Kopfrechnen scheint nicht mehr gefragt zu sein
Mir fällt auch immer wieder auf, dass sehr viele Leute nicht einmal einfachste Rechenaufgaben im Kopf lösen können oder vorschnell den Taschenrechner zücken, weil die Bewältigung der Rechenaufgabe im Kopf zu lange dauern würde. Im Grunde genommen geht es den Grundrechenarten nicht anders als der Rechtschreibung und Grammatik. Das sind auch Dinge, die von vielen Leuten entweder gar nicht mehr gelernt oder konsequent ignoriert werden. Ich finde es auch merkwürdig, dass jemand von zwölf Euro nicht einmal fünf Prozent im Kopf abziehen kann. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand bei einer so einfachen Aufgabe aus Sicherheitsgründen zur Vermeidung von Fehlern den Taschenrechner zückt. Man sieht bei den Zahlen doch, in welcher Größenordnung sich das Ergebnis bewegen dürfte und sollte sich da auch nicht mit dem Komma vertun können.
In Läden fällt es mir auch häufig auf, dass viele Menschen nicht richtig im Kopf rechnen können oder wollen. Allerdings habe ich es auch schon im direkten Umfeld häufiger erlebt, dass Leute selbst für banale Additionsaufgaben, in denen nur ganze Zahlen vorkamen, schon einen Taschenrechner oder die entsprechende Funktion ihres Handys nutzen mussten, weil sie sich sonst verrechnet hätten. Normalerweise wäre ich davon ausgegangen, dass es sich um Leute handelt, die nur eine minimale Schulbildung haben und daher vielleicht einfach nicht viel Erfahrung im Umgang mit der Mathematik haben. Aber oftmals sind es gerade diejenigen, die 13 Jahre lang Mathematikunterricht haben. Denn dort ist es oft einfach nicht mehr notwendig, dass man einfache Rechenschritte im Kopf löst. Man darf den Taschenrechner mit in die Klausur nehmen, weil er für schwierigere Berechnungen einfach irgendwann notwendig ist. Das verführt natürlich dazu, jeden Mist in das Gerät einzutippen, selbst wenn das solche Rechnungen wie drei plus acht sind.
Ich rechne noch oft im Kopf, da ich das in der Schule noch immer brauche. Wir dürfen nur in wenigen Klassenarbeiten den Taschenrechner hinzunehmen und müssen also anders rechnen. Ich gebe jetzt nicht alles in den Taschenrechner ein, da ich manchmal schneller bin, wenn ich im Kopf rechne. Größere Rechnungen rechne ich einfach auf einem Blatt aus, das bekomme ich locker ohne Taschenrechner hin.
Nur manchmal nehme ich ihn, zum Beispiel hatten wir mal Flächen- und Volumenrechnungen und da ging es nur darum, dass wir die Formeln richtig nutzen konnten, und da wir auch mit pi rechnen mussten, konnten wir den Rechner mit in die Arbeit nehmen. Aber sonst nutze ich den Taschenrechner nicht oft, sondern rechne meist im Kopf.
@JotJot, nein, ich arbeite nicht im Verkauf. Ich habe für mich ein Training gefunden, dass ich immer anwende. Wenn ich einkaufen gehe, rechne ich die einzelnen Beträge zusammen, so wie ich die Ware aus dem Regal nehme. Es sind ja nie glatte Beträge, sondern immer mit Cents verknüpft. Das bedeutet nicht nur Kopfrechnen, sondern auch Gedächtnistraining, weil ja zwischendurch auch mal Gespräche mit Kunden oder Verkäufern anfallen. Trotzdem muss ich dann die bis dahin errechnete Endsumme behalten.
Dieses Zusammenrechnen bringt mir außerdem noch den Vorteil, an der Kasse sofort zu wissen, ob die Rechnung der Kassiererin stimmt. Dann muss ich den Kassenzettel nicht mehr überprüfen. Denn die Beträge, die eingetippt werden, stimmen nicht immer.
Aber den Zwischenfall mit der Kassiererin habe ich nicht tragisch genommen. Sie hat dann zum Schluss noch in mein Lachen eingestimmt. Übrigens melde ich mich auch, wenn jemand zu meinen Gunsten rechnet. Das fände ich sonst sehr unfair.
@Cid, was hat denn Deine Antwort mit dem Thema zu tun. Ich rechne Beträge zusammen, meine Kinder tun das einfach um zu üben. Das hat doch aber nichts damit zu tun, dass sich Menschen, die beruflich Geld kassieren noch einmal vergewissern, ob sie wirklich richtig liegen, damit sie nicht ihrerseits Ärger bekommen. Kopfrechnen ist da gut und schön, aber am Ende des Tages oder der Schicht muss die Kasse stimmen. Und wenn man halt den ganzen Tag an der Kasse sitzt, dann sind 50 und 15 schon mal verwechselt. Und wenn man einmal auf dem falschen Dampfer ist, dann kommt man da nicht mehr so schnell runter. Das hat nichts mit Kopfrechnen zu tun.
Ich habe erst vor einigen Jahren meinen Schulabschluss gemacht und müsste eigentlich darum noch relativ fit im Kopfrechnen sein, was leider nicht der Fall ist. Ab der achten Klasse durfte man bei uns immer einen Taschenrechner im Unterricht benutzen. Für die Hausaufgaben kam dieser natürlich schon viel früher zum Einsatz. Jedenfalls verlernt man so sehr schnell das Kopfrechnen.
Ich denke, dass das Kopfrechnen immer weniger gefragt ist, da es eben mittlerweile Taschenrechner gibt, die dies für einen übernehmen. Wenn man irgendwo arbeitet, wo man viel mit Zahlen zu tun hat, wie beispielsweise an einer Kasse, dann muss man heute eigentlich die Beträge nicht mehr mit dem Kopfrechnen. Weshalb sollte es denn dann noch so wichtig sein, dass man es gut kann?
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