Blitzermarathon: Was soll das bringen?
Hier in Nordrhein Westfalen ist heute mal wieder ein Blitzermarathon. Nahezu überall soll ein Blitzer stehen, damit die Leute langsamer fahren. OK, im letzten Jahr sind die Unfälle wieder mal gestiegen und die meisten Unfälle sind darauf zurückzuführen, dass zu schnell gefahren wird. Aber ich frage mich, was es bringt, wenn man es ansagt. Seit gestern wird im lokalen Radiosender davor gewarnt, heute zu schnell zu fahren, weil überall geblitzt wird. Und heute wird auch noch angesagt, wo die Blitzer stehen.
Wo ist der Lerneffekt, wenn man für einen Tag gewarnt ist und langsam fährt, nicht geblitzt wurde, weil man ja langsam gefahren ist und am nächsten Tag wieder los brettert? Wäre es nicht sinnvoller so ein Blitzermarathon zu machen ohne Bescheid zu sagen und die Leute in den Blitzer fahren zu lassen? Würde man da nicht viel mehr drüber nachdenken und langsamer fahren?
Gibt es so einen Blitzermarathon auch in anderen Bundesländern oder ist sowas nur in Nordrhein Westfalen? Hier in Nordrhein Westfalen ist das schon der 2. Blitzermarathon in diesem Jahr. Diese Blitzaktion ist 24 Stunden lang. Er beginnt morgens um 6 und endet am nächsten Morgen um 6. Wie denkt ihr über so einen Blitzermarathon? Denkt ihr, dass man das öfter machen soll und denkt ihr, dass es immer mit Voranmeldung passieren soll?
Den Begriff "Blitzermarathon" kenne ich so nicht. Dafür kenne ich solche angekündigten "Schwerpunktaktionen", bei denen es den Tag über auch heißt, dass es zu verstärkten Polizeikontrollen kommt. Und natürlich wird dann auch über das Radio vermeldet, wo überall die Blitzer stehen.
Wenn es einem jetzt darum geht, dass man "kleinbürgerlich" meint, dass es "besser" wäre, die Temposünder zu erwischen statt großartig davon zu berichten, verfehlt man das Ziel. Es ist natürlich eher im Bewusstsein, wenn über die Aktion massiv gesprochen wird. Auch wenn überall auf die Blitzer aufmerksam gemacht wird. Denn so was prägt sich einfach stärker ein. Wer nämlich glaubt, dass nur die Leute die dann erwischt werden und eine Strafe zahlen müssen "bekehrt" werden, ist deutlich zu naiv. Schließlich gibt es ja auch sonst Geschwindigkeitskontrollen und diejenigen, die Erwischt wurden, fahren deshalb nicht langsamer. Schließlich fehlt da ja das Verständnis und die Strafe wird bloß als "Abzocke" verstanden. Man sieht sich als "Bürger im Auto" in seinen "Freiheitsrechten" beschnitten. Man fühlt sich als Opfer einer ungerechten und übermächtigen Instanz, die einem feindselig gegenüber steht.
Wenn aber oft von Blitzern gesprochen wird (gerne auch dadurch, dass an der und der Straße kontrolliert wird) und auch parallel dazu immer wieder darauf hingewiesen wird, dass überhöhte Geschwindigkeit eben verstärkt zu Unfällen führt, dann erreicht man damit einfach mehr! Notorische Raser, die sowieso wissen, dass sie ihr Fahrzeug immer unter Kontrolle haben und bei ihnen kein Unfall auf Grund der höheren Geschwindigkeit passiert (passiert immer nur den anderen), erreicht man auch durch Strafen nicht. Die bleiben so lange am Steuer, bis eben der Führerschein mal weg ist. Das ist ein langer und anstrengender Weg - aber so funktioniert eben Verkehrserziehung bei Erwachsenen.
Wenn überhaupt sind sicher die Unfallzahlen gestiegen, die Unfälle selbst sicher eher nicht. Ob so ein Blitzmarathon dagegen hilft, ist in der Tat viel diskutiert worden. Man sollte dies aber nicht mit der Diskussion darum verwechseln, ob solche Blitzer Abzocke sind oder eben nicht.
In meiner Region habe ich noch nie von einer solchen Aktion gehört, vielleicht habe ich es aber einfach nur nicht so registriert, weil die Aktion an einem Tag stattfand, an dem ich mein Auto ohnehin stehen gelassen habe. Allerdings kenne ich es so, dass die Polizei immer mal wieder über Wochen an ein und derselben Stelle steht und dort die Geschwindigkeit kontrolliert. Das wird dann zwar höchstens im Verkehrsfunk gemeldet - trotzdem spricht so etwas ja auch herum. Und so weiß man als Verkehrsteilnehmer durch andere Personen schon das geblitzt wird.
Die Folge ist aber, dass sich an den Stellen zumindest die Einheimischen akribisch an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, weil sie sicher zum einen immer damit rechnen, dass geblitzt wird und weil sie zum anderen in der Regel auch gelernt haben, dass ein Mehr an Geschwindigkeit unter Umständen gar nichts bringt. Das hat dann auch Auswirkungen auf andere Verkehrsteilnehmer, die sich dann ebenfalls an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten halten; es muss ja schließlich einen Grund haben, warum die Einheimischen das tun.
Ob nun ein Blitzermarathon die gleiche Wirkung hat, ist sicher fraglich. Zumindest werden die Verkehrsteilnehmer so aber angeregt über ihr Verhalten nachzudenken, vielleicht führt das bei dem ein oder anderen auch zu der Erkenntnis, dass man gar keinen Vorteil davon hat, wenn man die erlaubte Geschwindigkeit überschreitet.
Dass man solche Aktionen ankündigt soll sicher auch dazu führen, dass die Verkehrsteilnehmer nachdenken. Aber was wäre denn für eine Reaktion denkbar, wenn dann an einem Tag auf einmal sehr viel geblitzt würde? Dann wäre doch erst recht von Abzocke die Rede. Indem man eine solche Aktion ankündigt, kann man zumindest diesen Vorwurf von sich weisen.
Ich habe darüber gestern einiges im Fernsehen gesehen und dort wurde unter anderem gesagt, dass trotz der ganzen Meldungen immer wieder viele Menschen es nicht mitbekommen würden und geblitzt werden. Wieso sollte das denn nichts bringen? Der Staat bekommt so Geld und selbst wenn man es zuvor als Autofahrer weiß, fährt man vorsichtiger, was natürlich auch nur Vorteile hat.
Ich finde diese Aktion sehr gut und würde mich freuen, wenn so etwas auch mal bei uns gemacht wird. Denn bei uns rasen die Autofahren ebenfalls immer viel zu schnell herum und das ist und bleibt nun mal gefährlich. Meines Wissens wird dieser Blitzermarathon nur in Nordrhein Westfalen gemacht. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es solche Blitzermarathone auch bald in anderen Bundesländern geben wird.
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