Existenzangst - Angst vorm Geldausgeben!
Ich habe ein Problem, mit dem ich momentan einfach nicht umzugehen weiß. Ich habe Angst vorm Geld ausgeben. Ich glaube, dass hat sich über einige Jahre schon entwickelt und jetzt ist es wirklich schlimm geworden. Als ich vor fast zehn Jahren meine Ausbildung beendete war noch alles gut. Während der Ausbildung wurde ich von meinen Eltern unterstützt und hatte nie Geldprobleme.
Nach der Ausbildung musste ich dann ca. 650 km wegziehen, weil ich dort nach der Ausbildung einen Job gefunden habe. Ich glaube, da fing es an. Ich habe nicht sehr viel verdient und musste mit einmal alles alleine bezahlen, da meine Eltern mich nicht mehr unterstützt haben. Mein Gehalt war nicht sonderlich hoch und die Wohnungen dort sehr teuer. Ich war auf einmal total überfordert mit meinen Finanzen und bin jeden Monat mehr ins Minus gekommen, bis mein Dispo fast ausgereizt war. Dann kam noch eine Arztrechnung dazu und schon ging gar nichts mehr. Ich lebte manchmal von 1,00 EUR am Tag und hatte ziemliche Existenzängste. Ja, und so kam es, dass ich mich auch eine zeit lang prostituiert habe.
Egal, das ist jetzt schon 6 Jahre her, aber diese Existenzangst habe ich noch immer. Mittlerweile hatte und habe ich gut bezahlte Jobs und habe auch einen größeren Betrag (für meine Verhältnisse) angespart und es könnte alles gut sein. Auch bin ich seit 2 Jahren verheiratet und mein Partner verdient gut. Trotzdem ist es so, dass ich Probleme habe mit dem Geld ausgeben. Ich spare nicht an Lebensmitteln und Geld für den Urlaub, aber wenn ich in der Stadt bin und mir Klamotten bzw. mal ein Buch kaufen möchte, geht es los. Ich probiere Sachen an, finde die tolle, lege sie aber trotzdem wieder zurück, weil ich meine, ich könnte es mir nicht leisten.
Ich muss mindestens die Hälfte meines Einkommens jeden Monat auf mein Tagesgeldkonto überweisen, sonst fühle ich mich nicht wohl. Das hört sich bestimmt total krank an. Habt Ihr eine Idee, wie ich das Problem in den Griff kriegen kann? Ich habe so sehr Angst, dass ich irgendwann wieder arm bin.
Das klingt schon recht krass und du solltest dir deswegen wohl professionelle Hilfe suchen. Denn allein wirst du diese Ängste nicht abbauen können. Wobei es nicht so ungewöhnlich ist, dass man sich Dinge anschaut und diese trotz Gefallens dann nicht kauft. So geht es mir auch sehr oft. Nur dass ich eben keine Angst vor Armut habe, sondern einfach nicht kaufe, weil ich der Meinung bin, dass ich es nicht wirklich benötige.
Nun weiß ich ja nicht, wie hoch dein Verdienst ist. Aber es ist schon bedenklich, wenn es quasi ein Zwang ist, die Hälfte davon auf die hohe Kante zu legen. Weiß eigentlich dein Mann von deinem Problem mit dem Geld? Wenn ja, was sagt er denn dazu oder verheimlichst du ihm deine Ängste?
Zunächst mal stimme ich Punktedieb zu, dass du dir vielleicht auf psychologischer Ebene professionelle Hilfe suchen solltest, weil deine Angst ja eben existenziell und nicht nur finanziell ist. Zum Vergleich: Ich mache mir zwar auch manchmal Sorgen, dass mir vielleicht mal das Geld sehr knapp wird, aber eben auch nur das - bei mir überträgt sich das nicht automatisch auf eine Angst vor totaler Hilflosigkeit und Auslöschung.
So als Laie würde ich dir empfehlen, vielleicht einen genauen Finanzplan aufzustellen, in dem du detailliert darauf eingehst, wie viel Geld du ausgeben musst - also zum Beispiel für Miete, Lebensmittel, Versicherung -, wie viel du gerne "für schlechte Tage" zur Seite legen möchtest, wie viel du gerne für etwas bestimmtes sparen möchtest - zum Beispiel eine Urlaubsreise, ein neues Fahrrad oder einen Töpferkurs. Zusätzlich solltest du dir einen Mindestbetrag "zur Verschwendung" festlegen. Das klingt vielleicht merkwürdig, ich denke aber wirklich, dass du lernen kannst, mit deinem Geld etwas lockerer umzugehen. Überlege dir, dass du pro Woche fünf Euro - das ist nur ein Beispiel, ich weiß ja nicht, wie viel dir real zur Verfügung steht - für ungeplante Vergnügung ausgibst. Wenn du es schaffst, dich daran zu halten, belohne dich selbst mit kostenlosen Dingen wie einem langen Spaziergang, einem ausgiebigen Mittagsschlaf oder einem netten Gespräch mit einer Freundin.
Danke, Punktedieb und Chanalle, für Eure Antworten. Das freut mich sehr, dass Ihr mir so viele Tipps gegeben habt. Momentan ist es so, dass ich ca. 1.000,00 EUR monatlich zur Seite lege und das soll einfach aufhören. Ich habe mir schon eine Aufstellung gemacht, in der alle Beträge stehen, die ich jeden Monat ausgeben muss. Es bleiben also noch die besagten 1.000,00 EUR zum ausgeben bzw. sparen.
Ich habe mir soeben vorgenommen, dass ich jetzt am Wochenende einfach mal 100,00 EUR ausgebe und schaue wie es mir danach geht. Hoffentlich kriege ich das hin. Mein Mann weiß von meinem Problem, er kann nachvollziehen, dass ich das mache, weil ich schon echt schlimme Zeiten hatte. Helfen kann er mir aber auch nicht. Ich werde mal schauen, an welchen Psychologen ich mich wenden kann und werde wohl wirklich mal psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Obwohl es ein sehr komisches Gefühl ist. Ich habe Angst, dass ich dafür ausgelacht werde.
Dir jetzt vorzunehmen einfach mal 100 Euro auf den Kopf zu hauen ist vielleicht nicht der optimale Weg. Eher würde ich mir überlegen, was monatlich eben an Geld unbedingt benötigt wird. Im Fall der Fälle, also beide Job verlieren oder eben längere Arbeitsunfähigkeit würde ich einen Zeitraum von drei Monaten kalkulieren, bis Geld von den Ämtern oder Kassen fließt.
Diesen monatlichen Mindestbetrag eben mal die drei Monate und das Geld muss eben definitiv auf der hohen Kante liegen. Dazu vielleicht noch mal einen Betrag X, für eventuelle Defekte bei notwendigen Dingen, die dann dringend neu angeschafft werden müssen.
Ansonsten würde ich halt einen Betrag in der Geldbörse dabei haben, wo ich mir sage, wenn das ausgegeben wird ist es in Ordnung und bringt mich nicht an der Rand des Ruins. Das Geld muss ja nicht gezielt unters Volk gebracht werden. Aber du musst eben auch keine Angst um deine Existenz haben, wenn du dir davon etwas gönnst.
Ich würde es mal ein Luxusproblem nennen. Andere wären froh, wenn sie das, was du im Monat zurücklegst, nur verdienen würden. Schlimmer wäre wohl, wenn du mehr ausgeben würdest, als du dir leisten kannst. Insofern ist das doch schon mal ein relativ beruhigendes Problem, das man locker und völlig überlegt angehen kann, denn das Problem hat ja im Grunde keine negativen, existenziellen Folgen - im Gegenteil.
Ich selber mag auch nicht gerne Geld ausgeben, aber das ist eher eine Mischung aus Geiz und der Einsicht, bestimmte Dinge nun mal nicht zum Leben zu benötigen. Und auch Existenzangst habe ich schon hin und wieder im Leben gehabt. Aber mit Geiz oder Einsicht hat das bei dir nun mal nichts zu tun. Bei dir hört sich das nach einer tief sitzenden Angst aus, die ihre Ursachen in deiner Vergangenheit haben wird. Du hast dies Zeiten ja auch selber schon erwähnt. Insofern würde auch ich sagen, aus der Nummer kommst du alleine nicht raus. Das ist aber nun nichts, wofür man sich schämen müsste, Was meinst du wie viele Leute ernsthafte Probleme mit irgendetwas haben. Die Realität ist viel realer, als sie scheint. Wieso gibt es wohl Therapeuten? Eben weil es auch einen Bedarf dafür gibt. Insofern ist auch so ein Problem, das man nicht selber aus der Welt bekommt, normal. Und du kannst dir sogar, soweit nicht sogar deine Krankenkasse hier mitspielen kann, den Therapeuten leisten. Ist doch alles in Butter.
Informiere dich mal bei deiner Krankenkasse, wie es sich finanziell bei ihnen mit der Behandlung von Angstneurosen verhält? Gehe zum Arzt deines Vertrauens, schildere ihm dein Problem und bitte ihn um Informationen. Da wird man dich garantiert nicht auslachen oder schräg angucken. Da geht am Tag viel mehr Elend ein und aus. Früher gab es auch Telefonnummern, ich sage jetzt mal Seelsorge, die einen anonym beraten und weitervermitteln. Keine Ahnung, ob es das noch gibt. Viel Kraft und viel Erfolg!
Danke nochmal, Richtlinie2 und Punktedieb. Ja, ich weiß, es ist wirklich ein Luxusproblem. Es ist halt wirklich komisch. Auf der einen Seite habe ich, wie oben schon geschrieben, kein Problem damit Geld auszugeben, um in den Urlaub zu fahren und Lebensmittel zu kaufen. Ich habe vorhin erst wieder Urlaub in Thailand gebucht und meinen Wochenendeinkauf bei Alnatura gemacht, der ja nicht billig ist. Und dann gabs wieder die Situation, dass ich im Buchladen stehe und überlege, ob ich die 10,00 EUR jetzt wirklich für das Buch ausgeben kann.
Ich weiß, andere lachen sich über mein Problem kaputt, aber es ist schon schlimm für mich. Diese Gedanken, irgendwann mal wieder in die Situation zu kommen, in der ich nichts habe, machen mir halt echt zu schaffen. Ich kriege da teilweise wirklich Panik. Momentan habe ich so viel zurückgelegt, dass ich mir für die nächsten zwei Jahre keine Sorgen machen müsste, sollte ich heute meinen Job verlieren, aber das soll sich jetzt nicht so anhören, als würde ich damit prahlen. Mit Sicherheit nicht.
Ich spreche auch oft mit meinem Mann darüber, er sagt aber, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Gleich Montag rufe ich bei einem Psychologen an. Oder ich gehe erstmal zum Hausarzt und frage was ich machen soll. Danke nochmal, für Eure lieben Worte!
Ich finde nicht, dass sich das krank anhört. Ich finde das sogar sehr vernünftig. Es kann leicht irgendetwas passieren, zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder Scheidung. Dann ist es gut, ein kleines Polster zu haben. Ich war nach meiner Scheidung tief im Dispokredit. Wenn man einmal erfahren hat, wie schwer es ist, da wieder herauszukommen, wird man automatisch vorsichtiger mit dem Geld ausgeben. Ich würde an diesem Verhalten gar nichts ändern, außer wenn du anfängst, trotz vorhandenen Geldes nur noch in Lumpen herumzulaufen und dich von Wasser und trockenem Brot zu ernähren.
Für mich hört sich dein Verhalten nicht so an, als wäre es behandlungsbdürftig, außer wenn du sehr leidest. Wenn du wirklich so viel angespart hast, dass du die nächsten zwei Jahre davon leben könntest, könntest du dir doch vielleicht überlegen, ob du nicht eine kleine Eigentumswohnung kaufst (aber nur, wenn du sie ganz bezahlen kannst) und vermietest. Du hättest dann im Notfall eine Wohnung, die dir gehört und in die du im Alter einziehen kannst. Das ist eins sehr beruhigendes Gefühl.
Danke, Anlupa, auch für Deine Sichtweise und Deine lieben Worte. Da Du ja selber schon einmal in der "Not" warst, weißt Du ja auch wie es sein kann, wenn kaum Geld da ist. Ich habe mir tatsächlich schon mehrfach überlegt, wie es wäre, wenn ich eine vermietete Eigentumswohnung hätte. Dann hätte ich, sofern der Mieter dann auch zahlt, eine sichere Einnahme jeden Monat. Aber, obwohl ich jetzt einen ganz schönen Betrag angespart habe, reicht es noch lange nicht, eine Wohnung davon zu kaufen. Hier im Rhein-Main-Gebiet explodieren die Wohnungspreise derzeit.
Einen Kredit dafür möchte ich dann auch nicht aufnehmen. Ich habe noch einen Studienkredit abzuzahlen, aber ich bin heilfroh, wenn dieser im Januar getilgt ist. Das war so ein Kredit, denn man nicht vorzeitig tilgen kann, sonst hätte ich das schon längst getan. Nein, in Lumpen laufe ich zum Glück nicht rum. Soweit geht es bei mir dann doch nicht. Ich achte schon drauf, dass ich gut angezogen bin. Die Zeit, als es mir so schlecht ging und die Sachen die ich ja da erleben musste, hat sich einfach tief ins Gedächtnis gebrannt. Ich bin einfach vorsichtig geworden Geld auszugeben und denke halt dreimal darüber nach, ob ich mir bestimmte Sachen leiste oder nicht. Es gibt Tage, da leide ich schlimmer darunter als an anderen. Ach ja, so hat wohl jeder etwas, mit dem er umzugehen lernen muss.
Für mich hört es sich nach allem, was Du aus Deiner Vergangenheit berichtest, so an als hättest Du diesen Teil Deines Lebens nicht wirklich verarbeiten können. Ich denke, ich würde an Deiner Stelle, wenn ich das Gefühl hätte, dass es sich bei dieser Existenzangst um eine wirkliche Angst handelt, die mich einschränkt und mir zu schaffen macht, mal über eine Therapie nachdenken, in der ich diese vergangene Zeit aufarbeiten kann. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass solche Gesprächstherapien ganz gut helfen können, wenngleich es sicherlich nicht einfach ist, einen geeigneten Therapeuten für sich zu finden. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass solche schwierigen Phasen im Leben sich schon recht nachhaltig auswirken können, und es scheint so als würde diese Zeit das nun auch bei Dir tun. Ob man das alleine in den Griff bekommen kann, weiß ich nicht, aber ich halte es auf jeden Fall für äußerst schwierig, zumal Du Dir dieses Problems als Tatsache bewusst bist und sicherlich auch schon versucht haben wirst, etwas daran zu verändern. Aber Du scheinst es nicht geschafft zu haben.
Scheinbar ist Dein Problem ja nun auch nicht, dass Du kein Geld ausgeben willst, weil Du meinst, dass Du sparen solltest oder weil Du der Meinung bist, dass bestimmte Dinge dieses Geld nicht wert seien. Vielmehr erwähnst Du die Angst vor dem erneuten Armwerden und sicherlich den damit verbundenen Konsequenzen. Also ist die Zeit, die Du durchgemacht hast, hier vermutlich vorliegend das eigentliche Problem, das Deine Angst auslöst und dieses Verhindern, dass Geld ausgegeben wird, also das, was Du momentan beklagst, scheint nur ein Ausdruck dieser eigentlichen Angst zu sein. Jedenfalls wirkt es auf mich wie eine Folgeerscheinung des eigentlichen Problems, der Angst.
Ich will hier sicherlich nicht einen auf Hobbytherapeut machen und diagnostizieren, aber ich finde es doch recht offensichtlich, dass Dein Problem die nicht oder nicht ausreichend erfolgte Verarbeitung dieser vergangenen Zeit ist, die Dich nun scheinbar auf diese Weise packt, die Dich nun stört. Das eigentliche Problem zu lösen, also die schwierige Zeit zu verarbeiten, wird vermutlich der beste Weg für Dich sein, und ich denke, dass das ohne Hilfe eines Fachmannes oder einer Fachfrau nicht wirklich möglich sein wird. Insofern würde ich es vermutlich mal mit einer Gesprächstherapie versuchen, denn ich denke, dass eine solche die größten Chancen bieten könnte, dass sich irgendwann wieder alles normalisiert, also auch Dein Umgang mit dem Geld ein solcher wird, der Dich nicht bedrückt, weil er Dir deutlich macht, dass er lediglich ein Symptom von etwas ist, das sich noch in Dir befindet und bisher ungelöst ist.
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