Menschen, die nicht glauben, bevor sie überprüft haben

vom 18.07.2012, 10:26 Uhr

Kennt Ihr das, wenn Ihr Euch irgendeiner Tatsache absolut sicher seid und vielleicht auch schon entsprechende Erfahrungen gemacht habt, die Euer Wissen erst so richtig stützen und Ihr Eure Erkenntnisse und Euer definitives Wissen um irgendwelche Belange jemandem mitteilt, der Euch erst dann glaubt, wenn er sich irgendwoher eine Bestätigung darüber geholt hat, dass Ihr Recht habt? Ich habe zwei oder drei Menschen in meinem Umfeld, die tatsächlich grundlegend so handeln und ehrlich gesagt nervt mich das teilweise kolossal. Es gibt nicht vieles, worin ich mir wirklich hundertprozentig sicher bin, aber wenn ich eine Behauptung aufstelle und auch noch sage, dass ich das bereits erlebt habe, dann stört es mich wirklich vehement, wenn mir erst nach entsprechender Bestätigung von dritter Stelle geglaubt wird und nicht allein aufgrund meiner Behauptung. Weshalb diese Personen mir nicht einfach so mal etwas glauben können, verstehe ich außerdem nicht, weil es bisher noch keinen einzigen Fall gab, in dem ich dann nicht Recht gehabt hätte.

Wenn ich mitbekomme, dass das überhand nimmt, dann ziehe ich mich auch automatisch zurück, weil ich mich frage, ob mir mein Gesprächspartner eigentlich grundsätzlich nicht glaubt und sich deshalb noch mal umhört bzw. im Internet recherchiert, ob ich mit meiner Behauptung richtig liege. Möglicherweise kann derjenige sich auch absolut nicht vorstellen, dass das, was ich sage, richtig ist, aber wieso kann er mir dann nicht dennoch glauben? Er sollte, vor allem, wenn es sich bei ihm um einen Freund handelt, doch wirklich besser wissen, dass ich keinen Unsinn erzähle und wenigstens aus der Erfahrung klug geworden sein, dass meine definitiven Behauptungen bisher immer gestimmt haben, oder nicht?

Wie verhaltet Ihr Euch, wenn Ihr es mit solchen Menschen zu tun habt, die Euch nichts einfach mal so glauben, weil Ihr es behauptet? Kennt Ihr solche Menschen, die alles in Frage stellen und erst Wikipedia fragen, bevor sie Euch glauben? Habt Ihr diejenigen mal gefragt, weshalb sie das tun oder wundert Ihr Euch einfach nur? In welchen Situationen habt Ihr so etwas bereits erlebt und wie hat sich das genau dargestellt? Ärgert Euch ein solches Verhalten Eures Gesprächspartners überhaupt oder lässt Euch das vollkommen kalt? Oder habt Ihr möglicherweise sogar Verständnis dafür, weil Ihr selbst so jemand seid, der nichts glauben kann?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn mir jemand eine plausible und glaubwürdige Begründung gibt, dann glaube ich das meistens schon. Wenn es sehr wichtig für mich ist oder ich es sehr interessant finde, dann lese ich aber gern auch noch einmal nach, einfach so für mich. Nicht hauptsächlich weil ich das Wissen prüfen will, sondern vor allem,weil ich das Wissen vertiefen will. Manchmal kommt es dann aber schon vor, dass es nicht ganz so gestimmt hat, wie mir erzählt wurde. Aber das muss man demjenigen auch nicht immer auf die Nase binden.

Wenn ich der Meinung bin, dass derjenige aber daran interessiert wäre, dass ich ihn berichtige, dann mache ich das auch. Man kann ja sagen, dass man das Wissen nur vertiefen wollte und das man dabei das und das heraus gefunden hat. So was muss dann ja auch keiner persönlich nehmen und das ein oder andere Mal war man da sogar dankbar.

Wenn ich aber grundsätzlich mit jemandem zu tun hätte, der mir gar nichts glaub und alles was ich sage unglaubwürdig findet, dann würde ich die Konversation auch ganz schnell beenden und komplett einstellen. Ein bisschen zweifeln ist ja in Ordnung, aber bitte dann nicht immer und nicht bei allem. Manche Sachen kann man auch so hinnehmen. Und wenn ich weiß, dass was falsch ist, muss ich auch nicht immer das letzte Wort haben.

Neulich ist es mir auch passiert, dass ich ganz sicher war, dass die Aussage von jemandem nicht stimmt. Ich habe dann also nachgelesen und tatsächlich war es so, wie derjenige gesagt hat. Da habe ich mich dann auch entschuldigt, dass ich das nicht glauben wollte. Derjenige hat es gelassen hingenommen. Irren ist eben menschlich. Und ich guck dann doch bei wichtigen Dingen lieber noch mal nach. Schließlich hätte sich derjenige auch irren können.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich kann schon verstehen, dass manche Menschen skeptisch sind, wenn etwas erzählt wird, was zwar wahr ist, aber sich doch unglaubwürdig anhört. Da wäre ich auch nicht beleidigt, wenn das jemand nachprüft, weil ich es genau so machen würde. Manchmal lässt man sich durch irgendeinen Umstand verunsichern.

Oder man nimmt das, was so glaubwürdig dargelegt wird, als richtig an und überprüft nicht selbst, das ist mir auch schon passiert, dass es dann falsch war. Das wird dann richtig unangenehm. Deshalb empfinde ich es nicht als falsch, sich selbst von der Richtigkeit zu überzeugen. Dadurch sollte sich niemand beleidigt fühlen, denn derjenige kann in seiner Annahme auch mal etwas falsch verstanden haben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kenne nicht viele Personen die so reagieren, eine Person jedoch bei der dieses Verhalten sehr extrem auftritt, der Ex-Freund meiner Mutter. Man konnte über noch so banale Themen reden, er hat einem nichts geglaubt. Ob man nun ein Buch gelesen hat und er einem den Namen vom Autor nicht geglaubt hat oder ob man zur Weihnachtszeit über die Weihnachtsgeschichte gesprochen hat und er der festen Überzeugung war das es anders ist - er hat einem nie etwas geglaubt.

Ich war sehr genervt von diesem Verhalten und habe dann im Internet nachgeschaut nur um ihm zu beweisen das ich Recht habe und das er nicht alles immer überprüfen muss sondern mir Sachen auch ab und zu einfach mal glauben kann. Doch selbst wenn ich ihm unzählige Internetseiten gezeigt habe die das was ich gesagt habe belegen fing er damit an nach der einen Seite zu suchen die eben das Gegenteil behauptet hat und damit fühlte er sich dann im Recht.

Warum er dieses Verhalten an den Tag gelegt hat ist mir bis heute nicht bewusst, jedoch ging es so weit das er sagte ich möchte ihn mit meinen "falschen Aussagen" regelrecht terrorisieren und das ich diejenige sei die einfach immer Recht haben muss.

» yuuhi » Beiträge: 281 » Talkpoints: 2,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne dies in ähnlicher Form von meiner Oma. Sie fragt dauernd nach ob ich irgendeine Tür oder das Tor abgeschlossen habe. Natürlich habe ich dies und achte da sehr darauf, aber sie vertraut irgendwie nicht darauf. Ich sehe sie immer wieder, wie sie es nach meiner Bestätigung überprüfen muss. Das nervt mich schon tierisch. Das sind Kleinigkeiten, bei denen man ruhig mal ein wenig Vertrauen walten lassen kann. Bei anderen Sachen, die deutlich wichtiger sind ist das eine ganz andere Sache.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Den Fall hatte ich erst gestern wieder mit einer Kollegin. Sie ist knapp einen Monat hier und hat vorher noch nie gearbeitet. Sie war sich unsicher wie das hier im Krankheitsfall läuft oder bei gesetzlichen Feiertagen und dergleichen, also wie viele Stunden sie dann noch arbeiten muss. Ich hatte das schon 2013 mit der Personalverwaltung geklärt und habe ihr das dann auch so mitgeteilt.

Einige andere Kollegen haben mich bestätigt, weil das alle hier so machen. Aber besagte neue Kollegin will das nicht so wirklich glauben. Aber anstatt selbst nachzuhaken bei der Verwaltung, soll die Chefin das für sie mit der Verwaltung klären. Warum fragt man mich überhaupt, wenn man mir eh nicht glaubt? :wall:

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich stelle nicht alles in Frage und überprüfe zuerst, ob jemand die Wahrheit sagt. Generell vertraue ich Personen aus meinem Umfeld da schon. Aber ich würde mich schon erkundigen, wenn mir eine Aussage komisch vorkommen würde oder ich eben meine, dass ich da schon anderes drüber gehört habe.

Ich kenne eine Person in meinem Umfeld, die schon mal etwas behauptet, was so wirklich nicht stimmt und das dann felsenfest. Da weiß ich, dass ich mich da besser selbst nochmal kundig mache. Aber ansonsten würde ich es auch nervig finden, wenn jemand nie etwas glaubt und alles erst prüfen muss. Das wäre für mich auch ein Zeichen von mangelndem Vertrauen und würde mich sehr stören. In meinem Umfeld habe ich so jemanden aber zum Glück nicht.

Den Fall von Täubchen finde ich auch wirklich komisch. Gerade, wenn sich sogar noch eine Kollegin eingemischt hat und bestätigt hat, was Täubchen der neuen Kollegin schon über die Krankheitstage etc. gesagt hat. Warum sollten da sogar zwei Mitarbeiter, die schon ein paar Jahre angestellt sind, da etwas falsches behaupten. Das ist in meinen Augen dann auch unlogisch und beschert der Chefin und der Verwaltung doch nur mehr Arbeit.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



So jemanden kenne ich auch und es ist anstrengend, weil die Person mir in dem Moment überhaupt nicht zuhört. Sie merkt gar nicht, dass sie sich das alles gar nicht selbst hätte im Internet durchlesen brauchen, weil ich es ihr in dieser Zeit eigentlich gerade erzählen wollte. Das kommt nur nicht an, weil man schon nach dem ersten Stichwort oder Halbsatz das Smartphone zückt, nicht mehr zuhört und dann selbst liest. Es ist schon ziemlich ironisch, dass sie dann mit ihrem schnell angelesenen Halbwissen versucht, mir von etwas zu erzählen, was ich schon viel ausführlicher weiß. Das ist anstrengend, weil es den kommunikativen Fluss stoppt.

Als Erklärung kann ich mir in diesem Fall nur eine Mischung aus ADS und dem Wunsch nach Kontrolle heranziehen. Wenn mir jemand etwas erklärt, von dem ich nichts verstehe, bin ich gefühlt in einer unterlegenen Situation, also wird schnell versucht, diese Wissenslücke, den vermeintlichen Makel, auszumerzen, damit mir der andere nichts voraushat und ich wieder obenauf bin. Könnte in dem Fall so passen, denn sie neigt generell zu Dampfplauderei.

Bei den meisten Menschen finde ich es aber nicht schlimm, wenn sie erstaunt reagieren und erstmal nachgucken. Warum auch nicht, wenn man sich einer Sache immer sicher glaubte und etwas stellt sich als Irrtum heraus, kann ich den Impuls irgendwann alles noch mal selbst nachzulesen verstehen und nehme das auch nicht persönlich.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Als Wissenschaftlerin finde ich es völlig normal, dass Menschen alles kritisch hinterfragen. Ich bin froh über jeden, der nicht einfach was glaubt, sondern sich sein gut begründetes eigenes Urteil bildet - auch in Religionsfragen übrigens. Einen bessern Schutz gegen Fake News kann man sich nämlich gar nicht denken!

» Kirchenbotschafter » Beiträge: 91 » Talkpoints: 21,81 »


Ich kenne solche Menschen auch und ich muss sagen, dass ich es teilweise auch echt anstrengend finde. Manche Leute glauben auch wirklich nichts, bis sie es mit den eigenen Augen gesehen haben und das kann im Alltag durchaus mal etwas lästig werden. Wenn man ihnen also erzählt, dass eine Freundin beispielsweise schwanger ist, dann glauben sie es einem so lange nicht, bis sie selbst den dicken Bauch und besagte Freundin irgendwann sehen. Das sind dann auch so Sachen, wo man sich an den Kopf fässt.

Ich finde es nicht schlimm, wenn Leute sehr viel hinterfragen und erstmal kritisch sind. Es ist nicht verkehrt, wenn man erstmal in Ruhe überlegt und nachforscht, bevor man auf jeden neuen Zug aufspringt, der einem angeblich dem Umweltschutz, dem Tierschutz oder dem Klimaschutz näher bringt. Manchmal kann man auch erst seine eigenen Gehirnzellen anstrengen, bevor man entscheidet, dass etwas für einen vielleicht das Richtige ist und das nicht nur, weil es das für alle anderen auch ist. Aber bei grundlegenden Dingen könnte man seinen Mitmenschen doch auch einfach mal einen kleinen Vertrauensvorschuss geben.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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