Junge Generation kennt deutsche Wörter nicht mehr

vom 24.06.2012, 20:22 Uhr

Mir fällt immer wieder auf, dass meine Kinder und deren Freunde viele deutsche Wörter nicht mehr kennen. Neulich hatte ich zum Beispiel mit meinen Kinder über einen Nachbarn gesprochen, der sich über jede Kleinigkeit beschwert. Ich sagte, dass er ein unangenehmer Beckmesser sei. Meine Kinder schauten mich nur erstaunt an und konnten mit dem Wort überhaupt nichts anfangen.

Einmal habe ich meine Tochter von der Schule abgeholt und hatte es sehr eilig. Sie stand in einer Gruppe junger Männer zusammen, und ich sagte zu ihr, sie solle nicht mit den Jungen schäkern, sondern sich beeilen. Hinterher fragte sie mich, was schäkern bedeute. So gibt es einige Wörter, die ich normal benutze, mit denen meine Kinder aber nichts mehr anfangen können. Manche von diesen Wörtern könnte ich gar nicht anders ausdrücken. Für schäkern fällt mir kein Wort ein, was genau dasselbe genauso treffend ausdrückt.

Ich ertappe mich dabei, wie ich manchmal absichtlich solche Wörter verwende, um die Kinder zu irritieren. Zuletzt habe ich in einem Überraschungsmoment einmal "Ei der Daus" gesagt. Das hat den Kindern unheimlich gut gefallen, jetzt sagen sie es auch immer statt "Ups", ein Wort, was ich überhaupt nicht leiden kann.

Neulich habe ich zu einem Nachbarkind, was ein anderes Kind ein bisschen verbal geärgert hat, gesagt, dass er ihn nicht hänseln soll. Heutzutage sagt man das viel brutalere Wort "mobben", auch wenn es qualitativ kein Mobben ist. In der Schule ist alles Mobbing. Früher waren es Hänseleien, was natürlich nicht in Ordnung war, aber Mobbing finde ich meistens zu hoch gegriffen.

Benutzt ihr (Älteren) auch noch viele alte Wörter? Kennt ihr alte Wörter, für die es eigentlich kein anderen deutsches Wort gibt, was dasselbe ausdrückt und was trotzdem ausstirbt, vielleicht, weil es ein englisches Synonym dafür gibt? Findet ihr es auch schade, dass so schöne, treffende Wörter wie zum Beispiel "hänseln" nicht mehr benutzt werden?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich frage mich dabei, wie alt deine Kinder denn so ungefähr sind. Ich selber gehöre doch noch eher zur jugendlichen Generation und für mich sind diese Worte, die du in deinem Post aufgeführt hat, noch ganz normal. Gut, eine Redewendung wie "Ei der Daus" ist schon ein wenig altertümlich. Aber ich empfinde sie nicht als ungewöhnlich. So etwas gehört für mich noch ganz normal zur Umgangssprache. Gut, ich spreche generell doch eher ein wenig altmodisch und ich mag ein rechter Anachronismus sein, aber dennoch sehe ich dies nicht als ungewöhnlich an.

Die Sprache der Jugend hat sich eigentlich schon immer von der Sprache der älteren Generation unterschieden. Zumindest ein wenig. Die Grundmerkmale der Sprache und der Sprachstile sind natürlich immer mehr oder weniger gleich, denn keine Generation erfindet das Rad gänzlich neu.

Worte wie "hänseln" empfinde ich persönlich überhaupt nicht als schön. Aber ich kann sie doch immer wieder hören, denn sie werden sehr wohl auch noch von der jungen Generation benutzt. Ich habe dieses Wort erst vor wenigen Tagen aus dem Munde eines sieben Jahre alten Jungens gehört, der davon berichtet hat, dass seine Mitschülerin immer ganz fies von seinem besten Freund gehänselt wird. "Hänseln", das Wort mochte ich nun wirklich noch nie leiden. "Fräulein", das ist ein schönes Wort, welches man aber nicht mehr hört, weil diese Bezeichnung ja mehr oder weniger offiziell abgeschafft worden ist. Und es wird auch nicht immer alles durch ein englisches Wort ersetzt, oft entwirft sich die Jugend auch einfach ganz neue Ausdrücke und Namen. Sprache entwickelt sich eben - es wäre ja auch langweilig, wenn sie das nicht täte! Aber auch mir mag die momentane Entwicklungsrichtung nicht so ganz gut gefallen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


"Beckmesser" habe ich auch noch nie gehört und ich musste jetzt auch erst mal Google bemühen um herauszufinden, dass das kein Dialekt ist, sondern eine Redensart, die auf einer Wagneroper basiert. Man lernt nie aus.

Ich finde es eigentlich weder schade noch schlimm, dass sich die Sprache weiter entwickelt. Die Welt entwickelt sich schließlich auch weiter, also muss sich die Sprache auch weiter entwickeln und heute wird es einfach weniger Leute als in den 1920ern geben, die mit Wagneropern etwas anfangen können. Dein Wortschatz wird sich von dem deiner Großeltern sicher auch unterscheiden.

Was mich aber schon nervt ist dieser Trend alles möglichst in (schlechtem) Englisch auszudrücken. Wenn die Leute die englischen Verben dann wenigsten in der korrekten Form nutzen würden könnte man ja noch irgendwie damit leben, aber "mobben" ist doch überhaupt kein Englisch. Und was ich in meiner Region ein bisschen schade finde ist, dass bei den Deutschen langsam die französischen Begriffe aussterben. Solche Worte wie Trottoir oder Velo hört man nur noch von den älteren Leuten oder eben von den Schweizern und ich finde diese Worte klingen einfach schöner.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Und das ist jetzt wessen Schuld? Wenn die ältere Generation die Wörter nicht mehr verwendet (sei es, weil sie sie selber nicht kennen oder nicht mehr verwenden wollen), dann können die Kinder sie doch nicht kennen. Aber du siehst ja, wie das funktioniert: du verwendest eines der Worte, die Kinder fragen nach, was es bedeutet und in welchem Zusammenhang man es verwenden kann und schon nehmen sie sich des Wortes in der Regel selbst an.

Aber wenn man etwas nicht kennt, dann kann man es einfach nicht verwenden! Ein Beckmesser kenne ich zum Beispiel auch nicht (das kann aber sicherlich auch regional bedingt sein, denn ich bin mir sicher, dass das hier keiner verwendet). Die anderen von dir angebrachten Redewendungen und Worte kenne ich aber, verwende sie aber auch nur zum Teil. Meine Oma kennt noch einige Wörter, die schon älter sind. Sie meinte vor ein paar Jahren mal, dass sie noch ihre Petze holen müssen. Da habe ich auch komisch geguckt. Für mich ist jemand eine Petze, der alle anderen eben immer verpetzt und alles weiter ausplaudert. Sie meinte damit allerdings ihre Tasche. Alles klar, dass muss man eben wissen.

Und hänseln und mobben würde ich nicht unbedingt gleich setzen. Es ist nunmal nicht das selbe. Unter hänseln verstehe ich eher, dass man jemanden ärgert. Mobben ist da schon eine Spur (beziehungsweise mehrere) heftiger.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Mit Beckmesser kann ich auch nichts anfangen und da würde ich eher meinen, dass es nichts mit dem Alter zu tun hat, sondern eben Begriffe sind, welche auch nur regional ihre Anwendung finden. Genauso wie das Ei der Daus weder hier, noch in meiner alten Heimat ein Ausdruck war, welcher benutzt wurde.

Von daher ist das keine Generationsfrage, sondern eher eine regionale Sache. Wobei es sicherlich auch Wörter oder Redewendungen gibt, welche deine Großeltern nutzen, aber du kennst sie nicht unbedingt. Sprache entwickelt sich und verändert sich dadurch auch.

Wenn dem nicht so wäre, würden wir noch immer durch die Lande ziehen, mit Fell behanden sein und uns nur mit Lauten verständigen. Allerdings ist mir auch nicht klar, was dabei nun dein genaues Problem ist. Wenn deine Kinder deine Ausdrucksweise nicht kennen, könnte man ganz andere Rückschlüsse daraus ziehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass ich die von dir beobachtete Entwicklung kein bisschen bedenklich finde, es handelt sich hier wirklich um veraltete Wörter und Begriffe, die einfach durch modernere ersetzt worden sind unserer Sprache in kultureller Sicht kein bisschen schaden! So Wörter wie ''Beckmesser'' habe ich auch gerade erst gegoogelt und ganz ehrlich, was soll schon damit sein? Das sind Begriffe die die Großeltern vielleicht noch verwenden, aber was ist daran falsch heute einfach zu sagen, dass jemand ein pendantischer Kritiker ist, diese Bezeichnung finde ich viel eleganter, zutreffender und schöner als wenn man ''Beckmesser'' sagt. Dann der Begriff ''schäkern'', soweit ich weiß war das Jugendsprache vor rund 20-30 Jahren. So haben wir das zumindest mal im Deutschunterricht gehabt, dieses Wort viel in diese Kategorie und ist daher sicherlich kein großer kultureller Verlust. Wenn meine Kinder in zwanzig Jahren nicht mehr sagen, dass etwas ''endgeil'' ist, dann werde ich das sicherlich auch nicht bedauern.

Auch in dem Begriff ''Ei der Daus'' sehe ich jetzt nichts besonderes, dass drückt für mich nichts besonderes aus und klingt auch nicht groß gebildet oder so, ob jemand jetzt Upps oder ''Ei der Daus'' sagt, ganz ehrlich, ich sehe da keinen Unterschied, beide Ausdrücke sind mehr oder minder sinnlos und Ups eignet sich dann meiner Ansicht nach doch eher, um auszudrücken das man überrascht ist oder sich erschrocken hat, weil es einfach kürzer und griffiger ist. Und anstatt von mobben, kann man auch ärgern oder nerven sagen, hänseln finde ich da irgendwie ein bisschen zu harmlos und fast schon albern, auch dass ist kein Begriff, den ich in der Deutschen Sprache vermissen würde. In gewisser Hinsicht finde ich es daher nicht schlecht, dass solche altertümlichen Begriff irgendwann durch neue ersetzt werden und in diesem Fall sehe ich wirklich keinen großartigen Verlust, man kann sich im deutschen immer noch gewählt in ausdrücken und das allein zählt. Begriffe wie mobben, flirten, cool oder geil werden in zwanzig Jahren sicherlich auch nicht mehr so verbreitet sein, wie das heute der Fall ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich bin 22 Jahre alt und kenne alle diese Wörter und Redensarten, außer "Beckmesser". Ich weiß jetzt nicht genau welche Generation du meinst aber das viele, die auch in meinem Alter sind solche Redensarten nicht mehr kennen ist mir auch schon aufgefallen. Die Bekanntheit dieser Wörter hängt aber bestimmt auch zum größten Teil von der Region und dem Dialekt ab. Auch ein möglicher Grund für das in Vergessenheit geraten bestimmter Wörter, könnte sein, dass heutzutage immer mehr Wert auf "Hochdeutsch" gelegt wird. Ich komme selbst aus einer sehr stark Mundart geprägten Gegend, genauer gesagt der Oberlausitz, und merke wie einzelne Wörter so nach und nach in Vergessenheit geraten. Ich finde es nicht schlimm, dass diese Wörter nicht mehr in Gebrauch sind, aber das man diese kennt, wenn jemand sie anwendet, gehört meiner Meinung nach zum Allgemeinwissen.

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» lakrausi » Beiträge: 77 » Talkpoints: 0,84 »



Ich muss sagen, dass ich auch noch zu der jungen Generation gehöre und das einzige Wort, was du oben in deinem Thread benutzt hast, was mir unbekannt ist, ist das Wort "Beckmesser". Was das heißen soll wusste ich wirklich nicht und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, dass ich das Wort schon mal gehört habe. Ein Nachschauen bei Google ergab aber, dass es dich dabei eine engstirnige Regelgläubigkeit handelt (wieder was dazugelernt.)

Ich finde es aber nicht schlimm, dass viele Jugendliche diese Worte nicht mehr kennen. Es ist ja doch einfach so, dass es ein anderes Zeitalter und eine andere Generation ist und dementsprechend benutzen wir auch einfach andere Worte. Das kommt zum Teil auch daher, dass wir uns nicht nur durch unser Aussehen sondern auch durch unsere Ausdrucksweise, die ja nicht mal unbedingt schlecht sein muss, von den Erwachsenen abgrenzen wollen. Da ist es ganz normal, dass dann irgendwelche Worte wie schäkern durch das Raster fallen.

Das Wort "hänseln" kann man aber durch ein anderes, aktuelleres, Wort ausdrücken. Statt "hänseln" kann man auch ganz einfach "aufziehen" sagen, weil das meiner Meinung nach so ziemlich den gleichen Effekt hat. Das Wort "schäkern" könnte man auch mit den Worten "herumtreiben" oder "albern" ausdrücken.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Dass es zwischen junger und alter Generation Sprachbarrieren und Kommunikationsprobleme gibt - war das nicht schon immer so? Ihr alten Säcke hier, musstet ihr euch den Vorwurf vielleicht nicht von euren Eltern gefallen lassen? Sprache verändert sich und das muss einem natürlich nicht immer gefallen. Dafür hat "die Jugend von heute" dann ihre eigenen Sprachcodes, die ich nicht mehr in jedem Fall verstehe. Sei es drum, so ist es halt, was schert mich das? Jugendliche sind alldawei doof! Und auch das war schon immer so. Für kurze Zeit mussten sie sich auf 160 Zeichen-Nachrichten beschränken und das hinterlässt naturgemäß Spuren in der Sprache. Aber seit wir es mit "Flachraten" zu tun haben, hat sich diese Situation zum Glück etwas entschärft.

Übrigens haben wir hier im Ort ein Kriiewelsch-Mundarttheater allererster Güte und wenn die loslegen, dann helfen mir alle meine rudimentären Afrikaans-, Friesisch- und Niederrheinsprachkenntnisse wenig. Die alten Leute lachen sich kaputt und ich zucke nur allzu oft mit den Schultern.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich verstehe auch nicht alles. Zum Beispiel habe ich den Begriff „Beckmesser“ das erste Mal gelesen. Eine Sprache entwickelt sich immer weiter, auch wenn nicht immer zum Besten. Die Sprache der heutigen Jugend ist sehr geprägt durch das Internet. Viele englische Begriffe werden abgekürzt benutzt. Mir gefällt das nicht. Aber so wird das in jeder Zeit sein. Unsere Eltern haben sicher auch über manche Ausdrücke den Kopf geschüttelt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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