Anti-Aggressionstraining an Hauptschulen

Ich studiere Lehramt auf Hauptschule und an dieser Schulart sind Aggressionen und Gewalt leider häufig vertreten. Natürlich ist das nicht an jeder Schule so und man muss auch zwischen Stadt- und Landschulen differenzieren. Die meisten Erfahrungen habe ich aber bisher an Stadtschulen gemacht und dabei war ich auch schon an einer Schule in einem sogenannten Brennpunkt der Stadt eingeteilt. Dort habe ich bereits so einiges erleben müssen und fand es sehr traurig, wie selbstverständlich dort mit Aggressionen auf Streitigkeiten geantwortet wird. Dabei ist es meistens auch irrelevant, wie gut die Lehrer im Pausenhof oder auf dem Schulgelände vertreten sind und sie können ja auch nicht überall gleichzeitig sein.

Dagegen muss natürlich etwas unternommen werden und ich habe bereits von einigen Modellen gehört. Neben einem Schulpsychologen beschäftigen einige Schulen auch Anti-Aggressionstrainer. Hier gibt es die verschiedensten Modelle und wie bereits kurz in einem anderen Beitrag angesprochen, gibt es ein Modell welches ich besonders gut finde. Hier kommt regelmäßig ein Anti-Aggressionstrainer mit seinem Wohnmobil an die Schule und bietet den Kindern seine Dienste an. Es gibt feste Termine an denen er zugegen ist, aber er kommt auch bei höherem Bedarf öfters vorbei. Zu seinen Sprechzeiten bietet er ein offenes Ohr für Schülerinnen und Schüler an und versucht auch deren Probleme zu lösen. Er bietet Hilfestellungen und Tipps zur Wutminderung und Aggressionsbewältigung an, was ich sehr gut finde. Er spricht mit ihnen über ihre Probleme, macht verschiedene Übungen und gibt den Schülern Tipps, wie sie ihre Wut anderweitig einsetzen können.

Aber auch die Schüler nehmen dieses Angebot recht zahlreich und gerne an, was mich im ersten Moment verwundert hat. Aber scheinbar brauchen sie einfach ein offenes Ohr für ihre Probleme und jemanden, der ernsthaft versuchen will ihnen zu helfen. Sie könnten natürlich auch zu einem Schulpsychologen gehen, jedoch ist dort die Hemmschwelle immer etwas höher, weil Psychologen ja immer für etwas unnormales zu ständig sind und die Kinder sich nicht so sehen bzw. sehen wollen. Natürlich spielt auch die Persönlichkeit und das Auftreten des Trainers eine große Rolle, aber auch hier gibt es ja mittlerweile Experten, die auf die Aggressionsbewältigung bei Kindern bzw. Jugendlichen spezialisiert sind.

Mich würde es nun interessieren, wie es an den Hauptschulen bei euch aussieht. Gibt es dort ähnliche Programme oder müssen die Lehrer bzw. die Psychologen alleine mit den Problemen klar kommen?

Es gibt zwei Lehrer an unserer Schule, die teilweise auch an der Hauptschule in unserem Ort unterrichten, weil dort Lehrermangel herrschte. Wie auch immer, auf jeden Fall bekommen wir dann häufiger schon mal etwas über die Hauptschule mit und in der Regel ist das nichts gutes. Letztendlich muss dann hier ja eben noch sagen, dass wir in unserer Stadt keine typischen Schultherapeuten gibt, es gibt eine Therapeutin für die ganze Stadt und die jeweiligen Schüler werden dann von den Lehrern dorthin verwiesen, was demnach also nur in akuten Notfällen geschieht. Mehr Möglichkeiten bietet die Hauptschule bei uns nicht an, aber wozu auch, es gibt genug Wände und kleine Kinder, an denen die Kiddies ihre Aggressionen herauslassen können.

Ich würde ein solches Angebot ehrlich gesagt aber eher in Frage stellen, wenn ich ehrlich bin, denn sobald ich das richtig verstanden habe, so dürfen die Schüler sich hier freiwillig melden und kommen. Das hat in meinen Augen enorme Nachteile, denn die wirklichen Problemschüler, würden ein solches Angebot sicherlich nicht wahrnehmen, sofern keine Aufforderung von Seiten der Lehrer folgt. Deswegen wäre es doch sicherlich effektiver, man würde als erstes die Schüler vorschicken, in denen man eine Gefährdung der anderen Schüler aufgrund ihres Verhaltens sieht, bevor man alle anderen freiwillig gehen lässt.