Nachts auf Rufe des Nachbarn reagieren?

Wir haben neben uns einen Nachbarn, der schon etwas älter ist. Er hat Herzprobleme und ist damals immer wieder sehr verwirrt gewesen. Die Verwirrungen kamen aufgrund einer Erkrankung, die nun behandelt wird. Nun zu der Situation. Es war nachts um 3 Uhr, als er nach meinem Verlobten gerufen hat, er konnte sich damals nur dessen Namen merken. Ich wurde also von diesen Rufen wach. Er stand auf dem Balkon und schaute zu unserem herüber, zum Rufen. Ich habe ein sehr starkes Herzrasen bekommen und war irgendwie aufgeregt. Da ich aber zum Schlafen nur ein T-Shirt an hatte und es draußen ziemlich kalt war, wollte ich nicht auf den Balkon gehen. Er rief dann, dass er 2 Wochen im Urlaub wäre.

Es tat mir am nächsten Tag schon irgendwie leid, dass ich nicht reagiert habe. Immerhin wusste ich ja nicht, wie lange er schon gerufen hatte. Ich wollte mich dann am nächsten Tag bei ihm entschuldigen und ihm mitteilen, warum ich nicht rausgegangen bin. Mein Verlobter war ja nicht da, was er ja nicht wissen konnte. Nun war mein Nachbar dann schon weg, als er wieder kam, wusste er es nicht mehr. Bei einer anderen Nachbarin hat er auch nachts um 3 geklingelt und sie an gemeckert, warum sie ihm sein Paket nicht geben würde.

Mein Nachbar ist wirklich ein sehr netter Mensch, ein liebenswerter alter Mann. Jedoch hat er uns damals echt Sorgen gemacht und sowohl die Nachbarin als auch ich haben bei den nächtlichen Rufen Angst bekommen. Nun wird er ja mittlerweile behandelt und kann sich nun wieder alles merken und das Verhalten hat sich auch wieder komplett verändert, also er schläft nachts wieder durch und kommt wieder mit den Tageszeiten klar.

Hätte ich anders reagieren, sollen und rausgehen sollen? Was macht man in so einem Fall? Soll man so einen Nachbarn auf seine Vergesslichkeit hinweisen?

Bei jedem anderen Nachbarn würde ich sagen, dass es schon dreist ist, sich nachts bzw. morgens um 3 Uhr auf den Balkon zu stellen und zu euch rüber zu rufen. Vor allem wenn es dann nur darum ging, dass er euch mitteilen wollte, dass er 2 Wochen im Urlaub ist. Da es sich aber um einen alten und kranken Menschen handelt, denke ich auch, dass man da nachsichtig sein sollte.

Ich denke auch, dass ich an deiner Stelle wohl auch nicht raus gegangen wäre. Natürlich hätte es auch sein können, dass es dem alten Mann nicht gut ging, aber du hast ja gehört, was er gerufen hat. Ich hätte ihm dann auch hinter her nicht gesagt, dass er diesen nächtlichen Ausflug gemacht hat. Ich würde das nun auf sich beruhen lassen und mich freuen, dass es dem älteren Herrn nun wieder besser geht.

Für den einzelnen Menschen ist es natürlich schlimm, wenn er krank ist und es vielleicht selbst nicht mehr so richtig mitbekommt, was er da eigentlich tut. Wenn die Person dann auch mit den Tageszeiten durcheinanderkommt, kann man das in gewisser Weise noch verstehen und sollte auch etwas nachsichtig sein. Dennoch würde ich persönlich nicht direkt auf solche Rufe reagieren. Wenn jemand um Hilfe ruft, ist es klar, dass man schauen und gegebenenfalls handeln sollte, ganz unabhängig davon, ob der Nachbar ruft oder eine fremde Person auf der Straße.

Wenn sich jemand offensichtlich in einer Notsituation befindet, muss man schauen, dass man ihm hilft. Wenn allerdings jemand auf dem Balkon steht und mich über seine Urlaubspläne in Kenntnis setzen möchte, würde ich das komplett ignorieren. In der Regel merkt man doch schon anhand der Art, wie jemand spricht oder ruft, ob er in Not ist. Ist er das nicht, würde ich das Rufen ignorieren. Ich würde auch nicht mitten in der Nacht an die Tür gehen, sondern höchstens die Klingel abstellen und mich wieder schlafen legen.

Grundsätzlich möchte ich so wenig wie möglich von meinen Nachbarn mitbekommen. Ich habe keine Lust auf Gespräche und mich interessieren auch die Urlaubspläne der Leute hier im Haus nicht. Ich spreche nur das Nötigste mit meinen Nachbarn und das auch nur mit denen, die nett sind. Daher würde ich grundsätzlich nur auf Hilferufe reagieren und alles andere ignorieren. Bei jemandem, der offensichtlich verwirrt ist, hätte ich aber dennoch eher Verständnis, wenn dieser nachts mal an die Tür klopfen oder vom Balkon aus rufen würde. Er sollte aber nicht erwarten, dadurch eine Reaktion von mir zu bekommen.

Bei einem vollkommen gesunden und klaren Menschen hätte ich hingegen gar kein Verständnis für solche Rufe, die nicht auf eine Notsituation hindeuten. Da würde ich wohl auch etwas sagen und mir diese Störungen verbitten.

Als meine Eltern noch eine Mietwohnung hatten, war die Dame über uns auch öfter sehr verwirrt. Der jüngste Sohn hat am Ort gewohnt. Man kannte sich seit Jahren und trotzdem waren wir als unmittelbare Nachbarn am meisten betroffen. Was mich damals sehr geärgert hat, war das Verhalten des Sohnes, welcher es nicht mal für nötig hielt eine Notrufnummer bei uns zu hinterlassen, wenn mit seiner Mutter mal etwas ernstes sein sollte.

So kam es dann, dass sie eines Nachts im Haus rumgeisterte. Meine Eltern waren um Urlaub und ich hatte echt bedenken, dass die Dame uns das ganze Haus noch in Brand setzt. Einzige Möglichkeit damals war der Notarzt, da der Herr Sohn sich auch im Urlaub befand. Als sie dann wieder da waren, habe ich meinem Ärger natürlich auch Luft gemacht.

Immerhin hätten viele Situationen vermieden werden können, wenn die Frau ihre Medikamente so eingenommen hätte, wie vom Arzt verschrieben. Nur wenn sich die eigene Familie nicht darum kümmert, können sie eben auch nicht optimal wirken. Ob ich dann bei einem solchen Nachbarn auf den Balkon gegangen wäre, kann ich so nicht sagen.

Aber ich würde es ihm nicht übel nehmen, da er kaum etwas für seinen geistigen Zustand kann. Aber Verwandte sollten immer bei den Nachbarn eine Telefonnummer hinterlassen, damit man sie informieren kann. Bei meiner Mutter, welche gesundheitlich noch fit ist, haben auch die Nachbarn meine Telefonnummer, damit ich informiert werden kann, falls doch etwas passiert.

Ich empfinde es immer schon als etwas traurig, wenn ein verwirrter Mensch auf sich alleine gestellt ist. Deswegen würde ich durchaus kurz auf Rufe reagieren, außer natürlich mitten in der Nacht. Es könnte ja durchaus sein, dass etwas geschehen ist und dieser Mensch sich mal nicht richtig ausdrücken kann, weil ihm in seiner Verwirrung einfach die Worte fehlen.

Ich erinnere mich an eine Frau, der ich im Krankenhaus begegnet bin. Wenn sie Hilfe benötigte, hat sie immer nach etwas zu Essen gerufen. Es mag vielen nun seltsam vorkommen, aber die Frau musste sich irgendwie ausdrücken und wir als Pfleger haben damals auch etwas benötigt bis wir ihre Art verstanden haben.

Bei verwirrten Menschen ist es außerdem nicht immer klar, ob jemand nun nur kommunizieren möchte oder wirklich um Hilfe ruft. Deswegen würde ich an sich grundsätzlich einmal nachschauen was los ist. Besser so, als die ganze Nacht irgendein Geschrei ertragen zu müssen. Und wer weiß, vielleicht steht der Mann dann bei Nicht-Reagieren vor deiner Tür und schiebt dort Terror.

Ist ein Mensch absolut klar im Kopf, dann würde ich diesem schon sagen, dass das so nicht geht und ich glaube meine Freundlichkeit wäre hier ebenfalls zu Ende. Ich würde bei einem gesunden Menschen Klartext reden, bei einem kranken Menschen ist dies nicht so möglich, sondern hier muss man sensibler vorgehen.

Da der Nachbar offensichtlich verwirrt ist, muss man von Fall zu Fall entscheiden, was zu tun ist. In dem Fall hätte ich auch kurz geschaut, ob er Hilfe braucht und ihn dann ignoriert. Ich wäre auch nicht hinausgegangen, weil er ja offensichtlich nur eine Information geben wollte, die für ihn in diesem Moment wichtig war.

Aber diese Entscheidung muss man wirklich jedes Mal neu treffen. Es kann ja sein, dass er wirklich einmal in Not ist. Dann muss man natürlich helfen.

Wir hatten bis vor kurzem auch eine ältere Dame neben uns wohnen, die leider in der letzten Zeit stark abbaute. Sie wurde sehr vergesslich, konnte nicht mehr viel allein bewältigen und war auf fremde Hilfe angewiesen. So kam es auch schon vor, dass sie bei uns klingelte, weil ihr Telefon plötzlich nicht mehr ging und sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass sie den Stecker gezogen hatte. Wir haben das dann wiederholt mit ihr durch gemacht und ihr gesagt, dass sie den Stecker nicht ziehen darf. Sie vergaß es immer wieder, da sie wohl leichte Anzeichen einer Demenz hatte.

Eines Morgens rief sie auch aus ihrer Wohnung um Hilfe, das habe ich allerdings nicht gehört, sondern die Nachbarin die über ihr wohnt. Diese hat dann auch den Notarzt gerufen, die sie dann ins Krankenhaus brachten. Seitdem ist sie in einem Heim untergebracht, offensichtlich war die Angelegenheit dann so drastisch, dass man sie nicht mehr alleine lassen wollte.

Ich würde jederzeit auf Rufe des Nachbarn reagieren, wenn ich wüsste, dass er krank ist, vergesslich oder irgend etwas in der Art. Das gehört für mich einfach dazu, da ich sehr hilfsbereit bin und gerade älteren Menschen helfen möchte. Ich hätte auch kein Problem damit, dem älteren Menschen mehrfach das gleiche zu erklären, denn wenn die Person tatsächlich krank ist, dann weiß sie nicht mehr, was man ihr einmal sagte. Ich finde das nicht schlimm, diese Leute brauchen auch etwas Gesellschaft und man sollte ihnen helfen.

Ich hätte mir dann schnell noch etwas übergezogen und wäre dann auf den Balkon gegangen. Da der Nachbar ja auch körperlich krank ist, würde ich dann doch lieber einmal zu viel nach ihm sehen, als mir dann später eventuell Vorwürfe zu machen, weil ich nicht auf seine Rufe reagiert hätte. Zum Glück hat sich ja auch herausgestellt, dass ihm nichts passiert ist und wie es ja nun auch aussieht ist er wieder besser eingestellt und es ist ja auch nicht mehr vorgekommen. Da sich die Situation ja nun auch aufgeklärt hat, braucht ja auch keiner mehr ein schlechtes Gewissen zu haben.

Ich muss noch mal kurz dazu sagen, wir haben uns immer um den Nachbarn gekümmert und darauf geachtet, wie es ihm geht. Wir haben auch regelmäßig mit ihm geredet und nach seiner Post gesehen. Außerdem haben wir darauf geachtet, ob er nach Hilfe ruft. Ich habe in der Nacht an seiner Stimme gehört, dass es nichts Wichtiges war, hätte er noch länger gerufen, hätte ich mir auch etwas angezogen und wäre raus gegangen. Ich kümmere mich um ältere Menschen und höre mich auch Sachen gerne mehrmals an und helfe Ihnen, wenn ich denke, dass sie meine Hilfe brauchen. Viele achten ja nicht auf ihre älteren Nachbarn, dass ist bei uns aber nicht der Fall. Hätte ich aus der Stimme rausgehört, dass er Hilfe braucht und das hätte ich gehört, wäre ich rausgegangen und hätte ihm sofort geholfen.

Wenn ich es mitbekommen hätte, dann hätte ich darauf schon reagiert. Schon allein deswegen, weil ja was schlimmes hätte sein können. Dann hätte ich mir auch etwas übergezogen. Am Ende macht man sich vielleicht einen Vorwurf, weil dann doch was wichtiges war und man das Rufen ignoriert hat. In deinem Fall war es ja aber nicht so schlimm, dass du nicht reagiert hast. Wobei man das eben im Vorfeld nicht wissen kann.

Wenn aber jemand angetrunkenes Rufen würde und ich wüsste, dass das deswegen ist, dann würde ich auf sowas definitiv nicht reagieren. Außer demjenigen geht es eben wirklich schlecht und er braucht Hilfe.