Wie viel ist der gesunde Menschenverstand noch Wert?

vom 15.07.2012, 19:53 Uhr

Im Laufe der Woche habe ich mir immer wieder mal Gedanken über den gesunden Menschenverstand gemacht. Immerhin spielt er in einigen Entscheidungen genauso eine große Rolle wie andere Punkte. Man sagt ja auch immer wieder, dass man auf den gesunden Menschenverstand hören sollte, aber ehrlich, wie oft kommt der gesunde Menschenverstand heute zum Einsatz und wie viel ist er noch Wert? Welche Rolle spielt bei Euch der gesunde Menschenverstand? Und wie kann man den gesunden Menschenverstand überhaupt definieren? Wie sieht Eure Definition aus?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Unter dem gesunden Menschenverstand verstehe ich in erster Linie die Logik. Häufig sind Menschen entweder nicht in der Lage, über eine Sache so lange nachzudenken, bis sie von selbst durch bloßes überlegen auf die Lösung kommen. Oder aber sie sind schlicht weg zu faul, sich die Mühe zu machen.

Mal ernsthaft, wie oft erlebt man es im Alltag, dass jemand wirklich dumme Fragen stellt. Würde derjenige auch nur ein paar Sekunden nachdenken, dann wäre er selbst auf die Lösung gekommen. Manche sagen ja, dass es keine dummen Fragen gibt, aber manche sind wirklich einfach nur überflüssig. Vor allem dann, wenn man sich relativ sicher ist, dass derjenige es gewusst hat und nur des Fragens wegen gefragt hat.

Ich muss selber zugeben, dass es manchmal auch regelrecht anstrengend sein kann. Ich versuche am immer öfter, mir erstmal Gedanken über etwas zu machen und dann zu fragen. So kann ich meine Vermutung nämlich überprüfen und ich muss sagen, dass ich ziemlich oft sogar richtig liege. Auch bei Dingen, die ich noch nicht gelernt, sondern mir einfach hergeleitet habe. Es war eben logisch. Für mich spielt der gesunde Menschenverstand eine große Rolle und ich fände es gut, wenn mehr Menschen auf ihn Wert legen würden.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Gutes Thema muss ich wirklich sagen, ich bin gerade mitten drin in diesem Thema, weil ich in etwas mehr als 2 Monaten meinen Job verloren habe. Dabei stelle ich mir die Frage wo der gesunde Menschenverstand bleibt. Ich war immer überpünktlich bei der Arbeit, habe im Jahr etwa 160 Überstunden gesammelt, und gemacht habe ich eigentlich immer alles was man von mir erwartet hat. Ich habe niemanden vor den Kopf gestoßen, und war auch nie unfreundlich. Meine Fehlerquote war gering, und ich war bereits nach etwa einem Jahr Abteilungsleiter. Nachdem man nun 2 1/2 Jahre mit mir absolut zufrieden war, und niemals mit mir gemeckert hat, wird mein Vertrag nun nicht verlängert.

Der gesunde Menschenverstand hört da bei mir auf wo ich aufhöre diese Entscheidung zu verstehen, denn das kann niemand auf unserer Firma, sämtliche Kollegen, Führungengskräfte und selbst die externen sind komplett überrascht, überrumpelt, und vor allem erschrocken von dieser Entscheidung. Es gibt keinen einzigen nachvollziehbaren Grund für diese Entscheidung, außer Vielleicht das ich die einzige Fachkraft in meiner Abteilung bin, und als einziger Ahnung von Chemie habe.

Also bei mir stellt sich die Frage welcher Teil des Verstandes dort ein oder ausgesetzt haben soll, das erschließt sich mir nicht. Ich kann diese Zweifel an dem menschlichen Verstand sehr gut nachvollziehen. Die Frage was, wie und wann dieser ein oder aussetzt ist schwer zu beantworten, ich denke das viele sich mittlerweile weniger vom gesunden Menschenverstand, als vielmehr vom Druck leiten lassen, den wieder andere ausüben. Dinge wie Gewinnmaximierung, Gesellschaftliches Ansehen, Materielle Werte zu erreichen, und solche Sachen sind wohl wesentlich wichtiger als der menschliche Verstand.

Gehe ich nun einmal vom einzigen Grund aus, der mir zu meinem Fall einfällt, wäre ich bei der Position Gewinnmaximierung. Ich bekomme im Gegensatz zu einem Kollegen, der den Vertrag bekommen hat, und genau so lange da ist wie ich, 150 Euro Brutto mehr. Das ist für mich der einzige Grund den ich anführen könnte warum ich meinen Vertrag nicht bekommen habe, also eine wirtschaftliche Entscheidung. In diesem Fall hätte man den gesunden Menschenverstand allerdings walten lassen sollen, denn der Kollege ist aufmüpfig, für seine Agressionen gegenüber Vorgesetzten bekannt, und hat ca. 140 Stunden Minus auf seinem Zeitkonto anstatt wie ich Überstunden gesammelt zu haben. Er war auch nie flexibel wenn es mal darum ging zu Hause zu bleiben, und Minus zu fahren, wenn mal wenige Aufträge da waren. Hinzu kommt das er auch selten einmal mehr gemacht hat als er sollte, denn er sitzt lieber untätig rum, spielt während der Arbeitszeit am Handy rum, und solche Sachen.

Der gesunde Menschenverstand ist hier wohl niemals zum Einsatz gekommen. Aber ich mag den Kollegen, aus diesem Grund verpfeife ich ihn nicht, denn das würde sein Leben ruinieren, da er viele Kredite abzuzahlen hat, die mit seiner Hochzeit und seiner Frau zusammenhängen, aber das ist eine ganz andere Geschichte...

» Frank The Tank » Beiträge: 350 » Talkpoints: 44,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde unter dem gesunden Menschenverstand so etwas wie rationales Denken, also die Fähigkeit objektiv Entscheidungen zu treffen, verstehen. Ich denke heutzutage werden uns extrem viele Entscheidungen einfach schon abgenommen oder zumindest vorgekaut, sodass unser gesunder Menschenverstand zunehmends verkümmert.

Andererseits gibt es auch heute noch viele Entscheidungen, die man mit Hilfe von Logik und rationalem Denken und Verhalten treffen muss. Das sind dann vielleicht auch nur die kleinen Geschehnisse im Alltag, aber trotzdem benötigt man dafür seinen gesunden Menschenverstand. Hilfst du zum Beispiel der älteren Frau, die ihre Taschen nicht die Treppe hochgehievt bekommt? Dein gesunder Menschenverstand wird dir wahrscheinlich intuitiv sagen, dass dies die richtige Tat ist. Der gesunde Menschenverstand hat also auch etwas mit Intuition zu tun und Intuition hat wiederum damit etwas zu tun, wie wir erzogen wurden. Wenn dir deine Eltern also beigebracht haben, alten Leute, die Hilfe benötigen, zu helfen, dann wird dir dein gesunder Menschenverstand in einer solchen Situation sagen, dass du helfen solltest.

Gar nicht so einfach, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, aber in der Tat wirklich äußerst interessant, auch wenn man für einen so abstrakten Begriff wie "Gesunder Menschenverstand" vermutlich nie eine wirkliche Definition finden wird, weil es dann doch von den meisten sehr subjektiv wahrgenommen wird, was das denn jetzt genau ist.

» Seroy » Beiträge: 178 » Talkpoints: 24,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich weiß nicht genau, ob ich mich auf meinen gesunden Menschenverstand verlasse, wenn ich eine Entscheidung treffe. Ich bin eher so veranlagt, das ich dann ehe ich eine wichtige Entscheidung treffe dann das Für und Wider abwäge und dann nach den logischen Argumenten entscheide, wenn damit der gesunde Menschenverstand gemeint ist, so lege ich da schon einen sehr großen Wert drauf, denn wichtige Entscheidungen treffe ich nicht aus dem Bauch heraus, sonder nach gründlicher, reiflicher Überlegung.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diese Frage finde ich sehr merkwürdig. Meine spontane Antwort wäre: Viel! Der gesunde Menschenverstand hält einen immerhin von unvernünftigen Entscheidungen weitestgehend ab. Wenn man ihn nicht hätte, dann würde einen nichts mehr davon abhalten, einfach so einen Abhang herunter zu rollen, an dessen Ende sich ein tiefer Abgrund befindet. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir: "Nein, Oli, dort hinten droht Gefahr, geh lieber ganz langsam und vorsichtig herunter.".

Auch bei anderen Entscheidungen hat der gesunde Menschenverstand einen sehr großen Einfluss und er hält uns davon ab, eine Dummheit zu begehen. Wenn man zum Beispiel einen Vertrag durchliest, bevor man ihn einfach so blind unterschreibt, dann denkt man sich, vielleicht sogar ohne den Vertrag richtig zu verstehen, dass es ein Fehler wäre, eben diesen Vertrag zu unterschreiben. Dann hat uns unser gesunder Menschenverstand davor bewahrt, etwas zu tun, was schlecht für uns sein könnte. Und das, obwohl man rational unter Umständen nicht weiß, warum man diesen Vertrag nicht unterschreiben sollte.

Ich denke nicht, dass der gesunde Menschenverstand abnimmt oder dass immer weniger Menschen ihn zu Rate ziehen. Das wäre ja auch vollkommen dämlich, denn man würde sich zwangsläufig in sein Unheil stürzen. Außer, wenn man so etwas wie einen Vormund hat. Normalerweise macht sich der Mensch ein eigenes Bild von jeder wichtigen Situation und er entscheidet daraufhin, wie er handeln soll. Und genau dazu rät ihm sein gesunder Menschenverstand.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Als gesunden Menschenverstand würde ich das definieren, was einfach der Logik entspricht, wenn man etwas nachdenken würde. Bevor man überhaupt Fragen stellt, diese einmal im Kopf zu gehen. Denn manchmal hat man die Antwort schon vorher und dann erübrigen sich die Fragen. Genauso ist es bei Entscheidungen. Bei den meisten Sachen ist einfach die Logik gefragt und der gesunde Menschenverstand sagt einem was richtig und was falsch ist, ohne großartig nach zu denken.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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