Fernsehapparat im Kinderzimmer - Eure Gründe

Meine Kinder haben keinen Fernsehapparat in ihren Zimmern, im Spielzimmer haben sie lediglich eine kleine Stereoanlage mit der sie CDs, Kassetten und Radio hören können. Nun hörten meine Kinder von einem bekannten Mädchen, das so alt ist wie meine Großem, dass dieses Mädchen nun endlich seinen eigenen Fernsehapparat im Kinderzimmer hätte. Das wäre doch ganz schön und praktisch und eigentlich würden die beiden Kids jetzt auch gern zumindest einen Fernsehapparat im Spielzimmer haben wollen. So ganz begeistert und überzeugt bin ich nicht, habe aber erst einmal die Eltern des Mädchens befragt, ob das denn stimme.

Die Eltern bestätigten die Aussage der Tochter und beantworteten meine Frage nach dem Warum eines eigenen Fernsehapparates damit, dass sie keine Lust hätten, immer wieder mal gemeinsam mit der Tochter deren Lieblingssendungen zu verfolgen, die Tochter schaut auch gern die Jugendserien auf KiKa. Ich muss sagen, dass ich diesen Grund für einen eigenen Fernsehapparat so gar nicht nachvollziehen kann. Klar sind wir uns auch nicht immer gleich einig, was denn im Fernsehen angeschaut wird. Da gibt es dann schon ab und an Diskussionen, aber im Großen und Ganzen ist das kein Problem und wir einigen uns auf ein gemeinsames Fernsehprogramm, wobei das Abendprogramm meist von den Erwachsenen bestimmt wird.

Ich habe nun überlegt, welche Gründe für mich dafür sprechen würden, den Kindern einen eigenen Fernsehapparat zu gestatten und ich muss sagen, bisher habe ich noch keinen Grund gefunden, der klar und deutlich dafür spricht. Die Gründe, die ich bisher pro eigenen Fernsehapparat gefunden habe, entspringen rein der Bequemlichkeit. Sicher wird es irgendwann auch die Gründe geben, die mich dazu veranlassen, den Kindern den Fernsehapparat im Kinderzimmer zu gestatten, aber nicht jetzt. Nun frage ich mich, wie ist das bei Euch? Welche Gründe gibt es da?

Wenn ich mich richtig erinnere, ist deine große Tochter zehn oder elf Jahre alt, oder? In diesem Alter habe ich ebenfalls meinen ersten Fernseher ins Kinderzimmer bekommen, allerdings war das eher Glück und eine recht schnelle Entscheidung, weil man Vater sich damals für ein neues Modell begeistern konnte und ich das abgelegte Gerät bekommen habe, wobei ich es nicht bekommen hätte, wäre das Fernsehprogramm nicht ohnehin ein Konfliktherd zwischen uns gewesen. Fakt ist, dass der Fernseher bei vielen Kindern in diesem Alter recht interessant ist und zumindest einige Serien regelmäßig verfolgt werden wollen, Fakt ist auch, dass diese Serien an sich einen Umfang nicht überschreiten dürften, in dem sie noch im gemeinschaftlichen Wohnzimmer konsumiert werden könnten, das setzt aber wiederum voraus, dass die Eltern bereit sind, ihr Wohnzimmer teils auch für den Nachwuchs zu opfern; und das war eben bei uns nicht der Fall.

Bei uns herrschte eben klar die Regel vor, dass das Wohnzimmer hauptsächlich das Refugium und der Aufenthaltsraum der Eltern ist, sprich, wir durften dort die Mahlzeiten einnehmen, Familienabende verbringen und sicherlich auch einmal eine halbe Stunde vor dem Fernseher sitzen, grundsätzlich galt aber, dass wir uns dort auf Abruf verziehen sollten, wenn meine Mutter alleine oder samt Freunden dort ihre Ruhe haben wollte; ab der Primetime hatten wir sowieso meist in unseren zimmern zu sein. Das Wohnzimmer mitsamt Fernsehapparat war eben kein Zimmer für die ganze Familie, sondern eher ein Zimmer der Eltern, das einzig auf deren Wunsch der Familie zugänglich gemacht werden konnte.

Wollten wir Kinder etwas im Fernsehen sehen, artete das regelmäßig aus, vor allem, wenn meine Mutter dadurch eine ihrer heißgeliebten Kriminalserien verpasste oder mein Vater eine Sportsendung unterbrechen musste; da zogen wir immer den Kürzeren. Natürlich ist es dann die reine Bequemlichkeit, das Wohnzimmer für sich haben zu wollen und dem Kind einen eigenen Fernseher zu gewähren, weil man den Eigenen nicht teilen möchte, auf der anderen Seite kann ich die Bequemlichkeit nachvollziehen, wenn man nach einem anstrengenden Arbeitstag alleine sein möchte, das Kind alt genug ist, um keine Erklärungen der Serien mehr zu benötigen, und es dem Nachwuchs scheinbar hauptsächlich um die Serien und nicht um die Anwesenheit eines Elternteils geht. Warum soll man dann der Bequemlichkeit nicht stattgeben?

Dann frage ich auch mal umgekehrt: Welchen Nachteil hat es denn, wenn der Fernseher im Kinderzimmer steht? Die Frage verbietet sich, wenn man Disziplinlosigkeit Einzug halten lässt und das Kind Tage und Nächte vor dem Fernseher verbringt, trotz des eigenen Fernsehers könnte aber bei einem guten Vertrauensverhältnis auch eine Absprache getroffen werden, welche Serien angesehen werden dürfen; ansonsten muss das Gerät ausgeschaltet bleiben. Macht es da denn einen Unterschied, wo die Serie angesehen wird? Darüber hinaus verliert der Fernseher auch ein Stück weit den Reiz, wenn er einmal im eigenen Zimmer gelandet ist. Feste Absprachen gab es bei mir beispielsweise nie, wobei man im Ernstfall eingegriffen hätte, trotzdem habe ich es anfänglich bestimmt hin und wieder übertrieben, bis der Fernseher zur Selbstverständlichkeit wurde und bei mir nun seltener benutzt wird, als noch zu Zeiten, in denen ich ihn mir im Wohnzimmer erkämpfen musste.

Ich denke, wenn die Kinder verantwortungsbewusst mit dem Fernsehen umgehen, kann man das auch im Zimmer zulassen. Wichtig ist eben, dass sie nicht zuviel schauen und das man eine gewisse Übersicht über die Fernsehgewohnheiten hat.

Gründe für einen Fernseher in einem Kinderzimmer sind meiner Meinung nach, dass das Kind dann eigenverantwortliches Handeln lernt. Es spricht auch nicht besonders viel dagegen, klar die Strahlung ist für kleine Kinder nicht gut, aber kleine Kinder sollten auch keinen Fernseher haben. Ab 12 kann man denke ich einen eigenen Fernseher im Zimmer haben. Zum Erwachsenwerden gehört ein Fernseher im Zimmer auch irgendwie dazu. Man kann selber entscheiden was man sieht und hat schon eine gewisse Verantwortung, es symbolisiert dem Kind, dass es erwachsen wird und das von den Eltern anerkannt wird.

Meine Töchter sind jetzt neun Jahre und wir überlegen ihnen einen kleinen Fernseher mit DVD-Player im Kinderzimmer aufzustellen. Es würde also nur das DVD schauen funktionieren. Die DVD´s liegen aber im Wohnzimmer im Fernsehschrank, so dass ein unkontrolliertes Filme anschauen nicht möglich wäre.

Allerdings hat es den Vorteil, dass sie eben mal einen Film für sich schauen können, wenn wir selbst doch mal auf etwas bestimmtes im Fernsehen beharren, was die beiden nicht interessiert. Man kann also damit gelegentlich die familiären Diskussionen über das Fernsehprogramm ausfallen lassen ohne dass man die Kinder einfach nur abschiebt. Denn viele Kinderfilme gefallen auch meinem Freund und mir, so dass diese Variante recht selten zum Tragen kommen würde.

@Anemone: Das ist wohl wirklich eine gute Frage, was denn gegen einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer spricht. Im Moment wohl als erstes die zusätzliche Geldausgabe. Denn momentan klappen unsere Absprachen sehr gut und darum wäre diese Ausgabe für mich unnütz. Ich denke schon, dass die Kinder auch verantwortungsbewusst genug sind und sich der Fernsehkonsum in Grenzen halten würde. Das ist wohl nicht der Grund. Aber ich habe die Kinder gern um mich und das Wohnzimmer ist unser gemeinsamer Raum. Daher empfinde ich es sogar als schön, wenn wir gemeinsam auch einmal fern sehen.

Ich hatte damals auch einen eigenen, kleinen Fernseher in meinem Kinderzimmer. Ich musste wirklich sehr lange mit meiner Mutter darüber diskutieren. Als ich dann 10 Jahre alt war, hat sie dann endlich eingewilligt und ich bekam meinen Fernseher. In erster Linie habe ich ihn dazu benutzt, um Videospiele spielen zu können. Damals hatte ich nämlich eine Supernintendo-Konsole und meine Mutter wollte nicht, dass das gesamte Equipment im Wohnzimmer herum fliegt. So haben wir das dann sehr gut gelöst. Allerdings hieß das auch nicht, dass ich dann einen Freifahrtschein hatte, was das Fernsehen und Spielen angeht. Es gab feste Zeiten, an denen der Fernseher lief. Ich durfte nur eine Stunde am Tag spielen oder eine bestimmte Sendung schauen. Abends habe ich dann mit meiner Mutter und den Geschwistern gemeinsam eine Sendung oder einen Film im Wohnzimmer geschaut.

Ich habe mich auch wirklich dran gehalten und meine Mutter wusste da auch, dass ich da zuverlässig bin und sie mir vertrauen kann. Meine Schwester wollte am liebsten den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, aber das habe ich dann unterbunden. Ich denke, dass man einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer nicht von vorne herein verteufeln sollte. Es kommt auch immer auf das Kind an. Wenn es feste Regeln gibt, die dann auch eingehalten werden, würde ich meinem Sohn auch einen eigenen Fernseher erlauben. Ich würde dann aber auch ein Alter von 10 oder 11 Jahren ansetzen. Vorher würde ich es einfach noch zu früh finden. Ich kenne einige Kinder, die schon mit 6 Jahren einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer haben. Die sitzen dann auch meistens den halben Tag davor und machen nichts anderes mehr. Die Eltern kümmert das eigentlich auch recht wenig, denn so sind die Kinder weitestgehend beschäftigt und sie haben ihre Ruhe.

Ich kann schon verstehen, dass manche Eltern es einfach bequemer finden, wenn die Kinder ihre eigenen Sendungen im Kinderzimmer sehen können. Viele Kinderserien sind eben auch langweilig für Eltern, aber ich finde es bis zu einem gewissen Alter sollte man die Kinder einfach nicht unbeaufsichtigt fernsehen lassen. Mir ist es wichtig, was mein Sohn anschaut. Ich versuche zwar, das Fernsehen so gut es geht einzuschränken, aber wenn er dann alle 2-3 Tage mal eine kleine Sendung anschaut, dann setze ich mich auch dazu, damit ich auch Dinge erklären kann, die ihm vielleicht unklar sind. Bei uns ist es auch nicht so, dass das Wohnzimmer ausschließlich für die Eltern bestimmt ist. Ich schaue ohnehin kaum fern und der Fernseher ist meist aus. Lediglich am Wochenende wird mal der ein oder andere Film angeschaut - entweder machen wir das dann alle zusammen oder warten, bis der Kleine eingeschlafen ist. Der Kleine kann im Wohnzimmer auch nach Lust und Laune spielen.

Ich denke, die meisten Eltern wollen auf ihre Fernsehsendungen nicht verzichten oder ihre Ruhe haben. Die Bequemlichkeit ist daher für mich einer der ausschlaggebendsten Faktoren für einen eigene Fernseher im Kinderzimmer. Früher war das bei uns eher noch etwas besonderes, heutzutage bekommen meist Grundschulkinder schon einen kleinen Fernsehapparat. Ich finde das gerade bei jungen Kindern nicht sonderlich gut, weil es da eben schnell mal ausarten kann. Man übertreibt es dann ganz gerne mal, wie ich das auch bei meiner kleineren Schwester erleben konnte. Sie war damals 8 Jahre alt, als der Fernseher Einzug ins Kinderzimmer erhalten hat. Es kommt eben auch immer auf das Kind an. Wenn es mit dem Fernsehkonsum umgehen kann, spricht meiner Meinung nach nichts gegen einen Fernseher im Kinderzimmer. Bei uns finde ich es aber unnötig, denn weder mein Mann, noch ich schauen gerne fern und da kann der Kleine auch in Zukunft gleich im Wohnzimmer fernsehen.

JotJot, Der Preis ist sicherlich eine Komponente, die gegen die Anschaffung eines eigenen Fernsehers sprechen kann, da hatte ich mit meinem abgelegten Modell wohl einfach Glück, Allerdings entnehme ich aus deinem Beitrag nicht, dass deine Kinder spezielle Anforderungen an das Gerät stellen, es scheint ihnen ja eher um die Tätigkeit des Fernsehens an sich zu gehen, weswegen man auch mit einem Röhrenfernseher Abhilfe schaffen könnte, den es auf einigen Verkaufsplattformen gebraucht schon ab etwa 50 € zu erwerben gibt, der finanziellen Einschränkung stünde der Wunsch also nicht unbedingt entgegen. Außerdem denke ich, dass ein Fernseher ja nicht unbedingt einfach so aus der Situation heraus geschenkt werden sollte, sondern ein Anlass eventuell sinnvoll wäre. Warum den beiden das Gerät nicht als gemeinsames Geschenk zu Weihnachten überreichen und bei anderen Geschenken dann eher sparen? Ich gehe davon aus, dass es für Geschenke zu besonderen Anlässen ein gewisses Puffer gibt, und sollte der Wunsch keine Eintagsfliege, sondern langanhaltend sein, wäre das doch eine Idee.

Ich finde es im Übrigen sehr schön, dass du dein Wohnzimmer als einen Gemeinschaftsraum betrachtest und die Kinder dort jederzeit willkommen zu sein scheinen, das mildert die Dringlichkeit des eigenen Fernsehers natürlich, das sehe ich ein. Trotzdem wird bestimmt bald die Phase kommen, in der die Kinder möglicherweise deine Anwesenheit nicht mehr immer schön finden, das würde ich in Betracht ziehen, außerdem wäre ein wenig mehr Komfort wohl doch angenehm, oder? Ein eigener Fernseher löst ja nicht zwangsläufig die gemeinsamen Abende auf, sondern bietet eher eine Alternative, wenn man sich mal nicht einig werden sollte. Versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht in eine Richtung drängen, ich denke nur, dass der Wunsch, wenn er jetzt dauerhaft vorgetragen werden sollte, zumindest für deine Kinder eine gewisse Sinnhaftigkeit hat und alleine daher möglicherweise umgesetzt oder hinterfragt werden sollte.

Es gibt definitiv keinen Grund FÜR einen Fernseher im Kinderzimmer, welcher sich dem Wohl des Kindes widmet! Vielmehr geht es immer darum, dass sie die Eltern mehr Freiräume schaffen und die Kinder praktisch auf dem billigsten Weg beschäftigen lassen, ohne sich selbst kümmern zu müssen. Ich bin immer wieder erschrocken, wie leichtfertig manche Eltern den Kindern so ein Gerät in das eigene Zimmer stellen. Der mutmaßliche "Vorteil", nämlich der das man selbst nicht mehr das Programm der Kinder schauen muss, ist nämlich ein massiver Nachteil und in meinen Augen verletzt ein Erwachsener seine Sorgfaltspflichten, wenn dieser Kinder alleine fernsehen lässt. Zu welchem Zweck sollte das schon gut sein?

Aber diese Haltung kann man eigentlich auch nur verstehen, wenn man selbst auch den Fernsehkonsum bei sich selbst immer wieder kritisch hinterfragt. Wer Fernsehen als legitimen Zeitvertreib betrachtet, wird mir kaum folgen können oder wollen.

Seltsam ist es, wenn bei der Argumentation für einen Fernseher als Alibi gesagt wird, dass es natürlich "strenge" Nutzungsregeln geben würde. Wenn diese das Fernsehen wirklich so reglementieren, dass es "vernünftig" ist, dann kann es nicht so viel an Zeit sein, dass man als Erwachsener nicht auch die Zeit eben mit den Kindern vor dem gemeinsamen Fernseher verbringen kann. Ich gehe mal von Kindern aus, die keine 14 Jahre alt sind. Hier wäre es nämlich extrem wichtig, unmittelbar bei Fragen da zu sein oder aber auch um selbst bestimmte Dinge erklären zu können.

Gründe für den Fernsehe sind also die, dass ein billiger Babysitter da ist, die Kinder kostengünstig und leise ohne Aufwand beschäftigt werden und die Tatsache, dass sie so letztlich immer aufgeräumt sind und den Erwachsenen nicht stören (beim Fernsehen?).

Derpunkt, ich akzeptiere jede Argumentation, die Deinige kann ich aber nur nachvollziehen, wenn der Fernseher tatsächlich als Babysitter benutzt wird, und das sehe ich nicht bei der reinen Präsenz im Zimmer und einer Reglementierung, das sehe ich erst, wenn auch schon jüngere Kinder unkontrollierten Konsum ausüben, mehrere Stunden vor dem Gerät verbringen und seitens der Eltern keinerlei Vorauswahl mehr besteht, welche Formate verfolgt werden dürfen. Dann kann man davon sprechen, dass ein Kind dem Einfluss der Medien schutzlos ausgeliefert ist, zumal es in einem gewissen Alter noch nicht über die Fähigkeiten verfügt, alle gesehenen Inhalte zu begreifen und kritisch zu überdenken, und dass die Eltern sich ihrer Fürsorge und Verantwortung entledigen, indem sie das Kind vor dem Fernseher parken und sich durch diese Maßnahme mehr Zeit für ihre eigenen Interessen schaffen wollen.

In dem Punkt stimmen wir ja über ein und würde ein dreijähriges Kind den Fernseher unkontrolliert nutzen, würde ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber was ist dramatisch daran, der zehnjährigen Tochter den Konsum bestimmter, im Vorhinein als geeignet betrachteter Serien auch im eigenen Zimmer zu erlauben? Vorausgesetzt natürlich, ein Elternteil hat eine Serie einmal in Augenschein genommen und aufgrund des kindgerechten Inhalts für geeignet befunden, was spricht dann dagegen, wenn das Kind die Serie ohne Gesellschaft sieht, nur immer im Hinterkopf behaltend, dass ein Rückzug der Eltern oft auch stattfindet, wenn das Kind im Wohnzimmer fernsieht? Würdest du ernsthaft ununterbrochen neben einem zehnjährigen Mädchen sitzen wollen, das eine von dir bereits als geeignet anerkannte Serie sieht, obwohl dieses Kind scheinbar keinerlei Anstalten macht, dich mit Fragen zu löchern? Oder würdest du dich nicht auch irgendwann verziehen oder dich zumindest in eine Lektüre vertiefen? Dann frage ich mich schon: Wo liegt der Unterschied des Alleinseins? Nur in der Räumlichkeit?

Vorausgesetzt natürlich, der Konsum hält sich in Grenzen und es werden nur ausgewählte Inhalte gesehen, dann finde ich es auch legitim, wenn Eltern die Fernsehzeit des Kindes ab einem gewissen Alter anderweitig nutzen; und da ist es nun einmal oft hinderlich, wenn Kinder den einzigen Raum der Eltern nutzen und das Kinderzimmer leer steht. Punktedieb schilderte oben eine ganz typische Situation, die ich hier interpretieren möchte, ich hoffe, in ihrem Sinne. Man stelle sich nur einen typischen Samstagabend vor, der komplette Tag wurde als Familie und natürlich unter Einbeziehung der Kinder verbracht, man unternahm einen schönen Ausflug, kochte zusammen und widmete sich ganz dem Familienleben. Nach einem anstrengenden Tag soll der Abend bei einem Film verbracht werden, über den man sich nicht einig wird, oder es laufen zwei verschiedene Serien, sodass es unwahrscheinlich ist, sich ohne Enttäuschung zu einigen. Spricht man dann wirklich von Abschieben, wenn die Kinder in ihrem Zimmer einen gesonderten Film sehen können, also ihren Interessen nachgehen, und dem Paar Zeit für die Beziehung bleibt? Und ja, ich finde, dass auch Eltern Zeit für sich brauchen, und wenn ein Teil dieser Zeit durch geregelten Fernsehkonsum geschaffen wird, finde ich das legitim, solange nur bestimmte Serien gesehen werden, der Fernseher nicht zur Hauptattraktion wird und ein Kind andere Beschäftigungsarten noch bei weitem vorzieht.

@Anemone: Die Frage lautet doch, gibt es eine Reglementierung der Eltern und auch eine Vorauswahl oder steht der Fernseher zur freien Verfügung bereit? Ist er frei, müssen wir nicht weiter diskutieren und ich behaupte, dass es ausschließlich als Babysitter (auch bei 10 oder 11 jährigen Kindern!) dient. Die Eltern sollen nicht durch die Langeweile der Kinder gestört werden.

Wenn es hingegen ein reglementiertes, bewusstes Fernsehen ist, dann sprechen wir kaum von 2-3 Stunden täglich. Eher tendiert die Zeit wohl auf 30 bis vielleicht 40 Minuten. Und dann das noch nicht mal täglich! Dann "lohnt" die Anschaffung eben nicht und in so einem Fall würde ich es bejahen, wenn man den Eltern (oder einem Elternteil) zumuten kann, sich eben mit an den Fernseher zu setzen oder aber im gleichen Raum zu sein.

Allein die Vorstellung, dass sich der Konsum übrigens in Grenzen halten würde, wenn Überfluss möglich ist, ist eine utopische Vorstellung. Immer, wenn es zu Übertreibungen und Ausschweifungen kommt (Drogen, Süßigkeiten usw. usf.), war "Gelegenheit" praktisch die Ursache. Zwar mag jeder damit argumentieren, dass das eigene Kind vernünftig genug wäre. Aber wenn das die Formel ist, dann braucht es gar keine Schutzvorkehrungen mehr, weil kaum jemand behauptet, ein "unvernünftiges" Kind zu haben. Der Fernseher im eigenen Zimmer signalisiert eben nur, dass der dann auch uneingeschränkt genutzt werden kann. Und das wird der dann letztlich auch.