Wird Fußball überschätzt?

vom 01.07.2012, 23:30 Uhr

Erst einmal muss ich feststellen, dass ich Fußballfan bin. Ich schaue während eines Turniers nahezu jeden Tag und bin auch während der Saison immer begeistert dabei und verfolge die Spiele meiner Lieblingsmannschaft.

Dennoch finde ich es manchmal erschreckend, wie wichtig Fußball heute überall genommen wird. Gerade vor dem Spiel gegen Griechenland wurde Fußball plötzlich mit politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Verbindung gebracht. Gerade die griechischen Medien haben ich mit ihren Schlagzeilen enorm aus dem Fenster gelehnt. Beim Spiel Russland gegen Polen wurden alte nationale Wunden aufgerissen und es kam sogar zu Verletzten. Erschreckend wurde es auch beim Relegationsspiel in Düsseldorf. Spieler haben dort den Schiedsrichter bedroht, es kam fast zu heftigen Handgreiflichkeiten.

Müssen wir uns nicht daran erinnern, dass Fußball nur eine Sportart ist?

» Mia1989 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 11,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei solchen Spielen wie in Düsseldorf ging es ja nicht nur dem Auf- oder Abstieg, sondern damit ist auch eine Menge Geld verbunden. Eine Mannschaft in der 2.Liga bekommt nämlich etwa 30 Millionen Euro weniger von der DFL als eine Mannschaft aus der ersten Liga. Und dann ist es kein Wunder, dass hier Existenzen bedroht werden. Nicht ohne Grund müssen fast alle Mannschaften, die aus der ersten Liga absteigen, wichtige und damit auch teure Spieler verkaufen, weil sie sonst einen zu großen Verlust erleiden und die Lizenz für die nächste Saison in Frage gestellt wird.

Düsseldorf hätte eine weitere Saison in der zweiten Liga vielleicht noch überlebt aber Hertha BSC muss die Mannschaft jetzt völlig umbauen und neue und somit auch billigere Spieler in die Mannschaft integrieren.

Genauso geht es um Spiele, wo die Politik im Vordergrund steht. Dazu gehören eben Spiele zwischen Polen und Russland, aber auch Serbien gegen Kroatien wäre so ein Beispiel. Nicht ohne Grund gab es in den Jahren, wo es noch die DDR gab, kein Freundschaftsspiel zwischen den beiden Nationen.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Fußball ist ja inzwischen nicht nur ein Sport, sondern ist zum Volkssport geworden. Hinter den Vereinen stehen ja nicht nur Fußballer, ein Verein ist ein Unternehmen. Das war früher noch nicht so. Inzwischen ist es aber zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden und auch zu einem wichtigen Arbeitgeber. Das muss man ja alles mit bedenken.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Und zwischen Verein und Nationalelf kann es auch mal richtig Ärger geben, wenn der Trainer der Nationalelf einen Spieler einsetzt, obwohl er gar nicht richtig fit ist.

davinca hat geschrieben:Fußball ist ja inzwischen nicht nur ein Sport, sondern ist zum Volkssport geworden. Hinter den Vereinen stehen ja nicht nur Fußballer, ein Verein ist ein Unternehmen. Das war früher noch nicht so. Inzwischen ist es aber zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden und auch zu einem wichtigen Arbeitgeber. Das muss man ja alles mit bedenken.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde während der WM und EM ist der Hype schon sehr extrem geworden. Leute, die sonst keine Fußballfans sind, tragen auf einmal Deutschland-Trikots mit zig anderen Deutschland Accessoires.

» joana » Beiträge: 11 » Talkpoints: 2,18 »


Mich nervt dieser Fußball-Hype zwar ebenfalls während den Großereignissen, aber da sich das ja nur alle 2 Jahren wiederholt, kann ich damit gerade so noch leben. Schließlich gibt es dieses übertriebene Nationalgefühl ja sonst auch nicht und da ist es eher Abwechslung als nervenaufreibend. Dass man nebenbei auch immer noch politische Parallelen ziehen muss, finde ich aber auch komplett daneben. Was bringt es denn, zu wissen, dass Spanien und Italien zwar die Pleitegeier sind, aber dennoch im Finale stehen. Angeblich wären ja viele Mannschaften, die knapp in der Gruppenphase gescheitert sind, einfach zu brav gewesen für ein Weiterkommen.

Meiner Meinung nach ist das alles Gerede mit nur wenig Konsens. Letztendlich hätte man sich lieber mal darum kümmern sollen, dass bei Italien keine Funktionäre und Spieler am Turnier teilnehmen, die dem Wettskandal verfallen sind, anstatt dauernd politische Parallelen ziehen zu müssen. Davon hätte die Europameisterschaft mit großer Sicherheit mehr gehabt als von nervigen politisch-fußballerischen Schlagzeilen.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde die Begeisterung gegenüber dem Fußball maßlos übertrieben, aber das muss jeder selbst wissen. Auf jeden Fall finde ich es nicht gerade in Ordnung, wenn Leute hunderte von Euros dafür ausgeben, um sich diese Spiele anzusehen, große Partys an Tagen zu veranstalten, an denen Fußball gespielt wird oder sich dafür Fanartikel zu kaufen und so weiter. Ich finde es eben wirklich übertrieben und kann die Begeisterung auch nicht nachvollziehen, wenn hunderte von bierbäuchigen, alkoholisierten und rotgesichten Männern herumgrölen und die Mannschaften anfeuern, 22 Männchen die einem Ball hinterher rennen.

Das was mich an der ganzen Sache am meisten erschreckt, ist die Tatsache, dass es meist sehr unsportliche und übergewichtige Menschen sind, die sich so derart für den Fußball im Fernsehen begeistern und da frage ich mich wirklich, wieso diese Männer nicht selbst mal auf den Platz gehen und einem Ball hinterher rennen, dann sähen die nämlich sicherlich nicht so aus, wie sie aussehen. Nun ja, inzwischen ist das auch eine ziemliche Geldmacherei, aber dass muss wirklich jeder selbst wissen. Ich selbst finde es gut, dass weder mein Freund noch jemand in der engeren Verwandtschaft oder im Freundeskreis Fußball Fan ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meiner Meinung nach wird Fußball auf jeden Fall überbewertet! Wenn man sagt, dass man mitten in der Nacht aufsteht um ein Formel 1 Rennen zu schauen, dann wird man gemeinhin für verrückt erklärt. Tauscht man das Formel 1 Rennen allerdings gegen ein Fußballspiel aus, dann werden die Umstehenden meistens hellwach und wollen genau wissen, um was für ein Spiel es sich handelt - schließlich könnte es sich ja auch für sie lohnen, frühzeitig aufzustehen und es anzusehen.

Ich kann diese ganze Hysterie um diesen Sport ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Es ist ja schon ein flächendeckendes Phänomen geworden, dass der Sport Fußball so populär ist und es gibt mittlerweile kaum mehr eine Stadt, die nicht mindestens einen Fanclub hat zu einem bestimmten Verein. Und dabei meine ich natürlich nicht die gängigen Großstädte, sondern die kleinen Städte wie ich sie hier kenne, die man beinahe als größeres Dorf bezeichnen könnte. Den Sinn davon verstehe ich nicht, weil ich schon von mehreren Leuten gehört habe, die dann gleich in zwei oder drei dieser Vereine eingetreten sind.

Wofür ein Mensch seine Zeit und sein Geld hergibt, das ist ja nun einmal jeden selbst überlassen. Zumindest, so lange es sich im legalen Rahmen hält. Ich will ja auch nicht meckern und jemanden dazu bringen, eben kein Fußball mehr zu schauen und sich ein anderes Hobby zu suchen. Ich meine einfach nur, dass die breite Masse es definitiv übertreibt und diesen Sport zu ernst nimmt. Halb Deutschland scheint mir im Moment beleidigt zu sein, weil Deutschland in der Europameisterschaft nicht in das Finale einziehen konnte. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob diese Europameisterschaft bereits vorbei ist, oder ob sie noch läuft - denn ich habe nirgendwo gelesen oder gehört, wer der Sieger ist. Nachdem die deutsche Mannschaft ausgeschieden ist, war es auf einmal still um dieses Fußballturnier. Das finde ich doch schon sehr merkwürdig und es erscheint mir ein bisschen so, als wäre die nationale Ehre angekratzt. Und das nur wegen einem Spiel, das die Kinder auf dem Schulhof spielen.

Ich denke, dass es sich einfach nur um einen Sport handelt, um nicht zu sagen eben um ein Spiel. Und Spiele und Sport sollte man nicht zu ernst nehmen, wenn man selber nicht aktiv daran beteiligt ist. Ein Fußballspiel wird heutzutage schon als Anlass für ein Massenbesäufnis genommen - ein Zustand, den ich absolut nicht verstehen kann. Was ist das besondere an einem Fußballspiel? Warum löst zum Beispiel Basketball keine ähnliche Euphorie aus? Ich verstehe es einfach nicht. Fußball ist für mich bloß ein Spiel, welches von einem großen Teil der Bevölkerung viel zu wichtig genommen wird.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde es grundsätzlich total lächerlich, wenn Menschen geradezu hysterisch anderen Leuten bei der Ausübung von sportlichen Aktivitäten zujubeln, selbst aber keinen Sport machen. Ich kann überhaupt nichts daran finden, sich Sport anzuschauen. Viel besser ist es doch, selbst aktiv zu werden. Natürlich gibt es auch genug Leute, die dem Fußball so verfallen sind, dass sie sich nicht nur die Fußballspiele fremder Leute anschauen, sondern auch selbst ein bisschen Fußball spielen. Aber trotzdem verstehe ich nicht so richtig, was man davon hat, sich so etwas anzuschauen. Ich finde das auch überhaupt nicht spannend und viel zu sehen gibt es da auch nicht außer einer Wiese und 22 Millionären, die sich um einen Ball für 100 Euro streiten.

Mittlerweile wird Fußball wohl wirklich gnadenlos überschätzt, wobei ein großer Teil dieser Hysterie nicht einmal mit dem Sport an sich zusammenhängt. Ich kann auch dem Fußball an sich, also als Sportart, schon nicht so viel abgewinnen. Allerdings habe ich allgemein nicht so viel übrig für Mannschaftssportarten. Aber erst einmal ist das auch nur ein Sport wie jeder andere auch, auch wenn ich diese Sportart nicht mag. Die Hysterie beginnt für mich da, wo Leute nur noch für ihren Verein leben, unzählige Merchandise-Artikel kaufen und sich unglaublich peinlich aufführen. Das finde ich dann doch sehr übertrieben. Richtig schlimm finde ich es, wenn die Allgemeinheit unter Fußball-Veranstaltungen zu leiden hat, zum Beispiel wenn die Fans so einen Radau veranstalten, dass wegen ihnen ganze Straßen gesperrt werden müssen.

Sehr schlimm finde ich auch die extreme Haltung vieler Fans. Viele Fußballfans werden sehr ausfallend, wenn andere Mannschaften gewinnen und ich habe auch häufiger rassistische Aussagen mitbekommen, wenn die eigene Nationalmannschaft ausgeschieden ist. Zuletzt bei der Europameisterschaft wurden auch vermehrt rassistische Aussagen über Italiener gemacht. Wenn man Fußball zum Anlass nimmt, seine ausländerfeindliche Haltung zu demonstrieren, finde ich das sehr schlimm. Da muss sogar ich, obwohl ich Fußball nicht ausstehen kann, sagen, dass so ein Verhalten primär nichts mit Fußball zu tun hat, aber zusätzlich ein schlechtes Licht auf diese Sportart wirft.

Ich bin sehr froh, dass ich keinen richtigen Fußballfan in meinem Umfeld habe. Ich möchte auch mit keinem richtigen Fußballfan zusammen sein. Ich finde auch, dass dieser Sport ganz massiv überschätzt wird. Das ist mir bei keiner anderen Sportart in dieser Form begegnet. Es gibt natürlich auch Leute, die sich intensiv für die Formel Eins begeistern, aber selbst das ist nicht so extrem, wobei ich auch die Begeisterung bei diesem "Sport" manchmal als übertrieben einstufen würde.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Aus welchen Gründen auch immer, wird in diese Sportart einfach alles Mögliche hinein projiziert. Die Presse liebt natürlich die politischen Anspielungen, wenn es um Deutschland geht und wenn es sich um die englische Presse handelt dürfen diese Anspielungen auch gerne irgendwas mit Nazis zu tun haben oder sich beim Vokabular von Kriegsreportern bedienen. Und manch ein Fan projiziert anscheinend den Frust, den er im täglichen Leben hat, auf die gegnerische Mannschaft und deren Fans. Wobei ich allerdings denke, dass nicht jeder Krawallmacher im Umfeld eines Fußballspiels auch ein Fan ist. Einigen wird die Randale wichtiger sein als das Spiel.

Sicher gibt es zu dem Thema irgendwo auch die passenden Untersuchung von Sozialwissenschaftlern und verwandten Disziplinen, die man sich zu Gemüte führen könnte, wenn man denn wollte.

Crispin hat geschrieben:Das was mich an der ganzen Sache am meisten erschreckt, ist die Tatsache, dass es meist sehr unsportliche und übergewichtige Menschen sind, die sich so derart für den Fußball im Fernsehen begeistern

Das halte ich für ein Klischee. Das gibt es sicher, keine Frage, aber während der EM hat man ja nun öfters Fans im Fernsehen gesehen, auch in größeren Mengen, und übergewichtige Menschen waren da auch nicht häufiger zu finden als wenn man zum Beispiel Samstags durch die Fußgängerzone läuft.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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