Datenübertragung soll 6 Millisekunden schneller werden
Die Lichtgeschwindigkeit beträgt 299.792.458 m/s. Dieses schnelle Licht ist nicht schnell genug für Banker. Jede Millisekunde zählt, beim automatischen Aktienhandel über Computer. Weist der Computer eine Kaufanweisung in London an der Börse an, ist das Signal zur Wall Street 65 Millisekunden unterwegs. Das ist für die Banker eine Ewigkeit. Der Kurs könnte sich in dieser Zeit ändern, ungünstig entwickeln.
Nun soll zwischen Europa und Amerika ein neues Transatlantikkabel die Datenübertragung verkürzen auf 59 Millisekunden. Es geht nicht noch schneller. Oder aber man versucht es mit einem Teilchenbeschleuniger und Neutrinos. Aber der kostet Milliarden. Ob und wie das gehen würde, entzieht sich meiner Kenntnis. Muss es wirklich sein, dass man für eine um 6 Millisekunden schnellere Datenübertragung ein etwa 5.577 km langes Transatlantikkabel neu legen muss? Für mich ist das eine unnötige Geldausgabe, wo das Geld in der heutigen Zeit überall fehlt. Wie würdet ihr das sehen? Sind für euch auch 6 Millisekunden zu wenig, um sie richtig erfassen zu können?
Cid hat geschrieben:Für mich ist das eine unnötige Geldausgabe, wo das Geld in der heutigen Zeit überall fehlt. Wie würdet ihr das sehen? Sind für euch auch 6 Millisekunden zu wenig, um sie richtig erfassen zu können?
6 Millisekunden können viel sein, aber auch wenig. Das kommt ganz darauf an, in welcher Situation diese 6 Millisekunden auftreten. Hat beispielsweise ein Zug 6 Millisekunden Verspätung, so interessiert das niemanden, jeder würde sagen, der Zug sei pünktlich. So siehst du diese 6 Millisekunden wahrscheinlich auch an, als eine extrem kurze Zeit, die wir gar nicht wahrnehmen können.
Aber ein anderes Beispiel zeigt die Wirkung von 6 Millisekunden deutlicher: Nehmen wir an, wir fahren auf der Autobahn mit 120km/h (auf deutschen Autobahnen ist ja die Richtgeschwindigkeit 130km/h, also sind 120km/h kein besonderes Beispiel, eher alltäglich). Dann plötzlich tritt irgendein Ereignis ein, wegen dem wir bremsen müssen. Natürlich bestimmen unsere Reaktionszeit und unsere Bremsen die Länge des Bremsweges. Aber nehmen wir mal an, unsere Reaktionszeit wäre 6 Sekunden länger als üblich (vielleicht weil wir z.B. gerade blinzeln oder so). Nur aufgrund wegen dieser 6 Millisekunden ist dann unser Bremsweg ganze 20cm länger. Das erscheint jetzt zwar nicht viel, aber das kann zwischen einem unbeschadeten Bremsvorgang und einem Auffahrunfall entscheiden.
Wie du siehst, kann man die 6 Millisekunden nicht verallgemeinern. Es kommt immer auf die Situation an. Ich denke, für Banker im Börsengeschäft sind 6 Millisekunden schon relativ bedeutend, schließlich können Aktien in nur sehr kurzer Zeit extrem fallen oder steigen, und wenn nur etwas zu spät reagiert wird, kann das für jemanden den Bankrott bedeuten.
Ich denke, dass die Banker einfach fanatisch auf diese wenigen Millisekunden sind. Ich glaube, sie kennen sich genug aus, um zu beurteilen, dass sich dieses Kabel lohnt. Schließlich sind Banker immer auf Geld aus, und sinnlos würden sie es nie verschwenden, oder?
Ob eine Ausgabe nötig ist oder nicht, entscheiden die Menschen, die sie bezahlen (solange sie keinem damit schaden). Die Kosten kommen über die Transaktionsgebühr angeblich schnell wieder herein. Es wird sich also rechnen. Ich finde nichts Verwerfliches daran. Das Geld würde ja nicht in sinnvollere Dinge fließen, wenn es nicht dafür ausgegeben würde. Außerdem zahlen es ja nicht du und ich oder der Staat, denke ich zumindest. Vielleicht kommt dieses Kabel auch uns zugute, indem andere Verbindungen dann weniger belastet werden, bzw. wir dieses neue Kabel auch irgendwann benutzen können. Sechs Millisekunden sind zwar für die Informationsverarbeitung im Gehirn sehr wenig, aber für die Informationsverarbeitung über Computer sehr viel. Du erwähnst am Anfang, dass Lichtgeschwindigkeit für Banker nicht reicht, aber da fehlt noch eine Menge. Das neue Kabel transportiert die Informationen in einer Sekunde über eine Strecke von 102 050 km. Das Licht schafft in dieser Zeit eine Strecke von 300 000 km, das ist dreimal so viel.
Naja also ich empfinde das irgendwie als total unnötig aber das sind so die Probleme der Menschen, die einfach nur Kohle scheffeln wollen. Ich erinnere mich gerade an den Thread mit den Luxusproblemen der Menschheit. Dies wäre doch ein gekonntes Beispiel, oder? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass in dieser minimalen Zeitspanne der Kurs fällt. Was macht man denn, wenn der Kurs gerade in diesem Moment beginnt zu steigen? Fordert man dann wieder eine langsamere Verbindung? Ich denke das ist ein Sinnfreies hin und her. Eine unnötige Geldausgabe ist es in jedem Falle. Man soll auch mal zufrieden sein mit dem was man hat und nicht alles ins unnötige hinaussteigern. Das ist einfach nur übertrieben und kostet eben genau deswegen verdammt viel Geld. Dieses Geld könnte man an anderen "Baustellen" der Welt einsetzten und so noch etwas gutes tun als die Gier nach noch mehr Geld zu stillen.
Cid hat geschrieben:Die Lichtgeschwindigkeit beträgt 299.792.458 m/s. Dieses schnelle Licht ist nicht schnell genug für Banker.
Die Aussage verstehe ich nicht. Es gibt nichts, das schneller ist als das Licht. Oder wahrscheinlich sollte man wohl besser sagen, dass es keine gesicherten Erkenntnisse gibt, dass irgendetwas schneller als das Licht sein kann. Denn es gibt wohl ein paar Messergebnisse, die besagen, dass ein paar Neutrinos schneller als das Licht waren, aber man ist sich ja noch gar nicht sicher, wie diese Ergebnisse überhaupt zustande kamen.
Außerdem bezieht sich der von dir zitierte Wert doch auf die Geschwindigkeit von Licht im Vakuum. Die Datenübertragung findet jedoch soweit ich weiß über ein Glasfaserkabel statt, was dann logischerweise dazu führen wird, dass dieser Wert nicht erreicht werden kann, denn ein Glasfaserkabel ist ja logischerweise kein Vakuum. Und was das ganze mit Teilchenbeschleunigung zu tun hat wird mir so gar nicht klar. Ich meine, hast du schon mal gesehen, was für ein technischer Aufwand nötig ist um ein Teilchen zu beschleunigen? Diese Technik ist absolut nicht kompatibel mit einem Kabel, das auf dem Meeresgrund liegt. Und außerdem haben ja bis auf diese Neutrinos, die wahrscheinlich ein Messfehler waren, auch überhaupt noch keine Teilchen Lichtgeschwindigkeit erreicht, was auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man mal einen Blick in Einstein für Anfänger wirft.
Da die Kabelnetze zumindest teilweise in privater Hand sind, kann es mir erst mal egal sein, ob ein Konzern Geld in ein neues Kabel investieren will oder nicht und wenn es sich für den Konzern nicht lohnen würde, würde er diese Investition nicht tätigen. Ich denke auch nicht, dass es nur um den Aktienhandel geht bei der Entscheidung ein neues Kabel zu verlegen. Wahrscheinlich wird dabei doch auch die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Datenmengen ständig zunehmen und man wird mit dem neuen Kabel längerfristig gar nicht mehr Geschwindigkeit erreichen können sondern nur dafür sorgen, dass die Datenübertragung nicht langsamer wird.
@Cloudy24, natürlich kenne ich die Lichtgeschwindigkeit und weiß, dass nichts gesichert schneller ist. Der nächste Versuch startet im kommenden Jahr und wird zeigen, ob es sich um Messfehler handelt oder die Neutrinos es wirklich schaffen, die Lichtgeschwindigkeit hinter sich zu lassen. Ich bezweifle das ebenso wie du. Der von mir genannte Versuch mit einem Teilchenbeschleuniger statt der Transatlantikkabel sollte ein Witz sein. Das das nicht gehen würde, ist doch wohl klar.
Ich hatte einen Bericht im Magazin ZEIT WISSEN, Forschung, 1/2012 gelesen. Aufgrund dieses Berichtes hatte ich einen Beitrag erstellt, weil es mir wissenswert erschien. Ich habe mich täuschen lassen durch die Millisekunden, was ich hätte nachrechnen sollen. Sorry, es ist leider passiert, dass ich da nicht weiter nachgedacht habe. Durch Überprüfung im Nachhinein komme ich auch ungefähr auf ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit, wie anlupa schon geschrieben hatte. Der Verlag ZEIT wird eine E-Mail von mir erhalten wegen der irreführenden falschen Angaben.
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