Wie stockendes Gespräch wieder in Gang bringen?

vom 30.06.2012, 10:18 Uhr

Jeder kennt wahrscheinlich diese peinlichen Schweigeminuten in einem Gesprächsverlauf. Manchen Leuten scheint das gar nichts auszumachen. Ich fürchte diese Momente, wenn ein Gespräch ins Stocken gerät. Es kann sowohl in einem Zweiergespräch passieren als auch in einer großen Runde. Meistens geschieht dies in Runden, wo man die Leute nicht so gut kennt oder wo die Mischung ungünstig ist. Mit guten Freunden sind solche Schweigeminuten gar nicht peinlich. Man kann dann irgendetwas sagen, wie zum Beispiel: "Na ja, wie geht's denn sonst so." (Familie, Beruf), oder etwas ähnliches. Manchmal macht es auch nichts, wenn man einfach schweigt.

Es kommt auch auf den Ort an. Wenn man im Zug sitzt, kann man durchaus länger schweigen, weil es als normal gilt, dass man einfach eine Zeit lang aus dem Fenster schaut oder etwas liest. Aber im Restaurant erwartet man vor und nach dem Essen ein Gespräch. Mittlerweile fallen mir zwar fast immer Dinge ein, die ich sagen kann. Früher hatte ich da mehr Probleme. Ich habe dann oft Sachen gesagt, die ich gar nicht sagen wollte, nur um zu reden. Ich konnte dieses Schweigen gar nicht ertragen. Schwierig ist es vor allen Dingen dann, wenn der Gesprächspartner den Faden gar nicht aufgreift. Man muss immer wieder neue Sachen sagen, ohne eine wirkliche Reaktion zu bekommen. Solche Gesprächspartner mag ich gar nicht.

In großen Runden kommt es auch manchmal zu solchen peinlichen Schweigemomenten. Ich habe dann immer das Gefühl, dass ich dafür zuständig bin, etwas zu sagen. Meistens sage ich dann auch etwas, übers Wetter, Essen oder ähnliches.

Kennt ihr auch solche Momente? Wie überbrückt ihr sie? Fühlt ihr euch auch dafür verantwortlich, diese Momente zu durchbrechen, egal, ob ihr Gast oder Gastgeber seid oder sind euch diese Situationen völlig egal und wartet darauf, dass irgendein anderer etwas sagt.?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Früher war es mir auch immer sehr unangenehm, wenn ich mich mit jemandem unterhalten habe oder mit anderen in einer Gruppe zusammen stand und plötzlich alle schwiegen. Es stimmt schon, dass es bei Freunden weniger unangenehm ist, als bei Personen, mit denen man weniger zu tun hat. Ich habe dann auch immer versucht, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, weil ich das Schweigen nicht mehr wollte.

Mittlerweile schweige ich dann auch und es ist mir auch nicht mehr unangenehm. Wenn dann jemand etwas zu sagen hat, kann derjenige ja sprechen, aber ich fühle mich nicht verantwortlich dafür, den Gesprächsfluss aufrecht zu erhalten. Dabei ist es mir auch eigentlich egal, ob ich selber Gast oder Gastgeberin bin, wobei ich als Gastgeberin schon eher darauf achte, dass alle sich wohlfühlen. Wenn sich bei dem Schweigen aber keiner offensichtlich unwohl fühlt, ist das für mich auch in Ordnung und ich sage nicht einfach etwas, nur um zu sprechen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


anlupa hat geschrieben:Fühlt ihr euch auch dafür verantwortlich, diese Momente zu durchbrechen, egal, ob ihr Gast oder Gastgeber seid oder sind euch diese Situationen völlig egal und wartet darauf, dass irgendein anderer etwas sagt.?


Nein, ich fühle mich nicht dafür verantwortlich, diese "peinliche" Stille zu durchbrechen. Früher war das anders, aber inzwischen stört mich diese Stille eher selten. Natürlich kommt es auch darauf an, wo man gerade ist und vor allem auch mit welcher Person, aber letztendlich kann ich auch mal eine Weile schweigen. Das ist sogat manchmal ganz angenehm. Wenn jemanden diese Stille stört oder etwas sagen möchte, kann er oder sie es ja tun, das muss ja schließlich nicht immer ich machen, wenn ich auch gerade gar keinen Gesprächsbedarf habe.

Bei der Arbeit kommt es bei mir oft vor, dass wir zu zweit oder mit ein paar Leuten unterwegs sind. Und da kann man sich auch nicht immer acht, zehn oder zwölf Stunden etwas erzählen. Vielleicht habe ich mich deshalb daran gewöhnt und kein Problem mehr damit, wenn mal wieder das große Schweigen herrscht.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Diese unglücklichen Situationen des plötzlichen Schweigens, das einen so laut anschreit und die so unglaublich unangenehm sein können, kenne ich auch zur Genüge und ich habe dabei tatsächlich auch immer das Gefühl, dass ich das Schweigen unterbrechen und dafür sorgen muss, dass dieses Gespräch doch noch irgendwie weitergeht und bestenfalls dann auch in ein ungezwungenes Plaudern übergehen kann, das für alle Beteiligten ganz nett und vor allem nicht unangenehm ist. Dafür zuständig fühle ich mich wohl vor allem deshalb, weil ich weiß, dass zumindest mir dieses peinliche Schweigen unangenehm ist, zumal ich immer wieder finde, dass es so sehr deutlich macht, dass man sich eigentlich gar nichts zu sagen und möglicherweise sogar nicht einmal Interesse aneinander hat.

Wenn mir keine Fragen einfallen, die ich stellen könnte, dann signalisiere ich meinem Gegenüber vielleicht sogar noch ganz unfreiwillig, dass ich mich für ihn nicht interessiere, und wenn ich mein Schweigen eine Weile lang aufrecht erhalte und keine Anstalten mache, dieses Schweigen zu unterbrechen und das Gespräch irgendwie wiederaufzunehmen, dann wird dieses Signal doch nur noch deutlicher. Ich möchte aber nicht, dass meine Gesprächspartner denken, dass ich mich für sie nicht interessiere, denn eben diejenigen Menschen, mit denen mir solche Situationen passieren, sind wiederum genau die, bei denen ich eigentlich keinen Grund zum Schweigen habe, weil sie mich tatsächlich in der Regel interessieren.

Ich habe mir schon einige Male überlegt, wie andere Menschen, mit denen ich solche Situationen erlebt habe, denn damit umgehen, wenn sie es sind, die die Gespräche wieder zum Laufen bringen. Manche Leute sind da relativ unbeeindruckt, scheint mir, und ich habe wirklich das Gefühl, dass es Menschen gibt, die eine absolute Begabung für Smalltalk haben. Allerdings habe ich auch häufig den Eindruck, dass es diese Menschen nicht sonderlich interessiert, ob sie einen mit ihren Gesprächen langweilen könnten, denn darum geht es ja nun auch gar nicht. Eigentlich will man durch dieses Reden eben den Eindruck vermeiden, dass der Gesprächspartner denkt, man wolle mit ihm auch gar nicht reden und ändere daher nichts an diesem gegenwärtigen Schweigen. Um diesen Eindruck auszuräumen, könnte man sich natürlich wirklich vorübergehend damit behelfen, dass man einfach irgendein Thema anschneidet und hofft, dass der Gesprächspartner darauf einsteigt. Wenn man anschließend feststellen muss, dass er sich nicht sonderlich interessiert zeigt, kann man das Gespräch immer noch langsam beenden und mit einer höflichen Floskel abschließen.

Seit ich diese Feststellung gemacht habe, versuche ich selbst in solchen Situationen auch, mir irgendwie so zu behelfen, dass ich irgendetwas erzählen kann. Ich versuche dann aber gar nicht zwanghaft, irgendwelche Fragen zu stellen, weil mir das in meinem Fall einfach nur aufgesetzt und gekünstelt vorkommt, aber das will ich so gar nicht demonstrieren und auch nicht praktizieren. Erzählen kann ich von allem möglichen, aber das Stellen von irgendwelchen uninteressanten Fragen liegt mir nicht, zumal ich auch niemand bin, der die Regeln des Smalltalks beherrscht, denn Smalltalk ist wirklich so gar nicht mein Ding und er erscheint mir außerdem nicht selten einfach falsch, jedenfalls für mich selbst.

Wenn ich irgendetwas erzähle, um ein solches Schweigen zu durchbrechen, habe ich selbst außerdem den Eindruck, dass es eben so wirkt, als wäre ich an einem Gespräch wirklich interessiert, was ja auch den Tatsachen entspricht. Außerdem bringe ich mein Gegenüber nicht unbedingt in eine unangenehme Situation, weil ich Fragen stelle, die vielleicht sogar gar nicht unbedingt so willkommen sind. Bei einem schüchternen Gesprächspartner, der möglicherweise sehr unsicher ist, kann man mit Fragen mehr kaputtmachen als richten, und schon aus diesem Grund halte ich es lieber mit kurzen Anekdoten oder Erzählungen, um dem anderen eben nicht den schwarzen Peter zuzuschieben, seinerseits doch etwas zu erzählen, indem ich ihm Fragen stelle. So klappt das meistens auch ganz gut und erlebe in der Regel, dass das Gespräch dann auch recht bald weitergeht oder mir aufgrund meiner Erzählung Fragen gestellt werden, an denen ich erkennen kann, ob mein Gesprächspartner das Gespräch nun auch gerne weiterführen will oder eher nicht. So fahre ich ganz gut und kann alle Belange miteinander vereinbaren.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Erstmal sollte man sich überlegen, ob man überhaupt an einem Gespräch interessiert ist, oder ob es sich nur um eine gequälte Anstands Konversation handelt. Mit hat schon ein paar mal der Satz "Lass uns mal betrinken und gucken was passiert" viel Spaß bereitet, aber das macht man wohl eher in jungen Jahren.

Wenn es darum geht das Gespräch in eine ernste Richtung zu lenken, sollte man sich über die gemeinsamen Interessen unterhalten. Diese sind meistens vorhanden. Und meistens findet man einen gemeinsamen Nenner. Zum Beispiel eine Fernsehserie, Bücher, Schule, die Arbeit oder auch einfach nur das Lieblingsgetränk. Wenn das nicht klappt kann man immer noch über die Politik oder das Wetter reden.

» LeTrac » Beiträge: 35 » Talkpoints: 1,62 »


Ich kenne diese Momente, in denen das Gespräch auf einmal stockt, sehr gut, da mir das auch schon oft passiert ist. Dabei finde ich so etwas aber auch nicht immer schlimm oder unangenehm. Gerade dann, wenn ich mit meinem Freund zusammen bin und wir uns unterhalten, passiert es immer wieder, dass man nicht weiß, was man auf etwas erwidern soll oder dass man es manchmal für besser empfindet, nichts zu sagen. Das ist aber auch absolut nicht schlimm, da es für mich dann alles andere als unangenehm ist, nichts zu sagen. Ich fühle mich dann ja trotzdem sehr wohl und mir ist das nicht peinlich. Stattdessen ist es so, dass mein Freund und ich manchmal sehr lange schweigen, wenn wir uns sehen. Wir schauen uns dann einfach nur in die Augen oder liegen nebeneinander, wobei wir dann einfach unsere Nähe genießen. Da muss dann nichts gesagt werden.

Auch dann, wenn ich mit sehr guten Freunden unterwegs bin, ist es nicht unangenehm, wenn niemand etwas sagt. Immerhin hat man dann nicht den Drang, unbedingt etwas sagen zu müssen, sondern man fühlt sich trotzdem wohl, auch wenn man schweigt. Und hin und wieder ist es auch schön, zwischendurch kurz seinen Gedanken nachzuhängen und auch einfach kurz leise zu sein. Man muss ja nicht den ganzen Tag ununterbrochen miteinander reden und manchmal ist es auch angenehm, kurz eine Pause zu machen.

Im Zug finde ich es ebenfalls nicht so unangenehm, wenn man nicht die ganze Zeit miteinander redet. Da ist man ja auch abgelenkt, indem man andere Menschen beobachtet oder indem man aus dem Fenster schaut und so gibt es auch andere Sachen, denen man seine Aufmerksamkeit widmen kann. Allerdings ist das natürlich anders, wenn man mit einer anderen Person allein in einem Raum ist und da gibt es natürlich nichts, was einen ablenken könnte, so dass man sich dann zwangsläufig miteinander unterhalten muss.

Wenn ich eine Person nicht richtig kenne, dann gehen mir immer schnell die Gesprächsthemen aus und es kommt dann immer wieder vor, dass es so eine unangenehme Pause gibt. Immerhin muss man ja auch darauf achten, dass man nicht zu persönlich wird. Außerdem möchte man auch nicht die ganze Zeit nur Fragen stellen, da man sich nicht vorkommen möchte, wie in einem Interview. Und wenn man eine Person nicht richtig kennt, dann weiß man ja auch nicht, was sie gerne macht und wie sie ihr Leben verbringt und da finde ich es immer schwer, ein Gespräch zu führen. Man möchte ja auch nichts Falsches sagen, weshalb man dann auch etwas schüchtern ist. Da passiert es schnell, dass eine Pause entsteht. Diese versuche ich dann meistens zu überbrücken, indem ich der Person irgendwelche Fragen stelle. Allerdings habe ich die Erfahrung machen können, dass das Gespräch meistens gar nicht mehr richtig in die Gänge kommt, wenn es denn einmal zum Stocken gekommen ist.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^