Ein heutiges Arme Leute-Essen schaut wie aus?
In diesem Thread: Arme-Leute-Essen wurde ja benannt, was Leute früher unter einem "Arme-Leute-Essen" kannten und anhand des Threads würde ich gern von Euch wissen, was Ihr heutzutage als ein solches "Arme-Leute-Essen" bezeichnet und auch, warum dies der Fall ist.
Wo beginnt bei Euch ein "Arme-Leute-Essen"? Hat es vielleicht auch etwas mit der Herkunft der Zutaten zu tun oder kann man einen Armen Ritter, bei dem das Toastbrot von einem Biobäcker stammt und die Eier vom Biohof und so weiter auch als ein Essen für arme Leute bezeichnen, nur so als Beispiel?
Ich würde heute kein Essen mehr als Arme-Leute-Essen bezeichnen. Man kann günstig kochen, ohne dass es arm aussieht. Auch bei wohlhabenden Leute gibt es Nudelgerichte. Kartoffelaufläufe sind auch preiswert, dies essen aber auch Leute, die sich ein Steak leisten können. Reis ist auch billig, ich habe mir letztlich erst wieder einen Zwanzig-Kilo-Reissack gekauft, der für einige Monate halten wird. Ein chinesisches Wok-Gericht mit Schweinefleisch und Gemüseresten ist preislich sehr günstig, würde man aber auf keinen Fall als Arme-Leute-Essen bezeichnen.
Ich denke jeder wird ein bisschen was anderes unter einem Arme-Leute Essen verstehen, aber für mich sind das ehrlich gesagt hauptsächlich so Sachen wie Fertiggerichte. Eine gute Freundin von mir lebt bei ihrer Mutter, diese ist Hartz IV Empfängerin. Hier gibt es zu Hause eigentlich nie frisches Essen, in den meisten Fällen werden Fertigsuppen (aus der Tüte oder aus der Dose) warm gemacht, Tiefkühlgerichte aller Art oder einfache Gerichte wie Spaghetti mit ''Pulversoße'' oder andere Gerichte, die sich mit Fix-Produkten einfach herstellen lassen. Natürlich wird hier zu Hause auch frisches Obst und Gemüse gegessen, allerdings greift man hier auch nur zur günstigen Variante, also sicherlich keinen Bio-Obst oder Gemüse.
Frische und aufwendige Gerichte zu kochen, ist meistens teuer, wobei das natürlich schon auf die Herkunft der Zutaten ankommt, weil sich Hartz IV Empfänger sicherlich auch Fisch und Fleisch leisten können, nur kommt das Fleisch hier eher aus der Tiefkühlabteilung im Supermarkt als vom Metzger und der Fisch wird ebenfalls nicht gerade in der Feinschmeckerabteilung bei Nordsee gekauft. Und es ist preislich sicherlich ein Unterschied, ob man damit und mit frischem Bioobst und Biogemüse kocht, dazu noch frische Ciabatta macht oder ob man eher zu günstigen Produkten aus dem Supermarkt greift. Generell ist es bei allen Grundlebensmitteln ein Unterschied, ob man im Discounter einkauft oder im Supermarkt und einem Feinkostladen.
Ein typisches Arme-Leute-Essen gibt es in meinen Augen nicht mehr unbedingt, weil sich manche Speisen durch alle Schichten ziehen. Ich kenne auch besser gestellte Leute, die nur mit Fix-Produkten oder Produkten aus Discountern kochen. Andersherum kenne ich auch Hartz-4-Empfänger, die wirklich darauf achten, was sie kaufen und was sie zu sich nehmen. Und dank Backmischungen ist ein frisches Ciabatta auch kein Problem mehr, ich backe mittlerweile mein Brot zum Beispiel auch selbst.
Wenn ich jedoch etwas als Arme-Leute-Essen bezeichnen würde, auch wenn es nur teilweise stimmt, dann sind es Nudeln. Nudeln gibt es bereits in großen Mengen zu sehr günstigen Preisen. Auch kenne ich viele ärmere Familien, die gerne mal Nudeln mit Ketchup oder einer Packung Tomatensoße servieren. Sie sind schnell gemacht, sättigen und man kann sehr viel variieren. Manche Gemüsearten sind auch sehr günstig zu erstehen und sorgen dann für eine gewisse Abwechslung. Ansonsten gibt es noch bestimmte Mehlspeisen, die schnell und mit wenig Geld gemacht werden.
Nudeln würde ich nun nicht als echtes Arme-Leute Essen sehen. Ich esse täglich Nudeln und da kommt auch Geld zusammen. Allerdings sind die genannten Gründe schon korrekt, Nudeln sind schnell gekocht und ein wenig Ketchup kostet auch nicht viel, solange es nicht der von Heinz ist. Ansonsten finde ich Dinge wie eine Heiße Brühe mit Baguette beispielsweise ein Arme-Leute-Essen. Das heißt nicht, dass ich das nicht auch mal esse, aber es kostet halt wirklich nicht viel. Solche Maggi-Brühen gibt es ja oft sehr günstig und da kann man unzählige hunderte Liter Brühe mit kreieren.
Dazu kostet Baguette oft sehr wenig und daran können viele Leute essen, sofern sie nicht so gefräßig sind. 2 Baguettes reichen auch bei einer vierköpfigen Familie oft. Sobald es fleischig wird, finde ich, dass es kein Arme-Leute-Essen mehr ist. Wobei es hier ja auch Schweine-Braten oder Ähnliches gibt, wo das Kilo nur 4 Euro kostet, das können sich dann auch noch die meisten leisten.
Weiterhin finde ich es überhaupt nicht notwendig, das Fleisch beim Metzger oder den Fisch bei irgendwelchen Deluxe-Abteilungen (gibt es so etwas überhaupt bei Nordsee) zu kaufen. Meistens ist die Qualität gleich, nur der Preis ist teurer. Das hat meiner Meinung nach nichts mit arm oder reich zu tun, eher mit schlau oder weniger schlau, wer beim Metzger dauernd einkauft.
Für mich hat ein Arme-Leute-Essen überhaupt nichts mit „Armen Rittern“ zu tun. Höchstens der Name erinnert daran, was aber nichts miteinander zu tun hat. Ich stelle mir vor, dass Leute, auch wenn sie wenig Geld haben oder gerade deswegen, auf billiges Fleisch vom Discounter ausweichen. Wenn sie dazu noch billige Kartoffel kaufen und eine Kohlrabi, dann haben sie ein Essen für vielleicht 1,50 Euro. Ein Arme-Leute-Essen von früher wäre für mich ein Eintopf mit Kartoffeln und Steckrüben, oder einfach nur Kartoffeln mit Blutwurst. Vielleicht liege ich da auch ganz falsch, ich kenne mich in solchem Essen nicht so richtig aus.
Grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass es so etwas wie ein arme-Leute-Essen heutzutage in diesem Land geben muss. Man kann auch nicht sagen, dass bestimmte Speisen ausschließlich von ärmeren Leuten gegessen werden, um die Kosten für die Ernährung so niedrig wie möglich zu halten. Es gibt auch genug Menschen, die mehr Geld haben und dennoch nicht so viel Geld für ihre Ernährung ausgeben. Auf der anderen Seite gibt es auch genug Menschen mit wenig Geld, die dennoch Gute und hochwertige Nahrung zu sich nehmen, die vor allem in früheren Zeiten für Geringverdiener unerschwinglich schien. Dennoch gibt es bestimmte Tendenzen und es ist kein Geheimnis, dass in bestimmten sozialen Schichten manche Produkte eher oder seltener konsumiert werden als in anderen Schichten, die vielleicht etwas mehr Geld haben.
Für mich ist heutiges arme-Leute-Essen vor allem das, was man so landläufig als ungesund und minderwertig kennt. Darunter sind viele Fertigprodukte, salz-und fettreiche Sachen sowie Lebensmittel mit einem hohen Zuckeranteil. Wenn diese Sachen dann auch noch unter fragwürdigen Bedingungen produziert werden, bekommt man als Endergebnis sehr häufig billige, aber sättigende Lebensmittel von mittlerer bis schlechter Qualität. Typische Lebensmittel, die gerade von sozial Schwachen in größeren Mengen konsumiert werden, sind solche Dinge wie billiges Fleisch, massenhaft Nudeln, Pommes Frites, Maggi-Fix-Tütchen, Tiefkühlpizza, viele Süßigkeiten und solche Sachen wie Ketchup und andere billige und zugleich schmackhafte Saucen aus der Flasche. In Maßen kann man das alles mal essen, aber gerade bei vielen ärmeren Leuten ist es so, dass solche Dinge an der Tagesordnung sind.
Bei dem arme-Leute-Essen ist es mittlerweile auch einfach so, dass es spezielle Produkte gibt, die bewusst für eine finanzschwache Zielgruppe gedacht sind. Am besten sieht man das wohl am Fleisch. Anstatt dass sich jemand, der nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung hat, ab und zu mal hochwertiges Fleisch beim Bio-Metzger kauft, wird das billige Zeug aus dem Supermarkt gekauft, das genau auf diese Zielgruppe ausgelegt ist. Gerade billiges Fleisch aus dem Supermarkt ist in meiner Wahrnehmung zum typischen Essen für arme und oft auch nicht so gebildete Leute geworden. Wenn man sich nämlich mit diesem Thema beschäftigt, stellt man sehr schnell fest, welche weitreichenden Folgen das hat. Vor allem die Misshandlung der Tiere in der Massentierhaltung und die Folgen für die Umwelt sind wohl den meisten hinreichend bekannt. Bei den ärmeren Leuten wird dann ausschließlich nach dem Preis geschaut, ganz egal, wie schlimm die Folgen für andere sind, Hauptsache das Fleisch ist billig.
Mir fällt auch immer wieder auf, dass gerade diejenigen, die wenig Geld zur Verfügung haben, oft so gut wie gar kein Gemüse kaufen. Manchen ist das sogar zu teuer, wie sie selbst zugeben. Ein guter Bekannter von mir hat wirklich nur ein sehr kleines Einkommen. Er kauft niemals Gemüse, sondern ernährt sich praktisch ausnahmslos von Fertiggerichten. Die sind billig und machen ihn satt. Solche ungesunden Speisen ohne Gemüse und dafür mit viel Fett und Zucker würde ich daher auch grundsätzlich in die Schublade arme-Leute-Essen stecken.
Zum Thema Fertiggerichte würde ich jetzt schon sagen, dass so etwas dauerhaft eben nicht günstig ist. Eine Tüte zum Saucen anrühren oder so kostet schon durchaus seinen Preis und sättigt letztendlich in keinster Weise, zumindest dann nicht, wenn man nur einfache Kohlenhydrate dazu beilegt. Auch mit Dosenessen zum Beispiel mag man vielleicht etwas sparen, aber ich frage mich ehrlich gesagt auch, wie manche Leute dieses Dosenessen überhaupt in sich hinein bekommen. Allein schon, dass eine Dose eben unter einem Euro zu kaufen ist, würde mich zum Nachdenken anregen. Sicherlich esse ich alle Jubelmonate auch mal Ravioli aus der Dose, aber nicht, weil ich bei Essen mein Geld sparen würde wollen.
Nudeln kann man durchaus als ein armes Leute-Essen betrachten. Die günstigsten Nudeln kosten knapp vierzig Cent und wenn man dazu einen billigen Ketchup reicht, nun ja. Aber selbst in meinen sparsamsten Zeiten wäre das für mich keine Option gewesen und auch, wenn ich nicht immer und überall wirklich gleich etwas Hochwertiges kaufen kann, so versuche ich eben einfache Zutaten in einer entsprechend guten Qualität zu bekommen.
Hier muss ich Cologneboy Recht geben. Ich habe schon oft bei Außenjobs Praktikas gemacht und dort war ich oft in den Armutsvierteln verschiedener Großstädte. Musste ich dort warten, konnte ich einen Blick auf die Müllsäcke dort werfen. Dort sah man die Verpackungen von XXL-Pommes (2 Kilogramm), viele Maggi Fix, Cola-Flaschen bis zum geht nicht mehr, viele Süßigkeiten, sowie süße Getränke ohne Ende.
Nun kann ich das Konsumverhalten auch nicht wirklich verstehen, denn wie steph sagt, die Gerichte machen nicht wirklich satt und es gibt teilweise auch günstiges Gemüse, darin sollte man besser investieren, als in unzählige Süßgetränke oder Fix-Produkte. Zwar esse auch ich ganz gerne Fix-Produkte, aber dazu gibt es immer Gemüse, ansonsten werde ich auch nicht satt. Mit zusammengesetzem Fleisch habe ich aber auch kein Problem, den Bio-Metzger brauche ich nicht und den finde ich auch für Mittelständige unnötig.
*steph* hat geschrieben:Zum Thema Fertiggerichte würde ich jetzt schon sagen, dass so etwas dauerhaft eben nicht günstig ist.
Das stimmt, aber irgendwie wird mit Fertiggerichten von vielen immer noch assoziiert, dass sie billig sind. Oft sind die tatsächlichen Preise auch nicht so hoch, aber das, was man dafür bekommt, rechtfertigt den Preis dann auf keinen Fall, weil das Zeug entweder nicht sättigt oder weil die Portion an sich winzig ist.
Es gibt eine Tiefkühlpizza, die ich alle zwei bis drei Monate mal esse. Die kostet, sofern sie nicht im Angebot ist, fast drei Euro. Dafür bekommt man einen mäßig belegten und nicht wirklich sättigenden Teigfladen. Für einen Euro mehr bekomme ich in der Nacht-Pizzeria, die bis Mitternacht jede Pizza für vier Euro anbietet, eine frische Pizza mit zwei bis drei Belägen. Und zu hause kann ich mir dafür sicher auch schon etwas besseres kreieren. Viele sehen das aber nicht so. Die denken, dass sie für drei Euro am Tag tolle Pizza essen können - das ist oft der Trugschluss, der mit Fertiggerichten verbunden ist. Normalerweise ist es günstiger, besser und leckerer, selbst frisch zu kochen.
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