Gilt Komponist als Berufsbezeichnung?

vom 14.07.2012, 13:13 Uhr

Mein Cousin meinte neulich, dass er mal Komponist werden würde. Er ist 12 Jahre alt und hat auch schon einige Songs geschrieben, die er auf der Gitarre spielt. Nun hat sich bei uns in der Familie die Frage gestellt, ob Komponist überhaupt eine Berufsbezeichnung ist. Denn ein Komponist ist ja kein Lehrberuf in dem Sinne. Komponieren bringt man sich ja eher selber bei und lernt es nicht.

Als Sänger geht man auf eine Gesangsschule und als Schauspieler nimmt man Schauspielunterricht in einer Schauspielschule. Aber ein Komponist muss ja nur Talent haben und sein Können beweisen. Gilt denn der Beruf "Komponist" als eine Berufsbezeichnung in dem Sinne, obwohl man das nicht gelernt hat?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Als Berufsbezeichnung kann man im Grunde alles frei wählen. Gerade eben in den sogenannten 'freien' Berufen - seien es Heilberufe oder künstlerische Berufe sind auch der kreativen Benennung keine Grenzen gesetzt. Die Grenze setzt einem nur die Ausbildung - und wenn irgendetwas staatlich anerkannt ist wie ein Abschluss. Diesen Abschluss darf man dann auch in der Bezeichnung führen.

Wie eben Diplom-Schauspieler (wenn du ein Diplom an einer staatlichen oder staatlich anerkannten privatschule absolviert hast) - oder Diplom in Bildender Kunst oder auch Musik. Im Bereich Musik gibt es inzwischen sogar den Diplom-Popmusiker, worüber vor 20 Jahren noch herzlich gelacht werden würde. Diplom-Kirchenmusiker und E-Musiker waren da durchaus auch gang und gäbe. In den künstlerischen Berufen kann man zwar mit einem Abschluss tendentiell eher davon ausgehen, dass dieser Mensch sich weitaus tiefer mit der Materie auseinandergesetzt hat als jemand, der sich das autodidaktisch beigebracht hat, aber es ist nicht immer ein Qualitätsurteil. Und auch erst recht keine Erfolgsgarantie.

'Komposition' ist jedoch - in jedem Musikstudium egal ob Kirchenmusik, Popmusik, Jazz oder Klassik in der Regel ein Fach von mehreren. Wenn sich jemand in jungen Jahren schon klar ist, dass er Komposition studieren möchte, dann sollte man sich die verschiedenen Dozenten in diesem Fach an den Hochschulen je nach der bevorzugten Musikrichtung anschauen, nachrecherchieren über deren Person und Vita und wie wiele Semesterwochenstunden der Komposition dort jeweils Rechnung getragen wird und dann danach entscheiden sich dort zu bewerben.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


MissMarple hat geschrieben:Denn ein Komponist ist ja kein Lehrberuf in dem Sinne. Komponieren bringt man sich ja eher selber bei und lernt es nicht. [...]
Aber ein Komponist muss ja nur Talent haben und sein Können beweisen. Gilt denn der Beruf "Komponist" als eine Berufsbezeichnung in dem Sinne, obwohl man das nicht gelernt hat?


Das wovon du da redest ist vermutlich eher sowas in Richtung ''Songwriter'' und kein richtiger Komponist, ich denke, dass es an Universitäten, an denen man populäre Musik studieren kann, sicherlich auch ein Fach in dieser Richtung gibt. Ansonsten aber gibt es selbstverständlich den Beruf Komponist, was glaubst du denn wer die ganze Musik für Filme schreibt und wer die Konzerte für die Philharmonie komponiert, wenn es sich nicht gerade um klassische Stücke handelt? Hier hast du beispielsweise einen Link der Musikhochschule Köln: Klick, wo auch aufgeführt ist, welche Studiengänge es gibt und wie du siehst, kann man hier auch Komposition studieren.

Selbstlernen kann man hier eigentlich nur simple Sachen, die vielleicht für einen Radiosong reichen, möchte man aufwendigere Konzerte komponieren, braucht es da deutlich mehr. Ich selbst kenne einen Musikprofessoren, der ab und an ein bisschen von seinem Studium erzählt, zudem auf jeden Fall Melodiediktate dazu gehört haben (es wird eine Melodie vorgespielt die der Student dann nachspielen muss um zu zeigen, dass er ein absolutes Gehör besitzt, ohne das Komposition nur schwer möglich ist), außerdem werden beispielsweise Fugen komponiert, man muss mit den klassischen Instrumenten vertraut werden, natürlich selbst auch mindestens ein harmonisches und meist noch ein Soloinstrument spielen. Für mich hört sich dein Cousin eher nach jemandem an der einfache Popmusik oder so spielen möchte, dafür braucht man sicherlich kein Studium, aber als Beruf wird man das auch eher nicht machen können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Weder um Musik zu studieren noch um zu komponieren braucht es ein absolutes Gehör. Jedoch ein gutes, trainiertes Gedächtnis und trainiertes Gehör. Welches man bis knapp bis zum 'absoluten Gehör' trainieren kann.

Der Unterschied zwischen 'mal ne Melodie' oder 'mal nen Song' auf dem Klavier oder der Gitarre zu schreiben - eben 'Songwriting' und mehrere Instrumente - sei es eine Jazz-Combo oder Bigband, ein Orchester oder frei gewählte Instrumente mit den einzeln komponierten Linien verschiedenster Natur zusammenzuführen (das nennt man dann auch noch 'arrangieren') ist eine Kunst für sich. Dazu braucht es außerdem ein sehr gut trainiertes Gefühl für Spannungsbögen, viel Hörerfahrung und auch Wissen um die verschiedensten musikhistorischen Einflüsse und Musikgeschichte. Ähnlich wie beim Gedichte schreiben gibt es dort verschiedene Tonfolgen und -regeln - die man zwar dann auch wieder brechen kann - aber um Anzufangen und Einzusteigen ist dieses Wissen unerlässlich, es sei denn man ist ein Naturtalent. Die sind selten. Aber sie gibt es.

Wenn nun der Junge meint Talent zu haben, prima! Dann sollte das gefördert werden. Je früher je besser.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sicherlich kann das eine Berufsbezeichnung sein. Es hängt aber wohl davon ab, ob man damit auch Geld verdient. Wenn die Nachfrage nach einem groß ist und man damit sein Geld verdienen kann, dann ist man eben Komponist. Ein Songwriter ist jemand, der Songs schreibt, ein Komponist komponiert - was ja schon der Name sagt. Man kann beides zusammen machen und auch jeweils einzeln. Nicht jeder Songwriter komponiert auch und oftmals arbeitet man da ja zusammen. Kann jemand beides, ist es natürlich optimal.

Wenn nun jemand Komponist ist, der kein Geld damit verdient ist es fraglich, ob er dann wirklich diesem Beruf nachgeht. Komponist ist ja, wenn ich mich nicht vollständig irre, auch kein Beruf, den man so erlernen kann. Dann hat man meistens Musik studiert oder etwas in der Richtung und wurde dann, aufgrund seiner Fähigkeit, Komponist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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