Vorschulen: Werden die Kinder schnell zurückgestuft?

vom 02.07.2012, 21:05 Uhr

In meinem Bekanntenkreis ist aufgefallen, dass einige Kinder, die bei der diesjährigen Schuluntersuchung dabei waren in die Vorschule gestuft wurden, weil sie schulpflichtig, aber noch nicht schulfähig sind. Das war zumindest die Meinung dieser Schulärztin und des Schularztes gewesen. Ein paar Kinder wurden nur "zur Probe" ins erste Schuljahr gelassen und bei den Kindern wurde sofort gesagt, dass sie zukünftige Klassenlehrerin sie jederzeit in die Vorschule stufen lassen kann, wenn sie merkt, dass es für die Kinder noch zu früh ist.

Als ich in die Schule kam, gab es gar keine Vorschule und als meine Kinder in die Schule kamen gab es zwar eine Vorschule, die wurde aber so gut wie nicht besucht. Dort waren, wenn es hoch kam 5-10 Kinder jedes Jahr. Mir wurde gesagt, dass im letzten Schuljahr 2 Vorschulklassen an einer Schule waren. In jeder Klasse waren 20 Kinder. So viele Kinder sollen es angeblich in diesem Jahr wieder sein. Die Schulklassen sind dadurch auch nicht kleiner, sondern die Vorschüler aus dem letzten Jahr werden ja in die erste Klasse mit eingeschult. So sind sehr viel 7 jährige im ersten Schuljahr.

Viele Eltern haben Angst mit den Kindern zu dieser Schuluntersuchung zu gehen. Denn sie haben das Gefühl, dass die Kinder ohne Grund zurückgestuft werden. Kinder, die wirklich weit sind und eben bei der Schuluntersuchung stur sind und nicht das machen wollen, was die Schulärzte sagen, werden zurückgestuft, auch wenn der Kinderarzt anderer Meinung ist, weil er die Kinder über Jahre hinweg behandelt hat. Die U-Untersuchungen, die im gelben Heft eingetragen sind werden bei der Schuluntersuchung nicht beachtet.

Denkt ihr, dass es wirklich Gebiete gibt, wo die Schulärzte zu schnell zurückstufen? Haben das letzte Wort nicht doch die Eltern oder muss man sich den Ergebnissen der Schuluntersuchung fügen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei den U-Untersuchungen wird nicht die Schulfähigkeit überprüft. Ich hatte mit meinem zweitältesten Sohn eine Untersuchung bei der Schulärztin machen lassen, weil jeder meinte, ich solle ihn einschulen, weil er geistig schon so weit war. Ich war dagegen, weil mein Sohn meiner Meinung vom Verhalten her noch viel zu unreif war. Ich war erleichtert, dass die Schulärztin mir abgeraten hatte, ihn einzuschulen, und mir geraten hatte, ihn noch im Kindergarten zu lassen, weil er vom Verhalten her noch nicht so weit war. Es war im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung.

Ich bin mit fünf Jahren viel zu früh eingeschult worden. Ich war zwar intellektuell in der Lage dazu, war aber mein ganzes Schulleben lang immer die Jüngste und habe darunter gelitten, dass ich mit den anderen zwar geistig, aber sozial nicht mithalten konnte. Das Sozialverhalten ist für die Schule mindestens genauso entscheidend wir die Intelligenz. Bei Zweifeln würde ich eher später einschulen. Ich würde auf die Schulärzte hören, diese haben den Vergleich mit anderen Kindern. Als Eltern sieht man sein eigenes Kind immer sehr subjektiv.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 02.07.2012, 21:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

@anlupa: Mir ist klar, dass bei den Untersuchungen beim Kinderarzt nicht die Schulfähigkeit geprüft und untersucht wird. Aber dennoch wird getestet, wie weit ein Kind im Schulalter ist. Es ist hier auch nicht die Rede davon, dass man ein Kind früher als mit 6 Jahren einschulen will. Dann kommt das Kind auch nicht in die Vorschule, sondern geht noch weiter in den Kindergarten. In die Vorschule kommen Kinder, die schulpflichtig sind, also das 6. Lebensjahr erreicht haben und angeblich noch nicht schulreif sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei uns nannte sich das Schulkindergarten, aber ich schätze, damit ist dasselbe gemeint. Ich erinnere mich noch vage daran, dass ich als Kind eine Art Test machen musste, der wirklich mehr als einfach war. Ich sollte zum Beispiel mein Zuhause zeichnen, meinen Namen schreiben, mein Alter nennen, Bauklötzen Form und Farbe zuordnen. An mehr erinnere ich mich nicht. Aber ganz ehrlich, wenn ein sechsjähriges Kind solche Aufgaben nicht hinbekommt, eignet sich wirklich nicht für die Grundschule. Ich gehe davon aus, dass man in diesem Test wirklich miserabel abschneiden musste, um in den Schulkindergarten/ die Vorschule geschickt zu werden.

Der kleine Bruder einer Freundin von mir ist übrigens auch im Schulkindergarten gewesen. Ich kenne ihn mehr oder weniger seit seiner Geburt (mittlerweile ist er 14), habe seine ganze Entwicklung mitverfolgt und denke, dass es völlig gerechtfertigt war, ihn nicht sofort in die Grundschule zu schicken. Eine Leuchte ist er wirklich nicht und auch seiner Mutter merkt man an, dass sie ihm nicht viel zutraut - zu Recht. Generell hatte ich bei ihm immer das Gefühl, es würde ihm nicht nur an Intelligenz mangeln, sondern auch an Reife im Vergleich zu Gleichaltrigen.

Eine ehemalige Mitschülerin aus meiner Grundschule ist auch zurückgestuft worden. Tja, was soll man sagen. Sie ist gleich zweimal sitzen geblieben (und das auch noch auf der Hauptschule), hat mit 16 ihr erstes Kind bekommen, müsste jetzt um die 20 sein und ist immer noch ohne Ausbildung. Klingt klischeehaft, aber ich würde sagen, da hat der Schularzt doch einen Volltreffer gelandet. Natürlich sind das nur Einzelfälle und ich weiß nicht, wie streng da andere Schulärzte sind, aber meiner Erfahrung nach wird da gute Arbeit geleistet. Im Nachhinein würde ich jetzt bei beiden Problemfällen aus meinem Bekanntenkreis sagen, dass das Zurückstufen die richtige Entscheidung war.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Solche Vorschulklassen gibt es bei uns gar nicht und auch in Thüringen sind sie nicht üblich. Entweder ist man schulfähig oder halt nicht. Eine Zwischenlösung in dem Sinne gibt es da nicht. Allerdings ist es für Eltern ein harter Kampf, wenn sie ihr Kind ein Jahr zurückstellen lassen wollen. Denn in beiden Bundesländern kommen Rückstellungen von Kindern recht wenig vor.

Die U-Untersuchungen haben zwar nichts mit der Schultauglichkeitsuntersuchung zu tun. Aber dort sollte eigentlich schon auffallen, wenn das Kind in der Entwicklung Defizite hat. Zumindest wurde bei uns damals schon rund ein Jahr vor der Schultauglichkeitsuntersuchung von der Kinderärztin darauf hingewiesen, wenn etwas auffällig war.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Hier besuchen alle Kinder im letzten Kindergartenjahr eine Art Vorschulunterricht, die Schuluntersuchung findet aber bereits zuvor statt. Ich halte diese Untersuchung für sehr sinnvoll und sehe eigentlich auch keinen Grund dazu, mich dem dort gefällten Urteil über die Schulfähigkeit meines Kindes zu widersetzen. Im Endeffekt schadet dieses Zurückstufen dem Kind doch nicht, vielmehr bleibt noch eine Menge Zeit um eventuelle Defizite auszugleichen und ich vermute, es ist für das Kind bedeutend leichter direkt zurückgestuft zu werden, als eventuell nach einigen Wochen wieder aus dem Klassenverband herausgerissen zu werden oder spätestens am Ende der 1. Klasse die Empfehlung zur Wiederholung zu bekommen.

Verbindlich ist diese Empfehlung jedoch nicht, die endgültige Entscheidung liegt bei den Eltern selbst. Sprich du kannst dein Kind auch dann einschulen lassen, wenn die Empfehlung dir eigentlich davon abrät. Im schlimmsten Fall landet dein Kind dann eben einige Tage oder Wochen nach Schulbeginn wieder auf der Vorschule. Ähnlich verhält es sich übrigens mit der Empfehlung zur Wiederholung der 1. Klasse, da es zu diesem Zeitpunkt noch kein wirkliches "Sitzenbleiben" gibt. Sprich, wenn du als Elternteil der Meinung bist, dein Kind schafft auch die zweite Klasse kann dich, beziehungsweise dein Kind, keiner zum Wiederholen zwingen. Allerdings frage ich mich immer, wo darin der Sinn liegt. Solche Empfehlungen werden ja nicht wahllos getroffen. Und ich glaube nicht, dass es einem Kind schadet die Vorschule ein wenig länger zu besuchen.

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich lebe seit einigen Jahren nicht mehr in Deutschland, aber soweit ich weiß ist doch die Struktur der Schullaufbahn abhängig vom Bundesland unterschiedlich - und zwar schon seit Beginn der Bundesrepublik. Als ich vor etwa zwanzig Jahren in Berlin eingeschult wurde, war der Besuch einer Vorschule schon Pflicht. Das hatte auch nichts mit einer Zurückstufung zu tun; das letzte Jahr vor der Einschulung hieß einfach nicht mehr Kindergarten sondern Vorschule. Zusätzlich gab es natürlich auch damals schon Kinder, die mit sechs Jahren als noch nicht schulreif eingestuft wurden und so zwei Jahre in der Vorschule verbrachten.

Ganz allgemein finde ich es nicht schlimm, wenn nicht jedes Kind sofort mit sechs eingeschult wird. Schulreife hat nichts mit konventioneller Intelligenz zu tun, sondern misst viel mehr den emotionalen und gesellschaftlichen Entwicklungsstand des Kindes. Es ist auch keine Schande, erst im Alter von sieben Jahren in die Schule zu kommen; im Gegenteil, meiner Meinung nach ist es für ein Kind viel schlimmer, wenn es negative Lernerfahrungen macht, weil vor seiner Zeit eingeschult wurde.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Explizite Vorschulklassen, wie von Diamante erwähnt, gibt es bei uns in Sachsen-Anhalt auch nicht. Dafür wird im letzten Kindergartenjahr eine Art Vorschulunterricht abgehalten. Dazu kommt einmal wöchentlich ein künftiger Lehrer in die Kindergärten und die Kinder besuchen zusätzlich die Schule, in der sie eingeschult werden einmal pro Monat. Daneben führen die Erzieher in den Beschäftigungszeiten spezielle Übungen mit den künftigen Schulanfängern durch, die die Kinder auf die Schule vorbereiten sollen. Wird ein Kind so kurz vor der Einschulung nicht als schultauglich eingestuft, dann geht es eben noch ein Jahr in den Kindergarten oder bleibt zu Hause - je nachdem wie die Eltern es betreuen lassen.

Dass bei uns kaum Kinder zurück gestellt werden, hat sicher mehrere Gründe. Zum einen findet die Schultauglichkeitsuntersuchung schon gut ein Jahr vor der mutmaßlichen Einschulung statt. Sollten dort Defizite festgestellt werden, ist immer noch genug Zeit diese Defizite zu beheben und das Kind erneut vorzustellen. Daneben fand ich die Schultauglichkeitsuntersuchung auch nicht so geeignet die Schulfähigkeit festzustellen oder eben nicht - da waren die U-Untersuchungen ausführlicher.

Allerdings ist die Schultauglichkeitsuntersuchung bei uns nur eine Maßnahme von vielen, die schon ab dem Kleinkindalter sicher stellen soll, dass die Kinder optimal gefördert werden sollen und so wirklich entsprechend dem Alter schultauglich sind. Da sollte also eigentlich schon zuvor auffallen, wenn das Kind Defizite hat und somit genug Zeit sein um diese zu behandeln.

Dann gibt es bei uns auch die sogenannte Schuleingangsphase. Dies heißt, dass die Kinder bis zu drei Schuljahre dafür Zeit haben, die erste und zweite Klasse erfolgreich zu absolvieren. Daher werden auch Kinder, die eher nicht schultauglich sind als schultauglich bezeichnet - wenn es eben doch nicht so ist, dann wiederholen sie eben ein Schuljahr. Man kann sich natürlich streiten, wie sinnvoll diese Maßnahme ist, aber wenn man sieht, dass fast in jedem Jahrgang einige Schüler die erste beziehungsweise zweite Klasse wiederholen, dann scheint es so, dass doch nicht so viele Kinder schultauglich sind wie eingeschult werden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kenne das so, dass die Kinder zweimal zur Vorschuluntersuchung müssen. Einmal mit 5 Jahren und einmal mit 6 Jahren. Vorschulen gibt es bei uns nicht, diese Arbeit wird von den Kindergärten mit übernommen.

Ich finde, dass Thema „Vorschuluntersuchung“ sollte bei den Eltern kein Angstthema sein. Es handelt sich dabei um eine Reihenuntersuchung. Es werden statistische Werte aufgenommen, es wird geprüft ob alle wichtigen Impfungen gemacht wurden und ob das Kind geistig und körperlich dem Alter entsprechend entwickelt ist. Oft stellt sich dabei zum Beispiel heraus, dass das Kind schlecht hört oder eine Brille braucht.

Wenn ein Kind zurückgestuft wird, ist das keine Schande. Es geht ja nicht um einen Wettbewerb in dem ein bestimmtes Ziel zu erreichen ist. Oft hat es sich später herausgestellt, dass es die richtige Lösung war. Für ein Kind ist erfolgloses lernen später in der Schule viel schlimmer. In der Schule„sitzen bleiben“ wird vom Kind schlimmer empfunden, als zurückgestuft zu werden.

Ich kenne sogar Eltern, die die Zurückstufung wünschen, dass hat auch seine Gründe. Der Ernst des Leben beginnt früh genug. Für die Kinder,die sich in der Schule schwer tun, ist die Kindheit mit der Einschulung vorbei. Ob die Kinder schulreif sind, merkt man oft daran, wenn die Kinder sich im Kindergarten langweilen.

Auch später die Ausbildungsbetriebe neigen dazu, lieber ältere Azubis zu nehmen, weil sie reifer und erwachsener sind und natürlich dann auch nicht mehr dem Jugendschutz unterliegen. Viele Ausbildungsbetriebe nehmen allein deswegen nur Abiturienten, weil sie älter sind. Also hätte es wenig Sinn, die Kinder so früh in die Schule zu schicken. Wenn sie einen soliden Realschulabschluß haben, dann sind viele trotzdem noch zu jung für eine Ausbildung oder werden nicht genommen,weil sie erst 16 oder 15 Jahre jung sind. Dann müssen sie sich mit dem sozialen Jahr herumschlagen, um die Zeit zu nutzen. Also finde ich es nicht schlimm, wenn ein Kind erst mit 7 Jahren in die Schule kommt.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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