Freundin vom Freund eigentlich tabu?

vom 28.06.2012, 09:12 Uhr

Wenn ich etwas von ungeschriebenen Gesetzen und irgendwelchen Ehrenkodizes lese, bin ich meistens schon recht belustigt. Wenn dieser tolle Ehrenkodex dann nur auf die Männerwelt bezogen wird, geht das Ganze in Richtung Geheimbund – wirklich mysteriös. Ich halte nicht viel von solchen ungeschriebenen Gesetzen, weil sie in der Realität einfach nicht immer umsetzbar sind – und wenn doch, dann ist das oft mit einigen Abstrichen verbunden, die einfach nicht sein müssen. Gerade am Beispiel von solchen Beziehungskisten fällt doch auf, dass Kosten und Nutzen eines solchen Ehrenkodexes in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Außerdem halte ich den speziell hier angesprochenen Ehrenkodex für muffiges Macho-Gehabe, was mir sehr unsympathisch ist.

Natürlich bietet es sich nicht an, dem besten Freund die Freundin auszuspannen. Allerdings funktioniert das doch im Grunde genommen gar nicht. Der eine Mann geht ja nicht hin und versucht, die Freundin eines guten Freundes für sich zu gewinnen, ohne dass diese ein Mitspracherecht hat. Man macht es sich verdammt einfach, wenn man nur sagt, dass der eine dem anderen die Freundin ausgespannt hat. Tatsächlich ist es wohl eher so, dass die Freundin dann auch ein gewisses Interesse an dem anderen Mann haben muss, sonst würde sie sich wohl kaum „ausspannen“ lassen. Wenn sie sich dafür entscheidet, den einen Mann zu verlassen und sich auf einen neuen Mann einzulassen, dann wird der neue Partner wohl mehr ihrem Geschmack entsprechen und die Gefühle für ihn werden stärker sein als die für den alten Freund.

Ich glaube nicht, dass man eine Beziehung von außen systematisch zerstören kann. So etwas sagt man, wenn man enttäuscht wurde und nicht anders damit umgehen kann. Eine solide Beziehung sollte eigentlich nicht dadurch zusammenbrechen, dass die Freundin eine andere Person kennenlernt. Da werden ganz andere Defizite bestanden haben. Ist das nicht der Fall, dann ist es wohl einfach so, dass die Freundin deines guten Freundes sich anderweitig verliebt hat. Solche Dinge passieren einfach, dagegen kann und sollte man nichts tun. Hätte sie etwa bei deinem Freund bleiben sollen, obwohl sie an dem anderen Typen ein viel größeres Interesse hat? Das wäre doch auch unsinnig.

Ich musste es auch schon erleben, dass meine Ex-Freundin mich für jemanden verlassen hat, den ich ihr auch noch vorgestellt hatte. Aber solche Dinge passieren einfach und auch wenn es für mich zu dem Zeitpunkt direkt eine Katastrophe war, war das doch eine Situation, die eben vorkommen kann. Liebe kann man nicht steuern und wenn der eine nach einer Weile feststellt, dass er lieber eine andere Person an seiner Seite hätte, dann wäre das eben so.

Würde ich mich in den Partner oder die Partnerin eines guten Freundes verlieben und wäre diese Person ebenfalls in mich verliebt, würde ich doch nicht auf diese Liebe verzichten, auch wenn der Freund dann sauer sein könnte. Es wäre sogar falsch, wenn derjenige, der vielleicht lieber mit mir als mit seinem alten Partner zusammen wäre, dann in seiner Beziehung bleiben würde, obwohl er doch längst an jemand anderem interessiert ist. Man sollte einem solchen Ehrenkodex nicht zu viel Bedeutung beimessen. Das ist ein theoretisches Gebilde, das in der Realität einfach nicht funktioniert.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich gehöre zu der Debatte, die für die These "Freundin des Freundes ist tabu" spricht. Nun, ich denke, dass das Gefühl von einem Freund betrogen zu werden mit der eigenen Partnerin schlimmer ist, wie das Gefühl, wenn der Betrug mit einem Fremden oder unbedeutenden stattfindet. Außerdem, wenn diese "Regelung" nicht gelten würde, würde man seine "Beute" die ganze Zeit von den anderen fern halten müssen, damit sie nicht die Seiten wechselt und auf die Kameraden reinfallen würde.

» Draggy » Beiträge: 105 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Draggy hat geschrieben:Außerdem, wenn diese "Regelung" nicht gelten würde, würde man seine "Beute" die ganze Zeit von den anderen fern halten müssen, damit sie nicht die Seiten wechselt und auf die Kameraden reinfallen würde.


Entschuldige, aber das halte ich für ziemlichen Unsinn. Damit drückst du ja praktisch aus, dass die Freundin sofort mit jemand anderem anbandelt, sobald sie ein paar nette Leute aus deinem Bekanntenkreis kennenlernt. Mich erinnert das an das besitzergreifende Verhalten dieser eifersüchtigen Leute, die nicht wollen, dass der Partner etwas mit anderen Leuten unternimmt, damit er bloß nicht mit jemand anderem durchbrennt. Wenn man seinen Partner regelrecht abschirmen muss, damit er bei einem bleibt, dann hat die Beziehung doch keine echte Basis.

Liebe kann man nicht erzwingen und wenn sich der Partner in jemand anderen verliebt, dann ist das eben so. Dabei spielt es keine Rolle, ob die neue Liebe aus dem Bekanntenkreis des alten Partners oder komplett von außerhalb stammt.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Für mich ist das auch tabu. Das gibt es aber auch bei uns Frauen, und ich finde das ganz richtig. Ich hätte selbst dann kein gutes Gefühl, wenn meine Freundin beispielsweise gerade mit ihrem Freund Schluss gemacht hat, und in dann mit ihm zusammenkommen würde. Da hätte ich ein ganz schlechtes Gewissen, und ich glaube ich würde nicht einmal auf die Idee kommen so etwas zu machen.

Bei Männern sehe ich das auch so. Obwohl ihnen von der Natur eigentlich die Aufgabe zufällt, immer so viele Frauen wie möglich zu haben, damit sie sich fortpflanzen können. Trotzdem sollte man sich schon an gewisse Regeln halten, auch wenn sie nirgendwo geschrieben stehen. Auch dann, wenn es sich hierbei nur um eine Ex eines Freundes handelt.

Ganz schlimm finde ich es, wenn man wirklich systematische eine Beziehung zerstört, und genau weiß, was man damit anrichtet. Ich finde dann hat man sich selbst schon nicht mehr im Griff. Ich wäre sehr sauer, und ganz tief enttäuscht, wenn mir mal eine solche Situation passieren sollte. Wenn das aber ein guter Freund macht, dann würde ich nie mehr mit ihm reden. Denn derjenige war sich ja vorher ganz genau bewusst, was das für Folgen haben wird. Denn Liebe kann man immer zerstören, wenn man sich nur ein wenig Mühe gibt. Das ist ja das Schwierige daran.

Benutzeravatar

» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Um das nochmals kurz näher auszuführen: Man muss eigentlich gar nicht darüber sprechen, sondern das versteht sich von selber. Für mich ist es eigentlich klar, dass man die Finger von den Freunden oder Exfreunden der Freundinnen lässt. Ich muss mit niemandem darüber sprechen oder dieses „Gesetz“ irgendwo lesen. Es ist eher selbstverständlich und da kann man auch von ganz alleine drauf kommen. :)

Außerdem kann man hier auch der Divise "Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu.“ folgen. Ich fände es ja schließlich auch nicht in Ordnung, wenn sich eine Freundin von mir an meinen Freund ranschmeißt oder mit einem meiner Exfreunde zusammen kommt.

Benutzeravatar

» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diesen Kodex gibt es nicht nur unter Männern, sondern auch unter Frauen. Vieler meiner Freundinnen würden niemals etwas mit einem Mann anfangen, mit dem eine Freundin schoneinmal zusammen war. Sie würden es auch nicht gut finden, wenn eine Freundin von ihnen auf einmal mit ihrem Ex zusammen wäre.

Ich sehe das ganze etwas lockerer. Wenn ich mit einem Mann nicht mehr zusammen bin und auch keinerlei Interesse mehr an ihm habe und ihm auch nicht mehr hinterher trauere, habe ich kein Problem damit, wenn eine Freundin Interesse an ihm zeigt, sich mit ihm trifft und am Ende vielleicht sogar mit ihm zusammen kommt. Ich möchte ja, dass meine Freundinnen glücklich sind und wenn mein Exfreund halt der perfekte Mann für eine Freundin ist, freue ich mich für sie und stehe dem Glück nicht im Wege.

Meiner Meinung nach haben solche Beziehungen sogar recht gute Chancen, denn die beiden Parteien haben sich sicherlich schon gut kennengelernt. Meine Freundin wissen von den Macken meines Exfreundes und wissen somit, auf was sie sich einlassen und meine Exfreunde haben meine Freundinnen persönlich und durch meine Erzählungen kennengelernt. So kommt es nicht so leicht zu bösen Überraschungen.

Wenn es jedoch so wäre, dass ich an einem Exfreund noch hänge und der Beziehung hinterher trauere, würde ich es nicht gut finden, wenn eine Freundin etwas mit ihm anfängt, da mir das doch sehr wehtun würde, die beiden zusammen zu sehen. Einzige Ausnahme wäre, wenn es zwischen den beiden die absolut große Liebe wäre. Dem würde ich dann nicht im Wege stehen wollen, würde allerdings soviel Respekt erwarten, dass vor mir weder geknutscht noch Händchen gehalten wird.

Was allerdings unter gar keinen Umständen geht, ist einer Freundin den Freund auszuspannen. Das wäre für mich ein Grund die Freundschaft zu beenden.

Benutzeravatar

» crazygirl1990 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich persönlich sehe es aber auch so, dass die Freundin oder der Freund des Freundes oder der Freundin tabu ist. Das ist so eine Art Ehrenkodex unter Freunden. Genauso wie es den Ehrenkodex zwischen Geschwistern gibt, dass von dem Bruder die Freundin und Ex-Freundin auch tabu ist.

Ich finde es ganz schön schlimm, wenn der eine Freund dem anderen Freund systematisch die Freundin ausspannt, um dann mit ihr zu schlafen und letztendlich mit ihr eine Beziehung zu führen.

Erst einmal ist es so, dass es sich definitiv nicht gehört, ­dem eigenem Freund die Freundin auszuspannen und dann auch noch mit Absicht, weil er sie unbedingt haben möchte. Die Freundschaft ist doch jetzt gänzlich und für immer zerstört. Und dann hat er dem Freund auch noch doppelt das Herz gebrochen. Erst Freundschaft kaputt und dann auch noch die Freundin weg, das heißt Liebeskummer.

Also ich würde so etwas meiner Freundin nie verzeihen können, und wenn ich ihr irgendwann mal verzeihen könnte, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, dann würde das Verhältnis nie wieder so gut werden, wie es einmal war.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Als Gesetz würde ich so etwas nicht beschreiben. Wir leben in einer Gesellschaft, die es moralisch verwerflich findet, Freunden die Partner auszuspannen, das hat nichts mit einem Gesetz zu tun. Trotzdem verstehe ich natürlich wie du das meinst und sehe das ähnlich wie du: man kann es als ungeschriebenes Gesetz bezeichnen, denn für uns steht außer Frage, dass ein hinein drängen in eine Beziehung vor allem im Freundeskreis unmöglich ist.

In deinem Falle ist es auch nicht anders. Vor allem weil deine Freundin systemmatisch vorgegangen ist und das Ziel hatte, die Beziehung zu zerstören. Das hat nichts mit "außversehen" zu tun, gegen Gefühle kann man prinzipiell nichts tun- aber ich finde es nicht okay, wenn man so etwas tut.

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^