Der Partner und sein Verein - immer da, immer nah

Mein Partner ist genauso wie ich in einer Hilfsorganisation tätig. Er ist dort jedoch der aktivere Part und verbringt einen großen Teil seiner Freizeit dort. Außerdem arbeitet er auch hauptamtlich in der Geschäftsstelle dieser Organisation, sprich der Verein bestimmt sozusagen beständig sein Leben.

Wir sind nun seit 8 Jahren ein Paar und leben seit fast 4 Jahren zusammen. Mittlerweile fällt mir jedoch immer mehr auf, dass er mehr Zeit mit seinem Verein verbringt als mit mir selbst. Wir reden viel und er gelobt immer wieder Besserung, aber es geht mir immer mehr auf den Keks, dass er gerade Samstags, den Tag an dem wir Beide frei haben, von morgens 8 bis abends 21 beim Verein verbringt.

Ich muss ehrlich gestehen, dass es mich schon belastet. Wir reden immer wieder über das Thema, ich habe auch schon mit der Schwiegermutter in Spe darüber geredet, aber es wird und wird nicht besser. Die Beziehung hinschmeißen möchte ich nun nicht, aber ich hocke jeden Samstag traurig in der Bude, weil man mir morgens meine Hoffnung auf eine Unternehmung mal wieder zerschlagen hat. Und immer ohne Partner losziehen möchte ich nun auch nicht immer.

Was kann ich noch tun, ohne die Beziehung zu zerschlagen? Sollte ich ihm vielleicht doch ein Ultimatum stellen, obwohl ich kein Freund von sowas bin? Ein eigenes Auto habe ich nicht, deswegen komme ich hier auch nicht sonderlich gut weg. Ich habe wirklich noch unheimlich starke Gefühle für ihn, aber jedes Wochenende alleine zu verbringen, wurmt mich schon ziemlich. Ganz alleine bin ich an sich nie, ich unternehme viel mit Freunden, aber ein gewisses Gefühl des Alleinseins ist vorhanden.

Was du da schreibst, würde auch mich nicht begeistern. Wenn dein Freund hauptberuflich bei dieser Hilfsorganisation arbeitet, wird er vielleicht nicht umhin können, auch mal einen freien Tag zu opfern. Das fände ich auch nicht weiter schlimm, wenn er es nicht total übertreiben würde. Dass er nun jeden Samstag bei der Hilfsorganisation verbringt, muss bestimmt nicht sein. Was macht er denn eigentlich jeden Samstag dort? Da bestimmt noch mehr Mitarbeiter dort arbeiten, müssten diese mal abwechselnd samstags Dienst machen.

Ich an deiner Stelle würde ihm mal sagen, dass du den Wagen nächsten Samstag selbst brauchst. Suche dir dafür einen plausiblen Grund. Dann fahre ihn zu der Organisation und gehe einfach mal mit rein und sieh dir an, was dort anfällt. Du kannst dich bevor du wieder abfährst voll informieren. Später holst du ihn wieder ab. Vielleicht lässt sich dann in einem Gespräch mit deinem Freund besser klären, wie du auch zu deinem Recht kommst und er nicht mehr jede Woche dich alleine lässt.

Ich möchte nicht mit einem Partner zusammen sein, der fast jedes Wochenende beruflich unterwegs ist. Wenn Gespräche nichts nutzen, würde ich die Zeit wirklich einfordern und auch durchaus ein Ultimatum stellen. Wenn er die Arbeit im Verein vorzieht, heißt das in meinen Augen, dass er die Zeit nicht so gern mit dir verbringt wie mit seinen Kumpels. Ich finde das sehr bedenklich. Dass er angeblich dort gebraucht wird, ist ein Vorwand. Er könnte wahrscheinlich durchaus Aufgaben delegieren.

An deiner Stelle würde ich Rechenschaft verlangen, warum er genau in den Verein muss. Ich halte da schon für dein Recht. Wenn ihr Kinder habt, kann er auch nicht am Wochenende zu seinem Verein. Dann hast nämlich nicht nur du berechtige Ansprüche an ihn, sondern auch die Kinder. Er muss sich überlegen, was ihm wichtig ist. Wenn er sich nicht ganz klar für dich entscheiden, würde ich mir überlegen, ob die Beziehung eine gute Basis hat.

Ich finde es eigentlich sehr schade, wenn jemand sich übermäßig in einem Verein engagiert und dann alles andere um sich herum weitgehend vergisst. Würde es sich dabei um den Job handeln, dann könnte ich es noch verstehen, denn das wäre dann auch eine finanzielle Frage. Aber bei einem Verein hat man ja für sich – außer einem gewissen Sinngefühl – wenig. Sicherlich sollte sich jeder gewisse eigene Hobbys bewahren, aber es darf eben nicht ausarten.

Du hast ihm schon mitgeteilt, dass Dir diese Situation nicht gefällt. Und wenn Du Dich immer beklagst, er aber trotzdem zu dem Verein geht, dann bist Du irgendwie in einer schwächeren Position. Du übst zwar Kritik, aber er lässt Dich dennoch zurück und Du hast das Nachsehen. Wie wäre es denn, wenn Du die Sache einmal umdrehst, wenn Du ihn dazu bringst, Dich zu vermissen, anstatt ihm hinterher zu schmachten?

Tu doch mal eine Weile so, als hättest Du keine Zeit für ihn, indem Du immer etwas alleine unternimmst oder mit Freunden weggehst oder was auch immer, damit er mal sieht, wie es ist, sich in einer Beziehung alleine zu fühlen. Zudem würde er Dich dann – wenn da Gewühle vorhanden sind – auch vermissen und nicht als nur nörgelnde Frau wahrnehmen. Dann kann man nochmal auf einer ganz anderen Basis miteinander reden.

Wenn sich jemand in einem Verein engagiert ist das zunächst einmal ja nichts schlimmer, aber dein Partner übertreibt es scheinbar wirklich mit der Arbeit dort. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich an diesen Samstagen sehr einsam fühlst. Mein Freund ist beruflich viel unterwegs und auch samstags muss er hin und wieder arbeiten gehen. Auch ich muss an viele Samstagen arbeiten und daher sehen wir uns an diesem Tag nur selten und können kaum etwas planen. Das ist natürlich eine etwas andere Situation, da wir es uns nicht wirklich ausgesucht haben.

Jedenfalls waren wir auch mit der Zeit von dieser Situation genervt und haben uns ein gemeinsames Hobby gesucht. Wir haben uns Dauerkarten für unseren Fußballverein gekauft und während der Saison besuchen wir ungefähr jeden zweiten Samstag gemeinsam das Spiel. Das ist sehr schön, da wir beide an den Tagen frei bekommen und so zumindest zwei Samstage im Monat gemeinsam verbringen können. Vielleicht wäre es ja auch eine gute Alternative für euch beide. Es muss ja nicht unbedingt eine Fußballdauerkarte sein, aber vielleicht findest du ja etwas anderes. So hätte dein Partner einen festen anderweitigen Termin und würde den Verein unter Umständen auch mal sausen lassen.

Ein Ultimatum würde ich nicht stellen, da ich es doch ziemlich hart finde. Was willst du denn tun, wenn er sich nicht daran hält? Der Verstoß dagegen muss ja irgendwelche Konsequenzen haben. Aber da du ihn nicht verlassen möchtest, werden diese wohl ausbleiben und ich bin mir fast sicher, dass er das auch weiß. Das direkte Gespräch ist da wirklich das Beste, aber wenn es nicht lange für Besserung sorgt, dann ist das schwierig.

Ich finde es aber gut, dass du auch etwas mit Freunden unternimmst und dich nicht nur hängen lässt. Vielleicht könntest du dir auch ein Hobby suchen, dass nur du verfolgst. Es muss ja nicht am Samstag sein, aber an irgendeinem anderen Tag den er auch Zuhause verbringt. So hältst du ihm quasi einen Spiegel vor und er merkt vielleicht, wie verletzend sein Verhalten für dich ist.

Ich finde es sehr schwierig, Dir in dieser Situation etwas zu raten. Immerhin hast Du ja schon darüber gesprochen, dass Du es nicht gut findest, wenn Dein Partner jeden Samstag sich sehr stark für seinen Verein engagiert und dort den ganzen Tag verbringt. Für mich ist es auch absolut nachvollziehbar, aber ich befürchte, wenn er von sich aus nichts ändert und Du keine Konsequenzen ziehen möchtest, dann muss man eben schauen, ob man sich nicht doch damit auf irgendeine Art und Weise arrangieren kann und die freie Zeit, die man dann selbst hat, anderweitig nutzt.

Inwiefern Du so etwas möchtest, weiß ich nicht, das müsstest Du natürlich für Dich selbst herausfinden und entscheiden. Aber wie sieht es denn mit Kompromissen aus? Wärt Ihr beide bereit, diese zu machen, zum Beispiel, dass man jeden zweiten Samstag und an besonderen Tagen etwas zusammen macht oder käme so etwas für Dich oder auch für Deinen Partner absolut nicht in Frage?