"Killerspiele" ein ernst zu nehmendes Thema?

vom 05.07.2012, 11:53 Uhr

Immer wieder nutzen die Medien Computerspieler als Sündenbock. Sie sind ungepflegt, aggressiv und gefährlich, wird in diversen Artikeln berichtet. Ich selbst spiele schon seit vielen Jahren Ego Shooter (oder auch besser bekannt als Killerspiele), gehe jeden Tag auf Arbeit, habe einen großen Freundeskreis, habe eine Freundin und würde mich selbst nicht als aggressiv oder leicht reizbar bezeichnen.

Ich finde es dumm, wie die Medien mit Falschaussagen dem Nicht-Spieler suggerieren, was Gamer für Leute seien und diese natürlich eine voreingenommene Haltung uns gegenüber haben. Viele wissenschaftliche Forschungen konnten nicht nachweisen, dass Computerspiele die Hemmschwelle zur Gewalt senken oder gar die Aggressivität steigern. Leider wird darüber im Fernseher nicht berichtet.

Wenn allerdings nach einem Amoklauf auf dem Computer eines Jugendlichen das meistgespielte Multiplayerspiel gefunden wird, ist natürlich das der Auslöser dieser Tat und nicht das soziale Umfeld. Beispielsweise die Mietschüler, die gemobbt und gehänselt haben oder die Lehrer, die nicht eingegriffen haben. Es wäre egal ob die Eltern Alkoholiker sind oder ob das Kind misshandelt wurde, weil es natürlich viel einfacher ist Computerspiele als Sündenbock zu nutzen.

Angenommen alle Computerspieler seien potenzielle Amokläufer, so hätten wir tatsächlich ein großes Problem, denn der Anteil der spielenden Bevölkerung ist stetig wachsend. Fast jeder Haushalt hat einen Computer zu Hause und an fast jedem 3. davon wird auch gespielt. Ist es so das Ich nur, weil ich auf Pixelmännchen schieße, auch einen echten Menschen erschießen würde? Nein! Die Spieler leiden unter Realitätsverlust und denken sie wären in Ihrer digitalen Welt; heißt es. Ich denke eher das die Leute, die wirklich Glauben ein Spieler könne, nicht zwischen Spiel und Realität unterscheiden unter einem Realitätsverlust leiden.

Doch die digitale Gewaltdarstellung ist mittlerweile nicht das einzige Thema, mit dem wir Spieler uns auseinandersetzen müssen. Die Computerspieler sind unsozial und ungepflegt wird berichtet. Das ist interessant, da wie oben erwähnt fast jeder 3. Haushalt Computerspieler beherbergt. Also ist wahrscheinlich der Anwalt, der Hausarzt oder der Chef ein Gamer! Einige werden jetzt wahrscheinlich denken: Es ist ja ein Unterschied ob jemand einmal in der Woche, oder täglich solche Spiele spielt.

Ich frage mich, worin besteht der Unterschied, wenn der eine nach Hause kommt und sich vor den Fernseher setzt, um abzuschalten oder sich zu entspannen und mir, der sich halt um Selbiges zu tun, täglich für ein paar Stunden vor den Computer setzt? Richtig im Grunde genommen gibt es keinen. Außer das ich in dem Fall etwas aktiv tue, während andere das Fernsehprogramm einfach wild auf sich hereinprasseln lassen.

Ist es so, dass nur weil jemand täglich für ein paar Stunden in den Fernseher schaut, ungepflegt ist und keine Freunde hat? Nein, natürlich nicht und so ist das bei den Spielern auch. Natürlich könnte man Beispiele finden, in denen kleine, dicke Jungs den ganzen Tag vorm Rechner sitzen und nur Ballerspiele spielen, aber auch das hat einen Grund, und zwar das diese Kinder und Jugendlichen einfach ausgegrenzt werden und keinen sozialen Anschluss finden, weil sie eben nicht den Idealvorstellungen unserer Gesellschaft entsprechen. In der digitalen Welt hingegen kann dieser selbe kleine, dicke Junge aber ein Held sein, weil hier nicht auf seine Äußerlichkeiten, sondern auf seine Leistung wert gelegt wird.

Auch sonst würde ich Gamer eher als ein soziales Völkchen bezeichnen, die sich in Communities und Clans zusammenschließen und Spielgemeinschaften bilden, in denen Kommunikation in Programmen wie Teamspeak und anderen Sprachtools sehr wichtig ist. Hierbei liegt der Gesprächsmittelpunkt nicht nur auf virtuellen Themen, sondern auch auf alltäglichen Dinge und Probleme, die häufig diskutiert werden.

So entstehen, durch die gemeinsame Zeit und die gemeinsamen Erfolge im Spiel, feste und gute Freundschaften. Selbst dann, wenn die Entfernungen, die dazwischen liegen sehr groß sind. Beispielsweise bin ich Trauzeuge eines Mitspielers geworden. Wir kennen uns schon seit Jahren und haben eine sehr gute Freundschaft aufgebaut. Die geografische Entfernung ermöglicht es uns allerdings nicht, uns regelmäßig im Reallife zu treffen.

Was glaubt Ihr? Sind Killerspiele ein ernst zu nehmendes Thema? Übertreiben die Medien oder ist das alles überhaupt nicht so schlimm? Sind Gamer in euren Augen unsozial und ungepflegt?

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» Rage » Beiträge: 7 » Talkpoints: 6,06 »



Ich mag zwar keine Killerspiele und finde die meisten nur abstoßend, aber meine Kinder haben sie auch gespielt und sind keine Monster geworden. Diese Spiele scheinen männliche Instinkte anzusprechen, Frauen spielen sie ja kaum. Die Jugendlichen, die ich kenne und die solchen Spiele spielen (die allermeisten) sind sehr nett, haben Freunde und unternehmen auch durchaus andere Dinge.

Ich glaube nicht, dass diese Spiele mitverantwortlich für Amokläufe und so etwas sind. Natürlich spielen solche Verbrecher auch Killerspiele, aber deshalb, weil es eben fast alle Jugendlichen tun. Ich sehe in den Killerspielen keine Auslöser für solche verabscheuungswürdigen Gewalttaten. Sie entstehen eher aus Erlebnissen aus dem realen Leben wie dauernde Erniedrigung, Mobbing und Misserfolgen.

Computerspieler können durchaus zwischen Realität und Virtualität unterscheiden. Man muss sich nur einmal klarmachen, dass die meistens Gewalttaten in Kriegen und Bürgerkriegen in solchen Ländern stattfinden, in denen die Jugendlichen keine Computer haben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Was die Medien nicht alles auf den Kopf stellen. Sie sehen immer nur asoziale Menschen in Computerspielern. Ich selbst spiele gern mal ein Killerspiel, heißt dass gleich dass ich eine schlechte Person bin? Ganz sicher nicht. RTL hat sich mit einem Beitrag über die Gamescom schlecht über die Zocker geäußert was ihnen ziemlich schlechte Kommentare einbrachte. Ich hoffe dass endlich mal angenommen wird, dass nicht die Killerspiele Auslöser für Amokläufe sind sonder hauptsächlich der soziale Umgang wie Mobbing etc.

Auf jeden Fall sieht die Mehrheit der Menschen die Spieler falsch, normalerweise sind die Computerspieler sehr soziale Menschen sie Gründen Gruppen und Teamwork steht für sehr viele Multiplayer spiele doch sehr hoch. Manche Online Spiele sind doch ohne Team überhaupt nicht zu realisieren. Das typische Bild von einem Zocker kennt wahrscheinlich jeder, dieser kleine ungepflegte dicke Jugendliche der täglich mindestens 5 Stunden lang spielt. Ich denke dass ist wirklich die Minderheit, klar gibt es auch solche aber die Mehrheit ist nicht abhängig.

Meiner Meinung nach sollte man sich ein anderes Bild von Computerspielern machen, normalerweise sind dies ganz normale Leute die nur z.B. nach der Arbeit sich ein wenig abreagieren wollen.

» bobbeli » Beiträge: 29 » Talkpoints: 12,28 »



Ich sehe das absolut so wie du. Es ist sehr einfach für die Gesellschaft alles auf die Killerspiele (oder auch allgemein die Videospielindustrie) zu schieben. Das liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass einige (natürlich lange nicht alle) Menschen welche Killerspiele und Videospiele allgemein spielen noch minderjährig sind. Allerdings sieht man da finde ich jetzt schon einen Trend, der sich auch dadurch bemerkbar macht, dass die Piratenpartei (welche sich ja ­ein bisschen für Videospiele "einsetzt") extrem an Stimmen gewonnen hat.

Meiner Meinung nach wird die gesamte ältere Generation der Gesellschaft in wenigen Jahren sehr umdenken müssen. Denn bis dahin werden viele Menschen in der Politik und anderen Führungspositionen selbst Erfahrung mit Killer- und Videospielen haben, von daher glaube ich nicht, dass solche Argumente in Zukunft noch genutzt werden könnten. Ich meine im Moment ist die Gesellschaft so was von negativ gegenüber "Killerspielen" gestellt, dass es mich echt nicht wundern würde, wenn demnächst die Bild Zeitung oder etwas Ähnliches einen Riesen Artikel über irgendeinen Politiker herausbringen würde und dann zeigen würde, wie er doch in seiner Jugend selbst solche Spiele gespielt hat.

Alles in allem finde ich, dass Killerspiele einfach eine Ausrede für manche Leute ist, der sie dann den Grund für einen Amoklauf zuordnen können. Dies geschieht meiner Meinung nach vor allem aus Faulheit die wirklichen psychologischen Gründe einer solchen Aktion aufzuklären.

» Chiquitas3 » Beiträge: 123 » Talkpoints: 3,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde so etwas jedes Mal richtig blöd, wenn ich das in den Nachrichten lese. Das liest man mindestens zweimal im Jahr in der Zeitung und wenn dann noch ein Jugendlicher eine Waffe hat und jemanden getötet hat, dann heißt es gleich, dass die Ego-Shooter Schuld sind. Ich denke mir dann immer, warum nur die Ego-Shooter Schuld sein sollen. Diese Kinder haben meistens Depressionen und es wird sich nicht richtig um sie gekümmert.

Ich spiele auch ab und zu mal einen Ego-Shooter. Ich mache das, wenn ich einen anstrengenden Tag hatte und einfach etwas entspannen möchte. Ich spiele dann meistens online und es macht mir Spaß. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, jetzt eine Waffe zu nehmen und jemanden zu erschießen.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, es gibt solche und solche Menschen. Manche können Killerspiele spielen und würden im realen Leben keiner Fliege ein Haar krümmen. Dann gibt es aber auch Menschen, die durch solche Spiele in ihrer Aggressivität noch verstärkt werden und für ihre Mitmenschen gefährlich werden können. So ähnlich ist es ja auch mit Waffen. Es gibt Hobbyschützen, die so etwas besitzen und völlig human sind und es gibt Menschen, die mit Waffen Verbrechen begehen. Es ist nicht das Tatwerkzeug, was zur Gefahr wird, sondern der Mensch, der es besitzt.

Ich bin allerdings gegen Killerspiele, da sie für mich völlig Niveau-los sind. Ich habe mich schon oft gefragt, warum sie nur erfunden worden sind. Im Grunde ist es aber dasselbe, wie mit einem Krimi. Auch im Krimi werden Mord -und Totschlag gezeigt. Ich selbst kann mit alledem nichts anfangen und schaue weder Krimis noch spiele ich Killerspiele. Allgemein gesehen sollte aber schon darauf geachtet werden, wer solche Spiele in die Hände bekommt, schließlich ist es ja erwiesen, dass diese Spiele bereits als Vorbild benutzt worden sind, auch im wahren Leben als Täter zu fungieren.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wie der Themenersteller habe ich ebenfalls schon einige Personen durch das Spielen von diverser Spiele im Internet kennen gelernt und mich teilweise echt gut mit diesen angefreundet. So weit, dass ich jemand sein Trauzeuge wurde, ist es bei mir zwar nicht gekommen. Dennoch ist es meiner Meinung nach so, dass man dadurch wirklich immer wieder neue Personen kennen lernt.

Es gibt zwar immer wieder solche Berichte darüber, dass "Killerspiele" die Hemmschwelle von Menschen verändern. Dem kann ich, als Spieler, ebenfalls zu stimmen. Es gibt tatsächlich Spiele, in denen es darum geht, dass man andere Menschen so brutal wie nur möglich ermordet. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um die bekannten und immer wieder verurteilten Spiele wie Counter-Strike.

Dieses Spiel ist in Deutschland nicht indiziert worden, weil es nicht so brutal ist. In dem Spiel geht es zwar darum, seine Mitspieler zu töten, Geiseln zu nehmen oder sogar eine Bombe zu platzieren. Allerdings ist dies eigentlich nur nebensächlich. Hauptsächlich werden in diesem Spiel Reaktionen, Vorausdenken und taktisches Denken geschult. Zumindest sehe ich dies so.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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