Wie kann man das Handeln lernen?
Wir mussten schon einige teurere Investitionen machen, die einfach notwendig waren und leider sind weder mein Partner noch ich wirklich gut in der Lage, zu handeln. Wir versuchen es zwar immer wieder, aber ich befürchte, man merkt unsere Unsicherheit auch an, sodass wir kaum wirklich nennenswerte erfolge erzielen konnten. Einen kleinen Nachlass gab es zwar durchaus mal, aber wenn ich mitbekomme, wie andere Personen handeln und ihnen auch der Preis wirklich günstiger gemacht wird, wünschte ich es für uns auch.
Kann man das Handeln denn irgendwie wirklich erlernen und wenn ja, wie? Wie benennt man einen realistischen Preis, wenn man beispielsweise eine neue Küche, ein neues Auto oder andere teurere Angelegenheiten kaufen möchte? Vielleicht kann man hier auch eine etwaige Prozentzahl benennen, sprich, dass man eben "nur" drei Viertel des Preises bezahlt, was dann 25% ausmachen würde oder ist das zu hoch gegriffen? Wie habt Ihr das Handeln gelernt?
Ich denke, dass man Handeln nur beim Handeln lernt. Learning by Doing. Man wird am Anfang sicher keine guten Preise erzielen, aber deswegen lernt man es ja. Ich würde, wenn ich etwas verkaufen würde, hoch anfangen und dann weiter runter gehen. Als Käufer würde ich möglichst tief anfangen und dann in sehr kleinen Schritten nach oben gehen. Wenn man das von Privatleuten kauft, macht es auch Sinn zu sagen, wie die eigene Situation aussieht und das man eventuell Kinder zu Hause hat. Das macht dem Verkäufer ein schlechtes Gewissen und drückt den Preis.
Ich stimme Ramones insoweit zu als ich auch meine, dass es sich beim Handeln um etwas handelt, das man erlernt, indem man es tut. Man kann sich sicherlich Taktiken bei anderen abschauen, die das Handeln gut beherrschen, aber im Endeffekt hat das Handeln zwei ganz bestimmte Grundlagen, die es zu beachten gilt, wie ich meine Recherche und Fingerspitzengefühl. Gut, Glück gehört natürlich auch noch dazu, aber ich denke, dass man mit einer guten Menschenkenntnis und einer entsprechenden Beobachtungsgabe auch schon recht weit kommen und das Glück ein bisschen beeinflussen kann.
Wenn ich vorhabe, einen Preis zu verhandeln, gehe ich zu meinem Verhandlungspartner grundsätzlich mit einem genauen Wissen über marktübliche Preise in Bezug auf das, was ich hier genau verhandeln will. Wichtig ist für mich hierbei allerdings auch jeweils, dass ich weiß, dass ich das jeweilige Produkt nicht nur bei diesem Händler bekomme, sondern auch noch woanders kaufen kann, denn sonst verunsichert mich im Vorfeld schon allein die Tatsache, dass ich erfolgreich sein muss. Das entsprechende Pokerface, das man auch beim Handeln braucht, und diese kühle Schulter, die dem Verhandlungspartner deutlich signalisiert, dass man auf den Kauf hier bei ihm nicht angewiesen ist, bekomme ich wiederum nur dann, wenn ich weiß, dass dieser Verhandlungspartner nicht meine einzige Bezugsquelle ist. Die Recherche, was den üblichen Marktpreis anbelangt, halte ich also für das A und O beim Verhandeln, und ohne diese Vorbereitung will ich auch nicht handeln, weil ich nicht respektlos erscheinen will, wenn ich wirklich mit unterirdischen Angeboten ankomme. Gleichzeitig will ich mich natürlich nicht lächerlich machen, und außerdem möchte ich ja beim Handeln erfolgreich sein, also ist eine gründliche Recherche unabdingbar.
Das Fingerspitzengefühl, das einem sagt, ab wann man einen Tick zu viel heraushandeln will, ergibt sich sicherlich aus der eigenen Menschenkenntnis und dem Beobachten des Verhandlungspartners als auch aus der Recherche, die man zuvor angestrengt hat. Man sollte den richtigen Moment für den Zuschlag nicht verpassen, denn das Handeln soll kein Pokern sein. Auch, wenn das in einigen Fällen ebenfalls erfolgreich ist, möchte ich niemanden um seinen Gewinn bringen, es sollte nur bestenfalls beim Handeln eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entstehen. Also gibt es beim Handeln definitive Grenzen, die man einhalten sollte, wie ich finde.
Die von Dir angegebenen fünfundzwanzig Prozent Verhandlungsspielraum halte ich nicht in jedem Bereich für angemessen und vor allem gilt es eben zu berücksichtigen, wie sich das aktuelle und momentan vor allem zu verhandelnde Angebot schon gegenüber dem üblichen Marktpreis positioniert. Wenn es bereits darunter liegt und somit ein gutes Angebot darstellt, so bedeutet das nicht, dass man nicht mehr verhandeln kann, aber der Verhandlungsspielraum schrumpft möglicherweise etwas. Je nach Verhandlungspartner kann man im Vorfeld insofern auch versuchen, herauszufinden, wo er seine Quellen hat und zu welchen Konditionen er in etwa einkauft, was vor allem bei Autohändlern in der Regel ganz gut funktioniert.
Und wenn man sich entsprechend auf das Handeln vorbereitet hat, gilt es, das alles einmal auszutesten, um zu sehen, ob man überhaupt jemand ist, der ein entsprechendes Verhandlungsgeschick hat oder ob man da eher weniger talentiert ist. Wenn es einem unangenehm ist, zu verhandeln, dann sollte man das vielleicht auch wiederum lassen, denn ich denke, dass tatsächlich nicht jeder der geborene Verhandlungspartner ist und ich halte das auch nicht für zwingend notwendig. Erlernen kann man das allerdings schon, auch, wenn man im Endeffekt als Motor für die Umsetzung dann noch eine Portion Selbstvertrauen braucht, um das Handeln überhaupt anzufangen.
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