sagen, dass er großartig unhöflich war oder so, aber er war nun mal extrem rechthaberisch und er berichtete uns auch für sein Leben gerne von seinen Zukunftsplänen, denn er wollte nach Schweden gehen und dort an den ''richtigen'' Schulen unterrichten, da er das Schuldsystem in Deutschland nicht sonderlich gut fand und auch nicht verstehen konnte, dass sich hieran dann nichts änderte. So kam es dann aber, dass er zweimal durch die Prüfung fiel und ein drittes mal gab es leider nicht mehr. Mir tat er dann ehrlich gesagt schon sehr Leid, weil das eben nichts ist, wo man Spaß drüber macht, er hat studiert und nun kann er damit nichts mehr anfangen.

Natürlich gab es in diesem Falle dann auch Schüler, die sich über ihn lustig gemacht haben und das amüsant finden, aber ich halte mich da eher zurück. Auf der einen Seite finde ich schon, dass es für ihn vielleicht mehr oder weniger eine kleine Lehre war, weil er sich so aufgeplustert hat und das muss wirklich nicht sein. Aber auf der anderen Seite hat er sich jetzt seine Zukunft erspielt und wenn man die Prüfung zweimal nicht besteht, dann kann man das Studium mehr oder weniger wieder von vorne beginnen. So lustig ist das also nicht und Schadenfreude ist für mich hier weniger angebracht. Dennoch bin auch nicht völlig immun dagegen und wenn ein richtiger Macho sich mit seinem kleinen Skateboard auf die Nase legt oder vor den Pfosten läuft, dann würde ich mich auch schlapp lachen, wenn ich ehrlich bin. Es kommt eben auf die Person und auf die Situation an.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Schulfreundin von mir wollte zum Jahreswechsel von 2011 auf 2012 Selbstständig machen. Es wurde alles abgesprochen bzw. mit dem Amt geregelt. Bevor das Unternehmen startete wurde es wieder abgemeldet. Zwar kann in diesem Fall nicht von Angeberei reden, jedoch hat diese Person damals mit verschiedenen Sachen angegeben. Deshalb gönne ich ihr die Abmeldung des Unternehmens. Ich bin zwar auch kein perfekter Mensch, jedoch hätte ich nicht so angegeben wie sie. Durch ihre Angeberei habe ich auch ziemlich großen Scheiß gebaut.

Soweit ich weiß, will sie sich in Zukunft erneut Selbstständig machen. Ich hoffe für sie, dass es schief geht. Schließlich hat sie das verdient und ich würde mich darüber teilweise sehr freuen.

» Stefan569 » Beiträge: 558 » Talkpoints: 1,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass es in dem Falle durchaus angebracht ist, wenn man ein bisschen schadenfroh ist. Ich selbst finde es auch schrecklich, wenn manche Menschen so arrogant sind und einem ständig unter die Nase binden müssen, dass die irgendwas so gut können oder es eben noch besser können als man selbst. Dieses Beispiel, dass jemand meint, dass er nicht lernen muss und die Prüfung oder den Test auch so besteht, kenne ich nur zu gut und ich denke, dass die Leute es dann irgendwann auch mal verdient haben, dafür, dass sie so eine große Klappe hatten, auch mal drauf zu fallen.

Jedoch denke ich, dass man ihr das nicht ewig unter die Nase reiben sollte, wenn sie ihr Lektion gelernt haben sollte. Wenn das wirklich der Fall ist und sie von da an ihr Wesen ändert und nicht immer die große Klappe hat, dann solltet ihr den Vorfall vergessen und sie nicht weiter damit aufziehen. Wenn sie aber weiterhin so tut, als wüsste und könnte sie alles, dann solltet ihr das ruhig noch eine Weile weitermachen und sie immer daran erinnern, dass alle bestanden haben - nur sie nicht. :wink:

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass es normal ist, wenn man sich darüber freut, wenn ein sehr eingebildeter und von sich selbst überzeugter Mensch doch einmal in einer Situation versagt, obwohl er selbst nie damit gerechnet hätte. Immerhin kann die entsprechende Person aus dieser Situation einfach am besten lernen und wenn sie also erkennt, dass sie sich selbst zu hoch eingeschätzt hat, dann ist es auf jeden Fall wirkungsvoller, als wenn ihr das eine andere Person gesagt hätte. Immerhin lernt man durch eigene Erfahrungen einfach am besten und man freut sich dann, wenn eine Person so eine Erfahrung machen kann.

Solange einer Person nicht ernsthaft zu Schaden gekommen ist, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn man Schadenfreude zeigt. Gerade in dem von dir genannten Beispiel ist es ja so, dass der Person nichts Schlimmes zugestoßen ist. Stattdessen hat sie einfach ihre Lektion gelernt, was ihr auch sicher gut tut und von daher finde ich es sehr positiv, dass sie durchgefallen ist. Immerhin kann das auch für sie selbst hilfreich sein, da sie dadurch erkennen kann, dass sie sich nicht überschätzen sollte.

Ich finde es wirklich nervig, wenn manche Menschen dermaßen überzeugt von sich sind, dass sie es offen nach außen hin zeigen, dass sie sich selbst für die Beste oder für den Besten halten. Immerhin ist es ja nicht schlecht, wenn man selbstbewusst ist, wobei man da eben auch sehr schnell arrogant wirken kann. Von daher ist es immer besser, dass man sich selbst in der Öffentlichkeit unterschätzt, als wenn man sich überschätzt. Immerhin macht man sich ansonsten auch einfach nur unsympathisch und es ist dann auch gleich doppelt so peinlich, wenn man versagt, da das dann natürlich auch gleich jeder mitbekommt und jeder darüber redet.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Eigentlich kann man solche Menschen, die immer große Töne spucken, alles können nur bemitleiden, weil sie es tun um Anerkennung zu finden. Sie haben es im Grunde sehr schwer, weil sie immer auf der Hut sein müssen, dass sie gut sind und nicht andere besser werden und ihnen die Show stehlen. Wenn dann ein solcher Mensch mal versagt, ist es für ihn eine Katastrophe, die er kaum jemals erlebt hat. Für ihn stürzt der Himmel ein. Das ist kaum zu ertragen. Weil es das nicht gibt, ja, nicht geben darf.

Passiert es dann wirklich und derjenige versagt mal, kommt die Schadenfreude bei anderen auf, die sie auch offen zeigen. Das Recht dazu haben sie, denn die andere Person hat ja auch offen gezeigt, wie gut sie ist und wie schlecht die anderen dagegen abschneiden. Bekommt man es am eigenen Leib zu spüren, merkt man erst, wie schlimm das sein kann. Trotzdem wird das nächste Mal wieder so gehandelt. Denn solche Menschen werden auch bei einem Versagen nicht anders, als bisher und werden so weitermachen. Deshalb gehöre auch ich zu den schadenfrohen Menschen und meine Schadenfreude würde ich auch zeigen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Um ehrlich zu sein bin ich in solchen Situationen eigentlich auch sehr schadenfroh, da es mich einfach nervt, wenn irgendwelche Angeber sich neben mich stellen und indirekte behaupten, dass sie alles besser können als alle anderen Menschen um sie herum. Aus diesem Grund freue ich mich eigentlich schon, wenn ein Angeber versagt, was ich eigentlich auch gar nicht so merkwürdig finde, denn wer große Töne spuckt, der muss auch damit rechnen, dass diese eben nicht so gut bei der Umwelt ankommen, auch wenn das jetzt ein wenig hart klingen mag. Solange sich ein schadenfroher Mensch bei seiner Lektion nicht verletzt oder sie auch nicht zu hart ist, dann finde ich es okay.

Wenn eine sportliche Angeberin sich den Fuß brechen würde und man nicht sicher ist, ob sie jemals wieder exzessiv Sport treiben kann, dann würde es mir schon leid tun. Genauso würde es mir leid tun, wenn ein angebender Künstler durch einen Unfall seinen Finger verlieren würde den er braucht, um einen Stift zu halten. Das geht dann zu weit und ab diesem Punkt gibt es keinen Grund mehr, wieso man Schadenfreude für einen Angeber empfinden sollte. Das Beispiel von der Themenerstellerin, mit dem Mädchen welches durch die Führerscheinprüfung fällt, finde ich relativ harmlos und deswegen kann man auch darüber ein wenig schmunzeln. Darauf herumreiten würde ich aber auf Dauer auch nicht, denke ich.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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