Wie viele Krankheitstage für den Arbeitgeber zumutbar?
Wenn ich manchmal so höre, was in meinem Bekanntenkreis oder auch in meiner Verwandtschaft manchmal abgeht, dann frage ich mich, wie lange das ein Arbeitgeber noch mit macht. Mein Onkel ist ständig krank. Immer hat er was anderes und immer bringt er den gelben Schein zu seinem Arbeitgeber. Auch der Kumpel von meinem Freund ist ständig krank und ständig bringt er seinem Arbeitgeber den gelben Schein.
Ich kann ja so was nicht verstehen. Haben die Arbeitgeber irgendwelche Auflagen, dass sie die Krankmeldungen dulden müssen bis zu einer gewissen Zumutbarkeit oder liegt das im Ermessen eines Arbeitgebers, ob er irgendwann den Arbeitnehmer kündigt, wenn es unzumutbar wird. Was denkt ihr ist für einen Arbeitgeber noch zumutbar, wenn ständig die Arbeitnehmer krank machen? Sollte man nicht froh sein, wenn man Arbeit hat? Aber sicher ist es auch dumm, wenn jemand wirklich krank ist und dann gekündigt wird. Aber dennoch denke ich, dass es auch für den Arbeitgeber schlecht ist, wenn er ständig Leute bezahlen muss, die nicht anwesend sind. Was denkt ihr darüber?
Natürlich ist es nicht gut, wenn man immerzu krank ist, doch erst einmal kann ein Arbeitgeber daran nichts ändern. Die meisten Arbeitgeber führen eine Statistik und so bekommt der Arbeitnehmer, der am häufigsten krank ist irgendwann eine Antwort da drauf.
Arbeitnehmer die immer krank sind, kosten nur Geld und bringen nichts ein. Das kann einen kleinen Betrieb langfristig in Schwierigkeiten bringen. Der Arbeitgeber kann Kontakt mit der Krankenkasse aufnehmen und offen die Erkrankung des Mitarbeiters anzweifeln. Dann muss die Krankenkasse einen Sachverständigen und neutralen Arzt beauftragen, den Fall zu prüfen. Dies führt dann darauf hinaus, dass der Kranke ein Schreiben von der Krankenkasse bekommt, dass wegen der Zweifel des Arbeitgebers, ein Termin mit einem Sachverständigen vereinbart wurde, wo der Kranke dann hingehen muss.
Der Arbeitgeber bekommt dann eine Information über den Befund und den weiteren Verlauf. Aber selbst, wenn es mal soweit kommt, haben “Krankmacher” andere Tricks um “krank” zu sein. Psychosomatische Symptome lassen sich zum Beispiel nicht so einfach nachweisen.
MissMarple hat geschrieben:Aber dennoch denke ich, dass es auch für den Arbeitgeber schlecht ist, wenn er ständig Leute bezahlen muss, die nicht anwesend sind. Was denkt ihr darüber?
Dir ist schon bewusst, dass sich jeder Arbeitgeber gegen Zahlung einer prozentualen Prämie, die durch Krankheit entstehenden Kosten von der Krankenkasse erstatten lassen kann? Das ganze läuft genauso ab wie bei jeder anderen Versicherung auch, dadurch werden die durch Krankheit entstehenden Kosten drastisch gesenkt. Lediglich für Kleinbetriebe bei denen die Arbeitnehmer selten krank werden, bzw. kostenintensiv ersetzt werden müssten, lohnt sich dieser Schritt nicht.
Ob der Arbeitgeber "dulden" möchte das sein Arbeitnehmer krank ist oder nicht spielt keine Rolle. Wenn der Arbeitnehmer krank ist, dann ist dieser schlicht nicht arbeitsfähig und würde, sofern er sich krank an den Arbeitsplatz schleppt, sich und u.U. seine Kollegen massiv gefährden sowie möglicherweise Kundenaufträge verhauen oder Kunden verschrecken. Daher ist es fast schon Pflicht des Arbeitnehmers im Krankheitsfall zu Hause zu bleiben und sich zu kurieren. Auf der anderen Seite muss auch ein Arbeitgeber einen offensichtlich kranken Mitarbeiter nach Hause schicken, sofern dieser nicht selbst zum Arzt geht.
Wenn hier eine ungewöhnliche Häufung von kurzfristigen und kurzen Erkrankungen zu erkennen ist, dann kann der Arbeitgeber den Arbeitnehmer zu einem Gespräch bitten, und mit diesem darüber reden, wie der Arbeitgeber behilflich sein kann, diese Erkrankungen zu verhindern. Man könnte auch versuchen herauszufinden, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, sich nachhaltig zu kurieren. In aller Regel hilft so ein gemeinsames Gespräch dann auch diejenigen zu entlarven, die objektiv nicht wirklich krank sind.
Ansonsten ist eine Krankheit natürlich kein Grund, jemandem die Kündigung in die Hand zu drücken. Schließlich ist die Einstellung eines solchen Mitarbeiters schon Bestandteil des Risikos, welches der Arbeitgeber eingeht. Und wenn man sich die Wirtschaftsleistung z.B. in der Bundesrepublik anschaut, muss auch gesehen werden, dass solchen Fälle ("schwarze Schafe") eher die absolute Ausnahme sind und bei weitem nicht "normal" sind oder gar die Regel bilden.
Ich denke auch, dass der Arbeitgeber das persönliche Gespräch mit dem Betroffenen suchen sollte, um ein bisschen mehr über die persönlichen Umstände des Mitarbeiters zu erfahren. Oft haben die Mitarbeiter mehr Pflichtgefühl, wenn sie merken, dass der Arbeitgeber sie braucht.
Wenn es Krankheiten sind, die oft, kurzfristig und kurzzeitig auftreten, wie zum Beispiel Migräne oder Rückenbeschwerden, könnten der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber gemeinsam überlegen, ob eine andere Tätigkeit sinnvoll ist, die häufige Fehlzeiten besser verkraften kann. Ich hatte einmal eine Kollegin, die auch dauernd verschiedene Beschwerden hatte. Sie hat dann eine Tätigkeit bekommen, die sie besser auf eine längere Zeit verteilen konnte, ohne dass jemand anderer ihre Arbeit mit erledigen musste. Man will ja als Kollegin auch nicht immer die Arbeit der kranken Mitarbeiter zusätzlich erledigen, man bekommt dann ja auch irgendwann einen Hass auf die Kranken, auch wenn sie gar nichts dafür können.
Es ist von jedem Arbeitgeber selbst abhängig, wie viele Krankheitstage er duldet. Ist jemand dauernd krank und ist praktisch mehr Tage krank als er gesund im Jahr zur Arbeit kommt, kann der Arbeitgeber hier auch eine Personen bedingte Kündigung aussprechen. Der Arbeitnehmer kann zwar nichts dafür, aber was bringt einem ein Arbeitnehmer, der andauernd krank ist und seine Arbeitsleistung nicht erbringen kann? Man muss hier auch ganz klar die Arbeitgeber Seite betrachten, denn der vergibt ja einen Arbeitsplatz, damit auch gearbeitet wird. Wie viele Krankheitstage dann eventuell zu einer Kündigung führen können, ist abhängig vom Betriebsrat, aber fängt mit Sicherheit nicht bei drei oder vier Wochen Krankheit an.
@Jenna87w: Wie kommst du auf die Idee, dass der Arbeitgeber hier freie Hand darüber hat, um zu entscheiden, wann eine Krankheit eine Krankheit ist und wann nicht? Kranke Mitarbeiter dürfen zwar tatsächlich auch gekündigt werden. Und es ist sogar möglich und vorgesehen, dass sie auf Grund der Erkrankung eine fristgemäße Kündigung erhalten. Aber dazu sind ganz bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die auch bei einer objektiven Betrachtung gesehen werden müssen. Im Notfall eben vor einem Arbeitsgericht. Dazu zählt in erster Linie eine negative Gesundheitsprognose. Und die wird wohl bei einer Erkältung nicht vorliegen. Ebenso ist zwingend nachzuweisen, dass die Krankheiten zu einer erheblichen (!) Beeinträchtigung führt, was die wirtschaftlichen Interessen des Arbeitgebers betrifft.
Jenna87w hat geschrieben:ist abhängig vom Betriebsrat,
Auch das ist so nicht richtig. Schon alleine deshalb, weil es einen Betriebsrat ja nicht geben muss. Außerdem steht auch ein Betriebsrat nicht über dem Gesetz und eben dieses regelt solche Fragen, die den individuellen Arbeitsvertrag bzw. ein einzelnes Arbeitsverhältnis betreffen.
Soweit ich weiß, kann man, wenn man für den Staat arbeitete, er gekündigt werden, wenn man mehr als 50 Wochen in zwei Jahren gefehlt hat. Das ist ziemlich viel, schon fast die Hälfte der 2 Jahre. Das wurde mir mal von jemandem erzählt, der Ersatzlehrer in der Grundschule ist, und da gibt es eine Lehrerin, die sehr oft krank ist. Und irgendwie sind wir dann auf das Thema gekommen, und mein Bekannter hat mir dann das mit den 50 Wochen gesagt. Ich weiß nicht ob es stimmt, es kann aber gut sein.
Wenn man jetzt allerdings bei einer privaten Firma arbeitet, hab ich keine Ahnung. Ich würde sagen es gibt eine bestimmte Anzahl an Tagen, an denen man fehlen darf, ehe man gekündigt wird. Ich glaube, dass wenn jemand oft krank ist, und einem der Verdacht kommt, dass die Person überhaupt nicht krank ist, kann der Arbeitgeber bestimmt irgendeinen Grund finden, um einen raus zuschmeißen.
Friedmann hat geschrieben:Die meisten Arbeitgeber führen eine Statistik und so bekommt der Arbeitnehmer, der am häufigsten krank ist irgendwann eine Antwort da drauf.
Ich persönlich kenne niemanden der eine Statistik führt. Meist ist es so, dass man das aus dem Effeff weiß, wer am häufigsten krank. Und dieses Wissen spielt bei künftigen Entwicklungen dann natürlich im Hinterkopf eine Rolle.
Friedmann hat geschrieben:Dann muss die Krankenkasse einen Sachverständigen und neutralen Arzt beauftragen, den Fall zu prüfen. Dies führt dann darauf hinaus, dass der Kranke ein Schreiben von der Krankenkasse bekommt, dass wegen der Zweifel des Arbeitgebers, ein Termin mit einem Sachverständigen vereinbart wurde, wo der Kranke dann hingehen muss.
Na im Endeffekt wird der Medizinische Dienst der Krankenkassen MDK beauftragt ein Gutachten zu erstellen. Der Arbeitnehmer wird dann zu einem Termin eingeladen, aber es wird nicht offen erwähnt, dass der Arbeitgeber Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit hat. Genauso kann es nämlich sein, dass nach einer längeren Erkrankung, die länger als der Durchschnitt andauert ein solches Gutachten angefordert wird.
Ansonsten gibt es verschiedene Möglichkeiten für den Arbeitgeber die entsprechenden Folgen abzumildern. Daher ist es davon abhängig wie der Arbeitgeber sich abgesichert hat, wie schwerwiegend die ständige Erkrankung einzelner Mitarbeiter ist und wie der Arbeitgeber sich abgesichert hat.
Es steht doch erst mal die Frage im Raum, ob die erwähnten Menschen wirklich krank sind oder nur krank feiern. Und wenn sie wirklich krank sind, um was es sich für Krankheiten handelt. Es kann durchaus sein, dass sie sogar einen Schwerbeschädigtenausweis besitzen, was sonst niemand weiß. Da muss der Arbeitgeber immer mit erhöhtem Krankenstand rechnen und diese Leute genießen auch einen besonderen Kündigungsschutz.
Und was heißt hier zumutbar? Mein Freund ist jetzt auch schon fast vier Wochen krank. Auch wenn man ihm jetzt nichts mehr ansieht, aber er hatte einen Bandscheibenvorfall und wollte auch ab dieser Woche wieder arbeiten gehen. Denn gerade jetzt wird in der Landwirtschaft jede Arbeitskraft benötigt. Aber der Arbeitgeber hat deutlich darauf hingewiesen, dass mein Freund sich erst wieder auf den Traktor setzen darf, wenn er wirklich vom Arzt für arbeitsfähig gehalten wird. Selbst wenn es noch ein paar Wochen dauert sollte.
Deswegen sollte man nicht nur sehen, dass der gelbe Schein gebracht wird, sondern auch die Ursachen dabei sehen. Wenn hier von einem Onkel die Rede ist, kann man davon ausgehen, dass dieser auch um einige älter ist. Je nach Job, kann es dann schon vorkommen, dass jemand wirklich viele gesundheitliche Probleme bekommt. Und über die Vorgeschichte wurde ja nichts gesagt.
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