Faschingsfeier absagen aus Rücksicht auf Hartz 4 Familien?
Ich persönlich weiß nicht, ob ich es als übertrieben an, wenn ein Kindergarten sich Gedanken darüber macht, ob man eine Faschingsfeier absagen soll oder nicht. Auch dass man sich nun im Sommer Gedanken darüber macht, zeugt doch nur davon, dass der Kindergarten die Eltern möglichst frühzeitig darüber informieren möchte.
Dass man leicht und schnell ein kostengünstiges Kostüm herstellen kann, steht außer Frage, aber es gibt auch Menschen, die absolut kein Talent hierfür haben und nicht einmal einen Knopf annähen können. Außerdem sind bei ärmeren Familien Kleidungsstücke kostbar und werden nicht einfach verschandelt oder irgendwelchen Kostümexperimenten zugeführt. Auch das aufgeführte Argument, dass irgendwo immer ein Faschingskostüm zu finden wäre, muss ich ausschalten. Ich schaue mir zum Beispiel meinen Kleiderschrank an und finde nichts woraus man ein Kostüm machen könnte.
Es ist natürlich schade, dass die Feier ausfallen könnte, aber wenn es je nachdem nicht wirklich anders geht, dann ist es halt so. Aber hat heutzutage nicht jeder Kindergarten eine Kostümkiste? Also ich jedenfalls kenne es so. Könnte man den ärmer gestellten Kindern nicht aus diesem Fundus ein Kostüm zur Verfügung stellen? Das würde zumindest die Absage aus der Welt schaffen.
Ich habe es jedoch auch schon oft erlebt, dass die Eltern die Kinder zu Fasching nur schminken und ihnen zum Beispiel schwarze Kleidung anziehen. Das wäre doch so gesehen auch eine Option. Dass es immer Kinder gibt, die sich unwohl fühlen, weil zum Beispiel ein Freund mit seinem tollen Kostüm ankommt, das kann durchaus vorkommen, aber diese Situation bestand irgendwie schon immer und es waren nicht immer die schlechter gestellten Kinder, die hier traurig waren.
Wenn ich überlege wieviel Geld ich allein beim letzten Fasching in die Kostüme meiner Kinder gesteckt habe, wundert es mich ehrlich gesagt nicht, dass manch einer lieber auf die "närrische Zeit" und die damit verbundene Kostümierung verzichten möchte. Allerdings ist ja auch keiner verpflichtet viel Geld zu investieren, gerade Kinderkostüme bekommt man doch schon für 5 Euro bei Aldi und Lidl. Und ganz ehrlich? Die tun es auch, man muss eben zur Not nur früh aufstehen und schnell sein.
Im Grunde genommen verstehe ich es schon, dass nicht jede Hartz4 Familie sich ein solches Spektakel leisten kann (oder will). Aber bitte wo ist denn da der Kindergarten? In unserer Einrichtung werden gerade die finanziell schwächeren Familien wirklich massiv unterstützt, da werden dann auch gerne mal Beträge für Ausflüge etc seitens des Kindergartens übernommen. Die meisten Einrichtungen haben doch auch Kostümkisten, warum gibt man denn den Kindern nicht einfach etwas aus diesem Fundus oder bastelt gemeinsam mit ihnen? Um sie nicht bewusst auszugrenzen könnte man doch auch gemeinsam mit den Kindern ein Thema erarbeiten und mit allen basteln? Dann hätte auch keines der anderen Kinder ein "wertvolleres" Kostüm und Spass macht sowas doch letztlich allen?
Für mich ist das eine Absage unter dem Deckmantel eines doch recht an den Haaren herbeigezogenen Grundes. Meist liegt es vielmehr daran, dass Erzieherinnen die Zeit fehlt solche Events zu planen und durchzuführen. Zur Zeit herrscht gerade in dieser Berufsgruppe ein ganz krasser Personalmangel, und Extrafeiern dürfen seit längerem nicht mehr als Stunden angerechnet werden. Und ganz ehrlich? Bei all dem Verwaltungskram der nebenbei anfällt, all den Überstunden, den fehlenden Pausen und der Mehrarbeit wundert es mich langsam nicht mehr, wenn immer mehr Festlichkeiten gestrichen werden. Es ist dennoch leichter sich dann hinter Ausreden zu verstecken. Klingt ja auch viel besser.
Ich finde das eigentlich sehr zuvorkommend, wenn ich ehrlich bin, weil ich es in der Schule sehr oft erlebt habe, dass auf Kinder aus Hartz IV Familien und andere Sozialempfänger eigentlich keine Rücksicht genommen wurde. Natürlich ist Schule nun ein bisschen was anderes, als Kindergarten, aber im Prinzip kann man das auf finanzieller Basis durchaus vergleichen. Bei uns in der Schule sind beispielsweise in der Unterstufe häufiger mal unterschiedliche Unternehmungen vorgenommen worden, allerdings waren das keine Unternehmungen, die man zwangsläufig als verpflichtend bezeichnen könnte. Zum Ende eines Schuljahres hin, als eben nicht mehr großartig unterrichtet wurde, waren die Schüler eben häufiger schon mal dafür, dass man dann etwas unternahm, wir gingen dann mit einigen Lehrern ins Kino, in einen Freizeitpark, ins Theater oder unternahmen auch schon mal einen Grillabend.
Wenn das einmal passiert, dann ist das sicherlich in Ordnung, aber gegen Ende des Schuljahres wurden dann meistens zwei bis drei solcher Unternehmungen gemacht, weil die Lehrer eben durchaus auch mal was mit den Schülern machen wollten und sich dann darauf einigten. Wenn man nun bedenkt, dass man dann innerhalb eines Monats Kinobesuche, Theater und einen Freizeitpark zu zahlen hat, dann ist es ja eigentlich klar, dass dann Empfänger von Sozialbeträgen Probleme damit haben. Ich selbst hatte in einem Kurs eine sehr gute Freundin, deren Mutter Hartz IV Empfängerin war und die dann zu solchen Gelegenheiten immer Probleme hatte. Von der Schule werden solche Unternehmungen dann natürlich nicht bezahlt und sie hat dann das eine oder andere Mal einfach gefehlt, weil sie sich diese Sachen einfach nicht leisten konnte.
Im Kindergarten finde ich das an sich auch sehr wichtig, denn auch dort kann es wegen solcher Vorfälle sehr schnell zur Ausgrenzung bestimmter Kinder kommen und das muss nicht sein. Ich denke, dass der Kindergarten sich nicht einfach so dazu entschieden hat, Fasching abzuschaffen, sondern es eben sicherlich schon Fälle gab, wo diese Kinder eben ohne Kostüm aufgetaucht sind und dass ist sicherlich weniger spaßig. Daher finde ich es eigentlich sehr zuvorkommend von Seiten des Kindergartens, dass dort etwas unternommen wurde, weil es ja eben auch genauso gut so hätte enden könnten, dass der Kindergarten sich nicht weiter um die Kinder gekümmert hätte und das ist sicherlich traurig.
Wenn man zum normalen Mittelstand gehört, dann ist das für einen sicherlich schwer nachzuvollziehen, dass es Leute gibt, die sich so scheinbar simple Dinge wie ein Faschingskostüm nicht leisten können, aber wenn man Hartz IV oder andere Gelder bekommt und nicht selbst verdient, dann kann das ganz schnell zum Problem werden und solche Familien können sich derartige Kostüme teilweise eben sicherlich nicht leisten und auch das Leihen ist nicht so ohne, wenn beispielsweise mehrere Kinder da sind, die eines benötigen oder wenn länger Fahrtstrecken in Kauf genommen werden müssen, um eine solche Möglichkeit in Anspruch zunehmen. Ich finde es daher eigentlich schön, dass deswegen dann auch Fasching verzichtet wird.
Bei uns in der Gegend ist Fasching eigentlich eh nicht so gefeiert, auch an vielen Kindergärten wird das nicht immer gefeiert, dass kommt auf den Kindergarten an. Ich denke, dass man an sich auf Fasching auch gut verzichten kann, dass ist nichts, was sein muss und deswegen ist es meiner Ansicht nach auch voll in Ordnung, wenn ein Kindergarten sich bewusst dagegen entscheidet. Eine Alternative wäre natürlich, dass man Eltern fragt, ob sie bereit wären ältere Kostüme, die ihren Kindern nicht mehr passen zu spenden, aber erwarten kann man das nicht und sofern nicht genug Kostüme bereit stehen, sollte man eben erstmal auf Fasching verzichten, damit keine Kinder aus der Gruppe ausgeschieden werden.
Cid hat geschrieben:Wie kommt man im Kindergarten zu dieser Jahreszeit – Mitte Juli – überhaupt darauf, eine Feier, die frühestens am 11. November stattfinden würde, jetzt schon mit solch fadenscheinigen Begründungen abzusagen.
Bei uns ist die Planung für das kommende Kindergartenjahr schon in vollem Gange und erste Termine stehen schon. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch andere Einrichtungen zumindest schon einmal grob planen und dabei eben auch entscheiden ob so eine Feier statt findet oder eben nicht. Das ist sicher nicht mal so aus der Luft gegriffen.
Die Begründung aber, die Feier mit Rücksicht auf Hartz-4-Haushalte abzusagen, finde ich ja total unlogisch. Wir sind zum Glück nur kurze Zeit einmal auf Wohngeld angewiesen gewesen. Trotzdem ich danach auch wieder recht gut verdient habe, haben meine Kinder jeweils nur einmal ein gekauftes Kostüm getragen, sonst haben wir die Kostüme immer allein zusammengestellt, da sie gern etwas tragen wollten, womit nicht jedes zweite Kind herum läuft. Meist waren das alte Kleidungsstücke, im letzten Jahr habe ich im Second-Hand-Shop für 10 Euro gebrauchte Kleidung gekauft und diese dann umgestaltet. Wir hätten aber auch in diversen Märkten für unter 10 Euro ein komplettes Kostüm bekommen können. Und ich kenne keine Familie, die das Geld nicht irgendwie für die Kinder übrig hat, erst recht, wenn man die Möglichkeit hat, das Geld über einen längeren Zeitraum anzusparen.
Ansonsten bliebe aber immer noch eine Motto-Party mit Dingen, die jeder zu Hause hat. So war in einem Jahr bei uns das Motto Schlafanzug-Party. Einen Schlafanzug oder ein Nachthemd hat wohl jedes Kind zu Hause und zumindest bei uns waren die Stücke nach der Party minimal schmutzig und konnten dann also gut weiter verwendet werden. Ein anderes Mal waren es Feen und Gespenster mit alten Gardinen und Bettlaken, von denen es genug im Kindergarten gab.
Weiterhin kenne ich es sowohl aus Kindergarten und auch Grundschule so, dass mit dem Sammeln von Altpapier und Altkleidern sowie verschiedenen anderen Aktionen Geld in die Klassen- oder Gruppenkasse sowie der Kindergarten oder Schulkasse kam. Davon werden dann immer bestimmte Dinge bezahlt, die alle Kinder betreffen, so dass auch da kein Kind zusehen muss.
Daher denke ich, dass diese Begründung einfach nur eine dämliche Ausrede ist, die die Kluft zwischen denen die Leistungen zur Grundsicherung beziehen, und denen die das nicht müssen vergrößern wird. Sicher gibt es bestimmte Unternehmungen, bei denen die finanziellen Möglichkeiten eine Rolle spielen, das ist aber ganz sicher nicht beim Kindergartenfasching der Fall.
Das ist für mich unvorstellbar, da man Kostüme mit Links selbst machen kann und selbst in Supermärkten werden sie in Kindergrößen oftmals für einen Apfel und ein Ei angeboten. Selbst für mich habe ich dieses Jahr bei Aldi ein Piratenkostüm für gerade mal 5 Euro erstanden. So etwas reicht völlig aus. Zumal bekommen die Eltern für die lieben Kleinen Kindergeld und da dürfte auf jeden Fall ein billiges Kostüm drin sein. Gerade den Kindern macht Fasching meistens sehr viel Spaß. Bei meiner Mutti im Kindergarten sind sie auch immer ganz begeistert, wenn es ums Topf-schlagen oder den Rucki-Zucki-Tanz geht. Und wie schon gesagt, kann man ein Kostüm notfalls auch selbst machen. Dazu reichen schon ein paar Stoffreste. Ich habe mir mal vor zwei Jahren aus kaputten Schirmen ein ganzes Schirmkleid genäht, was sich einfach nur der "Rettungsschirm" nannte.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das dann auch der einzige Grund für diese Absage sein sollte, denn Kostüme kann man auch ausleihen oder sie selber günstig machen. Ich würde es eher schade finden, wenn man die Faschingsfeier absagt, denn die Kinder haben sich doch sicherlich darauf gefreut und erfahren vielleicht von anderen Kindern aus anderen Kindergärten, wie toll dann ihre Faschingsfeier gewesen ist. Es muss ja nichts Teures oder Ausgefallenes sein, aber wegen der Kostüme, die sich einige Eltern nicht leisten können, die ganze Faschingsfeier abzusagen finde ich wirklich schade.
Es gibt auch für Hartz IV Familien immer Möglichkeiten, die Kinder an einer Faschingsfeier teilhaben zu lassen. Ich selber lebe trotz Arbeit unter dem Existenzminimum und ermögliche meiner Tochter dasselbe, wie andere Kinder haben. Dafür muss ich mich mehr ins Zeug legen wie Familien, denen es finanziell besser geht, ich mache es aber gerne, weil ich meine Tochter liebe. Deshalb finde ich es eine fadenscheinige Ausrede, wegen zwei Kindern eine Faschingsfeier abzusagen. Eher kommt es mir so vor, als ob die Pädagoginnen, die dort arbeiten, den Aufwand, eine Faschingsfeier zu betreiben, scheuen und deshalb die Hartz IV Kinder als Ausrede nehmen, um vor den Eltern gut da zu stehen.
Kostüme können entweder ausgeliehen, selber gebastelt oder genäht werden, oder im Second Hand Shop gekauft werden. Wenn es kein einheitliches Kostüm sein soll, wird die Sache sogar noch einfacher, denn dann kann das angezogen werden, was eben gerade da ist.
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