Gehören Affären inzwischen zur "Normalität" ?

vom 15.07.2012, 09:12 Uhr

Affären haben zu allen Zeiten zur Normalität gehört, nur wurde eben nicht darüber gesprochen. Früher wurde so etwas vermutlich zu allen Seiten streng verheimlicht, heutzutage sprechen manche Leute darüber offener, zumindest mit ihren Freunden. Ganz vieles findet natürlich nach wie vor hinter vorgehaltener Hand statt, aber es ist heute sicher schon einfacher, über Seitensprünge und Affären zu sprechen. Oftmals ist es auch möglich, dieses Thema direkt mit dem Menschen zu besprechen, den es eigentlich etwas angeht, nämlich mit dem eigenen Partner. Ich denke, dass man heutzutage schon offener mit dem Thema umgeht und es nicht totschweigt, so als würde so etwas niemals vorkommen. Jeder weiß, dass so etwas vorkommt und dass es auch in der eigenen Beziehung passieren kann.

Ich denke auch, dass der Mensch nicht für Monogamie gemacht ist. Ich hatte zwar bisher auch monogame Beziehungen, allerdings muss ich auch sagen, dass ein Partner, der auf körperliche Treue besteht, für mich einfach nicht der richtige Partner sein kann. Ich messe dem Sex nicht die Bedeutung bei wie andere, die auf Monogamie Wert legen. Ich sehe es auf keinen Fall als großen Vertrauensverlust oder Betrug am Partner, wenn man Sex mit einem anderen Menschen hat. Es geht dabei doch nur um ein bisschen Sex und um das Ausleben von ganz primitiven animalischen Trieben. Ich würde eine Liebe nicht wegen albernem Sex wegwerfen, wenn man ansonsten ein gutes Team ist. Aber ich finde es eben auch wichtig, dass man darüber spricht. Ich finde es nicht richtig, wenn man körperliche Treue als Normalfall voraussetzt.

Für mich ist es wichtig, dass jeder die Beziehung als Bereicherung und als zusätzlichen Bonus auffassen kann und nicht eingeengt wird. Ich stelle das mittlerweile einfach im Anfang klar, dass für mich nur offene Geschichten in Frage kommen und wer das nicht möchte, muss sich darauf nicht einlassen. Ich finde es falsch, wenn man da einen Eiertanz aufführt, tausendmal das Loblied auf die Monogamie singt und dann heimlich fremdgehen muss, weil man vor dem Partner und vor allem vor sich selbst nicht dazu stehen kann, dass man doch mal andere Gelüste hat. Und es ist nichts unnormales, wenn man Lust auf Sex mit anderen Personen als dem eigenen Partner hat. Viele Leute bleiben da nur monogam, weil sie Angst vor der Reaktion des Partners haben, aber nicht, weil sie keine Lust auf andere Sexpartner hätten.

Ich finde auch nicht, dass die Beziehung direkt gestört sein muss, nur weil jemand fremdgeht. Es kann alles in Ordnung sein, aber auf sexueller Ebene kann man trotzdem mal Lust auf etwas Neues haben. Man geht ja auch mal mit anderen Leuten zum Sport oder ins Kino und nicht immer mit denselben. Es ist doch einfach in Ordnung, das zu tun, was man möchte. Manchmal ist so eine Affäre nicht nur gut für einen selbst, sondern für die ganze Beziehung. Die Verteufelung von Seitensprüngen ist meiner Meinung nach auch so eine alte Ansicht, an der nur aus Prinzip festgehalten wird und nicht, weil dahinter ein Sinn stecken würde.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ehrlich gesagt würde ich diese mehr oder wenigere "Normalität" des Fremdgehens vermehrt auf dein Umfeld beschränken. In meiner Gegend ist es noch immer der Vertrauensbruch Nummer eins, womit einer Beziehung ihr Todesurteil verhängt wurde. Selbst wenn ich mir meinen Freundeskreis ansehe, habe ich bei den betroffenen Personen noch bevor sie in einer Beziehung waren, mitbekommen, dass sie es nie einsehen und hinnehmen würden.

Mit ihr eingeschlossen. Sobald sich ein Verdacht der Untreue bestätigen würde, wäre ich sofort bereit, die Beziehung oder die Ehe zu annullieren. Ich könnte nicht mit einem Mann zusammen sein, von dem ich weiß, dass er in unserer Zeit, eine andere Frau berührt oder geküsst hätte. Der Hintergedanke wäre immer da - außerdem wäre ich dann nicht in einer Partnerschaft, wenn mir das gleichgültig wäre.

Benutzeravatar

» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Da scheinen sich unsere Bekanntenkreise etwas zu unterscheiden. Es kriselt zwar auch hin und wieder, aber Affairen war bisher bei keiner ein Grund. Da zieht eher der Alltag ein, über den man dann streiten kann.

Ich für mich kann nur sagen, dass eine Affaire (aber auch schon ein einmaliger Ausrutscher) das Ende unserer Ehe wäre. Wir haben zwei Kinder, aber da für mich das Vertrauen dann weg wäre, könnte ich so nicht weitermachen. Treue ist für mich sehr wichtig und das erwarte ich auch von meinem Ehemann. Allerdings ist das auch immer noch meine erste ernsthafte Beziehung, die immerhin schon 11 Jahre hält.

Ich kann auch nicht sagen, dass ich das Gefühl habe, dass Affairen salonfähig geworden wären. Das Thema Sexualität ist offener, aber sonst? Ich kenne natürlich auch die Umfragen, nach denen jeder dritte statistisch fremdgegangen soll. Aber wie kommen solche Statistiken zustande? Es gibt nämlich auch solche Umfragen 90% wünschen sich demnach Treue. Interessanterweise scheint den Jüngeren Treue wichtiger zu sein als Älteren.

» Anjwin » Beiträge: 360 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge



soulofsorrow hat geschrieben:Ich habe Seitensprünge in meinem Umfeld miterlebt und meiner Meinung nach ist es einfach total ekelerregend und abstoßend.
Ketchup auf der weißen Hose ist ekelerregend und abstoßend, meinetwegen auch Fernsehsendungen, in denen platzende Känguruhoden ausgelutscht werden, aber Seitensprünge sind leider nun mal äußerst menschlich. Sie gehören unausrottbar zu uns. So wie die Liebe zu uns gehört, tut es eben auch die Untreue.

soulofsorrow hat geschrieben:Wer seinen Partner fremd geht, der betrügt, belügt und missbraucht sein Vertrauen auf eine unverschämte und unbeschreibliche Art.

Nicht zwingend "unverschämt" und "unbeschreiblich". Es gibt auch Menschen, die machen das auf die elegante, unauffällige Art. Nur wer das offen auslebt und dann womöglich noch damit Hausieren geht, der ist in der Tat unverfroren.

soulofsorrow hat geschrieben:Merkwürdigerweise gibt es einige Leute, die treu sind und denen nichts fehlt.

Aber deswegen ist doch Fremdgehen nicht automatisch merkwürdig, ekelig, unverschämt und unbeschreiblich. Es ist in den meisten Fällen wohl eher die Folge einer Bindung, bei der eben irgendwas nicht in Ordnung ist, um es mal etwas weiter zu fassen.

soulofsorrow hat geschrieben:Es gibt keinen Grund der das Fremdgehen rechtfertigt,

Das gilt vielleicht in einer schwarz-weißen Wunderwelt, aber nicht in diesem Universum. Man muss es nicht gut finden, aber es ist nun mal da. Jeder, der das tut, wird eben doch einen Grund für sich sehen und sei es nur der in der Tat etwas dämliche Grund, dass die Gelegenheit günstig war.

soulofsorrow hat geschrieben: mich widert es an, dass es sogar spezielle Webseiten gibt für Fremdgänger. Wieso wird dieses Verhalten noch gefördert?

Weil man damit Geld verdienen kann. Weil dort nicht alles echt ist, was echt erscheint.

soulofsorrow hat geschrieben: Wer einmal mein Vertrauen missbraucht, der kann es nicht mehr zurückgewinnen.

So eine Ansicht nennt man dann wohl orthodox. Damit hast du aber den Charme eines Inquisitors. Ich finde ja, zu einer guten Partnerschaft und Liebe, gehört nicht nur das Vertrauen, sondern zwingend auch Güte und das Verzeihen. Menschen machen Fehler. Was ist Vertrauen, dass nur die Wahl zwischen Leben und Tod bedeutet anderes als Zwang? Darauf mag ich keine Partnerschaft aufbauen.

Es ist sicher schwierig, wieder Vertrauen in einen Menschen zu haben, der dieses Vertrauen mal missbraucht hat. Aber das Leben zeigt, dass das möglich ist. Zum Fremdgehen gehören immer zwei Personen und immer liegt auch ein bisschen Mitschuld beim Betrogenen. Manchmal ist auch einfach nur die vermeintlich richtige Wahl des Partners falsch, was sich erst nach Jahren herausstellt. Oder es gibt Phasen in einer Partnerschaft, wo man nicht mehr miteinander kommuniziert und die Liebe ein wenig verfliegt. Deshalb sollte man sich ja auch immer um die Beziehung kümmern. Aber das gelingt eben nicht immer. Wir sind nicht perfekt, es gibt nicht immer "Ja" und "Nein".

Hast du nie Mist im Leben gebaut? Wer von uns, der über 40 ist, war noch nie untreu? Ich behaupte, die wenigsten. Untreue kann sogar Partnerschaften erhalten. Ich denke da z. B. an Männer, die sich bei Prostituierten das meinen holen zu müssen, was sie zu Hause nicht bekommen, aber zu Hause ansonsten ihre Frau durchaus lieben. Bizarr, aber warum soll das nicht möglich sein? Wie handhaben Frauen das eigentlich? Irgendwie anders, aber sie tun es auch.

Ich persönlich habe in meinem Umfeld nicht den Eindruck, dass es da eine Zunahme an Treue gäbe oder dass Leute diese Untreue mit mehr Offenheit ausleben würden. Aber natürlich sieht jeder im Schwerpunkt sein Umfeld und seine Generation und da mag man den Blick für nachfolgende Generationen etwas verlieren. Wenn ich mir alleine vorstelle, wie die "Generation Porno" heute aufwächst, dann hat das sicher auch Folgen in Hinsicht auf den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Und wegen der political correctness, bei einigen auch in Hinsicht auf den Umgang mit dem eigenen Geschlecht.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich bin vom Fremdgehen nach wie vor nicht begeistert, aber ich kenne auch viele, die sich daraus nichts mehr machen und die eben nun einfach fremd gehen und das auch über einen längeren Zeitraum, so dass man eben schon von einer Affäre sprechen kann. Für mich impliziert eine Affäre aber nicht unbedingt, dass man eben einen Partner hintergeht. Eigentlich würde ich als Affäre eher die dauerhafte Sexualbeziehung zwischen zwei Menschen bezeichnen, die keine Beziehung führen, aber das muss wohl jeder für sich selber entscheiden. Ich denke aber, dass es heutzutage einfach so ist, dass mit der Sexualität offener umgegangen wird und deswegen kommt es auch häufiger zu Affären (zu mindestens nach meiner Definition).

Ich glaube aber nicht, dass man nun den absoluten Freibrief zum Fremdgehen hat. Das sollte man doch dann immer individuell in seiner Partnerschaft klären und sich eben dann auch an solche Absprachen halten. Wenn man absolute Treue vereinbart, dann ist das wohl kaum ein Freibrief, auch wenn sich manche nicht daran halten. Wenn die Partner das dann mit sich machen lassen, dann sind sie selber Schuld, wenn es eben mehrmals passiert und man immer wieder verzeiht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin der Ansicht derjenigen hier, die bereits sagten, dass sie meinen, dass es Affären und Seitensprünge schon immer gab und auch nicht unbedingt weniger als heutzutage, aber eben mittlerweile häufiger darüber geredet wird, was sicherlich auch wiederum an der Tatsache liegt, dass wir mehrere Kommunikationskanäle zur Verfügung haben, um darüber zu reden. Nicht zuletzt sprechen wir nun auch hier darüber und es könnte theoretisch jederzeit passieren, dass sich jemand zu Wort meldet, der einen Seitensprung, den er selbst begangen hat, einfach mal so offenbart. Wir kennen uns ja hier nicht und derjenige braucht wohl kaum befürchten, dass wir von seinem Seitensprung demjenigen berichten, den das möglicherweise betrifft. Insofern glaube ich, dass einfach die Aussprache dieser Tatsache etwas ist, das sich geändert hat. Man sucht nach Austausch und Rechtfertigung, vielleicht auch nach einer Erklärung für das eigene Verhalten, wenn man seinen Partner betrogen hat, und dazu nutzt man nun mal nicht selten das Gespräch mit anderen Menschen, vielleicht sogar ganz absichtlich mit Fremden – oder mit ebenfalls Betroffenen, wie in einer Art Selbsthilfegruppe. Und spezielle Foren können da doch ganz gut geeignet sein, sie werden also für diesen Austausch auch entsprechend genutzt.

Das alles gab es aber eine lange Zeit überhaupt nicht, und sicherlich war außerdem das Fremdgehen auch deutlich verpönter als heutzutage, was aber nicht heißen soll, dass es aus diesem Grund weniger häufig vorgekommen ist. Vielleicht ist daran auch wirklich wiederum die Tatsache beteiligt, dass ältere Generationen noch deutlich religiöser waren als wir es heutzutage wohl generell sind und dass, wie Crispin schon erwähnt hat, die Religion hier auch ihre Rolle spielt. Was aus religiöser Sicht nicht erlaubt war, wurde eben eine Zeit lang auch nur sehr zögerlich zugegeben, aber das bedeutet nicht, dass es nicht stattgefunden hat.

Ich selbst kenne auch heute noch Menschen mit sehr hohen moralischen Werten, und mir sind auch nicht wenige Männer bekannt, die angeben, ihre Partnerinnen noch kein einziges Mal betrogen zu haben, was ich denjenigen auch wirklich glaube, zumal ich sie schon über Jahre in ihren Beziehungen und mit ihren Gedanken erlebt habe, denn unter Freunden tauscht man sich nun mal auch über solche Dinge aus, die eigentlich eher schlechte Seiten des eigenen Charakters offenbaren und mehr ins Licht des Interesses rücken. Dass diese Studie, die hier erwähnt wird, wiederum angibt, dass Frauen häufiger fremdgehen als Männer, überrascht mich ehrlich, denn ich hätte nun eher das Gegenteil vermutet. Jedenfalls kenne ich wiederum mehr Männer, die offener mit der Thematik umgehen als Frauen, und ich kenne von beiden Geschlechtern Menschen, die ihre Partner betrogen haben. Nun hätte ich eher vermutet, dass die Männer dabei in der Überzahl sind, aber offenbar reden sie nur einfach offener darüber.

Dass das Betrügen des Partners heutzutage zum guten Ton gehört, würde ich nun insgesamt betrachtet ebenfalls nicht sagen, denn ich kenne wiederum niemanden, der stolz darauf ist, seinen Partner hintergangen zu haben und übrigens auch keinen, der das für sich voll rechtfertigen kann. Es mag sein, dass es Menschen gibt, die recht offen darüber berichten können, dass sie das bereits getan haben, aber ich bemerke doch immer wieder, dass diejenigen versuchen, sich zu erklären, was immerhin deutlich macht, dass sie ein Unrechtsbewusstsein hierzu haben. Allein das sagt aber doch eben schon aus, dass bekannt ist, dass dieses Betrügen als unrecht angesehen wird, also wiederum nichts ist, das volle Akzeptanz von Seiten der Öffentlichkeit erfährt, also nichts ist, das man als alltäglich bezeichnen könnte.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es hat sich einiges geändert in den letzten Jahren, mit den letzten Generationen. Aus Monogamie ist Polygamie geworden, und manche Menschen wechseln ihre Partner wöchentlich, manche täglich, andere bleiben aber immer noch ein Leben lang mit der selben Person zusammen.

Es ist um einiges lockerer geworden, man verzeiht sich einiges mehr, es herrscht einfach nicht mehr die Ordnung, die es mal gab. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass man lange mit einem Menschen zusammen ist. Ich finde es erschreckend, aber ich würde nicht sagen, dass es normal ist, fremd zu gehen. Ich würde einen Seitensprung auch nicht verzeihen, da das Vertrauen zerstört wurde, genau so sieht das mein Partner. Und diese Einstellung sagt ja auch deutlich aus, dass Seitensprünge nicht zum guten Ton gehören, das wäre doch traurig. Das erinnert mich eher an den Sonnenkönig aus Frankreich mit seinen vielen Frauen oder andere Wohlhabende Menschen auf Erden, bei denen es normal ist, mehrere Frauen gleichzeitig zu haben.

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^